Kritik: Priscilla
ZWISCHEN RUHM UND EINSAMKEIT
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Mit gerade einmal vierzehn Jahren lernt Priscilla Beaulieu (Cailee Spaeny) den zehn Jahre älteren Musiker Elvis Presley (Jacob Elordi) kennen. Beide befinden sich in Deutschland, Priscillas Vater ist dort stationiert und Elvis absolviert seinen Militärdienst. Weit weg von der Heimat finden sie ineinander Trost und Geborgenheit. Als Priscilla siebzehn ist, zieht sie schließlich zu dem Sänger nach Graceland. Doch Elvis Tablettensucht, seine Affären und der Ruhm stellen die Beziehung der beiden auf die Probe…
2022 beleuchtete der Film Elvis die Geschichte des Königs des Rock ’n’ Roll. Knapp anderthalb Jahre später flimmert der Sänger in Priscilla wieder über die Kinoleinwand– nur dass diesmal seine Frau im Mittelpunkt steht: Priscilla Presley. Und wer könnte ihre Geschichte besser erzählen als Regisseurin Sofia Coppola, die für ihre starke weibliche Erzählweise bekannt ist.
Wir tauchen ein in die Welt der 50er-Jahre. Ähnlich wie in Marie Antoinette kreiert Coppola einen authentischen, bunten Look. Die Kleider und Frisuren sitzen perfekt – und spiegeln auch die Gefühlswelt und den Status ihres Trägers wider. Trägt Priscilla anfangs noch brave Kleider und einen einfachen Zopf, greift sie später zu einer opulenten Hochsteckfrisur und bunten, auffälligen Kostümen. Auch ihre Augen sind markant geschminkt.
Der Film lebt von seinen beiden Hauptdarsteller:innen. Nachwuchsstar Cailee Spaeny meistert ihre Rolle als Priscilla hervorragend. Sie bringt die Schüchternheit und Verliebtheit der jungen Priscilla gekonnt rüber. Priscillas Leben ist geprägt von Einsamkeit. In Deutschland hat sie keine Freunde. Sie vermisst ihre Heimat.
Ähnlich geht es Elvis, der vor kurzem auch noch seine Mutter verloren hat. Bei Priscilla findet er Trost und Geborgenheit. Während Elvis mit seinen männlichen Freunden nur oberflächlich scherzt und sein Vater als strenger und kalter Mann gezeigt wird, öffnet er sich Priscilla gegenüber. Als schüchternen Mann stellt Jacob Elordi seinen Elvis dar, der es seinem Kumpel überlässt, Priscilla nach einem weiteren Date zu fragen. Beim Sprechen schaut er gelegentlich auf seine Hände, unsicher, wohin mit seinen Gefühlen. Man versteht sofort, warum sich Priscilla an den zehn Jahre älteren Mann klammert, er ist der einzige Lichtblick in ihrem leeren Leben.
Doch Coppola zeigt schnell auch die Schattenseiten der Beziehung, als Elvis nach einem Date im Kino Priscilla Tabletten gibt. „Die helfen mir beim Einschlafen“, sagt er. Als Priscilla siebzehn ist, zieht sie zu ihm nach Graceland – und Elvis zeigt mehr und mehr seine toxische Seite. Er schreibt ihr vor, was sie zu tragen hat, überredet sie dazu, ihre Haare dunkel zu färben, ködert sie mit teuren Geschenken. Priscilla ist anfangs fasziniert von dieser Welt, die wie der Traum fast jedes Mädchens erscheint. Doch auch in Graceland ist sie einsam, findet in der Schule keine Freunde. Elvis ist oft weg und dreht Filme. In der Zeitung liest sie über seine Affären, die er vehement abstreitet. Das Machtgefälle in der Beziehung, es zeigt sich auch in der Größe der Darsteller. Elordi ist ganze 40! Zentimeter größer als Spaeny.
Genau in dieser Phase des Paares bis zur Heirat im Jahr 1967 verharrt der Film sehr lange. Immer wieder kommt es zu toxischen Momenten, Elvis schmeißt mit Gegenständen nach Priscilla, flirtet vor ihren Augen mit anderen Frauen, sie ist gefrustet darüber, dass er nicht mit ihr schlafen will. Der Rest ihrer Beziehung: die Geburt ihrer Tochter, die Entfremdung und anschließende Trennung kommen leider viel zu kurz. Anders als in Marie Antoinette, wo wir an der Wandlung der schüchternen Prinzessin zur selbstbewussten Kaiserin teilnehmen. Schade, denn gerade mit der emanzipierten Priscilla, die ihr Leben endlich in die Hand nimmt, hätte man gerne mehr Zeit verbracht.
Priscilla überzeugt mit einem tollen Look und zwei brillanten Darsteller:innen, die die Verletzlichkeit ihrer Figuren rüberbringen. Leider widmet sich der Film zu sehr den Anfängen der Beziehung, statt uns die Wandlung der jungen Priscilla zur emanzipierten Frau zu zeigen.
Artikel vom 24. Januar 2024
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