Was ist anders als bei ‚Homeland‘ und Co.?
Wer von der rein actionlastigen Handlung der James Bond-Filme gelangweilt ist und sich an den trüben und unterschwelligen Verwicklungen der John Le Carré Bücher und Filme erfreuen kann (z.B. Tinker Taylor Soldier Spy), der sollte dieser Serie eine Chance geben.
Nicht nur agieren hier versierte Schauspieler, die sich bereits in anderen Serien einen Namen gemacht haben: Richard Armitage spielte bereits in Spooks eine Hauptrolle und einen Special Operator hinter den Reihen in Strike Back, aber auch Michelle Renee Forbes Guajardo ist bekannt aus zahlreichen Serien wie True Blood, 24, oder Prison Break. Doch das wirklich Schöne und Interessante für deutsche Zuschauer ist, dass die deutschen Gegenspieler der Amerikaner beim BND auch von deutschen Schauspielern gespielt werden, die wirklich deutsch sprechen – eine Seltenheit in amerikanischen Serien. Da wird der US-Zuschauer doch tatsächlich gezwungen, Untertitel zu lesen!
Der zweite Pluspunkt ist Berlin als Handlungsort – die Häuser, die Menschen, das multikulturelle Miteinander, die Graffiti und nicht zuletzt die Historie. In spektakulären Luftaufnahmen der alten CIA-Abhörstation Teufelsberg findet ein Handlungsstrang sein spektakuläres Ende.
Mit David Bowie’s I’m afraid of Americans als Intro-Song radelt Richard Armitage als Daniel Miller auf einem stylischen weißen Fahrrad durch die Straßen und der deutsche Zuschauer fühlt sich wie zu Hause und gleichzeitig beobachtet durch die Handlung, die aus der amerikanischen Perspektive erzählt wird.
Kommen wir also zu drittens: Ich konnte auch bei kritischem Hinsehen kein amerikanisches Pathos bzw. Bevorzugung der Amerikaner vor anderen Nationalitäten entdecken. Es ist schon fast eine erfrischende Abwechslung, die Berlin Stationin diesem Punkt von anderen Polit-Formaten wie Homeland oder Designated Survivor abhebt.
Klischées unvermeidlich?
Sicher, bestimmte Punkte müssen bedient werden: die Chefs sind korrupt und intrigant, die Abteilungsleiter hacken aufeinander rum, wie in jedem anderen Büro, namenlose deutsche Nebendarsteller haben unerklärlicherweise des Öfteren Schnurrbärte, Amerikaner ziehen sich Baseballcaps über, um nicht aufzufallen (Woher stammt dieser Film-Mythos eigentlich?) – und der Spion muss natürlich die Gegenspionin verführen und mit ihr im Bett landen. Gehört alles zum Job.
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