6.4/10

Kritik: Squid Game – Staffel 2

DAS REMATCH!

Genres: Drama, Horror, Thriller, Startdatum: 26.12.2024

Interessante Fakten für…

  • Das Spiel wird von drei Arten von Wächtern geleitet: Manager mit Quadraten auf ihren Helmen, Soldaten mit Dreiecken und Arbeiter mit Kreisen. Die Manager sind mit Revolvern bewaffnet, die Soldaten haben Maschinengewehre und Revolver und die unbewaffneten Arbeiter verrichten niedere Arbeiten.
  • Zwei immer wiederkehrende Farben bei den Kostümen und den Kulissen sind Rosarot und Mintgrün. Dies sind Farben, die oft für koreanische Schulsachen verwendet werden. Dies soll die kindliche Atmosphäre der Spiele verstärken.

Nach dem koreanischen Serien-Hit “Squid Game” hat Netflix den Regisseur Hwang Dong-hyuk für eine Staffel 2 angeheuert. Lohnt sich ein weiteres Rematch dieser tödlichen Spiele oder setzt man diese Runde lieber aus?

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#FantasyFanatic #Comicserien #AfterCredit

Darum geht’s

Die Squid Games sind vorbei – zumindest für Seong Gi-hun (Lee Jung-jae). Dieser hat als einziger vor drei Jahren die tödlichen Spiele überlebt und konnte ein Vermögen gewinnen. Doch sich komplett von den Spielen losreißen kann er nicht. Als er sah, dass wieder verzweifelte und hochverschuldete Menschen für diese sadistischen Spiele rekrutiert werden, entschließt sich Gi-Hun, die Spiele ein für alle mal zu beenden.

Mit dem gewonnenen Geld hat er sich ein Versteck mit einem riesigen Waffenarsenal zugelegt und bezahlt dieselben Kredithaie, die ihn früher bedroht haben, damit sie dieselbe Kontaktperson finden, durch die Gi-Hun zu den Spielen gelangt ist. Und tatsächlich: Nach zahllosen Versuchen finden sie den Mann im Anzug und mit demselben trügerischen Lächeln am Bahnhof, wie er ein weiteres Opfer rekrutiert.

Gi-Hun muss jetzt schnell handeln, denn er weiß: Das ist wahrscheinlich seine letzte Chance, denn Standort der Spiele herauszufinden…

Bereit für Runde 2?

Spiele, die nicht nur die Langeweile killen – da freuen sich die Zuschauer. Erst vor einem Jahrzehnt hat Hunger Games mit seinen toten Jugendlichen ordentlich zugeschlagen. Daher ist es auch keine Wunder, dass Hwang Dong-hyuk aus Südkorea 2021 mit Squid Game einen großen Hit auf Netflix landen konnte. Die Tatsache, dass diese Todesspiele zum einen Kinderspielen nachempfunden und zum anderen von hoffnungslos verschuldeten Teilnehmern freiwillig gespielt wurden, fügte der Serie sowohl einen ästhetischen als auch ein gesellschaftskritisches Element zu.

Aufgrund des massiven Erfolges wollte man selbstverständlich eine zweite Staffel darauf packen. Und dafür hat man die optimale Ausgangssituation: Seong Gi-hun (Lee Jung-jae), Hauptcharakter und einziger Gewinner der letzten Squid Games hat sich von einer leichtsinnigen Frohnatur, zu einem verbitterten Veteranen entwickelt, der sein gewonnenes Vermögen dafür einsetzt, um diese Spiele endgültig zu beenden.

Doch wie stellt er das an?

Jagd auf den Tintenfisch

Die Existenz der Spiele wurde offenbart, die Katze ist aus dem Sack! Jetzt gilt es, dem Spuk von außerhalb ein Ende zu setzen. Die Annahme war daher, dass sich das Genre von einem Mystery- & Horror-Thriller zu einem klassischen Thriller mit Spionage und Heist-Elementen entwickelt. Und tatsächlich deuteten die ersten zwei Episoden darauf hin: Gi-Hun organisiert seine ehemaligen Kredithaie, um den Kontaktmann ausfindig zu machen und daraufhin eine kleine Privatarmee auf die Insel loszuschicken. Hinzu kommt noch die Kontaktaufnahme mit dem Polizisten Hwang Jun-ho (Wi Ha-joon), dessen Suche nach seinem Bruder in der letzten Staffel wenig Eindruck hinterlassen hat. Und mit dem ehemaligen Bandenmitglied Choi Woo-seok (Jun Suk-ho) hat man auch einen Comic Relief mit dabei. Schon hat man ein fertiges Team für die ganze Staffel! Richtig?

Falsch!

Spult man etwas vor, ist die Ausgangssituation wieder dieselbe wie in der letzten Staffel: Gi-Hun ist wieder bei den Spielen und muss von Innen heraus die Mitspieler retten und gleichzeitig überleben. Der Rest der Heldentruppe gerät hingegen in den Hintergrund und wird erst langsam wieder aktiv. Dabei haben wir schon gesehen, was passiert, wenn man zusätzlich Nebenhandlungen zu den Spielen einbaut. Nun wird dieser schwache Fokus noch zusätzlich verstärkt.

