6.8/10

Kritik: Daredevil: Born Again

TEUFEL KOMM (ENDLICH) RAUS!

Genres: Action, Comic, Thriller, Startdatum: 04.03.2025

Interessante Fakten für…

  • Spannende Fakten für „Vor dem Watch“ werden aktuell für dich vorbereitet. Schau gerne später nochmal hier rein!

Daredevil findet auf Disney Plus nach jahrelanger Abwesenheit endlich wieder ein neues Zuhause. Dass sich Fans dabei die alte Härte, statt einer seichten MCU-Variante wünschen, ist selbstverständlich. Ob Marvel dem gerecht werden kann?

Avatar-Foto
#ILikeToMoveIt #Mindfuck #Klassikernerd

Darum geht’s

Jede:r Superheld:in hat diese eine Phase durchgemacht: Der Umhang staubt im Wandschrank zu und die Maske liegt versteckt unterm Bett. Wie so manch eine:r vor ihm hat Matt Murdock alias Daredevil seinem Alter Ego den Rücken zugekehrt und die Tage des Schurken-Vermöbelns hinter sich gelassen. Nur eine Person könnte die Frührente des blinden Rächers jetzt noch beenden: Erzfeind Wilson Fisk. Als dieser eine Karriere in der Politik als Bürgermeister von New York anvisiert, muss sich Matt für den besten Weg entscheiden, um seinem Widersacher die Stirn zu bieten. Als gewiefter Anwalt oder als brutaler Daredevil.

Batm- ähh Daredevil tötet nicht!

Seit jeher kämpfen zwei Herzen in der Brust Daredevils und tragen das ewige Ringen mit der eigenen dunklen Seite aus. Damals trieb Staffel 3 noch unter Netflix diesen Kampf im Serienfinale auf den Höhepunkt. Mit blutüberströmten Fäusten thront Daredevil über seinem Gegenspieler Wilson Fisk und entscheidet sich gegen den finalen Todesstoß. Der Triumph der guten Seite Murdocks über den Schatten, der stets über seiner Figur lag. Die letzte Runde in einem inneren sowie äußeren Kampf zwischen Gut und Böse.

Erzfeinde Face to Face: Wilson Fisk (Vincent D’Onofrio) und Matt Murdock (Charlie Cox)

Nun ist es sechs Jahre später und Daredevils Geschichte unter Netflix ist auserzählt. Und obwohl Marvel jetzt den Staffelstab des beliebten Helden in eine neue Runde tragen möchte, steht dieselbe Zerrissenheit von Matt Murdock im Fokus der Serie. Hell und Dunkel, Gut und Böse. Neu ist dabei, dass sich diese Zwickmühle nicht nur auf die Figur beschränkt – Ganz Daredevil: Born Again leidet unter einer massiven Identitätskrise: Will die Serie eine düstere Fortsetzung der Netflix-Geschichte sein oder sich im Rahmen des MCU leichtfüßig neu erfinden?

Ein fliegender Start…

Die ersten Folgen lassen zunächst wenig Zweifel an dieser Frage. Die Atmosphäre der verrauchten Seitengassen New Yorks fängt sofort den Geist der Originalserie ein. Bekannte Gesichter erinnern daran, warum wir den Cast der alten Staffeln ins Herz geschlossen haben und Charlie Cox spielt Matt Murdock mit so viel Energie und Charisma, als wäre seit 2018 kein Tag vergangen.

Trotz Marvels Neustart dürfen sich Fans auf einige alte Bekannte freuen.

Die Geschichte kommt zudem sehr schnell in Fahrt und weiß sich die Aufmerksamkeit seiner Zuschauer:innen direkt einzufordern. Auch die Action und die Härte ihrer Inszenierung ist Marvel-untypisch sehr blutig und macht mit einem Paukenschlag deutlich: Daredevil: Born Again will keine seichte Kopie sein!

