7.6/10

Kritik: Fresh

FRISCH VERLIEBT

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Genres: Horror, Komödie, Startdatum: 15.04.2022

Interessante Fakten für…

  • Der erste Film, der unter Walt Disney Studios Motion Pictures veröffentlicht wurde und in Australien die Altersfreigabe R18+ erhielt.
  • Fresh ist das Spielfilmdebüt von Mimi Cave.

Anfang des Jahres schlug Fresh auf dem Sundance Festival bereits große Wellen unter dem amerikanischen Publikum. Nun, einige Monate später, gibt es die Horror-Komödie auch in Deutschland, wo sie ausgerechnet mitten im familienfreundlichen Disney-Plus Katalog erscheint. Ist Fresh die richtige Würze auf der Streamingplattform oder hinterlässt der Film eher einen faden Beigeschmack?

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#ILikeToMoveIt #Mindfuck #Klassikernerd

Darum geht’s

Romantische Dates, das blauäugige Verlieben und Partner:innen fürs Leben… Alles Humbug! Menschen, die an die wahre Liebe glauben, sind nicht mehr als blöde Idioten. So sieht das jedenfalls Noa, die nach einigen katastrophalen Dates und ungefragt expliziten Tinder-Chats langsam liebesfrustriert wird. 

Als sie jedoch im Supermarkt den tollpatschig, sympathischen Steve kennenlernt, sind die Sorgen der Vergangenheit plötzlich wie weggezaubert. Steve ist zuvorkommend, witzig, attraktiv und scheint Noa perfekt zu verstehen. Doch als sich beide näherkommen und Noa mehr Seiten von Steve kennenlernt, stellt sich heraus, dass auch der scheinbare Traumtyp seine finsteren Seiten haben kann. 

Toxische Chats für dich

Bei einem genauem Blick auf die unendliche Masse an RomComs, die uns das Mainstream-Kino in den letzten Jahren immer wieder auftischt, fällt besonders eines auf: Die Darstellung von Dating im Film ist noch nicht wirklich im Jahr 2022 angekommen. Denn statt in romantischen Cafés oder Parks findet ein Großteil des Datings heutzutage zwischen den Zeilen diverser Online-Chats statt. 

Mit ihrem Spielfilmdebüt Fresh möchte Regisseurin Mimi Cave, einen differenzierten Blick auf die moderne Dating-Welt werfen, die nicht immer einer liebevollen SMS für dich gleichkommt. 

Eigentlich hat Noa (Daisy Edgar-Jones) die Schnauze voll vom Dating. Aber dann kommt Steve (Sebastian Stan)…

Welche Schattenseiten diese Welt haben kann, zeigt Fresh bereits in den ersten fünf Minuten. In einer gleichermaßen urkomischen wie unangenehmen Szene steigt der Film mit einem katastrophalen Date zwischen Noa und ihrer Online-Bekanntschaft Chad (Brett Dier) (wie sollte er auch sonst heißen) ein. Dieser hängt bereits nach zwei Minuten Gespräch mit seinem Hipster-Schal in der Hauptspeise und beschwert sich, dass Noa in einem Kleid doch sehr viel besser aussehen würde als in einem Pullover. 

Hier zeigt sich direkt der thematische Schwerpunkt des Films. Fresh erzählt von einer schnelllebigen Welt voller Selbstdarstellung und Oberflächlichkeit und dem Zwang seinen eigenen Körper, wie ein ansprechendes Hauptgericht auf den Präsentierteller zu legen. Mit Steve als scheinbaren Kontrast zum modernen Dating, gelingt es dem Film einen großen thematischen Spielraum zu erschaffen, in dem sie viele Gefahren und Abgründe dieser Welt mit satirischem Biss beleuchtet.

Frischer Catfish

Genau wie beim Dating, weiß man als Zuschauer:in dabei nicht, was sich hinter dem ersten Eindruck des Filmes verbirgt. Ob Trailer, Beschreibungen oder Screenshots – die Marketingabteilung hat sich viel Mühe gegeben, um die wahre Natur des Filmes zu verschleiern. So werden die Zuschauer:innen mit einer scheinbaren RomCom geködert und wissen im besten Fall nicht, was sie auf dem wahren ersten Date mit Fresh erwartet. 

