Kritik: Lightyear
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4,2 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt wird Space Ranger Buzz Lightyear (Tom Wlaschiha) aus dem Hyperschlaf geweckt. Der Computer gibt ein Signal, den Kurs der Mission geringfügig zu ändern und einen fremden Planeten zu erkunden. Zusammen mit seiner langjährigen Kollegin Hawthorne (Annabelle Madeng) und dem Neuling Featheringhamstan (Roman Wolko) geht er auf Erkundungstour. Doch schnell stellt sich die unbekannte Umgebung als nicht allzu freundlich heraus, doch ihr Aufenthalt könnte länger dauern, als gedacht…
Lightyear ist ein seltener Fall. Natürlich gibt es etliche Beispiele für fiktive Filme und Serien, die nur innerhalb einer anderen fiktiven Film- oder Serienrealität existieren. Von Killer Nuns im wahnsinnig schlechten Kings of Hollywood (2020), bis zu James Camerons Aquaman aus Entourage (2006). (Für weitere Beispiele dieses speziellen Genres von Meta-Humor, vgl. z.B. Nestflix.)
Doch nur ganz selten passiert es, dass diese fiktiven Filme, die meist nur in kurzen Ausschnitten oder Trailern zu sehen sind, dann doch wirklich gemacht werden. So erging es wahrscheinlich zuletzt Machete (2010), der eigentlich als fiktiver Trailer Teil von Robert Rodriguez’ und Quentin Tarantinos Grindhouse-Projekts (2007) war.
Den prinzipientreue Space Ranger Buzz Lightyear hat nun dasselbe Schicksal ereilt. In einem anderthalbstündigen Langfilm, nach dem eigentlich niemand gefragt hatte, wird also die Geschichte erzählt, die in der Welt von Toy Story (1995) für den absoluten Weltraum-Hype gesorgt hat. Uff – ganz schön umständlich. Bzw. klingt diese Ausgangslage bereits verdächtig danach, dass den Machern bei Pixar, die vor fast zwanzig Jahren eigentlich mal angekündigt hatten, keine Sequels machen, sondern nur originäre Geschichten erzählen zu wollen, die Ideen ausgehen.
Die Vision, der Zukunft, die Lightyear präsentiert, ist also aus der Vergangenheit. Es ist ein Blick in die Weltraumzukunft vom Jahre 1995 aus, und damit stark geprägt vom SciFi-Erbe der 80er-Jahre. Es ist ein Spagat zwischen dem klobigen Plastikfiguren-Design aus Toy Story und dem heutigen Blick auf futuristisches Design. So ist es auch nicht verwunderlich, dass der Anfang des Films und die die Handlung in Gang setzende Kursabweichung natürlich geradezu direkt aus Alien (1979) übernommen ist.
Ist das nun aber wertvoll? Eher weniger. Die Möglichkeiten, über SciFi, Kino, Erzählen, Zukunftsvisionen nachzudenken, die sich hier böten, werden allesamt nicht genutzt. Von Pixar, die mit Filmen wie Alles steht Kopf (2015) oder Coco (2017) immer wieder zeigen, wie großartig das Genre des Kinderfilms sein kann, wenn man es ernst nimmt, kann man mehr erwarten.
Pixar begann als Start-Up im Silicon Valley mit dem Ziel, keine Hollywood-Animationsfilme zu machen und nicht immer den selben Quark zu produzieren. Wie bereits vor einiger Zeit angemerkt wurde, scheinen dieser Zeiten vorüber zu sein. Lightyear ist nun ein weiterer Beleg dafür.
Die Handlung des Films kommt ausgesprochen generisch daher und reproduziert etliche Bilder, erzählerische Motive und Klischees, die man schon im Schlaf vorhersagen kann. Natürlich ist Buzz Lightyear ein Mann mit Prinzipien, der (amerikanischer geht es kaum) alleine, gegen alle Widerstände, seine Mission verfolgt, der ganz alleine alle und alles retten muss. Diese Thematisierung des stoischen Einzelkämpfers – wo hat man die noch nicht gesehen? Derart unoriginell wie hier wohl nur an wenigen Stellen.
Themen wie Freundschaft, Familie, ein ausgefülltes Leben, wirken wie künstlich aufgesetzt und schnell noch mit ein wenig Kleber als Glitzerstaub über die Handlung gestreut. Tiefe und Aussagekraft hat dieser Film nicht. Einzig ein bisschen lautes und buntes Geklimper kann er bieten, um zumindest die Kinder zu beschäftigen und ruhigzustellen.
Lightyear ist leider nur ein Lightweight, das in den 90ern vielleicht gerade noch so als Direct-to-Video veröffentlicht worden wäre, zusammen mit Pocahontas 2 (1998) und Aladdin 3 (1996). Erzählerisch einfallslos und vorhersehbar ist es eine recht mittelmäßige Spielerei mit einer bekannten Figur.
Artikel vom 19. Juni 2022
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