Kritik: The Son
DAS UNGEHEUER DEPRESSION
Jetzt direkt streamen auf:
[jw_add_widget-sc]
DAS UNGEHEUER DEPRESSION
Jetzt direkt streamen auf:
[jw_add_widget-sc]
Im Leben von Peter (Hugh Jackman) scheint alles perfekt zu sein. Seine Karriere als Anwalt in New York läuft glänzend und er steht kurz davor, seinen Traumjob in Washington zu ergattern. Auch privat laufen die Dinge gut, seine Partnerin Beth (Vanessa Kirby) und er sind vor kurzem Eltern geworden. Doch dann steht plötzlich seine Ex-Frau Kate (Laura Dern) vor der Tür. Sie ist verzweifelt und weiß nicht mehr, wie sie dem gemeinsamen Sohn Nicholas (Zen McGrath) helfen soll. Der Teenager leidet an Depressionen und zieht kurz darauf bei seinem Vater ein, der alles versucht, um zu seinem Sohn durchzudringen…
In seinem Regiedebüt The Father hat sich der Schriftsteller Florian Zeller mit Demenz auseinandergesetzt. In seinem zweiten Spielfilm, The Son, das auf einem Theaterstück von Zeller beruht, stellt der Franzose eine andere Krankheit in den Mittelpunkt: die Depression. Der 17-jährige Nicholas geht seit Monaten nicht mehr zur Schule. Er ist antriebslos, einsam und hat das Interesse an seinen Hobbys verloren. Nun ist er zu seinem Vater gezogen in der Hoffnung, dass sich die Dinge dort bessern.
Im Gegensatz zu The Father, bei dem die Geschichte aus der Sicht des demenzerkrankten Vater erzählt wird, steht bei The Son der depressive Nicholas nicht im Zentrum des Films, sondern sein Vater Peter. Und das ist die größte Schwachstelle des Films. Es soll eine Geschichte über Depressionen sein, die jedoch dem Erkrankten nicht genug Raum gibt. So gelingt es Zeller nicht, dass der Zuschauer eine emotionale Bindung zu Nicholas aufbaut. Das liegt unter anderem auch an dem Darsteller Zen McGrath, dessen Spiel sich in dem gesamten Film auf zwei Gesichtsausdrücke beschränkt.
Die Dialogen plätschern belanglos vor sich hin, die Kamera zoomt permanent auf die besorgten Close-Ups der Eltern, damit auch der letzte Zuschauer verstanden hat, dass diese sich Sorgen machen. Dabei zeigt der Film in einigen Momenten, dass er es auch besser kann. Als Nicholas mit seinem Vater und dessen Partnerin fröhlich tanzt und von einem auf den anderen Moment plötzlich alle Freude aus seinem Gesicht verschwindet, hat das eine größere Wirkung auf den Zuschauer als die müden Dialoge und Close-Ups davor.
Es gelingt Zeller, die Hilfslosigkeit der Eltern, allen voran des Vaters, gut rüberzubringen. Das ist auch Hugh Jackman zuzuschreiben, der seine Rolle als besorgter Vater souverän spielt. Zeller zeigt, dass viele Menschen Depressionen nicht verstehen und auch nicht ernst nehmen. Das Ganze sei nur eine Phase, redet Peter die Krankheit seines Sohnes klein. Er kann partout nicht verstehen, warum Nicholas nicht die Kraft hat, in die Schule zu gehen, obwohl doch nichts konkretes dort vorgefallen ist. Schließlich lügt Nicholas seinen Vater an und erzählt, er habe Liebeskummer, da dieser nun mehr Verständnis für seinen Sohn aufbringen kann.
The Son thematisiert nicht nur das Verhältnis zwischen Peter und Nicholas, der Film reißt auch die schwierige Beziehung zwischen Peter und seinem Vater, gespielt von Anthony Hopkins, an. Dieser schafft es in den nur wenigen Minuten Screentime, die er bekommt, einen starken Auftritt als gefühlskalter Vater hinzulegen.
Nicholas geht es nicht besser. Es bahnt sich eine Eskalation an, was von Hans Zimmers düstere Musik gekonnt unterstrichen wird. Doch auch hier scheint Zeller sein Publikum für zu einfältig zu halten und lässt die Kamera mehrere Male auf einen Gegenstand drauf halten, der noch eine größere Rolle spielen wird. Das Ende überrascht einen daher nicht, da es sich schon lange vorab angedeutet hat – und ein möglicher Schock-Effekt setzt beim Zuschauer nicht ein.
The Son versucht, dem Zuschauer das Thema Depression näher zu bringen. Leider gelingt es dem Film nur selten, die Krankheit aufzufangen. Gerade der depressive Sohn bleibt fremd und unnahbar. Der Film verliert sich in ermüdenden Dialogen und macht die Krankheit nicht greifbar. Hervorzuheben ist das Schauspiel von Hugh Jackman und Laura Dern als überforderte Eltern und das konsequente Ende.
Artikel vom 3. Februar 2023
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!