Er ist attraktiv, charmant und witzig, aber irgendwas stimmt nicht mit Steve.

Denn mit wenig Vorwissen funktioniert der Film am besten. Nach dem ersten Akt nimmt Fresh eine überraschende Genre-Wendung in die Horrorrichtung, die unvorbereitete Zuschauer:innen kalt erwischen könnte. Die Balance zwischen Komödie und Schock gelingt dem Film dabei sehr gut. So stehen zwar einige abartige und groteske Szenen auf dem Menü, doch durch die sympathischen Figuren und den bissigen schwarzen Humor, verliert der Film nie vollkommen die Leichtigkeit der ersten Hälfte. Kombiniert mit dem rasanten Tempo ohne merkliche Längen, lässt sich Fresh dadurch leicht und unterhaltsam verdauen. 

Marvel war gestern

Einen großen Teil dieser Leichtigkeit macht ebenfalls der Cast aus. Daisy Edgar-Jones verkörpert Noas Datingfrust mit einer nahbaren Authentizität und Jonica T. Gibbs tritt als beste Freundin Mollie erfrischender Weise nicht in jedes Horrorfilm-Sidekick Klischee. 

Das fraglose Highlight und der Szene-Stealer des gesamten Filmes ist jedoch Sebastian Stan, der den meisten wahrscheinlich durch seine Marvel-Rolle als Winter Soldier ein Begriff sein wird. Von den braven MCU-Richtlinien, hat er sich offensichtlich eine Auszeit gewünscht, die er in der Rolle von Steve definitiv gefunden hat. Vom tollpatschigen Charmeur, über den coolen Geheimnisvollen bis over-the-top-Momenten mit einer Prise Wahnsinn, liefert Stan eine fantastische Performance voller Energie und Spaß. 

Sebastian Stan und Daisy Edgar-Jones haben augenscheinlich viel Spaß mit ihren abgedrehten Rollen.

Übriges Potenzial

Die allumfassende Leichtfüßigkeit des Filmes führt allerdings auch zu stellenweise verschenktem Potenzial, denn bei vielen der angesprochenen Themen kratzt Fresh nur an der Oberfläche. Die satirischen Elemente der Handlung bewegen sich entweder in einem sehr offensichtlichen Rahmen, oder fühlen sich so an, als wären sie nicht komplett durchgezogen. Dadurch fühlt sich Fresh sowohl inhaltlich als auch stilistisch, sehr sicher und risikoarm an, obwohl die Handlung einige schockierende Inhalte enthält.

Im Vergleich mit thematisch und inhaltlich ähnlichen Filmen wie Promising Young Women, Get Out oder den Filmen von Julia Ducournau wirft, fällt auf, dass bei Fresh durchaus mehr drin gewesen wäre. So bleibt Mimi Caves Regiedebüt im Endeffekt ein durchweg sehr unterhaltsamer Film, dessen tiefere Thematiken allerdings etwas mehr Würze hätten vertragen können. 

Fazit

7.5/10
Gut
Community-Rating:
Schauspiel 8.5/10
Handlung 7/10
Humor 7.5/10
Horror 7/10
Spannung 7.5/10
Details:
Regisseur: Mimi Cave,
FSK: 16 Filmlänge: 117 Min.
Besetzung: Andrea Bang, Daisy Edgar-Jones, Jonica T. Gibbs, Sebastian Stan,

Fresh ist einer dieser Filme, den man am besten mit möglichst wenig Vorwissen genießt. Zuschauer:innen, die kaum bis wenig über die Handlung wissen, können sich voll und ganz auf die wendungsreiche Schock-Achterbahn des Films einlassen und gemeinsam mit den charmanten Figuren lachen und fürchten. In diesem Rahmen einer unterhaltsamen Gruselachterbahn funktioniert Fresh perfekt, doch die tiefergehenden Thematiken, die der Film stellenweise anspricht, gehen in dem Horror-Trubel etwas unter. Dem Unterhaltungswert tut dies zwar kaum etwas ab, doch Fresh hinterlässt den leichten Nachgeschmack, dass da noch etwas mehr drin gewesen wäre.

Artikel vom 29. April 2022

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