8.5/10

Kritik: Nosferatu – Der Untote

NEU-FERATU

Genres: Horror, Startdatum: 02.01.2025

Interessante Fakten für…

  • Die Außenaufnahmen von Orloks Schloss wurden auf Schloss Hunedoara, auch bekannt als Schloss Corvin, gedreht, einem rumänischen Schloss in Transsilvanien. Außerdem ist es das Schloss, in dem Vlad Dracula kurzzeitig gefangen gehalten wurde.
  • Bill Skarsgård trainierte mit einem Operntrainer, um seine Stimme um eine Oktave zu senken, damit die Stimme des Grafen Orlok so tief wie möglich ist.

Das neue Jahr startet düster – mit Robert Eggers’ langersehnter Neuverfilmung des Stummfilm-Klassikers „Nosferatu“. Dabei schafft Robert Eggers mehr als nur eine Hommage an das Ursprungswerk.

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#Marvelgeek #Genießerin #Trash

Darum geht’s

Der Immobilienmakler Thomas Hutter (Nicholas Hoult) wird von seinem Chef Knock (Simon McBurney) nach Transsilvanien geschickt, um dem Grafen Orlok (Bill Skarsgård) eine Immobilie in der kleinen, fiktiven Stadt Wisborg zu verkaufen.
Schon seit jungen Jahren von Visionen und mysteriösen Anfällen geplagt, hat seine Frau Ellen (Lily-Rose Depp) ein schlechtes Gefühl dabei, ihn ziehen zu lassen. Ihre Warnungen ignorierend, macht sich der naive Hutter auf den Weg und muss schnell feststellen, dass Graf Orlok weitaus mehr im Sinn hat, als nur ein Domizil in Wisborg zu erwerben. Denn zwischen Ellen und Orlok scheint eine unheimliche Verbindung zu bestehen, und bald schon spürt ganz Wisborg die schattenhaften und mörderischen Klauen des Nosferatu.

Nach jahrelangem Hin und Her in der Filmhölle Hollywoods kommt der langjährige Traum von Regisseur Robert Eggers endlich auf die Kinoleinwand. Ursprünglich wollte er die Neuverfilmung von Nosferatu schon direkt nach The VVitch umsetzen, doch immer wieder musste er sein Wunschprojekt aufschieben. Eggers ist von der Figur Nosferatu fasziniert, seitdem er als Neunjähriger Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens auf Videokassette sehen durfte. Wer genau hinsieht, bemerkt Einflüsse aus der Zeit, wie beispielsweise das bekannte Gemälde Der Wanderer über dem Nebelmeer von Caspar David Friedrich oder ganze Zitate aus dem Originalfilm.

„Warum hast du sie getötet, die schönen Blumen?““

Ellen Hutter in Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens

Und eben diese Liebe zum Original trieft aus jeder Pore seiner Fassung. Auch unabhängig von dieser Hommage bleibt Eggers seinem Perfektionismus und Stil treu.

Von Schloss bis Bart

So wurde auf eine korrekte Garderobe aus der Zeit und auf die richtigen Stoffe für die verschiedenen sozialen Schichten geachtet, in denen sich die Charaktere befinden. Kostümdesignerin Linda Muir leistete hier ganze Arbeit. Dazu kommt noch der Einsatz echter Tiere am Set und die sorgfältige Auswahl der Drehorte.

Und eben Besonders beeindruckend ist dabei Corvin Castle in Ungarn, das in Nosferatu – Der Untote als Orloks Anwesen dient. Die Burg wird oft mit dem Dracula-Mythos in Verbindung gebracht und gilt als eine der möglichen Inspirationen für Bram Stokers Beschreibung von Draculas Schloss. Ob Stoker tatsächlich Corvin Castle als Vorbild hatte, bleibt ungewiss, doch seine düstere Atmosphäre macht die Burg zur perfekten Kulisse für den Film.
Auch der Cast bewundert diese spannende und authentische Inszenierung sowie die immense Detailverliebtheit des Films. Dinge wie falsche Bärte oder Perücken kamen hier nicht vor die Kamera: Die Schauspieler mussten sich tatsächlich Koteletten und Schnurrbärte wachsen lassen.

Bei all der Liebe zum Detail gibt es jedoch ein kleines Manko, das Robert Eggers aus Budgetgründen hinnehmen musste: die Wahl der Sprache. Leider konnte der Film nicht in Deutsch gedreht werden. Eggers aber erwähnt in einem Interview mit FILMSTARTS, dass es ihm ein besonderes Anliegen war, die deutsche Synchronisation sorgfältig auszuwählen – wenigstens etwas.

Schönste Dunkelheit

Neben dem Perfektionismus fällt vor allem Eggers’ persönlicher Stil auf, der sich durch alle seine Filme zieht und in Nosferatu besonders eindrucksvoll zur Geltung kommt. Da der Film hauptsächlich in der Nacht spielt, kann kaum jemand diese so atmosphärisch inszenieren wie Eggers.

Das perfekte Spiel mit Licht und Schatten, Symmetrie und Kontrasten rundet den Goth-Look von Nosferatu – Der Untote perfekt ab.

Weniger ist mehr

Doch Bilder und Kostüme allein machen noch keinen Film. Handlungstechnisch hält sich Eggers sicherheitshalber sehr nah am Original. Klar setzt er zusätzliche Handlungsstränge ein, die das Original zu erklären versuchen.

Tipp aus der Redaktion

Schaut euch auf YouTube das Stummfilm-Original Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens von 1922 an (die hinterlegte Version ist mit englischen Texten)! Es lohnt sich, den Klassiker vorher anzusehen, um die Bezüge in der Neuverfilmung besser zu verstehen und zu schätzen.

Doch hier stellt sich die Frage: Reicht das? Für Zuschauer, die mit der Geschichte nicht vertraut sind, könnten einige Zusammenhänge verwirrend wirken. Der Film zwingt dazu, genau hinzuhören und keine der Erklärungen von Professor Albin Eberhart von Franz (Willem Dafoe) zu verpassen. Dabei wäre das gar nicht nötig gewesen: Der Horror des Stummfilms aus den 1920ern entsteht vor allem durch Schatten, offene Fragen, stumme Schreie und lange Momente der Beklemmung. Stattdessen greift Nosferatu – Der Untote etwas zu oft auf einfache Horrorelemente wie Jumpscares zurück, was der eigentlichen Qualität des Films nicht ganz gerecht wird.

Fazit

8.5/10
Stark
Community-Rating:
Handlung 7.5/10
Visuelle Umsetzung 10/10
Kostüm & Maske 10/10
Atmosphäre 8.5/10
Horror 6.5/10
Details:
Regisseur: Robert Eggers,
FSK: 16 Filmlänge: 132 Min.
Besetzung: Aaron Taylor-Johnson, Bill Skarsgård, Emma Corrin, Lily-Rose Depp, Nicholas Hoult, Willem Dafoe,

Nosferatu – Der Untote ist eine Ode an Friedrich Wilhelm Murnau. Er bleibt sehr nah an der Ursprungshandlung, versucht aber stellenweise etwas zu viel zu erklären. Das mindert die Wirkung des Films ein wenig, sodass das volle Horrorpotenzial nicht ausgeschöpft wird. Dennoch ist die Neuverfilmung für Fans von Robert Eggers sowie des Urgesteins aller Vampire absolut sehenswert und eine düstere Liebeserklärung an den Ursprung des modernen Horrors.

Artikel vom 6. Januar 2025

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