Pro Gamer Gi-Hun

Seien wir ehrlich: Eine Wiederholung der ersten Spiele wäre absolut daneben. Und tatsächlich haben die Showrunner das berücksichtigt. Mit Gi-Hun, der sich früh als Spiel-Veteran offenbart und gleichzeitig andere Spieler anführt (oder es zumindest versucht). Gleichzeitig hat man sich für diese Runde eine neue perfide Mechanik ausgedacht: Nach jeder Runde können die Spieler über einen frühzeitiges Abbruch entscheiden und dabei das gewonnene Geld behalten. Die Gesellschaftskritik ist klar: Die Spieler sollen der Gier und Spielsucht verfallen und sich gegenseitig zerfleischen. Gi-Hun kämpft hier nicht nur um die Leben der Spieler, sondern auch um ihre Seelen.

Wir spielen: Guess Who?

Doch um es überzeugend rüberzubringen braucht es gelungene Charaktere als Spieler. Doch diese können denen aus der letzten Staffel nicht das Wasser reichen. Das größte Problem ist hierbei, dass so gut wie alle wichtigen Charaktere einen Bezug zu Gi-Hun hatten, was sie einprägsam machte. Hier hat man das mit Jung-bae (Lee Seo-hwan) gemacht, einem alten Freund von Gi-Hun, der nun auch bei den Spielen teilnehmen muss und der aus dem verbitterten Gi-Hun auch ein paar alte Verhaltensweisen herauskitzeln kann. Doch die anderen Charaktere wirken lose dahingewürfelt, ohne besonders einprägsam zu sein. Und es sind so viele: Wir haben einen Crypo-Betrüger, ein alter Herr mit lächerlich hohen Schulden, eine Transfrau (Park Sung-hoon) mit Militärerfahrung, ein Mann (Yang Dong-geun) und seine Mutter (Kang Ae-shim), eine verrückte Spirituelle, einen Kriegsveteran, einen drogensüchtigen Rapper, der sich allen Ernstes Thanos nennt, den Freund des drogensüchtigen Rappers und noch weitere. Und während ein paar von Ihnen eine nette Figur machen (allen voran das Mütterchen, das den Vietnam-Krieg noch frisch in Erinnerung hat), hat man Probleme, sich an den Rest zu erinnern.

Hab ich auch erwähnt, dass es nun auch Konflikte zwischen den Soldaten gibt? Die kommen auch noch zu dem Cast-Wirrwarr hinzu.

Netflix Games

Spätestens in Episode 7, wenn man sich fragt, wie man die ganzen losen Handlungsstränge zusammenfügen möchte, merkt man, dass Netflix hier am Spiel war: Man hat einfach die Staffel in zwei Teile geteilt. Und das merkt man, denn die zweite Stafel fühlt sich unvollständig an. Zwar kommt es zu ein paar unerwarteten Wendungen, doch ansonsten gibt es wenig Entwicklung, nicht allzu viele Höhepunkte und die Staffel wird durch ein paar abrupt eingeführte Actionszenen abgeschlossen. Am Schluss denkt man sich: “Moment, die beenden es hier?”

Doch selbst, wenn man die fragwürdigen Entscheidungen von Netflix außer Acht lässt, so fragt man sich dennoch, in welche Richtung sich die Fortsetzung zu Squid Game entwickeln soll. Die erste Staffel hatte einen klaren und festen Fokus, während Nebenhandlungen, wie die des Polizisten, ablenkend wirkten. Doch nun will man mehrere Handlungen gleichzeitig balancieren, die innerhalb und außerhalb der Spiele stattfinden. Hinzu kommen noch die neuen zahlreichen Spieler und man fragt sich, ob da noch Platz für die emotionalen Momente der ersten Staffel da sind.

Zwar hofft man das beste von der dritten Staffel, beziehungsweise der zweiten Hälfe der zweiten Staffel, doch an die Magie der ersten Staffel wird sie wohl kaum rankommen.

Fazit

6.4/10
Ganz Okay
Community-Rating:
Handlung 5.5/10
Spannung 7/10
Schauspieler 6.5/10
Tiefgang 7/10
Visuelle Umsetzung 6/10
Details:

Die zweite Staffel von Squid Game ist nur die Hälfte einer Staffel und das merkt man. Es passiert nicht allzu viel und auch potenzielle neue Genreelemente werden schnell durch altbekannte Abläufe ersetzt. Diese werden zwar mit neuen Szenarien, interessanten Konflikten und einem erstaunlich robusten Hauptcharakter ergänzt, doch der Überschuss an Nebencharakteren und der Mangel an benötigten emotionalen Momenten trübt den Eindruck. Stattdessen wirken einige Elemente wie ein billiger Abklatsch der ersten Staffel.

Natürlich kann man sich denken, dass Netflix das Beste für den Schluss aufhebt und uns einen “tentakulären” Abschluss serviert.

Doch bis dahin bleibt der Tintenfisch halb leer.

Artikel vom 8. Januar 2025

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