6.3/10

Kritik: American Gods – Staffel 2

POTENZIAL FALSCH GENUTZT

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Genres: Abenteuer, Fantasy, Mystery, Startdatum: 11.03.2019

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American Gods geht mit einem Donnergrollen weiter. Diesmal wird der Mythos um die Götter in Amerika vom Newcomer Jesse Alexander weitergeführt. Bereits die erste Staffel führt in eine Gottesreise jenseits von Realität und Glauben. Wieso diese Reise allerdings nirgendwo hinführt, erfahrt ihr in dieser Kritik.

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#FantasyFanatic #Comicserien #AfterCredit

Darum geht’s

Mr Wednesdays (Ian McShane) Bemühungen scheinen endlich Früchte zu tragen. Zusammen mit dem in Mitleidenschaft gezogenen Menschen Shadow Moon (Ricky Whittle) kommen sie im House on the Rock an, eine scheinbare Touristenattraktion mit einer mythischen Vorgeschichte. Denn hier findet das Treffen der alten Götter statt. Das Ziel: Der potenzielle Krieg gegen die Neuen Götter. Ein Umstand, über den sich viele noch uneinig sind. Als jedoch der neue Gott Mr. World (Crispin Glover) ein Attentat auf die alten Götter durchführt und Zorya tötet, ist ein Krieg in greifbarer Nähe. Jetzt heißt es sich wappnen – und vor allem glauben!

Um Gaimans Willen!

Menschen haben die Götter erschaffen und nicht umgekehrt. Eine alte philosophische Idee, die selten so eine umfangreiche und ausführliche Repräsentation in der Popkultur erfuhr, wie durch Neil Gaimans Roman American Gods. Durch Geschichten und eine surreale Erzählweise wird der Ursprung der alten Götter erzählt, die mit ihren Völkern nach Amerika einwanderten und nun um ihre Existenz kämpfen.

Die erste Staffel der Serienadaption zeichnete sich durch eine Erzählweise aus, die philosophische Geschichten und bildgewaltige Elemente in den Vordergrund stellt, auch wenn die Handlung dadurch nicht immer einheitlich wurde. Dennoch hielten und hervorragend die Balance. Nun sind sie jedoch weg – Und Jesse Alexander hat diese Erzählweise nicht ganz verstanden…

Gott, wo ist die Handlung?

Gute Frage. Auf die erste Staffel, die mit einem Cliffhanger endete, wird kaum Bezug genommen. Auch das zugegebener Weise beindruckende Göttertreffen sorgt für keinen nachhaltigen Handlungsstrang. Stattdessen werden Kriegsvorbereitungen getroffen und Intrigen gesponnen um gegen die neuen Götter, angeführt von Mr World, zu bestehen. Mal sabotieren sie den allessehenden Titanen Argus, mal buhlen sie um die Gunst des Gottes des Geldes. Verbunden sind die einzelnen Episoden kaum miteinander.

Erlöse uns vor der Langeweile

Natürlich gibt es wieder interessante Geschichten über Sagen und Glauben im modernen Kontext, die durchaus ihren eigenen Charme haben. Doch schlimmer denn je lenken sie von der Handlung ab.

Das merkt man vor allem bei Shadow Moon, dessen passive Beobachterrolle überhand nimmt. Sein thematisierter innerer Glaubenskrieg biegt urplötzlich in Richtung Rassismus in Amerika ab. Wenn dann auch noch von William “Froggie” James die Rede ist, einem Schwarzen, der nach seinem brutalen Tod seine Artgenossen verflucht, fragt man sich, ob man was verpasst hat. Es hat den Anschein, als würde sich die Handlung langsam entwickeln, doch tatsächlich wirkt es nur zusammenhangslos und sogar langweilig.

Es ist schon beeindruckend wie eine Staffel so viel erzählen kann – und gleichzeitig so wenig.

Richtige Götzenbilder

Und das ist schade, denn die Charaktere sind nach wie vor faszinierend, wenn man sich auf die richtigen Elemente fokussiert. Mr. Wednesday ist immernoch der verschlagene Mistkerl mit großen Plänen, dem einfach nicht zu trauen ist. Seine Widersacher Mr. World ist ebenfalls überzeugend tückisch und zusätzlich verstörend, vor allem wenn er versucht, menschliches Verhalten zu imitieren. Auch kleinere Charaktere wie beispielsweise Salim (Omid Abtahi), der in einer Liebesbeziehung mit einem Djinn ist, bekommt zunehmend Sympathiepunkte.

Besonders hervorgehoben ist die Rolle des irischen Kobolds Mad Sweeney (Pablo Schreiber). Dieser war zuletzt mit Shadows “verstorbenen” Frau Laura (Emily Browning) auf Reisen um sie wieder zum Leben zu erwecken. Seine Identitätskrise wird in der zweiten Staffel stärker beleuchtet: War er ein Kobold, ein König oder gar ein Gott? Sweeneys Sinnesreise gehört zu den interessanteren Handlungssträngen.

Viel Schein, wenig Sein

Natürlich verlässt sich American Gods auch diesmal auf seine markantesten Elemente: Bildgewaltige Szenarien und sagenhaften Geschichten. Wenn die Götter zuerst auf dem magischen Karussell im House on the Rocks fahren (Es macht Sinn im Kontext) und dann in voller Gottesgestalt ein Treffen abhalten, kann man wahrlich von einem bewusstseinsverändernden Trip reden. Auch viele der Geschichten lassen einen tiefer in die mythologische Welt des Glaubens eintauchen. Eine besondere Erwähnung verdient die Geschichte um Donar, aka Thor, und seinen eigenen Konflikt mit seinem Vater.

Doch das Problem ist: Es fehlt etwas Greifbares, es gibt kaum einen Zusammenhang. Viele Ereignisse werden durch die Geschichten aufgebaut, die oft nirgendwo hinführen, oder noch mehr Fragen aufwerfen, als sie beantworten. Und solange das der Fall ist wirken die Effekte und Geschichten greller als sie eigentlich sind. Denn ohne den Zusammenhang bleiben die Geschichten nur…nun ja… Geschichten.

Fazit

6.3/10
Mäßig
Community-Rating:
Handlung 4/10
Spannung 4.5/10
Schauspieler 8/10
Visuelle Umsetzung 9/10
Tiefgang 6/10

‘American Gods – Staffel 2’ hat eine Glaubenskrise

Es ist bedauerlich wie sehr man eine vielversprechende Prämisse mit der falschen Gewichtung und verschobenen Prioritäten ins Obskure ziehen kann. Bereits die erste Staffel wusste mit Symbolik und Sagengeschichten zu verwirren, dennoch war eine Bedeutung zu erkennen. Hier packt man so viel (Pseudo-)Symbolik rein, dass man nicht weiß, auf was man zu achten hat. Es beginnt verwirrend, entwickelt sich verwirrend und endet verwirrend. Klar kann man gänzlich surreale Serien drehen, doch American Gods will eine zusammenhängende Story aufbauen – oder zumindest wollte sie das. Klar kann man über die Charaktere und die Inszenierung staunen und die einzelnen Episoden als in sich abgeschlossen betrachten. Doch wenn die Serie eine Zukunft haben soll, dann brauchen die Gläubigen auch mal das ein oder andere Zeichen.

Zumindest kann man noch an Zukunft für American Gods glauben…

Artikel vom 29. Juli 2019

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