8.8/10

Kritik: Blue Eye Samurai

VERBORGENER SAMURAI-KLASSIKER?

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Genres: Abenteuer, Animation, Drama, Startdatum: 03.11.2023

Interessante Fakten für…

  • Die Edo-Periode, auch als Tokugawa-Periode bekannt, ist der Zeitraum zwischen 1603 und 1868 in der Geschichte Japans.
  • Abijah Fowler gibt sich als Brite aus, ist aber in Wirklichkeit Ire. Die Eroberung Irlands endete 1603, im selben Jahr, als in Japan die Edo-Zeit begann. Daher hätten viele die Iren in der Zeit, in der die Serie spielt, als britische Bürger angesehen.

Amber Noizumi und Michael Green präsentieren mit “Blue Eye Samurai” eine Animationsserie für Erwachsene erster Klasse. Was diese Samuraiserie so auszeichnet und was Netflix aus diesem Erfolg lernen kann, erfahrt ihr in der Kritik.

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#FantasyFanatic #Comicserien #AfterCredit

Darum geht’s

Während der Edo-Zeit am Anfang des 17. Jahrhunderts hat sich Japan komplett von der Außenwelt isoliert. Der Handel mit dem Western wurde komplett beendet und der Aufenthalt von weißen Menschen wurde verboten. Und in diese feindselige Ära wurde Mizu (Maya Erskine) hineingeboren. Als Halbjapanerin mit hellblauen Augen gilt sie für ihre Mitmenschen als Dämon und musste sich alleine durchschlagen.

Alles, was sie noch zusammenhält, ist ihr Verlangen nach Rache. Sie will sich an den vier weißen Männern rächen, die sich unerlaubterweise in Japan befinden, von denen einer ihr Vater ist. Nachdem sie die Schwertkunst während ihrer Lehre beim blinden Schmied Eiji (Cary-Hiroyuki Tagawa) gemeistert hat, bricht sie als Mann verkleidet auf, um sich ihrer Ziele ein für alle Mal zu entledigen.

Und einer ihrer Ziele ist schon ganz nahe: Der irische Waffenschmuggler Abijah Fowler (Kenneth Branagh) hatte in seinem Versteck lange genug Zeit, um seine nächsten Schritte zu planen. Sein Ziel: Das Shogunat!

Strahlende Animation am Netflix-Firmament

Animations-Serien aus dem Westen haben nicht ansatzweise den Stellenwert wie Animes in Japan. Häufig sind sie unterfinanziert, haben noch das Vorurteil, dass sie für Kinder gedacht sind und Animation gilt an vielen Stellen noch als Genre und nicht als eigenes Medium. Und wenn mal eine Animationsserie für Erwachsene kommt, ist es entweder eine schlecht animierte Komödie oder nach kurzer Weile wieder weg vom Fenster (Inside Job lässt grüßen). Gerade Netflix hatte sich in letzter Zeit schuldig gemacht, in kurzer Zeit viele Animationsserien abzusetzen.

Umso erfreulicher war es, dass sich Netflix von dem Ehepaar Amber Noizumi und Michael Green dazu überreden lies, es mit Blue Eye Samurai zu versuchen. Und obwohl die Serie durch den Übermaß an anderen Serie und ein geringes Marketing nicht gleich ins Auge sticht, so hat sich die Geschichte um eine Samurai-Frau auf einem Rachefeldzug erfolgreich durchgesetzt. Das liegt vor allem an der Protagonistin Mizu selbst, die sich durch ihre Entschlossenheit und ihren inneren Kampf um ihre Menschlichkeit auszeichnet, damit sie nicht zu dem Dämonen wird, für den man sie hält. Doch gerade für Letzteres steht ihr der gutmütige Ringo (Masi Oka) zur Seite, der, obwohl er ohne Hände geboren wurde, sich immer wieder als sehr nützlich erweist, sei es als gesprächiger und leicht zu begeisternder Reisepartner oder als unerwarteter Retter in der Not. Alleine mit diesem Duo hat man das Potenzial für eine hervorragende Serie. Doch es gibt noch mehr…

Klassische Samuraifilme treffen auf die Moderne

Die Showrunner zeigen klar die Inspirationen, die in die Serienschaffung mit eingeflossen sind. Zahlreiche japanische Samurai-Klassiker aber auch Westernfilme wie beispielsweise Kill Bill standen hierfür Pate. Von Letzterem hat man sogar die Titelmelodie in die Trainingsmontage von Mizu eingepflegt. Man nimmt hier stolz existierende Elemente und entwickelt sie weiter.

