Und wenn man nicht aufpasst, wird man von denselben Geschwistern, die erst kürzlich die Unabhängigkeitserklärung gestohlen haben, in die Zukunft katapultiert. Ein gewöhnlicher Tag eben.
Erschwert wird das Chaos dadurch, dass die Serie nach einer strikten „Alles hat Konsequenzen“-Logik lebt. Das bedeutet, dass unscheinbare Schurken von vor einer oder zwei Staffeln, die man schon längst vergessen hat, wieder zurückkehren und das meist stärker denn je. So hat der unscheinbare Schurke Doc Seismic (Chris Diamantopoulos) sich mal eben die Untergrundbewohner unterworfen und daraufhin alle Superhelden Amerikas entführt. Oder wie wäre es mit Titan (Mahershala Ali), der vor zwei Staffeln Mark manipuliert hat, um zum Verbrecherboss zu werden und nun schon wieder dessen Hilfe braucht? Und hey, wusstet ihr, dass zwei unscheinbare Wegwerf-Superschurken aus der ersten Staffel tatsächlich ein verarmtes Pärchen ist, dass aus Geldmangel und Alternativlosigkeit auf Bankraube zurückgreift? Nur falls ihr euch gefragt habt, was die Geschichte dieser namenlosen Schurken im Hintergrund ist.
Das alles ist ja schön und gut. Wäre da nur nicht eine INVASION BÖSER SUPERMÄNNER IM ANMARSCH!
Schrödingers Viltrumit
Die Viltrumiten sind aktuell die größte Gefahr für die Erde – oder auch nicht. Denn wenn man die ganzen Nebenhandlungen und tonnenweise Nebencharaktere berücksichtigt, wirkt die Viltrumiten-Invasion fast schon nebensächlich. Dann streitet man halt mit Cecil aufgrund moralischer Prinzipien und spaltet die „Guardians of the Globe“, man hat ja offenbar alle Zeit der Welt. Während sich die Handlung vermehrt auf das eigentliche Problem, nämlich Marks moralisches Dilemma fokussiert, wird der Hauptkonflikt der Serie in den Hintergrund gerückt. Zwar erleben wir eine erfreuliche Nebenhandlung mit dem allseitsbeliebten Allen the Alien (Seth Rogen), der sich mit dem inhaftierten Nolan anfreundet. Dies fördert zwar den Fortschritt der Handlung rund um die Viltrumiten, erinnert allerdings auch, in welchen Schneckentempo sich die angeblich größte Bedrohung der Serie entwickelt. Tatsächlich scheint es so, als würde die Serie versuchen, die gesamte Comic-Reihe zu adaptieren. Lobenswert, doch wie wahrscheinlich ist es bei 8 Episoden pro Staffel mit unklarer Garantie über einen Fortbestand?
Zwar könnte man nun argumentieren, dass die Zuschauer sich mittlerweile an den Sinnesüberschuss von bunten Chaoten gewöhnt haben. Und das stimmt auch. Die Nebenhandlungen und die wiederkehrenden Charaktere wirken nicht mehr so befremdlich wie in der ersten Staffel. Doch problematisch wird es, wenn die Charaktere immer und immer wieder kommen. Ohne groß zu spoilern erleben wir, wie besiegte oder sogar totgeglaubte Charaktere immer wieder zurückkehren. Bestenfalls werden dadurch alte Konflikte unnötig aufgegriffen, die man für abgeschlossen hielt. Im schlimmsten Fall jedoch sind wir bei Verhältnissen wie bei DC und Marvel angelangt, bei denen der Tod keine Bedeutung hat. Alles kommt zurück, einfach weil es zu schade ist, diese zu verlieren. Da hielt man die Invincible-Serie doch für besser als das.
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