7.5/10

Kritik: The King

MITTELGEWICHT HISTORIENFILM

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Genres: Drama, Historienfilm, Startdatum: 01.11.2019

Interessante Fakten für…

  • Bis auf John Falstaff basieren alle Charaktere auf real existierenden, historischen Persönlichkeiten.
  • Timothée Chalamets lustiges Erlebnis am Set war es, Robert Pattinson in vollem Kostüm vapen zu sehen.

Bei Netflix findet selbst das vom Kino entthronte Historiendrama ein Zuhause. ‘The King’ präsentiert sich als üppiges Mittelalter-Epos, genauso wie das 2018 erschienene Netflix-Original ‘Outlaw King’. Weshalb es ‘The King’ trotz Stärken nicht in die Oberliga seiner Genre-Genossen schafft und gegen welche Probleme er ankämpfen muss, erfährst du in der Kritik.

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#PotterUltra #SchwerMetaller #Storyteller

Darum geht’s

Frühes 15. Jahrhundert in England: König Henry IV. liegt im Sterben und bittet seinen Sohn Henry V., den Thron zu besteigen. Dieser treibt sich jedoch lieber mit Saufkumpels und Prostituierten als mit Adligen herum.

Erst der drohende Krieg mit Frankreich macht aus Henry V. einen echten König, der sich gegen Widersacher innerhalb und außerhalb seiner eigenen Reihen durchsetzen muss. Sein bester Freund Falstaff wird zu seinem engsten Berater. Doch reicht sein Rat, um sich gegen die gerissenen Franzosen durchzusetzen?

Zwischen Shakespeare und Historie

Im Kern basiert The King auf den Theaterstücken Heinrich IV. und Heinrich V. von William Shakespeare, die sich wiederum die englische Historie als Vorlage nehmen. Der Film ist also, mehr oder weniger, eine wahre Geschichte.

Vielleicht nicht ganz so attraktiv, aber Heinrich V. ist ein realer, historischer König des englischen Mittelalters. Bekannt wurde er durch seine Eroberung Frankreichs.

The King Szenenbild 1

Zwischen Shakespeare und Geschichtsbuch bildet sich eine vielversprechende Schnittmenge aus Emotionen und Authentizität, die der Film hätte ausfüllen können. Stattdessen entschied sich Regisseur David Michôd gegen ausschweifenden Pathos – The King ist dramaturgisch dezent und leise, dafür aber auch recht charakterlos.

Zu unauffällig fürs Kino?

The King kommt nicht mit Schaumstoff-Schwertern zur Motto-Party. Die schimmernden Ritterrüstungen des Spätmittelalters und eine obligatorische, epische Endschlacht machen den Film zu einem potenten Historiendrama, das trotz seiner Dialoglastigkeit eine große Leinwand verdient hätte.

Dass Netflix ausgerechnet jene Filme als “Original” adoptiert, die an der Boxoffice zu floppen drohen, ist an dieser Stelle auch kein Geheimnis mehr – dennoch bedeutet das per se nicht Resteverwertung. Der vergleichbare Outlaw King, ebenfalls ein Netflix Original, konnte zum Beispiel einige Sympathisanten gewinnen, die mit The King weitergefüttert werden. Zwar bietet ersterer die epischere Schlacht, doch überzeugt Michôds Film vor allem durch seinen starken Cast.

Pattinson mit französischem Akzent

Timothée Chalamet scheint mit seiner Hauptrolle etwas unterfordert zu sein, was nach seiner vielschichtigen und mutigen Performance aus Call Me By Your Name auch kein Wunder ist. Leider ist sein Charakter sehr passiv und vorhersehbar – wie ein König im Schachspiel. Dennoch blitzt Chalamets Charisma immer wieder kurz hervor, zum Beispiel wenn er vor versammelter Mannschaft eine feurige Schlachtrede hält.

Die Überraschung ist jedoch Robert Pattinson als fies-schleimiger Dauphin, Sohn des französischen König Charles VI. Mit der Schminke im Gesicht und dem bösartigem Humor erinnert Pattinson an eine weitere Joker-Darstellung. Die Schurken-Rolle fällt derart aus seiner Komfortzone, dass er sein negatives Image als Mädchenschwarm für Teen-Romanzen endlich ablegen darf. Für eine Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller reicht es womöglich nicht, doch ist Pattinson mit seinem französischen Akzent der unterhaltsamste Part des Films.

Robert Pattinson als Dauphin zeigt sich so fies wie nie zu vor.

The King Szenenbild 2

Als Sympathieträger sehen wir Joel Edgerton in einer fiktiven Rolle namens John Falstaff, der mit seinen biederen Kommentaren schon beinahe so etwas wie ein Sidekick in einem durch und durch todernsten Setting ist. Doch leider fehlt es auch seiner Figur an Dreidimensionalität. Dafür, dass in The King so viel geredet wird, erfährt man von den Charakteren selbst recht wenig. Lediglich Sean Harris als königlicher Oberrichter bewegt sich in den Grautönen als undurchsichtiger Stratege und Kriegstreiber.

Warten auf die Schlacht

Die Story von The King ist geradlinig und nachvollziehbar. Leider ist sie auch stellenweise vorhersehbar. Die große Enthüllung am Ende entpuppt sich als erfolgloser Überraschungsangriff, den man schon meilenweit hat kommen sehen. Dennoch ist der letzte Twist gut gemeint und immerhin in sich schlüssig.

Ebenso vorhersehbar ist die große Schlacht im letzten Viertel, die weder besonders groß, besonders blutig oder besonders dramatisch ausfällt. Einige der Szenen wirken gar direkt aus der Schlacht der Bastarde entnommen, bloß weniger drastisch. Die Messlatte für filmischen Schlachten ist in den letzten Jahren immens nach oben gestiegen und sauber gedrehte Massenszenen reichen nicht mehr aus, um den Zuschauer zum Staunen zu bringen. Ein durchaus gelungener Tracking-Shot durchs Schlachtgetümmel bildet hier die Ausnahme.

Fazit

7.5/10
Ordentlich
Community-Rating:
Handlung 7.5/10
Spannung 7/10
Schauspiel 8.5/10
Emotionen 6.5/10
Kostüme & Setdesign 8/10
Details:
Regisseur: David Michôd,
FSK: 16 Filmlänge: 140 Min.
Besetzung: Joel Edgerton, Robert Pattinson, Sean Harris, Timothée Chalamet,

‘The King’ ist ein handfester Historienfilm ohne Biss

Geht gut runter, schnell verdaut und noch schneller vergessen: The King hinterlässt trotz opulenter Bilder und starkem Cast keinen bleibenden Eindruck. Der Film ist die Summe bereits erzählter Geschichten, die wir in anderen Historienfilmen in größer und besser gesehen haben. Dennoch braucht sich The King nicht zu schämen. Besonders Robert Pattinson als spleeniger Schurke ist Grund genug, dem Film eine Chance zu geben. Die Reanimation des für tot erklärten Mittelalter-Films ist The King jedoch nicht geworden.

Artikel vom 9. November 2019

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