…und eine Vollbremsung

Doch genauso knallhart wie der Auftakt anfängt, fühlt sich auch der plötzliche Kurswechsel an, den die Serie direkt danach einschlägt. Das Tempo fährt runter, die Figuren werden ausgetauscht und die Handlung will einfach nicht mehr in Fahrt kommen. Das liegt besonders daran, dass die Staffel aus mehreren kleinen Subplots besteht, die nur lose miteinander zusammenhängen. Für jeweils 2-3 Folgen rackert sich Matt an einer Aufgabe ab, bevor diese schnurstracks durch etwas vollkommen Neues ausgetauscht wird. Die einzelnen Handlungen bieten dabei zwar durchaus Potenzial, doch in der Art und Weise, wie sie hier zusammen kommen, lassen sie einen großen Spannungsbogen schmerzlich vermissen. 

Schurken-Neuzugang Muse bekommt zu wenig Zeit, um auf eigenen Füßen zu stehen.

Ein weiterer Grund für die fehlende Spannung ist der fehlende Superheld. Bereits nach den ersten Folgen existierte der perfekte Moment für die große Rückverwandlung von Matt in Daredevil… doch diese blieb aus. Stattdessen hadert unser Protagonist Folge um Folge mit einer Entscheidung, deren Ausgang wir sowieso schon kennen – sie steckt buchstäblich im Titel. 

„Wenn ich Bürgermeister dieser Stadt bin werde ich nicht tolerieren, dass weiterhin Menschen in kindischen Kostümen herumlaufen.“

Wilson Fisk (Vincent D’Onofrio)

Statt der erwarteten Wiedergeburt folgen wir also Matt Murdock in Zivil bei Abenteuern, die auch nach Anschluss an den Rest des MCU’s suchen. Diese erzwungenen Brücken zu anderen Marvel-Figuren machen den Tiefpunkt der Serie aus und beißen sich komplett mit der Stimmung der ersten Folgen. Will man die leichte Comedy-Schiene à la Marvel fahren oder die Ernsthaftigkeit der Netflix-Vorlage umsetzen? So richtig klar wird dies nicht. 

Netflix-Feeling auf den letzten Metern

Dass sich die Serie bei dieser Frage einfach nicht entscheiden kann, zeigt schließlich das Finale der Staffel. Von einer Sekunde auf die andere ist die Handschrift der ersten Folgen zurück und Daredevil: Born Again ist düster, brutal und härter als je zuvor. Wo alles zuvor auf Sparflamme köchelte, entfacht die Handlung urplötzlich in einen gigantischen Waldbrand, der die Staffel in ein mitreißendes Finale reißt. Weg sind die Bezüge zum MCU, weg die neuen Figuren – was bleibt ist eben jene fantastische Action, auf die Fans seit sechs Jahren gewartet haben.

Selbst einige der Action-Sequenzen erledigt Matt Murdock ganz in Zivil.

Obwohl die Staffel dadurch auf einem absoluten Höhepunkt endet, verstärkt sich hier nur noch mehr das Gefühl, dass die Serie aus vielen Puzzleteilen zusammen geflickt ist, die schlichtweg nicht zusammen gehören. Wohin Daredevil: Born Again damit allerdings recht organisch passt, ist das neue Heim im Hause Marvel. Eine Staffel oder auch ein ganzes Universum auf der verzweifelten Suche Identität.

Fazit

6.8/10
Ganz okay
Community-Rating:
Handlung 5.5/10
Schauspiel 8/10
Charaktere 6/10
Atmosphäre 7/10
Action 7.5/10
Details:

Es ist keine leichte Aufgabe, Daredevil: Born Again mit einer endgültigen Wertung zu versehen. Selten waren die Qualitätsunterschiede von Folge zu Folge drastischer als in Marvelss Wiederbelebung des blinden Rächers. Wo der Mittelteil hauptsächlich an fehlender Action, unnahbaren Figuren und einem repetitiven Pacing leidet, so glänzen Auftakt sowie Ende mit brachialen Kampfsequenzen und einem packenden Drehbuch. Dabei stimmt es ein wenig versöhnlich, dass sich die Serie ihre Highlights für jenes packende Final-Feuerwerk samt Cliffhanger aufgehoben hat. So bleibt die Hoffnung, dass sich der Teufel von Hells Kitchen wieder fängt, die Stärken der Staffel beibehält und die Schwächen bis Teil 2 ausgebügelt.

Artikel vom 24. April 2025

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

4001Reviews.de (V4) – Seit 2015