Kritik: Everything Everywhere All at Once
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Evelyn Wang (Michelle Yeoh) betreibt zusammen mit ihrem Mann Waymond (Ke Huy Quan) einen nicht ganz einwandfrei laufenden Waschsalon. Zusätzlich zur Finanzprüfung des Waschsalons durch die strenge Finanzbeamtin Deirdre Beaubeirdra (Jamie Lee Curtis), die den Wangs bevorsteht, erwägt Waymond sich scheiden zu lassen. Außerdem ist Evelyns Vater, Gong Gong (James Hong), gerade aus China angekommen und kein einfacher Hausgast. Und dann versucht Evelyns Tochter Joy (Stephanie Hsu) auch noch, ihre Mutter dazu zu bringen, ihre Freundin Becky (Tallie Medel) zu akzeptieren. Doch all das stellt sich schnell als unwichtig heraus, als sich plötzlich ein Spalt in der Realität auftut…
Die Ausgangssituation des Films könnte langweiliger nicht klingen: auf zur Steuerprüfung. Doch wie auch David Foster Wallace in Der bleiche König schafft Everything Everywhere All at Once das fast Unglaubliche und füllt das Finanzamt mit ganz viel Action. Zu viel der Prämisse zu verraten, wie genau das passiert, wäre dem Film gegenüber nicht fair (es sei hier explizit davon abgeraten, den Trailer zu schauen!), da so ein wichtiger Aspekt der absurden Komik wegfiele: die Überraschung.
Eine der besten Eigenschaften der meisten Filme, die von A24 produziert und vertrieben werden, ist, dass sie sich immer sehr ihrer selbst wie auch der Tradition und des gegenwärtigen künstlerischen Diskursraumes bewusst sind, in dem sie stehen. Sprich: als SiFi-Abenteuerfilm verarbeitet Everything Everywhere All at Once viele Elemente, die sich in diversen Superhelden-Action-Streifen der letzten Jahre angehäuft haben, dreht sie aber um oder treibt sie noch weiter auf die Spitze.
Einschränkend muss aber gesagt werden, dass mit z.B. Guardians of the Galaxy (2014) oder Deadpool (2016) die ironische Selbstbetrachtung und Selbstreferenzen bereits in der Mainstream-Fantastik zu finden ist. In Everything Everywhere All at Once kommt jedoch hinzu, dass ähnliche Invertierungen und Überspitzungen von Erwartungen und Klischees vermittels einer großen Portion Bizarrheit, einer oft ans Unangenehme reichenden Weirdness funktioniert.
Was Everything Everywhere All at Once neben der komödiantischen und durchaus gut gemachten Action am besten schafft, ist vor allem die Figurenzeichnung. Der Bogen ist wohlklingend gespannt zwischen Problemen, die interessieren – existenzielle Sorgen um die Zukunft des Familiengeschäfts, Anerkennung der Mutter, etc. – und Absurdität und Slapstick. Vor allem Michelle Yeoh ist für ihre gelungene Performance zu loben, die sowohl in Action wie in Emotion überzeugt.
Everything Everywhere All at Once verhandelt neben der hals- und knochenbrecherischen Kung-Fu-Aktion fühlbare Themen, die ebenso im Kleinen verhandelt werden, wie auch die Action im Kleinen bleibt. Dies steht eher in einer Tradition von Action, die Menschen kämpfen lässt, extrem gut ausgebildete und begabte, aber eben doch Menschen. Die Besetzung von Yeoh in der Hauptrolle, die selbst schon mit Jackie Chan zusammen gespielt hat, kommt nicht von ungefähr. Eine sehr zu begrüßende Wahl in einer Zeit, in der Action oft bedeutet, dass Trickfiguren durch künstliche Häuserblocks poltern (Es lässt sich eine Traditionslinie von den Power Rangers zu Man of Steel ziehen).
Eine ordentliche filmische Leistung. Eine Handlung, die sich nicht ganz ernst nimmt, bzw. die wichtigen Aspekte veralbert. Figuren, die größtenteils interessieren und nahbare Probleme haben, die wunderbar aufgeblasen werden durch die titelgebende Auflösung von Zeit und Raum. Ein zu empfehlender Spaß, der nach Zuckerwatte riecht, aber doch über die Kirmesbudenattraktion hinausgeht.
Artikel vom 4. Mai 2022
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