Kritik: Godzilla 2: King of Monsters
MEHR MONSTER, WENIGER STORY
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Es sind ca. fünf Jahre vergangen, dass die Menschheit erfahren hat, dass Sie nicht die vorherrschende Spezies auf der Erde sind. Die Geheimorganisation MONARCH kümmert sich weiterhin um das aufspüren und um die Überwachung der im Film genannten Titanen. Zu Beginn des Filmes entwickelt Dr. Emma Russel ein Sonarsystem, den sogenannten Orca, um mit den Titanen in eine Art von Kommunikation treten zu können. Ab hier wird klar, dass dieses Gerät in den falschen Händen schnell zu einer verheerenden Waffe ausgenutzt werden kann. Besonders dann, wenn klar wird, dass es noch viele andere Monster gibt und Godzilla nicht die unangefochtene Nummer eins ist.
Für viele Kritiker ist die Handlung die größte Schwäche des Films. Liest man sich bloß meine Inhaltsangabe durch kann die Handlung schnell „plump“ rüberkommen, allerdings ist diese mehr als das. Die Godzilla-Filme haben oftmals ein übergeordnetes Thema, so wie King of the Monsters. Während in den alten Godzilla-Filmen Japan eine Art Traumabewältigung vollführte bezüglich der Hiroshima Katastrophe 1945, bezieht sich der neuste Film auf Themen wie Klimaerwärmung, Überbevölkerung und geht der Frage nach: „Wer sind die wahren Monster?“.
Was der Handlung zurecht kritisiert werden darf ist vielmehr die Tatsache, dass zu viele große Themen angesprochen aber zu wenig ausgearbeitet werden. Für einen 131 Minuten Film wollte Michael Dougherty hier etwas zu viel.
Leider sind alle Szenen in denen keine Monster zu sehen sind bloß träger Ballast. Auch wenn man hier viele großartige Schauspieler geboten bekommt, beispielsweise Kyle Chandler, Vera Farmiga und Ken Watanabe, schafft es leider kaum einer wirklich zu überzeugen. Milly Bobby Brown (Elf aus Stranger Things) und Charles Dance stechen aus dem Cast etwas hervor. Für beide Schauspieler auch nicht sonderlich schwer, spielt Milly Bobby Brown doch eine ähnliche Rolle, die sie bereits in Stranger Things spielt und Charles Dance kitzelt wenigstens den ein oder anderen sympathischen Schmunzler aus dem Publikum heraus.
Allerdings sollte auch hier etwas differenziert werden zwischen der schauspielerischen Leistung und dem Drehbuch. In mir kam ein Gefühl auf, als werden die Szenen mit den Menschen nur das dazu genutzt, um Actionszenen miteinander zu verbinden. So wirkt es beispielsweise skurril, wenn in einer Szene die wahre Herkunft Ghidorahs beiläufig thematisiert wird; lieblos in die Story hineingeschmissen, ohne Kontext.
Kommen wir nun aber zum absoluten Highlight in Godzilla II, der visuellen Umsetzung!
Noch nie sahen CGI-Effekte in einem Monster-Film so überwältigend gut aus, noch nie sah ein amerikanischer Godzilla-Film so japanisch aus. Das, was sich viele von Gareth Edwards 2014 mit seiner Godzilla-Neuverfilmung gewünscht haben bekommt der Zuschauer hier geboten: Monster-Action en masse! Der Film braucht sich nicht vor anderen aktuellen Blockbustern zu verstecken. Vielmehr werden hier für das Genre der Monster-Filme neue Maßstäbe gesetzt. Und wenn ih in diesen Film geht, sucht euch das Kino aus mit der größten Leinwand – es lohnt sich!
Ein weiter Pluspunkt des Films ist der bombastische und dennoch wohl dosierte Soundtrack des Films. Komponist und Musiker Bear McCreary verlieh dem Film ein wuchtiges Sound-Fundament. McCreary spendierte dem Film eine eigene Interpretation des Godzilla Main Themes, die nah am original ist und sich doch modern anhört. Als der Song im Film anlief, Godzilla auf der Leinwand zu sehen war, bekam ich direkt Gänsehaut, fühlte mich in meine Kindheit zurückversetzt und wollte jubelnd im Saal aufspringen.
Aber auch andere Songs passen zu diesem Film sprichwörtlich wie die Faust aufs Auge. Selten habe ich mir nach einem Kinobesuch das Album des Kinofilms auf Spotify so oft angehört wie nach Godzilla II. Selbst der bekannte Musik Serj Tankian (System of a Down), gibt zusammen mit McCreary ein Feature. Hört sich gut? Ja, hört sich tatsächlich gut an.
Godzilla II: King of the Monsters ist der Godzilla-Film auf den vermutlich viele Fans seit Jahren gewartet haben. King of the Monsters ist nicht nur eine einfache Fortsetzung, sondern ist von jemanden produziert worden, der sich detailliertes Hintergrundwissen über das Godzilla-Franchise angeeignet hat. Dem Fan fällt sofort auf, wenn Ghidorahs wahre Herkunft genannt wird, Mothra mit ihrem Subtitle angesprochen wird, eine wichtige Waffe aus der Godzilla-Geschichte mit in die Handlung eingebaut (Stichwort Oxygen Zerstörer) oder bereits im Hintergrund „Kong“ angekündigt wird. Es gibt noch unzählig viele weitere Anspielungen in diesem Film versteckt und es wird mir eine Freude sein, bei einem Re-Watch weitere zu entdecken.
In der Einführung habe ich geschrieben, dass man diesen Sommerblockbuster differenziert betrachten sollte. Man sollte den Film zwischen Blockbuster und Genre-Film unterscheiden. Rein oberflächlich betrachtet, ist Godzilla II zwar ein typischer Sommerblockbuster, aber er ist eben auch ein Nischen-Film – ein Monster-Film. Drückt man als Zuschauer ein Auge zu für die durchschnittliche schauspielerische Leistung, bekommt man mit dem anderen Auge die bis dato größte Monster-Action geboten, die man auf Leinwand bestaunen durfte. Auch der Spannungsbogen des Films bleibt spätestens ab den Zeitpunkt des ersten Aufeinandertreffens der beiden Kontrahenten durchgehend hoch. Das alles wird umklammert mit einer Handlung, die zeitgemäße Themen aus der Welt aufgreift. Noch ein kleiner Tipp – Bleibt ruhig bis nach dem Abspann sitzen.
Artikel vom 18. Juni 2019
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