Kritik: Star Wars: Episode I – Die Dunkle Bedrohung
DIE GRÖSSTE ERNÜCHTERUNG DER 90ER JAHRE?
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Nach dem die Verhandlungen scheiterten, begeben sich die zwei Jedis auf Naboo, und treffen dort „Sidekick“ Jar Jar Binks (dazu später mehr). Mit ihm im Schlepptau müssen Jedi und Padawan allerdings auf den Wüstenplaneten Tattoine flüchten, und dort ihr Raumschiff reparieren. Dort treffen sie auf den zukünftigen Darth Vader (ups, Spoiler? nicht wirklich, oder?), hier noch der kleine Junge, namens Anakin Skywalker. Der Sklavenjunge weist eine hohe Anzahl an Medichloreanern in seinen Körperzellen auf (die etwas misslungene und vollkommen unnötige wissenschaftliche Erklärung der „Macht“) und würde sich liebend gern den Jedi anschließen. Um es in Han Solo’s Worten auszudrücken: „I have a bad feeling about this.“
Ich bin kein echter Star Wars „Fan“. In meiner Kindheit waren es eher Fantasy-Geschichten wie Harry Potter oder Herr der Ringe, die mich begeisterten. Mit George Lucas’ Universum kam ich erst verhältnismäßig spät in Kontakt, weshalb es für mich keine wirklich „nostalgischen“ Erinnerungen in Bezug auf Star Wars gibt. Zwar kann ich deutlich erkennen, weshalb Star Wars diesen ikonischen Stellenwert generationenübergreifend inne hat, aber sehe ich das alles eher objektiv, und weniger subjektiv. Trotzdem habe ich mit den sechs Filmen meinen Spaß gehabt.
Episode I wird wortwörtlich verachtet. Besonders jetzt, da eine neue Trilogie in den Startlöchern steht, wird auf die Prequels mit höchster Brutalität eingedroschen, allen voran natürlich auf Die dunkle Bedrohung.
Zum Beispiel verhöhnt man den politischen Unterton der Geschichte: Die Handelsföderation der Galaxie legt ein Embargo auf den Planeten „Naboo“, zwei Jedi, Qui-Gon-Jinn (Liam Neeson) und der Junge Obi-Wan Kenobi (Ewan McGregor), sollen als Verhandler den Streit schlichten. Zum Vergleich: Im Original Star Wars Film haben Jedis noch Prinzessinnen gerettet.
Die dunkle Bedrohung ist kein schlechter Film, auch wenn das einige Fans schon seit über einem Jahrzehnt mit unglaublichem Engagement bestreiten. Trotzdem hat Episode 1 ein riesiges Problem: George Lucas wollte natürlich ein Abenteuer für die ganze Familie schaffen. Dabei kam er auf die abstruse Idee, staubtrockene politische Themen wie Embargos, Verträge, Senatsausschüsse mit albernen Kindergarten Pipi Kaka-Humor zu kreuzen. Dass damit weder Kinder, noch die Eltern wirklich etwas anfangen können, ist klar. Lucas wollte damit den heute allzu bekannten „Pixar Effekt“ erzeugen… Nun ist Die dunkle Bedrohung aber eher ein dunkles Negativbeispiel, wie Familienfilme nicht sein sollten.
Jetzt zum allseits beliebten Jar Jar. Spaß beiseite, er ist wohl die meist gehasste Figur der Filmgeschichte. Seine Rolle als „Sidekick“ ist so offensichtlich und opressiv, dass man ihm auch einen dicken roten Stempel mit dem Schriftzug „Ich will die Handlung auflockern“ auf die Stirn hätte klatschen können. Aber genug Jar Jar Mobbing… so unglaublich schlimm ist er auch nicht. Denn die Kinder mögen ihn wirklich. Aber für Star Wars Fans der alten Schule ist die Saga eine Religion, ein düsterer Epos, der keine Albernheiten zulässt. Sie sollten aber nicht solche verbissenen Spaßbremsen sein, und ihrem Universum auch etwas Leichtigkeit gönnen… Auch wenn Jar Jar in der Tat kein wirklich gutes Beispiel dafür ist.
Auf Platz zwei der unbeliebtesten Star Wars-Mobbing-Opfer ist Jake Lloyd als junger Anakin Skywalker. Natürlich ist seine Schauspielkunst hölzern, und kann in Sachen Temperament dem Darth Vader aus der Originaltrilogie nicht die Stirn bieten… aber wer erwartet das schon von einem damals noch sieben jährigen Kind? Er ist in seiner Rolle „gut genug“, ebenso wie zum Beispiel Daniel Radcliffe zu Beginn seiner Harry Potter Karriere. Mit dem einzigen Unterschied, dass man von Jake Lloyd nach Episode 1 nie mehr etwas hörte.
Der Bonusstern ist hingegen Liam Neeson als weiser Jedi Meister Qui-Gon. Viel zeigen muss er nicht, aber seine typische Autoritäts-Aura ist für einen Lichtschwertmeister wie geschaffen. Ewan McGregor ist im ersten Kapitel der Prequels noch eher blass, doch wird er besonders in Episode II und III eine starke Leistung als Obi-Wan hinlegen (Vielleicht liegt’s am noch fehlenden Bart?). Auch Natalie Portman als Padme ist eine solide Besetzung… bekommt aber nicht wirklich die Möglichkeit, einmal richtig zu glänzen.
Der mit Abstand beste Teil des Films ist ohne Zweifel das zehnminütige Pod-Rennen. Während fast alle CGI Effekte (allen voran die Aliens) kläglich gealtert sind, wirkt diese Actionszene auch heute noch grandios. Das Sounddesign der Pods ist absolut gewaltig. Wenn Sebulba mit seinem Dieselmotor in Highspeed durch die Wüste tuckert, bringt es mich jedes mal zum grinsen. Und das, obwohl ich mit Formel 1 absolut nichts anfangen kann.
Es fehlt die Präsenz eines Bösewichts. Der coole Sith-Schüler Darth Maul zeigt sich im Film zwei mal für paar Sekunden, bis der dann am Ende im „epischen“ Laserschwert Duell sein Können zeigt. Leider wirkt es (bis auf die grandiose Musik) kaum episch, da Darth Maul gerade mal so bedrohlich wirkt wie ein Kostümierter Star Wars Fan auf der Comic Con. Er hat im Film absolut nichts „böses“ getan, hatte keine Dialoge, hatte kaum Bezug zur Handlung, und taucht lediglich im Finale für den nötigen Endkampf auf.
Nicht so schlecht wie sein Ruf, aber schlechter als alle anderen Star Wars Filme, ist Episode 1 im Kern ein etwas trockenes Sci-Fi Abenteuer, dass durch Albernheiten aufgelockert werden soll. Neben diesen ganz klaren Schwächen, gibt es aber auch das unfassbar coole Podrace, einen weisen Liam Neeson, und großartige Musik von John Williams. Auf das restliche Nit-Picking, wie das etwas rassistische Alien-Design oder kleinere Logikfehler, gehe ich jetzt nicht weiter ein. Trotz des Megahypes, handelt es sich immer noch um einen Popcorn Film, den man nicht zu sehr auseinander nehmen sollte.
Artikel vom 12. Dezember 2015
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