8.6/10

Kritik: Matrjoschka – Staffel 1

SMOKE. DIE. REPEAT.

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Genres: Drama, Komödie, Mystery, Startdatum: 01.02.2019

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Lang lebe Netflix! Dank des Heimkino-Netzwerks bekommen wir immer wieder Serien (und seltener Filme) zu sehen, die herrlich “outside the box” sind. Der neueste Streich ist nun ‘Matrjoschka’, in der eine längst bekannte Prämisse erfrischend intelligent erzählt wird. Warum sich das neue Netflix Original lohnt, erfahrt ihr in unserer Bewertung und Kritik.

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Darum geht’s

Es ist der 36. Geburtstag von Nadia (Natasha Lyonne, Orange is the New Black). Obwohl sie auf ihrer eigenen Party ist, fühlt sich die kettenrauchende und dauerfluchende Dame nicht so richtig wohl. Also packt sie sich einen beliebigen Typen und schleppt ihn ab. So weit, so unspektakulär. Als Nadia anschließend jedoch das Haus verlässt, wird sie von einem heranfahrenden Taxi erwischt und stirbt auf der Stelle. Nur stirbt sie dabei nicht richtig, sondern kommt schlagartig wieder auf ihrer Geburtstagsfeier zu sich. Einige Todesfälle später bemerkt sie, dass sie nicht nur chronisch todesgefährdet ist, sondern sie auch in einem ewigen Time-Loop gefangen scheint. Doch warum das Ganze?

Nur ein billiger Abklatsch?

Und täglich grüßt das Murmeltier, Edge of Tomorrow, Happy Deathday – das sind nur einige der Filme, die bei dieser nicht mehr ganz so originellen Prämisse in den Kopf schießen. Keine Frage: Die Idee, eine Figur immer wieder dieselben Situationen durchleben und dabei jedes Mal anders handeln zu lassen, ist in sich schon ungemein unterhaltsam. Doch man darf nicht vergessen, dass die ständig gleichen Ausgangssituationen auch enorm viel Potenzial für nervige Wiederholung haben, wenn die erzählte Geschichte nicht stimmt. Bei Matrjoschka – Staffel 1 ist dies glücklicherweise nicht der Fall.

Nadia (Natasha Lyonne) lebt jeden Tag, als wäre es ihr letzter. Alan (Charlie Barnett) scheint ein ähnliches “Problem” zu haben …

Natasha Lyonne und Charlie Barnett stehen nebeneinander in einem Szenenbild für Kritik Matrjoschka Staffel 1

Das Handlungsgerüst orientiert sich klar an Doug Limans Edge of Tomorrow, während die gelegentlich überraschend platzierten Todesszenen wie die braven Schwestern der Final Destination-Reihe wirken. Diese fallen meistens ziemlich blutleer aus – nur selten wirken die Todesszenen besonders schwarzhumorig oder brutal. Selbst der Gag, dass Nadia eine komplette Folge lang etliche Male beim Versuch stirbt, die Treppe hinunter zu laufen, nutzt sich schnell ab. Doch auch, wenn diese inhaltliche Steilvorlage meist achtlos liegen gelassen wird, kommt der eigentliche Spirit der Serie gut zur Geltung.

Alltagsphilosophie für Fortgeschrittene

Spannend wird es nämlich vor allem deshalb, weil Nadia nicht auf einen Tag, sondern auf ihren nächsten Tod limitiert ist. Folgerichtig schicken die Autorinnen (Lyonne hat sich hierfür mit Leslye Headland und Comedy-Urgestein Amy Poehler zusammengetan) Nadia durch alle möglichen und unmöglichen Settings, um herauszufinden, warum um alles in der Welt ihr Leben in einer Dauerschleife feststeckt.

Da manchmal mehrere Tage ins Land ziehen, bis Gevatter Tod wieder zuschlägt, wird der Zuschauer mit vielen neuen Settings und interessanten Handlungssträngen verwöhnt – nur um dann schlagartig zurück auf der Party zu landen. Natürlich kommt Nadia mit jeder Schleife dem Geheimnis um ihr ominöses Schicksal ein Stück näher, sodass auch der Zuschauer fleißig miträtselt und vor allem bei der Stange bleibt.

