7.6/10

Kritik: Der Junge und der Reiher

GOODBYE MIYAZAKI

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Genres: Abenteuer, Animation, Fantasy, Startdatum: 04.01.2024

Interessante Fakten für…

  • Mit Robert Pattinson, der den Reiher in der englischen Synchronisation spricht, ist er nach Michael Keaton in Porco Rosso (1992) und Christian Bale in Das wandelnde Schloss (2004) der dritte Batman-Darsteller, der die Titelrolle in einem Ghibli-Film spricht.
  • Als die Hauptfigur Mahito in seinem Zimmer einige Bücher durchblättert, verweisen die Einbände auf andere Ghibli-Projekte. Beispiele für die Cover sind ein Hirsch, der dem Waldgott in Prinzessin Mononoke ähnelt, und eine rote Schildkröte.
  • Die Produktionszeit betrug etwa sieben Jahre, davon zweieinhalb Jahre für die Vorproduktion und etwa fünf Jahre für die Produktionsphase.

Zehn Jahre sind vergangen seit dem letzten, zauberhaften Anime mit Hayao Miyazaki im Regiestuhl. „Der Junge und der Reiher“ soll nun (jetzt aber wirklich) sein letzter Film werden. Ob ihm ein cineastisch glorreicher Abschied gelungen ist?

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#Marvelgeek #Genießerin #Trash

Darum geht’s

Mahito Maki (Soma Santoki) verliert während des zweiten Weltkriegs 1943 seine Mutter Hisako Maki. Sein Vater (Takuya Kimura) heiratet schließlich Natsuko (Soma Santoki), Mahitos Tante.

Während Mahito noch nicht über den Verlust seiner Mutter hinweggekommen ist, fliehen er und sein Vater schließlich auf das Land zu Natsuko. Es fällt ihm schwer sich in der neuen Umgebung und Situation zurechtzufinden, vor Allem, als er herausfindet, dass Natsuko mit seinem Halbbruder schwanger ist.

Zu allem Überfluss findet er findet sich, vorangetrieben von einem Graureiher, bzw. Weltenwandler (Masaki Suda), in einer Traumwelt wieder, die sich als gefährlicher und fragiler herausstellt, als es zunächst den Anschein hat.

Hayao Miyazakis Filme berühren und sprechen den intrinsischen Drang nach Romantik und Harmonie an, ohne dabei unangenehm kitschig zu sein. Dabei schafft er es immer, schwierige Themen dermaßen hübsch zu verpacken, dass selbst abgetrennte Köpfe in Prinzessin Mononoke (1997) eins werden mit der malerischen Natur und Landschaft.

Ghibli-Romantik vom Feinsten

Auch in Der Junge und der Reiher fühlt man sich als Zuschauer:in wieder in die Zeit zurückversetzt, als man als Kind das erste Mal einen Ghibli Anime geschaut hat. Grund hierfür ist, wie treu Hayao seinem Stil bleibt und das hat in politisch und gesellschaftlich beunruhigenden Zeiten wie etwas Beruhigendes, wenn nicht sogar meditatives.

Die wunderschönen Animationen gepaart mit durchwegs passender Filmmusik von Joe Hisaishi lassen die Ghibli-Magie und Atmosphäre entstehen, für die wahrscheinlich die meisten ins Kino gehen.

Nicht alles Gold, was glänzt

Doch diese unvergleichliche Atmosphäre kann nicht alles wett machen, an was es dem Film mangelt. Die angesprochenen Emotionen bleiben neben der Bewunderung der Schönheit und Ästhetik vergleichsweise oberflächlich. Generell besteht das Problem, dass die Welt zu abstrakt konstruiert ist. Deshalb verbringt man zu viel Zeit damit, den Film und die Traumwelt verstehen zu wollen. Das Gesehene wirklich deuten zu können, ist mir leider erst weit nach dem Film möglich gewesen.

Dabei erzählt Der Junge und der Reiher von unglaublich wichtigen Themen. Die Hauptperson Mahito durchgeht einen Prozess, worin er sich von seiner Vergangenheit lösen und seine Gegenwart akzeptieren muss. Dabei beschäftigt sich der Film vor allem mit Traumabewältigung und Eskapismus. Hier scheinen sich die Macher zu viel vorgenommen zu haben. Keines der, wenn auch wichtigen, Themen wird zureichend beleuchtet und kratzen auch wieder an der Oberfläche. Man bleibt als Zuschauer:in etwas überladen zurück, wodurch keine eindeutige Message bleibenden Eindruck hinterlässt. Auch wenn einiges im Nachhinein Sinn ergibt, wäre es schön gewesen, mehr davon schon während des Films interpretieren zu können.

Wer mit wem… und warum?

Neben den vielen angerissenen Themen und Motiven, wurden auch zu vielen Charakteren und Beziehungen zu wenig Raum gegeben, um für die Zuschauer:innen gänzlich nachvollziehbar zu sein. Beispielsweise fehlt der Beziehung zwischen dem Reiher und Mahito der Fokus, wodurch die Veränderung in der Dynamik gehetzt daherkommt und wenig Emotionen auslöst.

Aber ganz kalt lässt der Film einen nicht. Denn neben dem ernsthaften Unterton ist der Anime wieder gefüllt mit herrlich absurden Situationen und Figuren, die einen nicht selten zum Lachen bringen. Mein Highlight an der Stelle, ohne zu Spoilern: die mörderischen Wellensittiche!

Fazit

7.6/10
Gut
Community-Rating:
Tiefgang 7/10
Emotionen 6.5/10
Atmosphäre 9.5/10
Visuelle Umsetzung 8.5/10
Charaktere 6.5/10
Details:
Regisseur: Hayao Miyazaki,
FSK: 12 Filmlänge: 124 Min.
Besetzung: Masaki Suda, Soma Santoki,

Ist Der Junge und der Reiher der beste Hayao Miyazaki Film? Nein. Thematisch versucht er zu viel aufzugreifen und auch die Charaktere und die Beziehungen zueinander bleiben vergleichsweise oberflächlich. Wenn man sich aber noch später mit dem Film beschäftigt, findet man einige schöne Motive und Ansätze, die zum Denken anregen. Außerdem trieft er wie immer von der geliebten Ghibli-Romantik, mit wunderschönen Bildern und Filmmusik. Fans von Miyazakis Werken werden an der Stelle also nicht enttäuscht und sollten auf jeden Fall dem Kino einen Besuch abstatten!

Artikel vom 12. Januar 2024

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