Kritik: Beau Is Afraid
Irgendwo zwischen Realität und Wahnsinn
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Vieles im Leben von Beau (Joaquin Phoenix) macht ihm Angst. In den Straßen liefern sich Passanten Kämpfe und jeder scheint ihm auf den Fersen. Seine Nachbarn bedrohen ihn stetig und als er seine Mutter zum Todestag seines Vaters besuchen möchte, verliert er seinen Schlüssel und verpasst den Flug.
Ab da wird alles immer chaotischer und sein ohnehin schon von Stress geprägtes Leben gerät nun vollends aus den Fugen… Ein Albtraum ähnlicher Trip durch seine zerrüttete Psyche beginnt.
Die Erwartungen an Beau is Afraid waren hoch. Auf den ersten Blick scheinen seine Filme recht unterschiedlich, vor Allem hinsichtlich Handlung und Cast – denn anders als Regisseure wie Tim Burton oder Wes Anderson, setzt Ari Aster stets auf unterschiedliche Schauspieler:innen.
Im Subtext jedoch behandelt er in jedem der Filme eine ähnliche Thematik. So verfilmt er gerne Geschichten über toxische, familiäre Beziehungen und den versuchten Abnabelungsprozess innerhalb eben dieser. Während in seinen vorangegangenen Filmen die Thematik noch sehr real gehalten wurde, geht Ari sie in Beau is Afraid weitaus experimenteller an.
Der Grad zwischen Metapher und Realität ist schmal. Angststörungen, Depressionen oder Paranoia werden aus der Perspektive des Protagonisten gezeigt. Ist die Straße, in der Beau lebt, wirklich gefährlich? Stürzen sich Menschen dort in den Tod und liegen bis zur Verwesung herum? Invadieren fremde seine Privatsphäre und terrorisieren Nachbarn nächtlich seine Wohnung? Schnell findet man sich selbst verloren in dieser trostlosen Welt. Ist es nicht egal, ob es real ist oder nicht? Es ist seine Realität und somit in den fast drei Stunden Laufzeit auch die der Zuschauenden.
Um den alptraumhaften Trip in Beaus Psyche abzurunden, werden spannende und verstörende Kulissen, sowie Sounddesign pointiert und doch überraschend eingesetzt. Warum der Film jedoch mitunter eine Komödie sein soll, erschließt sich mir nicht. Durch die bedrückende Thematik bleibt für mich der Spaß aus. Zwar lachen viele im Kinosaal, doch für mich ist Beau Is Afraid kein Comedy-Genrevertreter, sondern vielmehr psychologischer Horror.
Eben dieser Horror entsteht nicht durch Jumpscares, sondern durch das perfekte Zusammenspiel von Inszenierung, Darstellung und Atmosphäre. Joaquin Phoenix überzeugt als Spielfigur seines eigenen Geistes und auch die anderen Rollen enttäuschen durch die Reihe hinweg nicht. Besonders positiv hervorzuheben sind dabei sowohl das Casting für die jüngere (Zoe Lister-Jones), als auch die ältere Version (Patti LuPone) von Beaus Mutter Mona Wassermann. Das Zusammenspiel von Sohn und Mutter hätte man noch mehr beleuchten können, da sich vor Allem auf die schwierigen Momente konzentriert wurde. Die Motivation und Hintergründe der buchstäblichen Mutter aller Probleme bleibt oberflächlich und damit erscheint der Charakter, trotz perfektem Schauspiel, eindimensional.
Auch bleibt der große Überraschungseffekt am Höhepunkt der Handlung aus, was aber nur dadurch enttäuscht, da er im Verlauf des Filmes größer angeteasert wurde, als er schließlich ausfällt. Das alles wird durch ein emotionales Finale, welches mich persönlich noch immer begleitet, ausgeglichen. Sollten jedoch psychische Krankheiten, suizidales Verhalten oder Ähnliches Triggerthemen sein, sollte man den Film mit Vorsicht genießen. Daher würde ich persönlich dem Film eine Triggerwarnung an den Anfang stellen.
Eine Horrorkomödie ist Beau Is Afraid für mich nicht. Doch der Film überzeugt dennoch wie bereits Midsommar und Hereditary – Das Vermächtnis mit einer einnehmenden Atmosphäre und grandiosen Cast. Leider bleibt die Rolle der Antagonistin und Mutter Mona Wassermann vergleichsweise eindimensional. Doch insgesamt hinterlässt der Film einigen Interpretationsspielraum und bleibenden, bitteren Nachgeschmack. Die harten Themen könnten, wenn man diese so interpretiert, Menschen unter Umständen stark mitnehmen, weshalb der Film mit Vorsicht zu genießen ist.
Artikel vom 26. Mai 2023
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