8.4/10

Kritik: Die Fabelmans

LICHT, KAMERA, SPIELBERG!

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Genres: Coming-Of-Age, Drama, Familie, Startdatum: 09.03.2023

Interessante Fakten für…

  • Er ist nach Spielbergs Großvater benannt, der die ursprüngliche hebräische Form des Namens, Shmuel Spielberg, trug.
  • Steven Spielberg hatte sich Michelle Williams als Mitzi, die von seiner Mutter Leah inspirierte Figur, vorgestellt, seit er ihre Darstellung in Blue Valentine (2010) gesehen hatte.
  • John Williams war 91 Jahre alt, als er für diesen Film für den Academy Award für die beste Filmmusik nominiert wurde. Damit ist er die älteste Person, die für einen Academy Award in einer beliebigen Kategorie nominiert wurde.

Die Oscars stehen an und damit auch zahlreiche Filme, von denen niemand etwas gehört hat. Doch verdient zumindest Steven Spielbergs ganz persönliche Filmgeschichte unsere ungeteilte Aufmerksamkeit oder sind “Die Fabelmans nicht wirklich fabelhaft?

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#FantasyFanatic #Comicserien #AfterCredit

Darum geht’s

Als der junge Sammy Fabelman (Gabriel LaBelle) in den 50er Jahren mit seinen Eltern zum ersten Mal ins Kino geht, machen ihm die Gedanken an die großen Bilder Angst. Seine Eltern versuchen daraufhin ihn auf ihre eigene Weise zu beruhigen. Während sein Vater, der Ingenieur Burt Fabelman (Paul Dano) ihm die technischen Aspekte einer Filmvorführung erklärt, vergleicht die künstlerisch veranlagte Mitzi Fabelman (Michelle Williams) Filme mit Träumen. Als sie dann in der Vorführung von The Greatest Show on Earth sitzen, ist Sammy absolut gefesselt. Vor allem die Szene mit einem entgleisenden Zug geht ihm nicht mehr aus dem Kopf, sodass er den Crash mit einer Modelleisenbahn immer wieder nachstellt und diesen auf Empfehlung seiner Mutter hin filmt.

In den darauffolgenden Jahren widmet sich Sam seiner Leidenschaft immer stärker. Anfangs dreht er mit seinen Schwestern kleinere Filme, bis er schließlich ganze Projekte mit vielen Teilnehmern fertigstellt. Erschwert wird es jedoch als sein Vater aufgrund seiner Arbeit zusammen mit seiner Familie und seinem Freund und Kollegen Bennie (Seth Rogen) nach Arizona zieht, wo Sam glücklicherweise zahlreiche Erinnerungsstücke filmen kann.

Doch mit der Zeit fallen ihm immer stärker Details auf, die für ihn ursprünglich verborgen blieben und Sam erkennt, dass der Familienfrieden immer brüchiger wird…

Der Mann hinter Fabelman

Ein Film über das Filmemachen. Das könnte man schon als sehr dreistes Oscar-Baiting interpretieren. Doch glücklicherweise hat sich eine sehr bestimmte Person diesem Film gewidmet: Steven Spielberg. Der legendäre Regisseur ist bekannt für seine aufwendigen, bildgewaltigen und emotionalen Blockbuster, seien es nun abenteuerliche Schatzsuchen, das Überleben gegen echte Dinosaurier oder das Treffen mit Außerirdischen. Doch auch seriöse Filme, wie Schindlers Liste oder Bridge of Spies waren ihm nicht fremd.

Mit der fiktiven Fabelman-Familiy spielt er seine eigene Entstehungsgeschichte nach. Dabei erklärt er seine Faszination mit Filmen und erläutert die Beziehungen und Familienereignisse, die seine Handwerk geprägt haben. Und durch die Distanzierung vom Hauptcharakter kann Spielberg eine unabhängige Geschichte erzählen und sich dabei vollständig auf das Wichtige konzentrieren: Die Macht des Films.

Ein Junge mit einer Kamera

Bereits am Anfang sieht man, dass der Film für Spielberg sehr persönlich war. Das erkennt man unter anderem an dem gemeinsamen Familienleben der Fabelmans. Seien es das Wegwerf-Geschirr, Burts gebrochenes Russisch oder die Montage der gemeinsamen Aufnahmen mit den Schwestern – Diese erwecken überzeugend den Eindruck, dass Spielberg hierbei einen (mehr oder weniger) authentischen Einblick in seine Vergangenheit zulässt. Und auch in unerfreulichen Momenten als Sam die ersten Familienkonflikte miterlebt oder er später mit antisemitischen Anfeindungen konfrontiert wird, bleibt diese persönliche Authentizität erhalten. Der langsame Aufbau erzeugt eine Atmosphäre, die den Film über anhält.

