8.3/10

Kritik: Killers of the Flower Moon

EIN WAHRER SCORSESE!

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Genres: Drama, Historienfilm, Krimi, Startdatum: 19.10.2023

Interessante Fakten für…

  • Es ist die siebte Zusammenarbeit zwischen Martin Scorsese und Leonardo DiCaprio und die elfte zwischen Scorsese und Robert De Niro. Es ist auch das vierte Mal, dass De Niro und DiCaprio gemeinsam in einem Film auftreten. Es ist jedoch das erste Mal, dass alle drei gemeinsam an einem Film zusammenarbeiten.
  • Leonardo DiCaprio war ursprünglich für die Rolle des FBI-Agenten Tom White vorgesehen. Nachdem Scorsese jedoch beschloss, den Schwerpunkt auf die Beziehung zwischen Mollie und Ernest zu verlagern, spielte DiCaprio stattdessen Ernest und Jesse Plemons übernahm die Rolle des FBI-Agenten.

Martin Scorsese präsentiert mit „Killers of the Flower Moon“ einen weiteren historischen Epos und hat dafür sogar erneut DiCaprio und De Niro mit ins Boot geholt. Kann Scorsese selbst nach all den Jahren seinen cinematischen Siegeszug fortsetzen?

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#FantasyFanatic #Comicserien #AfterCredit

Darum geht’s

Lange Zeit dachte man, dass das Land, das die Osage Ureinwohner in Oklahoma besaßen, völlig wertlos war. Das ändert sich jedoch rapide, als diese auf einmal Öl entdecken und die Stammesmitglieder praktisch über Nacht unfassbar reich werden. Selbstverständlich ziehen daraufhin weiße Amerikaner in Scharen in dieses Gebiet, um mit den Osage Geschäfte zu machen und sich so selbst den größtmöglichen Teil des Vermögens zu ergattern.

Nicht anders geht es dabei Ernest Burkhart (Leonardo DiCaprio), der nach dem ersten Weltkrieg zurückkehrt und dabei bei seinem wohlhabenden Onkel William King Hale (Robert De Niro) unterkommt. Letzterer gilt als Philanthrop und hegt ein enges Verhältnis mit der Osage Gemeinde. So erteilt er auch seinen Segen als Ernest eine Romanze mit Mollie Kyle (Lily Gladstone), der Tochter einer Osage Familie anfängt, die schließlich in ihrer Heirat resultiert.

Doch mit der Zeit ereignen sich schreckliche Vorfälle: Es kommt zu wiederkehrenden Todesfällen unter den Mitgliedern des Osage Stammes. Anfangs noch scheinen sie natürlichen Krankheiten zu erliegen. Doch immer häufigere und zunehmend brutalere Vorfälle zeigen, dass es keineswegs Zufälle sind. Es handelt sich um gezielt geplante Morde! Das geht sogar soweit, dass das neu gegründete Bureau of Investigation unter der Leitung von Tom White (Jesse Plemons) selbst eine Ermittlung startet.

Die Frage lautet: Wer tötet da in Oklahoma? Oder besser gesagt: Wie viele?

Scorseses Superteam

80 Jahre und immer noch auf der Höhe seiner Stärke – Martin Scorsese kennt sein Handwerk. Der legendäre Regisseur ist aus der Geschichte Hollywoods gar nicht mehr wegzudenken. Mit seiner detaillierten Auseinandersetzung mit der amerikanischen Geschichte präsentiert er ein ikonisches Meisterwerk nach dem anderen. Dabei veranschaulicht er vor allem die menschlichen Abgründe wie in Taxi Driver und thematisiert Gier und die organisierte Kriminalität wie in Goodfellas und dem kürzlich erschienenen The Irishman. So überrascht es auch nicht, dass er sich diesmal auf den historischen Roman von David Grann bezieht, der die Fälle rund um die Osage Morde thematisiert. Dabei arbeitet er mit zwei seiner markantesten Schauspielkollegen zusammen, die erstmals gemeinsam in einem seiner Filme mitspielen: Robert De Niro und Leonardo DiCaprio.

Selbstredend zeigen sich beide auch hier von ihre besten Seite. DiCaprio präsentiert sich hier als grimmig dreinblickender, leicht minderbemittelter Veteran, der hin und hergerissen ist zwischen seiner Liebe zu Mollie und seiner Unterwürfigkeit gegenüber seinem manipulativen Onkel, der natürlich herrlich diabolisch von De Niro verkörpert wird. Doch dabei ist es vor allem der Neuankömmling Lily Gladstone, die als Mollie Kyle die nötige emotionale Tiefe mit einbringt. Ein erstaunliches Team, dass Scrosese da zusammengestellt hat.

Wer war’s nicht?

