Kritik: Renfield
MEIN CHEF, DER VAMPIR
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Seit Jahrzehnten steht Robert Montague Renfield (Nicholas Hoult) unter der Fuchtel seines narzisstischen Herrn Graf Dracula (Nicolas Cage). Seine Aufgaben sind alles andere als dankbar und umfassen unter anderem das Besorgen von frischen Leichen, möglichst Cheerleader oder Nonnen.
Als er auf die mutige Polizistin Rebecca (Awkwafina) trifft, fängt Renfield an, seine Beziehung zu Dracula zu hinterfragen. Doch so leicht lässt sich der Vampir nicht abschütteln…
Er ist der wohl bekannteste Vampir der Welt: Graf Dracula. Einige Male wurde die Geschichte des populären Blutsaugers bereits verfilmt. Nun bringt Regisseur Chris McKay den sagenumwobenen Vampir zurück auf die Leinwand. Im Mittelpunkt steht diesmal jedoch nicht der Blutsauger selbst, sondern sein treuer Diener Renfield.
Um potenzielle Opfer für seinen Meister zu finden, besucht Renfield seit neuestem eine Selbsthilfegruppe. Sein Ziel: die Menschen zu töten, die den Besuchern der Gruppe etwas Böses getan haben. Denn diese Leute hätten den Tod verdient, so Renfields Gedanke.
Mit der Selbsthilfegruppe wird die Geschichte gekonnt ins 21. Jahrhundert versetzt und greift Themen wie Narzissmus und toxische Beziehungen auf, ohne aber zu sehr in die Tiefe zu gehen. Stattdessen wird der Selfcare-Trend auch mal aufs Korn genommen. Renfields Wohnung ist voll mit den typischen Kalendersprüchen á la Yolo zugeklebt.
Die Szenen zwischen ihm und seinem Meister Dracula sind das Herzstück des Filmes. Die zwei Nic(h)olas harmonieren wunderbar miteinander, beiden Schauspielern merkt man die Freude an, mit der sie ihre Rollen verkörpern. Fans von Nicolas Gage dürfen sich über seine leicht überzogene, einzigartige Spielweise freuen. Daneben hat die Maske ganze Arbeit geleistet bei Cages schaurigem Look.
Umso trauriger ist es daher, dass dieser Beziehung zu wenig Zeit geschenkt wird. Stattdessen fokussiert sich der Film hauptsächlich auf die Storyline rund um die Polizistin Rebecca (Awkwafina). Zwar ist es immer eine Freude, der Schauspielerin zuzusehen, und sie harmoniert auch gut mit ihrem Kollegen Hoult, doch ihre Story ist ziemlich einfallslos und bedient sich an altgedienten Klischees. Die ehrliche Polizistin, die den Mord ihres Vaters rächen will, und sich dabei mit der Gangsterfamilie anlegt, die die Stadt inoffiziell regiert – All das hat man schon zur Genüge gesehen. Raum für vielschichtige Charaktere und Entwicklungen gibt es nicht, es passiert nichts, was der Zuschauer nicht schon geahnt hat.
Gerne hätte das Publikum noch mehr von der Beziehung zwischen Renfield und Dracula gesehen, die ein oder andere Rückblende hätte auch nicht geschadet, um zu verstehen, warum der gepeinigte Diener einst Dracula die ewige Treue schwor. Mit einer Spiellänge von 90 Minuten kommt hier einiges zu kurz. Eine interessante Dynamik zwischen Dracula und der Mutter des Oberhaupts der Gangsterfamilie (Shohreh Aghdashloo) wird nur in einer kurzen Szene angedeutet. Hier hätte man gerne mehr gesehen. Man hat fast das Gefühl, dass einige Szenen dem Schnitt zum Opfer fielen.
Auch die Actionszenen werden überreizt und arten in blutigen Arien aus. Unterhaltsam ist die Geschichte dennoch. Das liegt vor allem an dem Cast und an den lustigen Momenten. Der Humor erstreckt sich oft in Situationskomik, zum Beispiel als Renfield, nachdem er ein paar Dutzend Polizisten brutal abgeschlachtet hat, Rebecca romantisch die Hand entgegenstreckt. Herrlich ist auch die Szene, als Renfield Dracula in seiner Wohnung auffindet, da auf seiner Fußmatte „Welcome and Come in“ stehtt. Denn ein Vampir darf erst das Haus eines Fremden betreten, wenn er die Erlaubnis dazu hat.
Renfield ist lustige und leichte Unterhaltung mit einem begabten Cast, die jedoch keine Tiefe zulässt. Die interessante Beziehung zwischen Renfield und seinem Herrn kommt dabei leider zu kurz, stattdessen wird sich auf einfallslose Nebengeschichten konzentriert.
Artikel vom 2. Juni 2023
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