7.2/10

Kritik: Furiosa: A Mad Max Saga

HASS VS. HOFFNUNG

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Genres: Action, Startdatum: 23.05.2024

Interessante Fakten für…

  • Schnell hingeklatschtes Sequel? Weit gefehlt: die Geschichte um Furiosa war bereits vor Drehbeginn des Vorgängers Fury Road geschrieben und geplant. Um das Universum konsequent zu erzählen hatte George Miller die Backstory seiner Heldin bereits im Gepäck, als er Fury Road filmte.
  • Zwar spielt sie die Hauptrolle, doch Anya Taylor-Joy ist für die erste Stunde des Films nicht zu sehen.

George Miller perfektioniert im neusten Teil von “Mad Max” seine Version eines Comic-Films – und fällt trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, hinter dem Vorgänger zurück.

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#Kinogänger #Klassiker #Trashfan

Darum geht’s

Die Zukunft ist heiß, sandig und tödlich. Auf dem Kontinent, der einst als Australien bekannt war, ziehen die Überlebenden als bewaffnete Gangs umher, verschanzen sich in Festungen oder verhungern in der Wüste. In einer versteckten Oase wohnen wenige Glückliche in Frieden. Doch als zwei Biker zufällig auf die Kommune stoßen, entführen sie die kleine Furiosa. Als Geisel der Gang von Dementus (Chris Hemsworth) wird sie schließlich in einem Deal an den Diktator Immortan Joe (Lachy Hulme) verhökert. In Gefangenschaft wächst Furiosa zur Erwachsenen heran (Anya Taylor-Joy) und wartet auf den Tag der Rache.

Vroom Vroom

Eigentlich müssten sie Fußmatten vor dem Kinosaal auslegen. Nach dem Abspann von Furiosa: A Mad Max Saga will man sich kräftig die Stiefel abtreten und erstmal ein großes Glas Wasser trinken. Im Wasteland der Zukunft ist es nach wie vor staubtrocken und gefährlich. Es dauert nicht allzu lange bis die trügerische Idylle gebrochen wird. Die kleine Furiosa, Bewohnerin einer Öko-technologischen Utopie, wird von Bikern entführt und lebt fortan als Gefangene im Gefolge von Warlord Dementus. Erst als Furiosas Heimat am Horizont verschwindet, beginnt der Film wirklich. Mad Max lässt sich nicht erzählen, ohne das Dröhnen von Motorrädern, dem Knacken von Knochen und dem Knirschen von Sand zwischen den Zähnen. Trotz aller trashigen Comichaftigkeit war in der Reihe doch immer eine Melancholie spürbar, die in vergleichbaren Sci-Fi-Streifen zu kurz kam. Die “Bösen” sind natürlich auf der Suche nach Macht und Einfluss, doch vor allem würden sie alles geben für Wasser, einen Apfel oder eine Dusche.

Mit Fortschreiten der Reihe weitete sich der Blick der Linse. Die Held:innen in Fury Road und Furiosa sind keine Lonesome Heroes sondern lassen uns hinter die Kulissen blicken und die postapokalyptische Gesellschaft entdecken. Besonders der futuristische Dreieckshandel aus Nahrung-Kugeln-Benzin, welche eine zentrale Rolle in Furiosa spielt, eröffnet ganz neue Erzählmöglichkeiten. Die Gegenspieler Dementus und Immortan Joe kämpfen mit ihrer jeweiligen Staatsphilosophie um die Kontrolle der Routen.