Bei ihrer Suche läuft Nadia dabei einer ganzen Reihe spannender, teils grotesker Figuren über den Weg, mit denen sie auch frei Schnauze über das Leben philosophiert. Gerade in den ersten drei Folgen, in denen die Serie noch schwer einzuordnen ist, formen diese geschliffenen Dialoge das Herzstück. Mit was für einer Selbstverständlichkeit hier (Binsen-)Weisheiten von sich gegeben werden, macht eine Menge Laune – und regt vor allem sehr oft zum Nachdenken an.

Natasha Lyonne ist im Modus!

Viele dieser trockenen Oneliner gehen auf die Kappe von Natasha Lyonne, die eine Performance zum Niederknien darbietet. Ihre kratzige Raucherstimme (die Kippe darf natürlich nie fehlen, klar), ihr desinteressiertes resting bitch face und ihre Gestik, die wie eine Symbiose aus Christopher Walken und Nicolas Cage daherkommt, sind formvollendetes Schauspiel! Und das ist auch unbedingt notwendig: ohne die Präsenz einer solche Protagonistin würde Matrjoschka – Staffel 1 nicht einmal im Ansatz funktionieren. Diese enorm unterhaltsame I don’t give a fuck-Attitude trägt den Zuschauer mühelos durch die acht Episoden, die wohl die wenigsten nicht komplett durchbingen werden.

Natasha Lyonne in der Hauptrolle ist Unterhaltung pur!

Natasha Lyonne zündet sich eine Pfeife an in einem Szenenbild für Kritik Matrjoschka Staffel 1

Erst große Töne, dann viel Herz

Ohne zu viel zu verraten: die überzogenen und sprunghaften Szenen zu Beginn weichen zunehmend echten menschlichen Momenten. Nicht nur unsere Protagonistin, auch einige der Nebenfiguren bekommen bruchstückhaft mehr und mehr Geschichte zugesprochen. So entwickelt sich Matrjoschka – Staffel 1 von durchgetaktetem Dialog-Entertainment zu einer feinen Charakterstudie mit viel Herz und Tiefe.

Glücklicherweise löst sich die Serie auch zunehmend von den großen Genre-Vorbildern und fügt peu à peu eigene Ideen und Akzente hinzu. Das ist gerade für die Zuschauer, die Und täglich grüßt das Murmeltier bereits auswendig kennen, ein willkommener Twist. So beginnt man wieder selbst darüber zu grübeln, warum Nadia in der Zeitschleife feststeckt – und vor allem, wozu die ganze Sache letztlich dient. Am Ende bleibt eine Aussage, mit der man anfangs mit Sicherheit noch nicht gerechnet hatte.

Fazit

8.6/10
Sehr gut
Community-Rating:
Handlung 8.5/10
Schauspiel 9/10
Tiefgang 8.5/10
Humor 8/10
Dialoge 9/10
Details:
Showrunner: Amy Poehler, Leslye Headland, Natasha Lyonne,
FSK: noch nicht bekannt Epiosden: 8
Besetzung: Charlie Barnett, Elizabeth Ashley, Greta Lee, Natasha Lyonne,

Klein, aber Oho: mit inszenatorischem Tempo, herrlich-pointierten Dialogen und einer überragenden Hauptdarstellerin kann sich Matrjoschka – Staffel 1 von den offensichtlichen Genre-Vertretern lösen und eine ganz eigene, zutiefst menschliche Geschichte erzählen. Während die wiederkehrenden Todesszenen keinen großen Fokus erhalten und deshalb kaum im Gedächtnis bleiben, sind es die unzähligen, hochamüsanten Begegnungen und Gespräche der Figuren, die den Charme der Serie ausmachen. Und wenn sich zunehmend herauskristallisiert, welches Plädoyer hier in die Wohnzimmer dieser Welt hinausgerufen wird, dann muss man Netflix dafür danken, auch solche eigenwilligen Juwelen in der Serienlandschaft zu platzieren.

Artikel vom 6. Februar 2019

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