5.4/10

Kritik: The Last Showgirl

WÜRDEVOLLE TANZEINLAGE

Genres: Drama, Startdatum: 20.03.2025

Interessante Fakten für…

  • Zwei Stars aus unterschiedlichen Richtungen treffen hier aufeinander: Jamie Lee Curtis stieg beim Projekt ein, als sie hörte, dass Pamela Anderson an Bord sein würde.
  • Pamela Anderson war immer mal wieder in Cameo-Auftritten zu sehen, ihre letzte größere Rolle liegt jedoch zehn Jahre zurück.

Alterndes Sexsymbol spielt alterndes Sexsymbol: Pamela Anderson versucht das seriöse Comeback. Obwohl der Film im Windschatten eines Trends fährt, kommt er nicht richtig von der Stelle und wird schnell in Vergessenheit geraten.

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#Kinogänger #Klassiker #Trashfan

Darum geht’s

Die Mädels von der Revueshow Le Razzle Dazzle bringen seit mehreren Dekaden die Bühne in Las Vegas zum Beben. Urgestein Shelly (Pamela Anderson) ist Tänzerin mit Herz und Seele. Sie sieht sich in der Traditionen der großen französischen Cabarets und will ihrer Leidenschaft am liebsten für immer nachgehen. Doch Shelly ist nicht mehr die Jüngste und bei den Showgirls ist Aussehen alles. Ihre Kolleginnen und der Show-Producer Eddie (Dave Bautista) unterstützen sie, doch die Zuschauerzahlen werden jeden Abend geringer. Doch Shelly träumt weiter und ist euphorisch, als auch noch ihre entfremdete Tochter (Billie Lourd) wieder vorbeischaut.

Ist das ein Trend?

Das Showbiz hat einige harte Regeln und Shelly kennt sie alle. Jung musst du sein, hübsch unbedingt, einen Traum zu haben ist mindestens genauso wichtig wie hart zu arbeiten. Doch eine wichtige Regel der Traumfabrik eröffnet sich erst im Abspann des Films: “Regie: Gia Coppola” – der Nachname kann helfen. Die Regie-Dynastie Coppola hat großartige Filme produziert, zuletzt mit Megalopolis aber auch Berge an Dollars verbrannt. Gia Coppola ist keine untalentierte Künstlerin, andere Regisseurinnen hätten es vermutlich jedoch schwieriger gehabt, das Projekt umzusetzen.

Dabei trifft das Drehbuch einen Nerv der Zeit. Bereits The Substance und Maria begleiteten Frauen am Ende ihrer Karriere. Zwei sind ein Paar, drei sind ein Trend. Das Kino beschäftigt sich, intensiver als die breite Öffentlichkeit, mit alternder Weiblichkeit. Als Revuetänzerin ist das Last Showgirl von äußerer Schönheit abhängig, doch gehört ihr Beruf weder zur Hoch- noch zur Populärkultur. Das Leben eines Showgirls, die Pailletten, der Glitzer und die Schminke könnten, wie alles in Las Vegas, als oberflächlich und albern betrachtet werden. Doch der Film begleitet Shelly und ihre Leidenschaft mit Würde und Respekt.

Unsympathische Shelly

Nein, der Film gibt Shelly, die sich naiv in der Tradition der Pariser Revuelokale sieht und französische Bonmots verwendet, nicht der Lächerlichkeit preis. Doch sie ist eine wirklich unbequeme Hauptfigur. Den gesamten Film begleitet ein Störgefühl. Shelly ist eine typische, tragische Hauptfigur – wieso nur wirkt sie so unsympathisch? Liegt es am unempathischen Schauspiel von Pamela Anderson? Rückt das Drehbuch sie in schlechtes Licht? Legt ihr die Autorin böse Worte in den Mund? Oder ist Nelly tatsächlich genau so, wie wir sie sehen: nervig, selbstbezogen, realitätsfremd? Es ist eine Mischung aus allem.