Postkutschenraub in futuristisch

Cruisen, Handelswegen entdecken, Trucks überfallen, mit dem Gewinn Benzin und Munition kaufen und das ganze wieder von vorn. So schockierend und unzivilisiert sie erscheinen, die Gräueltaten von Dementus und seinen Rocker sind eigentlich eine logische Konsequenz der Zivilisationsgeschichte. Egal ob Wegelagerer, Piraten oder Western-Banditen, die motorisierte Gang unterscheidet sich kaum von den bekannten Bösewichten der Filmgeschichte. Die Actionsequenzen sind spektakulär umgesetzt und angenehm klar inszeniert, doch eigentlich nur Postkutschen-Überfälle auf dem heutigen Stand des Kinos. Die Gang steht im Zeichen des Kapitals: Es geht um die Anhäufung von Gütern, um sie dann einzutauschen, um noch mehr Kapital anzuhäufen – “we are in the land of opportunity!” verspricht Dementus zuversichtlich. Zu dieser drögen Eindimensionalität der Bande trägt auch der Anführer selbst bei. Chris Hemsworth gibt sich alle Mühe, er mimt den schrulligen Bösewicht, der von naiver Unschuld zu abartigem Sadismus schwingt, er wechselt seine Outfits und spult die Nummer aller Joker-Fans ab. Doch nachhaltig überzeugen kann er nicht.

Immortan Joe ist der interessantere Gegenspieler. Er und seine Warboys haben das, was Dementus fehlt und das Narrativ wirklich vorantreibt. Immortan Joe hat die Zitadelle und mit ihr greifbare Macht im Wasteland. Er hat einen Harem und einen konkreten Plan– die Wiederbevölkerung durch ein von ihm geschaffenes Menschengeschlecht. Und er hat, im Gegensatz zu Dementus, eine nachhaltige Legitimation. Seine Gefolgschaft geht für ihn in den Tod, seine Herrschaft ist unbestritten, sein Wort gilt. Nicht durch Gewalt, sondern durch Ideologie. Auch wenn sie trügerisch ist und nur für die Auserwählten in der Zitadelle gilt – Immortan Joe verspricht Hoffnung, Dementus verspricht Hass.

Provokanter Look

Durch dieses Gewusel kämpft, rennt und düst Furiosa, die ihrem Vorgänger Max in nichts nachsteht. Wortkarg bewegt sie sich durch einen Film in dem Motoren mehr sprechen als Menschen. Visuell bleibt der Film der Reihe treu und bespielt die bekannte Palette. Das Farbdesign kann provozieren und tatsächlich wirkt der durchgehende starke Kontrast zwischen Rostbraun und Himmelblau auf Dauer eher ermüdend als aufregend. Auch der bekannte kreative Umgang mit Frame Rates braucht etwas Eingewöhnung, fühlt sich dann aber dennoch bis zuletzt nicht natürlich an. Unfreiwillig komisch huschen Figuren im Zeitraffer um die Ecke, zusammen mit der extrem offensichtlichen CGI stört der Look den Genuss häufig. Man fühlt sich nicht wie im Kino, sondern wie daheim vor der Konsole beim Schauen einer Cutscene.

Während die selbst gesetzten Maßstäbe der Reihe in Sachen Action spielend eingehalten werden, bleibt der Look in anderen Momenten etwas irritierend. George Miller setzt seine Vision eines filmischen Comics so konsequent um wie in keinem Film zuvor. Ob das Genuss oder Ablenkung ist, bleibt jedem:jeder selbst überlassen.

Fazit

7.2/10
Ordentlich
Community-Rating:
Action 8.5/10
Atmosphäre 7.5/10
Spezialeffekte 7/10
Handlung 6/10
Spannung 7/10
Details:
Regisseur: George Miller,
FSK: 16 Filmlänge: 148 Min.
Besetzung: Anya Taylor-Joy, Chris Hemsworth, Lachy Hulme, Tom Burke,

Wie in einem Videospiel werden die endlosen Meilen des Wastelands weiter erkundet und bekannte Schauplätze besucht, bekannte Figuren weitererzählt. Leider erinnert auch das Bild häufig eher einer Computersimulation, man ist gespannt, wie gut der Film altern wird. Furiosa ist weit entfernt von der öden Prequel-Massenware anderer Reihen. Von der scheinbar albernen Benzin-Junkie-Optik sollte man sich nicht täuschen lassen, Mad Max bleibt intelligente Sci-Fi. Doch Furiosa fühlt sich dann doch eher nach Worldbuilding und Übergang an.

Artikel vom 10. Juni 2024

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