Kritik: Ghostbusters: Frozen Empire
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Aufruhr auf der Feuerwache: der spiritistische Müllschlucker ist überfüllt von den seit den 1980ern gefangenen und eingesperrten Geisterwesen. Die Ghostbuster Gary (Paul Rudd) und Callie (Carrie Coon) müssen außerdem ihre Familie zusammenhalten. Vor allem die intelligente Phoebe (Mckenna Grace) kann es kaum erwarten, den Dienst anzutreten, wird jedoch unterschätzt und ausgebremst. Ein im Laden von Ray (Dan Aykroyd) abgegebenes mysteriöses Artefakt ruft bald auch die alten Geisterjäger wieder auf den Plan. In der Messingkugel ist einer Legende nach der jahrtausendealte Dämon Garraka eingesperrt und trachtet danach, alle gefangenen Geister zu befreien. Gemeinsam mit Para-Wissenschaftlern und modernstem Equipment begeben sich die Ghostbusters auf die Mission, Garraka zu stoppen. Und auch der unscheinbare Nadeem (Kumail Nanjiani) wird in das Chaos hineingezogen.
Weniges fühlt sich so schön an, wie die ersten Minuten eines Kinofilms. Das Popcorn wartet, der Werbeblock ist überstanden und spätestens, wenn die Logos der Studios auf der Leinwand flimmern, stellt sich ein wohliges, pawlowsches Gefühl ein. Ein Film, der mit dem Columbia-Vorspann beginnt muss doch einfach gut werden! Ghostbusters: Frozen Empire zieht zu Beginn die richtigen Karten aus dem Deck. Der Film geizt nicht mit Glückshormonen, lässt direkt zur Eröffnung das Logo mit dem süßen Geist ins Bild fliegen und gibt uns das, was die Filme so stark machte: New York, mythische Geisterwesen und actionreiche Hetzjagden.
Die ersten Minuten machen bewusst, warum Filme wie Ghostbusters fehlen. Es gibt eine schmerzende Leerstelle in der Erwachsenenunterhaltung. Filme, die nicht kindisch sind, aber liebevoll un-ernst. Die fantastische Momente im Alltag zulassen, ohne eine Fantasy-Saga stricken zu wollen. Das Marvel-Universum betrat einst diese Leerstelle, blähte sich auf, sackte ein und muss nun die eigene Bedeutung neu überdenken. Doch die Geisterjäger wirken auch im bereits fünften Teil noch unverbraucht, wenn sie ihrem Kern treu bleiben. Ghostbusters ist das filmische Äquivalent einer Geisterbahnfahrt auf dem Rummel. Albern, na klar, viel „Buh!“ und kindische Schocks. Aber man ertappt sich doch beim Gedanken: hui, ein bisschen gruselig ist’s schon. Und Spaß macht’s auch!
Der Schauer rührt, auch in diesem Film, aus dem Wechselspiel von süßen Gespenstern und finsteren Unterwelts-Wesen. Die Geschichte um ein uraltes Artefakt mit dämonenbeschwörender Inschrift ist kein neues, aber doch ein solides Grundgerüst. Doch das überaus chaotische Skript macht es wirklich schwer, dem aufziehenden Weltuntergang zu folgen. Zunächst sind da die Geisterjäger an sich. Wer den Vorgänger Ghostbusters: Legacy nicht gesehen hat, fragt sich: Was sind das für Leute? Sind es die Erben der Ghostbusters oder fanatische Fans mit billigem Equipment? Wie sind sie im berühmten Feuerwehrhaus gelandet? Die Produzenten überschätzen den Erfolg des Vorgängers und halten es nicht für notwendig, den Status Quo irgendwie zu erklären.
Auch das Filmgeschehen an sich ist chaotisch. Eine dämonische Macht will alle Geister der Erde auf die Menschheit loslassen. Nein halt, sie sollen doch nur ins Jenseits entlassen werden? Aber erst will der Oberdämon alle Menschen durch Angst töten – oder doch nur vereisen? Story gibt es mehr als genug. Und wenn im Geisterbusiness die Pause-Taste gedrückt wird, geht das Drama im „Real Life“ weiter. Zwischen den unzähligen Figuren werden Geschlechterrollen ausgelotet und Familienkonstellationen diskutiert, es geht um das Altern, melancholische Gespenster und die Liebe sowieso. Den Gesetzmäßigkeiten aktueller Remakes folgend gibt es neue Helden, alte Helten und Auftritte von anderen Figuren des Franchises, die man anscheinend kennen sollte. Es sind zu viele. Im letzten Stand Off stehen dem Dämonen Garakka dann elf Leute gegenüber. Wer soll da Fixpunkt sein? Die Hälfte der Figuren kann getrost aussortiert werden. Besonders leid tut einem Carrie Coon, man fragt sich, ob ihre Rollenbeschreibung etwas anderes als „Mutter“ beinhaltete.
Ab der Hälfte des Films entwickelt sich eine gefährliche Durststrecke, in der viel erzählt, aber wenig erlebt wird. Der Geist Melody, der eine enge Beziehung zur Teenagerin Phoebe entwickelt, ist ein Storytelling-Vehikel. Der Handlungsstrang frisst viel Zeit, gibt aber wenig Energie zurück. Phoebes Bruder Trevor ergeht es noch schlechter: Nichts, was er tut, trägt zur Geschichte bei. Nach solchen Momenten muss sich der Film umso stärker in die Riemen legen, um sein ursprüngliches Versprechen zu lösen: Grusel. Wenn er denn zum Zuge kommt, ist der Gruselfaktor des Films hoch. Die Geister und Monster sind mal süß, mal furchterregend, aber immer liebevoll gestaltet.
Der Marshmallow-Mann bekommt natürlich einen Auftritt, auch Slimer lässt sich kurz blicken. Doch auch bösartigere Kreaturen sind in New York unterwegs, der Hauptantagonist Garraka ist als uralte Angst-Kreatur gut gesetzt. Ghostbusters waren immer seltsame Filme, die es eigentlich nicht geben sollte. Stories, die Albernes und Gruseliges verbinden. Eine kindliche Prämisse, Männer die in Overalls Geister wegstaubsaugen. Doch die Umsetzung ist stets ernsthaft schaurig, manch kindlicher Albtraum wird sich aus dem zu frühen Filmgenuss der Geisterjäger gespeist haben. In fortgeschrittenen Alter muss die Reihe jetzt aufpassen, sich nicht von ihren ektoplasmatischen Stärken zu entfernen.
Der neueste Einsatz der Ghostbusters ist ein durch und durch typisches Sequel. Dazu gehört die Ehrung der Legacy, doch auch Dinge wie eine obligatorische, aber unnötige Post-Credit-Szene. Der Film ist zu lang, nicht gut gestrafft und ermüdet mit vielen Backstory-Momenten, welche das Franchise geradezu erzwingen wollen. Die Macher:innen haben ein erfolgreiches Reboot aufgegleist, müssen sich jetzt jedoch überlegen, wohin die Reise gehen soll, wenn sie nicht im Jenseits landen wollen.
Artikel vom 28. März 2024
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