6.8/10

Kritik: Mein*Star – Staffel 1

EIN ETWAS ANDERER IDOLANIME

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Genres: Animation, Drama, Fantasy, Komödie, Mystery, Thriller, Startdatum: 12.04.2023

Interessante Fakten für…

  • Der Name der zentralen Figur Ai Hoshino kann mit „Sternenauge“ übersetzt werden, eine Referenz zu den sechszackigen Sternen in ihren Augen und denen ihrer Kinder.
  • Der Anime basiert auf der japanischen Mangareihe Oshi no Ko von Aka Akasaka, illustriert von Mengo Yokoyari, die im Magazin Shueisha’s Weekly Young Jump seit April 2020 veröffentlicht wird. Aktuell zum Serienstart umfasste die Reihe elf Bände und ist bisher nicht abgeschlossen.
  • Die erste Folge hat eine längere Laufzeit von 82 Minuten und wurde vor Serienstart in japanischen Kinos gezeigt.

Im Frühjahr ging ein neuer Stern am Animehimmel auf – zumindest was die Fanreaktionen angeht. Doch wie sehenswert ist der neue Idolanime “Mein*Star” tatsächlich? Kann er sich von anderen Animes des Genres abheben? Oder handelt es sich um ein seichtes Massenprodukt?

Darum geht’s

Eines Tages hat der junge Arzt Gorou Amamiya eine ganz besondere Patientin. Er soll dem berühmten Idol Ai Hoshino, das er selbst vergöttert, helfen, ihre Zwillinge auf die Welt zu bringen, ohne dass die Presse Wind davon bekommt.  Allerdings wird er noch in der Nacht vor der Entbindung von einem obsessiven Fan umgebracht. 

Anstatt dass damit alles bereits endet, wird Amamiya jedoch als Ais Sohn Aqua(marine) mit allen Erinnerungen aus seinem bisherigen Leben wiedergeboren. Wie sich bald herausstellt, ist auch seine Zwillingsschwester Ruby ein ehemaliger Fan und im Besitz all ihrer alten Erinnerungen. Die zwei entschließen sich, diese Tatsache geheim zu halten und den Vorteil ihrer Situation auszunutzen.

Von allem ein bisschen und davon viel

Das interessanteste an Mein*Star ist, dass man auf die Frage nach dem Genre nicht sofort eine Antwort findet. Mein*Star lässt sich da nicht perfekt einordnen. Hat man in der ersten Folge, die die Vorgeschichte erzählt, noch das Gefühl man sieht sich ein leicht chaotisches Melodrama mit vielen Comedy- und Fantasyelementen an (nicht zuletzt wegen der besonderen Babys), ändert sich der Ton mit dem dramatischen Ende schlagartig. 

Nach dem Zeitsprung spaltet sich die Handlung auch in zwei völlig verschiedene Bereiche. Zum einen haben wir Aqua, der den Tod seiner Mutter und sein eigenes verfrühtes Ableben rächen will, indem er sich auf die Jagd nach seinem leiblichen Vater begibt. Diese Seite erinnert etwas an einen kriminalistischen Thriller und zeigt sehr schonungslos und gesellschaftskritisch die dunklen Seiten der Entertainmentindustrie auf.

Auf der anderen Seite haben wir seine Zwillingsschwester Ruby, die in die Fußstapfen der Mutter treten und eine Idolgruppe gründen will. Also die typische Idolerfolgsstory mit der Aussage, dass wenn man nur hart genug dafür arbeitet, Wünsche doch in Erfüllung gehen. 

Diese ausgefallene Kombination macht den Anime zwar interessant, sorgt aber auch dafür, dass die Botschaft nicht ganz klar ankommt. Öfter stellt sich ganz automatisch die Frage: Was will diese Serie? Vor allem, wenn dann noch die typische Teenagerstory alles verbindet und Aqua durch seinen Plot Ruby unterstützt. Es wird einfach sehr sehr viel auf einmal in diesen Anime gepackt und das Risiko sich zu verzetteln ist sehr groß. Das könnte später ein Problem werden, bis jetzt funktioniert der  ungewöhnlichere Plot allerdings noch gut.

Reality Show?

Mein*Star erzählt bis auf das im Augenblick sehr beliebte Element wiedergeborener Hauptcharaktere also eine ungewöhnlichere Geschichte. Doch wie sieht es mit den Charakteren an sich aus?

Die Charaktere haben Großteils einen gut ausgearbeiteten Hintergrund in der Entertainmentindustrie und ihr Lebenslauf zeigt nicht selten die Schattenseiten des Geschäfts auf. Ein schönes Beispiel wäre dafür das Schicksal des ehemaligen Kinderstars Kana.

