9.2/10

Kritik: Marvel’s Daredevil – Staffel 3

KÖNNEN WIR DAREDEVIL WIEDER BLIND VERTRAUEN?

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Genres: Action, Comic, Drama, Thriller, Startdatum: 19.10.2018

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Angefangen mit ‘Daredevil’ kam ein ganzes Marvel-Serienuniversum auf Netflix. Während die Avengers Alieninvasionen abwehrten, kämpften die düsteren und bodenständigeren Serienhelden eigenständig und gelegentlich auch zusammen gegen Kriminelle und böse Organisationen. Die dritte Staffel zeigt jedoch nun endgültig, wieso ‘Daredevil’ alleine am besten kämpft. Mehr dazu in dieser Kritik.

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#FantasyFanatic #Comicserien #AfterCredit

Darum geht’s

Das Leben von Matt Murdock (Charlie Cox) ist wahrlich eine Gottesprüfung. Als er einem Mann vor einem Autounfall retten wollte, verlor er sein Augenlicht. Kurz darauf wurde sein Vater ermordet, als sich dieser bei einem Boxkampf weigerte, zu verlieren. Erst im Weisenhaus fasste er wieder Mut als ein ebenfalls blinder Mann namens Stick ihm beibrachte, seine anderen Sinne bis zur Perfektion zu trainieren. Jahre später ist er überzeugt davon, Gerechtigkeit durchzusetzten; als Anwalt am Tag und als der Teufel von Hells Kitschen in der Nacht: Daredevil!

Diese Rolle resultierte in einem brutalen Konflikt mit dem hünenhaften Verbrecherboss Wilson Fisk (Vincent D’Onofrio), den Daredevil nach einem erbitterten Kampf hinter Schloss und Riegel bringen konnte. Doch lange konnte Matt seine beiden Leben nicht mehr aufrechterhalten und isolierte sich von seinen engsten Verbündeten. Das führte zu einem Bündnis in Form der Defenders gegen eine jahrhundertalte Organisation, die zu seinem vermeintlichen Tod führte.

Der Teufel von Hells Kitchen

Einige Zeit nach dem Vorfall wird Matt halbtot vorgefunden und in dem kirchlichen Waisenhaus gesund gepflegt, in dem er aufgewachsen ist. Obwohl er langsam heilt, so ist er innerlich gebrochen und hat eine Glaubenskrise. Er will sich von seinem alten Leben als Matt Murdock gänzlich verabschieden, sodass Foggy Nelson (Elden Henson) und Karen Page (Deborah Ann Woll) weiterhin im Glauben gelassen werden, Matt sei tot.

Doch eine Entwicklung lässt sie alle aktiv werden: Wilson Fisk möchte Straffreiheit für seine Geliebte Vanessa (Ayelet Zurer) erreichen und fängt eine Zusammenarbeit mit dem FBI an. Dies hat Deals zur Folge, die ihm immer mehr Freiheiten und Einfluss bieten. Während Foggy und Karen Fisk auf juristischem und medialem Weg stoppen möchten ist sich Matt sicher: Er wird Fisk mit seinen Fäusten stoppen; ein für alle Mal!

I’d rather die as the Devil, than live as Matt Murdock.”

Matt Murdock

Dunkles Marvel

Mit der dritten Staffel beweist Daredevil nun endgültig, dass es zu keinem Crossover mit dem kunterbunten MCU kommen wird. Denn Daredevil ist düster und erschreckend realistisch. Die Entscheidung mit Fisk und seinen Machtspielchen weiterzumachen war die richtige Entscheidung, zumal die zweite Staffel und der Defenders-Crossover mit ihren antiken Verschwörungen schon fast ins Obskure gerutscht sind. Nun ist die Handlung nicht nur trüb und brutal, sondern fühlt sich erneut beängstigend realistisch an. Daredevil isoliert sich endgültig von seinen parallellaufenden Serien und fokussiert sich komplett auf einen erbitterten Kampf gegen Fisk und auch seine eigenen Dämonen (auch wenn die FSK-18 Vergabe vielleicht doch etwas übertrieben ist).

Das wird auch dadurch ersichtlich, dass sich die dritte Staffel traut, aus der etablierten Formel der ersten Staffel zu entkommen und nun Matt Murdock als Vollzeit-Daredevil zeigt, der ständig auf der Hut sein muss. Eine sehr mutige Entscheidung, die sich nach wie vor nur wenige Comic-Adaptionen trauen.

Blinde Wut

Die hervorragend choreografierten, geschnittenen und vor allen Dingen intensiven Kämpfe waren schon immer ein Markenzeichen der Serie. Crossover-Serien wie Jessica Jones und vor allem Luke Cage haben den ausgeglichenen Kämpfen etwas an Spannung genommen, da beide übermenschlich stark waren. Auch die Kämpfe bei Daredevil – Staffel 2 wirkten nicht mehr ganz so anstrengend für ihn, aufgrund seiner Rüstung. Mit der dritten Staffel geht es nun zurück zum Ursprung und zeigt die Ausmaße eines eindringenden Schlagabtausches: Wenn gekämpft wird, fühlt es sich an wie ein Kampf. Man fühlt den Ganzkörpereinsatz, die Anstrengung, die Wut und erst Recht die klaffenden Wunden. Daredevil ist wieder verwundbar und das merkt man. Selten kommt es vor, dass ein Kampf so gut eine eigene visuelle Geschichte erzählen kann, wie es Daredevil in dieser Staffel gezeigt hat. Einige der Actionszenen, darunter ein Tracking Shot, der ein rasanter Austausch zwischen Dialog, intensiver Handlung, und brachialer Action ist, gehört jetzt schon zu einer der ikonischen Szenen der ganzen Serie.

