Kritik: Mickey 17
IM WELTALL MIT DONALD TRUMP
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Wir schreiben das Jahr 2054: Der gescheiterte und polarisierende Politiker Kenneth Marshall (Mark Ruffalo) plant, mit einer Gruppe von Menschen die Erde zu verlassen und den Planeten Niflheim zu besiedeln. An Bord ist auch Mickey Barnes, der von der Erde verschwinden will, da er bei einem gefährlichen Gangsterboss hohe Schulden hat. Um an der Mission teilnehmen zu dürfen, stellt er sich als sogenanntes Expendable zur Verfügung. Falls er stirbt, wird er mithilfe eines Bioprinters einfach neu ausgedruckt. Als er bei der Erkundung des Planeten in eine Gletscherspalte stürzt, hält ihn seine Truppe für tot und druckt eine neue Version von ihm aus. Aber Mickey 17 ist noch am Leben und so befinden sich plötzlich zwei Mickeys auf dem Raumschiff…
Seit seinem Erfolgsfilm Parasite ist der koreanische Regisseur Bon Joon-Ho auch der breiten Masse ein Begriff. Ein Blick in seine Film-Vita lohnt sich – Werke wie Memories of Murder oder Mother machten ihn bei Kritikern sowie beim Publikum beliebt. Die Erwartungen an Mickey 17, sein erstes Projekt nach dem Oscarerfolg 2019 mit Parasite, sind daher hoch.
Und wie auch in Parasite nutzt Joon-Ho die Kinoleinwand, um gesellschaftskritische Themen anzusprechen. Mickey 17 ist ein Klon, der nach seinem Tod einfach wieder neu gedruckt werden kann. Die Menschen, die die Erde verlassen haben, um sich auf dem Planeten Niflheim niederzulassen, benutzen Mickey als Versuchskaninchen und sehen ihn nicht als vollwertiges Mitglied ihrer Gemeinschaft an. Als Mickey 17 fälschlicherweise für tot gehalten wird und bereits sein Nachfolger, Mickey 18, gedruckt wurde, gibt es auf einmal zwei Mickeys. Der Film bietet eine interessante Prämisse, wirft ethische Fragen auf und langweilt seine Zuschauer in den knapp zweieinhalb Stunden nicht – doch die Handschrift Joon Hos ist kaum zu sehen.
Der Film schafft es nicht eine bedrohliche Atmosphäre aufzubauen, das Publikum hat das Gefühl, dass der Hauptcharakter sicher ist. Die Handlung ist vorhersehbar, dabei ist Joon-ho vor allem für seine Plot-Twists (siehe Parasite) bekannt. Auch hinterlassen seine Werke einen bleibenden Eindruck, sie wühlen den Zuschauer emotional auf, doch Mickey 17 tut das nicht, der Film ist zu oberflächlich, zu zahm, es fehlt die inszenatorische Klugheit – es könnte ein x-beliebiger durchschnittlicher Blockbuster eines x-beliebigen Regisseurs sein.
Die Message der Geschichte ist klar: Rassismus ist schlecht. Kolonialismus ist schlecht. Auch Klone haben ihre Würde. Doch diese Botschaft wird nicht subtil erzählt, sondern mit voller Wucht dem Zuschauer in den Kopf gehämmert, bis es auch der letzte Kinobesucher verstanden hat. Überhaupt wird mehr über Dialoge und Voice-Overs als über die Bildsprache erzählt, was schade ist. Es gibt kaum Shots oder Bilder, die einem im Gedächtnis bleiben. Wer Joon-Hos Filme kennt, der weiß, dass sie kein Happy End haben, weshalb das Ende von Mickey 17 den ein oder anderen Fan des Regisseurs überraschen wird.
Der Cast macht seinen Job zwar gut, doch die Figuren bleiben blass. Robert Pattinsons Mickey durchläuft keine typische Heldenreise, entwickelt sich nicht weiter, ganz anders als zum Beispiel der Polizist aus Memories of Murder. Auch die anderen Charaktere bleiben oberflächlich, Steven Yeuns Figur ist einfach nur unsympathisch, Mickeys Freundin Nasha (Naomi Ackie) entwickelt keine richtige Persönlichkeit. Mark Ruffalos Marshall und seine Frau Ylfa (Toni Collette) spielen gewollt überzogen und fremdschämend – allerdings ist auch hier jedem Zuschauer klar, welchen bekannten amerikanischen Politiker Joon-Ho auf die Schippe nimmt.
Mickey 17 ist ein actionreicher, relativ unterhaltsamer Film, der jedoch nicht im Gedächtnis haften bleibt. Die Handlung bietet keine Überraschungen, die Inszenierung ist unspektakulär und der Schockmoment, den man von Joon-Hos Filmen kennt, fehlt.
Artikel vom 17. März 2025
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