Kritik: Godzilla vs. Kong
Hirn bitte an der Garderobe abgeben
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Godzilla ist zurück. Aus dem nichts attackiert die Riesenechse die US-Küste. Die Zeit der friedlichen Co-Existenz von Menschen und Monstern scheint vorbei. Auf Skull Island lebt King Kong ein tristes Leben, überwacht von der globalen Organisation MONARCH. Doch der Riesenaffe wird unruhig, der globale Testosteronspiegel steigt und alles läuft auf den ultimativen Kampf hinaus – es kann nur einen König der Monster geben. Um die Herkunft der riesigen Urgewalten zu erforschen, macht sich währenddessen ein Team auf zur Energiequelle aller Monster – der Mittelpunkt der Erde.
Manchmal ist Vorfreude die größte Freude. Viele Jahrzehnte mussten Filmfans auf dieses Zusammentreffen warten. Unzählige Gespräche in Kinderzimmern und tausende Bytes von Foren-Diskussionen drehten sich um die Frage: Wer ist der King of Monsters? 2019 lieferte Michael Doughertys gleichnamiger Film eine vorläufige Antwort. „Vorläufig“, da er die Rechnung ohne einen behaarten Inselbewohner gemacht hatte, der den royalen Titel bereits im Namen trägt und seit seiner Geburt im Jahr 1933 Anspruch auf den Thron der Riesenkreaturen erhebt.
Bereits im Vorspann wird uns die ewige Schlacht der Monster als KO-System präsentiert, an dessen letzter Verästelung Godzilla vs. Kong steht. All die zerstörten Städte sind das Nebenprodukt einer natürlichen Selektion der Ungeheuer. An der Spitze der Nahrungskette ist nur Platz für einen. Adam Wingard hebt nun also den letzten Vorhang im Kampf um die Krone. Ring frei.
Aus sportlicher Fairness wurde der Affenkönig proportional an seinen Gegenspieler angepasst, von Wachstumsschmerzen jedoch keine Spur, die beiden liefern sich einen ebenbürtige Kampf, die keine Dominanz erkennen lässt. Eine Schlacht auf dem Wasser ist ein Setting, in dem Kong sogar seinen Vorteil als springender Klettermax ausspielen kann.
Als Adrenalinfan kommt man im Film sicher auf die Kosten, die Frage ist, wie gut sich der Film in den Kanon einfügt und ob er Fans zufriedenstellen kann. Das ein oder andere Novum wird geboten und das gerade zur rechten Zeit. Die Reise zum Mittepunkt der Erde macht uneingeschränkt Spaß und ist einer der Momente, von denen Kino dieser Art lebt, endlich kann auch Kong von der Leine gelassen werden. Als Zuschauer fliegen wir mit der Kamera hinterher, während er für uns die Welt erkundet. Auch neue Gegenspieler werden geboten, über die an dieser Stelle natürlich nicht zu viel verraten wird. Wie bereits die Erweiterung der Welt um den Erdmittelpunkt setzen auch die Neuankömmlinge auf dem Schlachtfeld die rettenden Impulse, um Langeweile verhindern. Obwohl Godzilla und Kong die vermeintlichen Stars des Films sein sollen, spürt man, dass sie allein den Film nicht getragen hätten. Während es der 2014er Auftakt „Godzilla“ noch mit Suspense und Heimlichtuerei um Godzilla übertrieb und der 2019 nachgelegte „King of Monsters“ eine ausführliche Keilerei lieferte, hat man im diesjährigen Auftritt der Echse bald alles von ihr gesehen, was es zu sehen gibt. Kong wird früh entzaubert, gleichzeitig hochemotional aufgeladen. Von unkontrollierbarer Naturgewalt ist wenig zu spüren. Das Aufeinandertreffen der Legenden klingt auf dem Papier super, auf der Leinwand verkeilen sie sich aber ineinander und die Action muss durch überraschende Wendungen, mystische Artefakte und Bösewichte, die plötzlich aus dem Nebel auftauchen, wiederbelebt werden.
Wer wilde Kreaturen beim Kampf ums Überleben sehen will, bleibt besser bei „Krokodil vs. Löwe“ auf dem Discovery Channel. Das hier erinnert eher an gescriptetes Wrestling.
Der Film hält, was der Titel nun mal verspricht, darüber hinaus werden Hirn und Herz nur minimal stimuliert. Der Kampf um die Krone wird als lang erwartetes, episches Happening vermarktet, ist aber nur die übliche Ruhestörung der beiden globalen Rowdys. Ihre Welt wird um neue Gegner und eine Reise zum Erdmittelpunkt erweitert, wirkt aber gleichzeitig auserzählt. Versprochen wurde ein erbarmungsloses “Last man standing“, geliefert wurde ein gegrummeltes „Lets agree to disagree“.
Übrigens: Allen, die tiefer in die Filmwelt Godzillas abtauchen wollen, sei unser Podcast über die Geschichte der Filmreihe empfohlen!
Artikel vom 14. Juli 2021
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