 Auch wenn viele Details das ganze verstärken, macht es die Charaktere selbst nicht besonders. Ihre Wünsche sind häufig vorhersehbar und man kann sie leicht verschiedenen Stereotypen zuordnen (selbst Ai, Aqua und Ruby). Das heißt nicht, dass es keinerlei Überraschungen gibt, aber die Charaktere selbst bleiben nicht in Erinnerung. Selbst Ai, die als zentrales Rätsel ständig als besonders dargestellt wird, hinterlässt letztendlich doch nicht den Eindruck, der der Art, wie sie präsentiert wird, entspricht. Innerhalb ihrer Klischees spielen die Charaktere aber ihre Rollen nachvollziehbar und interagieren auch gut zusammen.

Man könnte also sehr gut in den Anime eintauchen, wäre da allerdings nicht ein weiteres Manko: die Dialoge. Sie sind sehr gemischt. Teilweise wirken sie frisch, amüsant oder regen zum Nachdenken an. Teilweise hat man aber auch das Gefühl, man bekommt aus einem Lehrbuch der Entertainment Industrie vorgelesen. Gerade mit dem Vorwissen der Charaktere, die alle aus dem Milieu stammen, ist das absolut unnötig, kostet Glaubwürdigkeit (außer vielleicht der blauäugigen Ruby gegenüber) und nicht zuletzt wäre es für den Zuschauer doch viel interessanter, diese Umstände selbst im Handlungsverlauf zu entdecken.

Twohitwonder?

Eine Sache wurde aber bisher noch nicht angesprochen. Denn was wäre eine Idolserie ohne Musik? 

Tatsächlich drücken das Opening Idol von Yoasobi und das Ending Mephisto von Queen Bee genau den Ton der Serie aus. Sie sind nicht bunt, lebhaft und bonbonsüß, sondern vielmehr leicht chaotisch, dramatisch und ein wenig düster, treffen aber unverkennbar das Idolthema. Idol passt dabei eher zu Ai, während Mephisto eher Aquas und Rubys Lied sein dürfte. Opening und Ending sind passend gewählt und gelungen. 

Die Musik der Serie ist dafür aber wenig bemerkenswert und präsentiert bis jetzt nichts außer gewöhnlichen Idolpop, der weder negativ noch positiv auffällt. Im Endefffekt vergisst man ihn daher leider genauso schnell, wie man ihn hört.

Strahlende Augen

Das auffälligste Stilmittel von Mein*Star sind die leuchtenden Sterne in den Augen von Ai und ihrer Kinder. Das hat Wiedererkennungswert, ist aber auch eine Metapher in der Geschichte. Bei Ai sind sie vor allem deutlich während ihrer Auftritte, bei Aqua färben sie sich dunkel, wenn er seinem düsteren Pfad folgt. Sie sind auf jeden Fall ein interessantes Gimmick, das zum Nachdenken anregt.

Abgesehen davon fällt die Art auf, wie Aufzeichnungen beim Filmen dargestellt werden in ihrer Animation und ohne Ton, was eine Metapher für die Oberflächlichkeit und das Schauspiel an sich sein könnte.

Spoilerwarnung für Folge 1:

Die andere Szene, die natürlich ganz besonders ins Gewicht fällt, ist Ais Todeszene. Letztere ist durch Licht, Schatten und Schnitt verstörend gut gelungen und dadurch auf jeden Fall ein emotionales Highlight der ersten Staffel.

Fazit

6.8/10
Ganz okay
Community-Rating:
Handlung 7.2/10
Animation 7.1/10
Charaktere 7.1/10
Tiefgang 6/10
Musik/Soundtrack 6.5/10
Details:
Showrunner: Daisuke Hiramaki,
FSK: noch nicht bekannt Epiosden: 11
Besetzung: Megumi Han, Rie Takahashi, Rumi Okubo, Takeo Otsuka, Yurie Igoma,

Mein*Star ist definitiv kein typischer Idolanime und hebt sich durch seine Kritik an der Unterhaltungsindustrie auf jeden Fall sehr von anderen Serien ab – allerdings nicht so sehr wie der aktuelle Hype in der Animefangemeinde erwarten lassen würde. Er verzettelt sich in seiner Aussage durch seine verschiedenen Handlungsstränge und die manchmal etwas hölzernen Erklärdialoge tragen auch nicht unbedingt zu einer mitreißenden Atmosphäre bei.

Trotzdem ist gerade der Genremix faszinierend, die ganz offene Sozialkritik erfrischend und die restlichen Dialoge und Interaktionen der Charaktere unterhaltsam. Ganz zu schweigen, dass man doch gerne mehr über die Lösung des Rätsels Ai erfahren würde und wo es Aqua bei der Lösung hin verschlägt. Also kurzgesagt: Die erste Staffel von Mein*Star versteht es zu unterhalten und ist für den kleinen Watch oder Binge zwischendurch (auch für Nichtidolfans) durchaus zu empfehlen, solange man keine zu hohen Ansprüche stellt.

Artikel vom 9. August 2023

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