Das Publikum liebt Underdogs. Shelly ist naiv, doch sie hat einen Traum. Damit ist sie in bester Gesellschaft mit dem Wrestler, Little Miss Sunshine oder Rocky. Doch Shelly bringt Charakterzüge mit, die weit über “liebenswerte Macken” hinausgehen. 50% ihrer Dialoge enthalten das Wort “Ich”, das größte Kompliment, das ihre Mitmenschen machen können ist: “Du siehst gut aus”. Die Beziehung zu ihrer Tochter gleicht einer abbruchreifen Ruine, auf die sie im Filmverlauf ein “Believe in your dreams” Wandtattoo klebt. Shellys Rat an ihre Tochter Hannah ist: Leb deinen Traum, scheiß auf die Anderen. Dann erzählt Hannah aus ihrer Kindheit, vom stundenlangen Warten auf dem Casino-Parkplatz, während ihre Mutter auf der Bühne stand. Sie entlarvt die egoistische Perversion der Plattitüde: Der “Traum” ihrer Mutter waren spätabendliche Auftritte. Die  “Andere”, auf die geschissen wurde, war Hannah.

Gute Idee, mehr nicht

Pamela Anderson war die perfekte Wahl für den Film. Nein, nicht die Schauspielerin Pamela Anderson. Der Name, das Symbol, die popkulturelle Projektionsfläche “Pamela Anderson”. Nur wenige Personen könnten besser den sinkenden Stern verkörpern, das noch nicht verwelkte, doch gestrig anmutende Sexsymbol. Michael Keaton überzeugte als Birdman im doppelten Spiel von Rolle und Schauspieler (ehemaliger Superheld spielt ehemaligen Superheld) und The Substance durchbrach mit der Besetzung Demi Moores die Leinwand und brachte die Diskussion um Alter im Showbiz bis auf den Teppich der Oscars.

Doch Anderson ist keine gute Schauspielerin. Monotone Stimme, keine Nuancen, keine emotionale Bandbreite. Gefühle werden ausgesprochen, nicht gelebt. Viele Szenen sind innerhalb der Dramaturgie so erwartbar, als wären sie von einer KI geschrieben. Die Bildgestaltung verschlimmert das Erlebnis zusätzlich. Hektische Nahaufnahmen, grobe Körnung und Unschärfe, die jedoch keinem klaren Konzept zu folgen scheint und den Inhalt nicht unterstützt, sondern untergräbt. Der Film zeigt Showgirls als angestaubtes Relikt mit vergehendem Glamour. Maria hat ein ähnliches Sujet stimmig bebildert. Der Look von The Last Showgirl passt weder in die digitale Moderne, in der sich Shelly zurechtfinden muss, noch zu der Nostalgie früherer Dekaden, in der sie gedanklich lebt.

Fazit

5.4/10
Enttäuschend
Community-Rating:
Atmosphäre 7.5/10
Schauspiel 6.5/10
Visuelle Umsetzung 4/10
Tiefgang 4/10
Emotionen 5/10
Details:
Regisseur: Gia Coppola,
FSK: 12 Filmlänge: 89 Min.
Besetzung: Billie Lourd, Dave Bautista, Jamie Lee Curtis, Kiernan Shipka, Pamela Anderson,

Es hätte ein Poster bleiben sollen. Pamela Anderson in einem Film über einen Star, der in Würde altern muss, der Erfolg wäre sicher gewesen. Doch obwohl der Film respektvoll und kurzweilig von den B-Shows der Sin City erzählt, ist er künstlerisch sehr unbefriedigend. Die Hauptfigur ist unsympathisch und substanzlos, man befürchtet, dass das offene Ende kein gutes für sie ist. Die Kamera vergrößert die emotionale Distanz, der Fluss des Films ist eine generische Aneinanderreihung von geläufigen Momenten. Es wäre ihr gegönnt, doch Pamela Anderson fungiert auch in diesem vermeintlichen Comeback nicht als ernsthafte Schauspielerin, sondern als Symbol und doppelter Boden. Gemeinsam mit dem Namen “Gia Coppola” verspricht der Film Strahlkraft, die er nicht halten kann.

Artikel vom 21. Mai 2025

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