Die Betonung hierbei liegt jedoch auf langsam. Denn vor allem am Anfang braucht der Film lange, um zur gewünschten Thematik zu kommen. An manchen Stellen geht die Handlung so sehr ins Detail, das es sich unnötig in die Länge zieht und von der eigentlichen Prämisse ablenkt. Der Übergang zwischen Familiendrama und Sams Selbstfindung als möglicher Filmemacher verläuft nicht immer flüssig und selbst mit der persönlichen Note hätte man daraus locker zwei Stunden machen können.

Technik, Kunst oder beides?

Oberflächlich betrachtet, hat der Film eine relativ einfache Prämisse: Einerseits ist da der technisch orientierte Vater, der Sammys Leidenschaft lediglich für ein Hobby hält und andererseits seine künstlerische Mutter, die ihn ermutigt. Doch der Film erweist sich hier als erstaunlich clever. So zeichnet sich Sammy bereits früh dadurch aus, dass er Technik und Kunst miteinander kombiniert. Man sieht, wie er Filme per Hand schneidet, beklebt und gegebenfalls durchlöchert und den passenden Effekt zu erzielen.

Gleichzeitig sieht man dieses hin und her zwischen den Welten in seinem Verhältnis zu seinen Eltern. Ein Verhältnis, dass glücklicherweise nie einseitig zu sein scheint. Die Beziehung zu seinen Eltern verändert sich mit den zunehmenden Erkenntnissen, die er erlangt, und auch seine Prioritäten werden infrage gestellt. Tatsächlich schafft es der Film, diese Thematiken zu behandeln, ohne dabei ins Idealistische oder ins Kitschige abzudriften. Nach einer optimistischeren Kindheit beginnt das Familienglück zu bröckeln und der Film scheut nicht davor zurück, seriösere Momente anzusprechen.

„Filme sind Träume, die man nie mehr vergisst!“

Anfangs noch beschwerte sich Sammy darüber, dass seine Aufnahmen nicht real genug aussehen, so muss er schon bald feststellen, dass man sehr vorsichtig sein muss, was man sich wünscht. Denn eine der besten Elemente des Films ist die Darstellung, welche Wirkung Filme auf die Menschen haben können. Sie können sie mit Emotionen überwältigen oder eine einfache Person übermenschlich erscheinen lassen. So geht beispielsweise ein junger Schauspieler, der einen Soldaten in einem von Sammy gedrehten WWII-Film spielt, auch nach dem Szenenende einfach weiter, weil er emotional so sehr in seine Rolle vertieft war.

Doch vor allem wird gezeigt, dass Filme die gnadenlose und unbarmherzige Realität wiedergeben. Seien es unterbewusste Gesichtsbewegungen, subtile Körpersprachen oder Aktionen im Hintergrund – der Kamera entgeht nichts und sie gibt diese 1-zu-1 wieder. Es ist daher das Filmemachen, durch die Sam langsam an die Familiengeheimnisse gelangt, die direkt vor seiner Nase standen und die ihn in Konflikt mit seiner Berufung bringen.

Ist es daher ein Wunder, dass dieser Film für Spielberg so persönlich ist?

Fazit

8.4/10
Community-Rating:
Handlung 7.5/10
Schauspieler 9/10
Emotionen 9/10
Visuelle Umsetzung 7.5/10
Tiefgang 9/10
Details:
Regisseur: Steven Spielberg,
FSK: 12 Filmlänge: 151 Min.
Besetzung: Gabriel LaBelle, Judd Hirsch, Michelle Williams, Paul Dano, Seth Rogen,

Die Fabelmans ist eine einzigartige Abhandlung eines einzigartigen Filmemachers. Einen Alter Ego für den Film zu verwenden, ermöglichte es Steven Spielberg, eine unabhängige Geschichte zu erzählen und sich dabei vollends auf den der emotionalen Kern der Handlung zu fokussierten. Und auch die anderen Namen können nicht davon hinwegtäuschen das Spielberg hier in sehr persönliches Gefilde eintaucht. Denn auch hier scheut er nicht davor zurück, auch die hässlicheren Seiten des Lebens aufzuzeigen.

Doch es ist vor allem die Bedeutung des Filmemachens, die den Film auszeichnet. Wie Filme die Wahrnehmung verändern und wie diese dabei helfen können, das Leben zu verstehen, wird auf kreative Weise nahegelegt. Alleine das hebt ihn von vielen anderen oscar-bait Filmen ab.

Hoffen wir mal, dass dieser Sam Fabelman auch in Zukunft Erfolg beim Filmemachen hat…

Artikel vom 23. März 2023

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