Die besten Filme der 73. Berlinale
Diese Filme werden dieses Jahr spannend
Diese Filme werden dieses Jahr spannend
Die folgende Liste ist nur eine Auswahl der Filme, die ich sehen konnte. Auf der Berlinale laufen mehr Filme als irgendjemand schauen könnte. Die Liste ist deshalb sehr subjektiv und ganz sicher nicht vollständig! Hier kommen aber die Filme, die mir am besten gefallen haben – und die mit großer Wahrscheinlichkeit im Laufe des Jahres auch in den deutschen Kinos laufen werden. Dabei sagt die Reihenfolge nichts über die Qualität aus, denn viele der Filme sind zu unterschiedlich, um sie zu vergleichen.
Regie: Christian Petzold
Originaltitel: Roter Himmel
Darum geht’s:
Die beiden Freunde Leon (Thomas Schubert) und Felix (Langston Uibel) haben den perfekten Ruheort gefunden: ein Sommerhaus an der Ostsee. Dort will Leon sein Buch fertig schreiben und Felix ein Fotoprojekt zu Ende bringen. Aber zwei Dinge stören die Ruhe – die schöne Nadja (Paula Beer), die ungeplant auch dort übernachtet und die immer näher kommenden Waldbrände. Regisseur Christian Petzold schafft aus diesen Zutaten einen sehr eigenen deutschen Sommerfilm, der tiefgründig und witzig ist, wobei er gleichzeitig sogar die ständige Bedrohung der Klimakrise einbezieht.
Regie: Tina Satter
Originaltitel: Reality
Darum geht’s:
Sydney Sweeney spielt in diesem Thriller eine Amerikanerin, bei der eines Tages das FBI vor der Tür steht. Nach und nach entlocken die Beamten ihr wichtige Informationen. Die Dialoge des intensiven Kammerspiels kommen aus einem echten FBI-Protokoll, jedes Husten aus dem Transkript übernehmen die Schauspieler für den Film. Sweeney und die von Josh Hamilton und Merchánt Davis gespielten FBI-Agenten machen den Film spannend, obwohl er fast nur aus Dialogen besteht. Ein spannendes Experiment, das voll aufgegangen ist!
Regie: Celine Song
Originaltitel: Past Lives
Darum geht’s:
Celine Song zeigt in ihrem Debütfilm ein Liebesdreieck, das sie selbst so erlebt hat. Die Geschichte handelt von der Koreanerin Nora (Greta Lee), die nach Kanada auswandert und dort Arthur (John Magaro) heiratet, aber immer noch eng mit ihrem Kindheits-Schwarm (Yoo Teo) verbunden ist. Die persönliche Note merkt man Past Lives an. Ein erwachsener, witziger, romantischer Film, der insbesondere durch die spannende und internationale Variation der bekannten Geschichte überzeugt. Arthur und “Konkurrent” Hae Sung behandeln sich nämlich mit Respekt, anstatt gegeneinander um das Herz der Frau zu kämpfen. Sie entscheidet selbst. Celine Song zeigt so ein erfrischend modernes Bild von Beziehungen.
Regie: John Trengrove
Originaltitel: Manodrome
Darum geht’s:
Das Gegenteil ist bei Manodrome der Fall. Aus Scorseses Taxi- wird hier ein Uber-Driver, der langsam aber sicher durchdreht. Überraschend intensiv spielt Jesse Eisenberg den komplexen Charakter. Er hat frisch seinen Job verloren und fühlt sich deshalb in seiner Männlichkeit zutiefst verunsichert. Wie soll er nur für die schwangere Freundin (Odessa Young) zu Hause sorgen? Dad Dan (Adrien Brody) hilft ihm in dieser schweren Zeit – indem er ihn in seine Männlichkeits-Sekte aufnimmt. Trotz einiger Schwächen und der unrealistischsten Analsex-Szene aller Zeiten entwickelt Manodrome einen seltsamen und zerstörerischen Sog. Alleine schon für die ungewohnten Bilder von Jesse Eisenberg als Möchtegern-Bodybuilder lohnt sich der Film.
Regie: Emily Atef
Originaltitel: Irgendwann werden wir uns alles erzählen
Darum geht’s:
Der deutsche Film von Emily Atef basiert auf dem gleichnamigen Buch von Daniela Krien und erzählt die Geschichte eines Liebes-Dreiecks in Ostdeutschland nach der Wende. Die Landromantik wird unterbrochen von der brutalen Liebesbeziehung von Henner (Felix Kramer) mit Maria (Marelene Burow), die zwischen Leidenschaft und Missbrauch pendelt. Sie betrügt ihren Freund Johannes (Cedric Eich) mit Henner. Der Film ist zwar ein wenig zu lang und hat zu viel Gelbfilter auf seinen Bildern, damit auch jeder die Nostalgie versteht. Doch im Kern ist die Geschichte gut erzählt und insbesondere die zeitgeschichtlichen Elemente sind interessant, wenn auch nicht immer klischeefrei.