Der erste Eindruck des Filmes deutet auf einen Krimi hin, bei dem im Whodunit-Stil die Schuldigen entlarvt werden. Doch Tatsache ist, dass die Ermittlungen erst ab der zweiten Hälfte des Filmes beginnen. Stattdessen widmet sich der Film der Verdorbenheit, die sich auf diesem Stück Land ausbreitet. Die Art, wie man die Mitglieder des Osage Stammes erstmal subtil und dann immer drastischer ausbeutet, bis es in wiederkehrenden Morden resultiert, zeigt, dass es eindeutig mehr sind als nur ein paar Täter. Der Film geht sehr stark ins Detail und zeigt welche scheinheiligen Ausreden man nutzt, um seine Taten zu rechtfertigen und zu welchen Maßnahmen man bereit ist, um sich ein Vermögen zu erhaschen. Der Fokus ist daher nicht „Wer?“, sondern „Wie viele“ und „Wie sehr?“

Killers of the Flower Moon ähnelt schon einem Mafiafilm, bei dem das organisierte Verbrechen an der Tagesordnung steht und jeder eine potenzielle Zielscheibe auf den Rücken hat. Denn wenn es darum geht, die eigene Gier zu befriedigen, ist einem jedes Mittel recht.

Schein und Sein in Amerika

Was Killer of the Flower Moon ausmacht ist der Kontrast zwischen der prunkvollen Darstellung von Amerikas Wohlstand und der düsteren Realität dahinter. Bereits am Anfang wird der Wohlstand der Osages in Form eines Schwarzweiß-Filmes dargestellt, ganz im Zeitgeist des Filmes. Auch im späteren Verlauf gibt es immer wieder groß angekündigte Feste, Veranstaltungen und Paraden, scheinbar zum Wohl der Ureinwohner, bei denen vor allem Hale den großen Wohltäter spielt. Dies steht im großen Widerspruch zu all den Ereignissen dazwischen, in denen intrigiert, verschwört und gemordet wird, während der Osage Stamm immer paranoider und verzweifelter wird. Ein gutes Beispiel wie verstörend so ein Widerspruch sein kann, zeigt sich, wenn bei einer pompösen Parade mal eben Mitglieder der KKK mitmarschieren und es als absolut normal empfunden wird.

Hinzu kommt noch ein gewisses Western-Feeling, das ein gewisses Unbehagen hinterlässt. Das liegt daran, dass der Film mitten in den Anfängen des 20ten Jahrhundert spielt und die Staaten eigentlich ihren industriellen Fortschritt erleben. Das Gebiet in Oklahoma hingegen wirkt rückständig. Es erscheint selbst mit dem ankommenden Menschentrubel immer noch wie eine Kleinstadt aus dem wilden Westen. Dieser Mangel an Zivilisation fördert die Isolation und Abgeschiedenheit und betont die Verdorbenheit, die in jedem Winkel der Stadt lauert.

Eine sehr lange Ermittlung

Längere Filme sind für Scorsese nicht neu und hier ist es auch keine Ausnahme. Doch sage und schreibe 206 Minuten ist schon eine Nummer für sich. Doch gerade bei Killers of the Flower Moon fällt die zusätzliche Länge auf – sehr sogar. Das hängt vor allem damit zusammen, dass das Szenario verhältnismäßig klar ist und nicht viele Wendungen zulässt.

Das wird vor allem dadurch verstärkt, dass mehrere Ereignisse immer wieder von verschiedenen Perspektiven neu aufgefasst werden. So werden uns beispielsweise Geschehnisse, die wir verbal mitbekommen haben, später nochmal bildlich gezeigt. Das macht Sinn, wenn es neue Enthüllungen gibt, nicht aber bei Ereignissen, die uns schon bekannt sind. Klar versucht man hier eine spezielle Atmosphäre aufzubauen, doch gerade in der Mitte zieht es sich in die Länge. Bis dann im dritten Akt die Ermittlungen beginnen, hat man schon ein paar Mal auf die Uhr geschaut.

Fazit

8.3/10
Stark
Community-Rating:
Handlung 8/10
Schauspiel 8.5/10
Dialog 8/10
Atmosphäre 9/10
Visuelle Umsetzung 8/10
Details:
Regisseur: Martin Scorsese,
FSK: 12 Filmlänge: 206 Min.
Besetzung: Cara Jade Myers, Jesse Plemons, Leonardo DiCaprio, Lily Gladstone, Robert De Niro, Tantoo Cardinal,

Mit Killers of the Flower Moon beweist Scorsese mal wieder seine Stärke. Erneut präsentiert man die menschlichen Abgründe in Form eines historischen Dramas.

Die Atomsphäre ist erdrückend und die Verkommenheit ist allgegenwärtig. Gerade der Kontrast zwischen der oberflächlichen Darstellung von Erfolg und Wohlstand und der mörderischen Realität dahinter wird hervorragend zur Schau gestellt.

Und auch wenn die lange Spiellänge den Film davon abhält, sein wahres Potenzial zu entfachen, so wird uns ein kinematisches Spektakel alter Schule präsentiert.

Vielleicht hat Scrosese ja schlussendlich Recht: Vielleicht brauchen wir heutzutage weniger Superheldengedöns und mehr klassisches Cinema.

Artikel vom 1. November 2023

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