Wie Wilson Fisk die Serie übernahm

Wilson Fisk ist wieder da und das allein ist schon Motivation genug für eine dritte Staffel. Er hat nichts von seinem einschüchterndem Charme verloren und man weiß sofort, dass die Gefängniszellen daran nichts ändern können. Ironischerweise ist Fisk in dieser Staffel nicht mal so aktiv wie man ihn aus der früheren Staffel kennt. Die meiste Zeit über legt er eine beeindruckend ruhige Darbietung hin und hebt seine aufgestaute, ungebändigte und emotionale Seite für den Schluss auf. Das eigentliche Genie hier ist Vincent D’Onofrio, denn wie bereits in der ersten Staffel schafft er es alleine durch subtile Gesichtsbewegungen Fisk eine sehr menschliche Tiefe zu verleihen. Denn trotz seiner Verbrechen wird Fisk stets von einer Aura der Traurigkeit begleitet, dass man nicht anders kann als eine gewisse Sympathie für ihn zu empfinden. Eine Sympathie, die er natürlich auszunutzen weiß. Es kommt selten vor, dass der Einfluss eines einzelnen Mannes so drastisch wirken kann.

Diese ruhige und manipulative Erscheinung wird den Anwesenden zuteil, vor allem dem psychotischen FBi-Agenten Benjamin “Dex” Poindexter (Wilson Bethel). Comicfans kennen ihn als den Meisterschützen Bullseye, der jeden Gegenstand wie eine tödliche Wurfwaffe verwenden kann. So lächerlich extrem es auch in den Comics war, hier schaffen sie es, diesem Killer eine erstaunliche Tiefe zu geben.

Übernatürlicher Machteinfluss

Die religiöse Symbolik war stets ein Kernelement von Daredevil und erreicht seinen Höhepunkt in dieser Staffel. Matt hat den Glauben an einen gütigen und gerechten Gott verloren und was die Stadt angeht könnte er nicht mal Unrecht haben. Trotz der überwältigenden Architektur von Manhattan wirkt die Stadt stets düster und klaustrophobisch, in der Gerechtigkeit offenbar keinen Platz hat. Die ersten Episoden wirken noch verhältnismäßig ruhig und bauen ein wahres Mysterium auf, doch die wahren Ausmaße dieser Korruption werden erst schrittweise mit der Zeit offenbart. Die Frage ist: Kann diese Stadt allein durch ihre gesellschaftlichen Konstitutionen überleben oder muss wirklich erst der Teufel mit all seiner Gnadenlosigkeit eingreifen?

Charaktere in der Krise

Dieser dämonische Einfluss betrifft jeden Charakter auf seine eigene Weise: Anwalt Foggy muss sich zwischen seinem politischen Vorgehen gegen Fisk und dem Wohlbefinden seiner Familie entscheiden und Karen ist nach wie vor bemüht, das Richtige zu tun, ohne dabei ihre Mitmenschen zu gefährden. Auch andere Charaktere werden mit inneren Konflikten ausgestattet, so auch FBI-Agent Ray Nadeem (Jay Ali), der mit dem Gedanken spielt, dass die Zusammenarbeit mit Fisk vielleicht doch keine so gute Idee war. Fragen nach Glaube, Aufopferung und Vergebung stehen hier an der Tagesordnung. Der ausweglose Klammergriff der Stadt wirkt gleichzeitig übernatürlich als auch beängstigend realistisch.

Dies ist wahrlich ein Kampf biblischer Maßstäbe!

Fazit

9.2/10
Meisterwerk
Community-Rating:
Handlung 9/10
Spannung 9.5/10
Charaktere 9.5/10
Aktion 9.5/10
Atmosphäre 8.5/10
Details:

‘Marvel’s Daredevil’ – Staffel 3 ist das beste Stück Marvel auf Netflix

Daredevil hat es geschafft und sich erneut als Galionsfigur der Marvel-Serien auf Netflix bewiesen. Mit der dritten Staffel übertreffen sie sich selbst. Es ist eine Rückkehr zu alten Werten, zum Kampf um Gerechtigkeit in einer Stadt, in der er vergeblich zu sein scheint. Im Gegensatz zu den vorherigen Staffeln präsentiert man uns ein Gefühl der konstanten Gefahr, die schrittweise zunimmt, bis sie sich zum Schluss in ihrer vollsten Verderbnis offenbart. Die Charaktere sind isoliert, werden an ihre Grenzen getrieben und zeigen eine beeindruckende Charakterentwicklung. Selbst kleinere Makel (gewisse Charaktere werden stärker vernachlässigt als andere), wirken irrelevant. Der Glaube an Daredevil ist wieder hergestellt. Das einzige, was man sich jetzt noch fragen kann, ist, wie es nun mit Daredevil weitergeht. Was kann man über den Teufel in Rot noch erzählen? Das ist eine Frage für die Zukunft, doch die dritte Staffel könnte genauso gut ein Serienfinale sein, denn noch besser wird es wohl kaum werden.

Artikel vom 28. November 2018

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