„Geld und Macht sind für mich unbedeutend. Ich will auch nicht fröhlich werden, sondern befriedigt.“

Mizu in Blue Eye Samurai

Dabei ist auch interessant, wie man mit bestimmten Archetypen umgeht. Figuren wie der weise Lehrmeister, der arrogante Samurai oder die Prinzessin, die keine Prinzessin sein will, wirken auf den ersten Blick klischeehaft, doch zeichnen sie sich schon sehr bald durch überraschende Komplexität aus. Und selbst Fowler, der kaum über die Rolle eines eindimensionalen Schurken hinauskommt, ist so charismatisch, so effizient und so herrlich diabolisch, dass er noch lange in Erinnerung bleibt.

Gemaltes CGI

Spätestens seit Spider-Man: A New Universe ist die Kombination aus 2D- und 3D-Animationen in aller Munde. Die Animationen wirken sauberer und ermöglichen es, mit verschiedenen Stilmitteln und kräftigen Farben zu experimentieren. Und die Showrunner wissen, wie sie diesen Animationsstil optimal für Blue Eye Samurai nutzen können.

Dabei erinnert es schon fast an die stilisierten japanischen Gemälden und die Tuschenmalerei. Und auch wenn die Samurai-Serie realistischer gehalten ist und nicht ganz so übertreibt wie ähnliche Vertreter dieses Animationsstils, so weiß man auch hier den Vorteil des stilisierten Erzählens zu nutzen. Mal werden Gedankengänge in nebulösen Schattierungen dargestellt, mal sieht man einen einnehmenden Drogentrip und mal wird ein Hintergrundgeschichte in Form eines japanischen Puppentheaters dargestellt. Der Animationsstil stellt hervorragend die Atmosphäre der japanischen Edo-Zeit dar.

Schlitzen bis zum Ziel

Das Blue Eye Samurai kein Anime, sondern tatsächlich eine amerikanische Animationsserie ist, war für viele sehr überraschend. Immerhin hat man sich hier sehr an Anime-Elementen orientiert, seien es Stil, Dramatik oder auch die Actionszenen. Und gerade letztere haben es in sich, denn zimperlich geht es hier nicht zu. Blut spritzt wie Wasser, die Opferzahl steigt schnell rapide an und die Finger zu verlieren, gilt noch als milde Warnung. Dabei präsentiert man uns auf einfallsreiche Weise, was so alles mit einer Katana möglich ist. So herrlich choreografierte Animationen erwartet man sonst von Animes.

Doch gerade hier haperts mit der Zeit etwas an der Glaubwürdigkeit, zumal die Handlung im realistischen Rahmen abgearbeitet wird. Mit der voranschreitenden Handlung werden Mizus Siege immer absurder. Bringt sie am Anfang einem Dojo auf nicht-tödliche Weise Demut bei, schnetzelt sie sich schon bald gegen ganze Söldner- und Soldatenhorden durch. Zwar wird sie verletzt und hat ganz klar Limits, doch nicht bevor sie sich selbst aus der unrealistischsten Situation herausmanövriert hat. Hinzu kommt, dass sie sich die Schwertkunst größtenteils autodidaktisch beigebracht hat, was diesem Umstand nicht gerade hilft. Man ist jedoch bereit, darüber hinweg zu sehen, einfach weil die Chancen so sehr gegen sie gerichtet sind, dass man sie schlussendlich siegen sehen will. Zudem wissen die Showrunner, wann man Schluss machen soll, bevor es richtig absurd wird.

Und bei Erzählungen von Legenden übertreibt man ja auch gerne.

Fazit

8.8/10
Sehr gut
Community-Rating:
Handlung 8.5/10
Charaktere 9/10
Action 9/10
Emotionen 8.5/10
Animation 9/10
Details:
Showrunner: Amber Noizumi, Jane Wu, Michael Green,
FSK: 16 Epiosden: 8
Besetzung: Brenda Song, Darren Barnet, George Takei, Heiji Shindo, Masi Oka, Maya Erskine, Meister Eiji,

Blue Eye Samurai ist eine der Serien-Überraschungen aus dem Jahr 2023. Ohne große Vorwarnung präsentiert man uns einen erwachsenen Samurai-Epos mit tiefgründigen Charakteren, wunderschönen Animationen und herrlich blutigen Auseinandersetzungen. Und auch wenn Letztere etwas an den Rand des Glaubhaften angrenzen, so will man sich dieses fantastische Gemetzel garantiert nicht entgehen lassen.

Der Erfolg von Blue Eye Samurai zeigt ganz klar, dass Netflix wieder stärker in Animationsserien investieren sollte. Dass bereits eine zweite Staffel angekündigt wurde, ist ja schonmal ein gutes Zeichen. Da steht ja dem “freudigen” Wiedersehen zwischen Mizu und ihrem Vater ja nichts mehr im Wege…

Artikel vom 14. Februar 2024

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