Regie: Daniel Wnendt
Originaltitel: Sonne und Beton
Darum geht’s:
Felix Lobrecht übernimmt bis jetzt viele Rollen. Podcaster, Stand-up-Comedian, Autor. Jetzt kann er sich auch “Drehbuchautor” in den Lebenslauf schreiben, denn sein Roman Sonne und Beton wurde verfilmt. Die Geschichte von vier Schülern, die in Berlin in armen Verhältnissen aufwachsen und immer mehr auf die schiefe Bahn geraten, ist mitreißend und hart erzählt und trägt Wichtigeres zur Debatte um die Silvester-Randale bei als Friedrich Merz. Der Film spielt Anfang der 2000er in einem Gropius-Bau, Gerhard Schröders “Agenda 2010” und Aggro Berlin haben dementsprechend auch ihre Auftritte. Der typisch deutsche harte Realismus lässt wenig Raum für Interpretationen, aber die geradlinige Geschichte, die stilsichere Präsentation und der Name Felix Lobrecht sorgen sicherlich zurecht für einen Erfolg von Sonne und Beton, wenn er am 2. März in die Kinos kommt.
Regie: Rolf de Heer
Originaltitel: The Survival of Kindness
Darum geht’s:
Das letzte Highlight der ersten Berlinale-Hälfte ist der abstrakteste Film dieser Liste. Hauptcharakter BlackWoman (Mwajemi Hussein) wird von Gasmasken tragenden Menschen in der Wüste ausgesetzt. Sie befreit sich aus ihrem Käfig und wandert durch die zerstörte, brutale Welt. Im ganzen Film gibt es vielleicht fünf Dialoge und die finden ohne Untertitel auf erfundenen Sprachen statt. Durch den spannungsgeladenen Soundtrack, die überragende Hussein und die eindringlichen Bilder liefert Rolf de Heer hier einen Film ab, der durch seine Rassismus-, Umwelt- und Covid-Metaphorik zu denken gibt, ohne zu aufdringlich zu sein.
Regie: Makoto Shinkai
Originaltitel: Suzume no Tojimari (すずめの戸締まり)
Darum geht’s:
Der erste Anime im Berlinale-Wettbewerb seit Chihiro’s Reise ins Zauberland (2001) kann nicht ganz in diese Fußstapfen treten. Aber der neueste Film von Your Name-Macher Makoto Shinkai zeichnet liebenswürdige Charaktere mit einer starken Mädchenfigur im Zentrum, deren Abenteuer viel Spaß macht. Die Geschichte behandelt das kollektive Fukushima-Trauma Japans gewohnt kreativ; laufende Stühle und gigantischen “Würmern”, die Erdbeben auslösen, sobald sie auf die Erde krachen, besiedeln Shinkais Welt. Eine Empfehlung, nicht nur für Anime-Fans.
Regie: Lila Avilés
Originaltitel: Tótem
Darum geht’s:
Der mexikanische Film erzählt die Geschichte der letzten Geburtstagsparty eines schwer kranken Vaters aus der Perspektive seiner jungen Tochter. Regisseurin Lila Avilés folgt den Vorbereitungen dieses letzten Fests und fängt dabei den chaotischen Alltag einer Familie ein, die dem sicheren Unglück in der Zukunft trotzt. Nie klischeehaft, immer nah und ehrlich, hat Avilés hier wohl den menschlichsten Film der Berlinale gemacht, bei dem kein Auge trocken bleibt. Ein tieftrauriger und wunderschöner Film.
Regie: Dustin Guy Defa
Originaltitel: The Adults
Darum geht’s:
Diese Liste endet mit einem unscheinbaren Film. Eric (Michael Cera) kommt nach drei Jahren nach Hause zu seinen beiden Schwestern (Hannah Gross und Sophia Lillis) und schafft es nicht mehr, zu gehen. Zu viel Familientrauma ist noch unaufgearbeitet. Außerdem ist da dieses Pokermatch, das er unbedingt gewinnen muss. The Adults ist ein sehr unaufgeregter und herzlicher Film mit drei großartigen Hauptdarsteller, der die Themen rund um Familie und Depression mit sanftem Humor behandelt.
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Topliste vom 1. März 2023
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