7.8/10

Kritik: Solo: A Star Wars Story

Aufatmen: Keine Bruchlandung

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Genres: Abenteuer, Action, Science Fiction, Startdatum: 24.05.2018

Interessante Fakten für…

  • Was für ein Typ: Harrison Ford sah den Film vorab und war begeistert, allerdings erschien er nicht zur Premiere. Nobler Grund: Er wollte Alden Ehrenreich nicht die Show stehlen. Respekt!
  • Alden Ehrenreich als Han Solo drückt nicht irgendwelche Knöpfe beim Start des Millenium Falcon. Er studierte das offizielle Handbuch und lernte, wie ein Start wirklich ablaufen würde.

Ein ‘Star Wars’-Film, nachdem niemand wirklich gefragt hat: Nur ein halbes Jahr nach Episode 8 bekommen wir das zweite  Spin-Off ‘Solo: A Star Wars Story’, das seit Produktionsbeginn von Pech und Schmährufen verfolgt wird. Wie Regisseur Ron Howard den Film noch haarscharf aus dem vernichtenden Asteroiden-Feld manövriert, erfahrt ihr in der Bewertung und Kritik.

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#PotterUltra #SchwerMetaller #Storyteller

Darum geht’s

Han (Alden Ehrenreich) und seine Freundin Qi’ra (Emilia Clarke, Game of Thrones) brennen gemeinsam durch, denn auf dem Sklavenplaneten Corellia gibt es nicht gerade verlockende Zukunftsperspektiven. Doch mit der Bonny-und-Clyde-Nummer kommen sie nicht weit. Nur Han schafft die Flucht. Qi’ra bleibt zurück.

Drei Jahre später will sich Han Solo seinen Weg zurück zu Qi’ra erkämpfen. Eine Truppe von Gaunern bieten Han und seinem neuen, haarigen Kumpel Chewbacca (Joonas Suotamo) eine Mitflieggelegenheit an, doch im Gegenzug müssen sich die beiden auf ihren gefährlichen Coup einlassen: Beckett (Woody Harrelson, Planet der Affen, Three Billboards), Val (Thandie Newton, Westworld) und Rio (John Favreau) planen, einen Konvoi des Imperiums zu bestehlen. Was als durchdachtes Manöver startet, resultiert in einer Kette von Ereignissen, welche die Backstory des charismatischen Star Wars-Lieblingscharakters ins Rollen bringt. Dabei findet Solo nicht nur sein zukünftiges Schiff…

Katastrophendreh mit Regiewechsel

Ein Regiewechsel nach Drehbeginn ist der Horror für jedes Filmstudio. Für Solo: A Star Wars Story hat man nämlich zuerst das junge Regieduo Phil Lord und Christopher Miller angeheuert, die bereits The Lego Movie und 22 Jump Street gedreht haben. Disney erhoffte sich dadurch eine „humorvolle Note“, die das Solo-Abenteuer auflockern sollte. Anscheinend wollten Lord und Miller aber noch mehr Gags – so viele Gags, dass selbst Disney die Handbremse ziehen musste.

Letztendlich wurde das Duo fünf Monate nach Drehbeginn gefeuert. Altmeister Ron Howard (Apollo 13, Da Vinci Code-Filme), ein alter Kumpel von George Lucas, durfte die Scherben einer fremden, zerbrochenen Film-Vision wieder aufsammeln.

Ist ‘Solo’ trotzdem stilsicher?

Als wissender Filmfan achtet man also immer wieder auf einen Handschriften-Mix oder stilistische Brüche innerhalb des Films. Doch Fehlanzeige: Solo ist visuell und inhaltlich absolut stringent. Ron Howard verzichtet auf eigenwillige Ideen und verpasst die Chance auf ein Tom Hanks Cameo oder eine „Chewie, wir haben ein Problem!“-Referenz. Stattdessen ist Solo (vermutlich) eine vermischte 50/50 Spezi aus beiden Regie-Visionen.

Dabei ist der Film nichtmal ansatzweise so düster wie die vorherigen beiden Episodenfilme. Dennoch wird auf viel weniger Gags gesetzt, als wir es von Abrams und Johnson gewohnt sind. Der Ton lässt sich am besten als „heiter“ beschreiben, der dem Feeling klassischer Blockbuster á la Indiana Jones oder James Bond entspricht.

So gut ist der junge Han Solo…

Alden Ehrenreich als junger Han war das große Sorgenkind. Es wurde gemunkelt, dass Ehrenreich Notfall-Schauspielunterricht nehmen musste, weil er seine „Solo-Liner“ *zwinker* nicht überzeugend genug darbieten könne. Nicht nur hat Ehrenreich zu diesem Gerücht bereits Stellung genommen, er beweist auch mit seiner Performance, dass alle Sorgen umsonst gewesen sind: Die Ähnlichkeit zum jungen Harrison Ford ist verblüffend. Hier stimmen Mimik, Gestik und Delivery. Ehrenreich zeigt uns keine Oscar-Performance, aber das hat Harrison Ford damals ja auch nicht.

… und so gut ist der junge Lando

Beinahe noch besser ist Donald Glover als Lando Calrissian. Der frech grinsende Falschspieler ist so charismatisch wie eh und je. Besonders im Zusammenspiel zwischen Ehrenreich und Glover scheint eine alte Flamme wieder aufzulodern, obwohl drei Jahrzehnte und zwei andere Schauspieler zwischen der legendären Bromance von Han und Lando liegen. Mit den beiden Jungs als Neubesetzung ist bewiesen, dass gute Doubles immer noch besser sind als schlechte CGI-Masken.

Emilia Clarke steht brünette einfach besser

Die weibliche Hauptrolle Qi’ra besitzt abseits eines unnötigen Apostrophs nicht viele Charakteristiken. Dennoch holt Emilia Clarke das beste aus ihrer grob gezeichneten Rolle heraus. Parallelen zu Khaleesi schließt man kaum, was nicht nur an der anderen Haarfarbe liegt: Clarke stehen weniger arrogante und dafür taffere und frechere Rollen einfach besser. Am ehesten erinnert ihr Charakter Qi’ra an Prinzessin Leia aus Rückkehr der Jedi-Ritter.

Es gibt keinen echten Schurken

So fein der Cast auch besetzt ist, umso bedauerlicher ist es, dass Hochkarätern wie Paul Bettany (Manhunt: Unabomber, Avengers) kaum Raum für eine ordentliche Schurkenrolle gegeben wird. Bettany als Crime-Lord Dryden Vos sieht man genau zwei Mal. Dabei nagelt er beide Szenen mit einer ungemein unterhaltenden Boshaftigkeit an die Wand. Schade drum. Denn Solo hätte einen echten Bösewicht gut vertragen. Ohne Gegenspieler wirkt die Geschichte mehr wie ein großer Prolog. Tatsächlich wird der eigentliche Schurke erst ganz zum Schluss eingeführt. Gut für eine kommende Trilogie, schlecht für einen Solo-Film.

Mehr Screentime, dafür umso weniger zu tun bekommt Woody Harrelson als zwielichtiger Reisegefährte Beckett. Seinen Charakter kann man am besten mit zwei Worten beschreiben: Woody Harrelson.

Val (Thandie Newton) als Becketts Love-Interest und Droidin L3-37 (Phoebe Waller-Bridge) als Landos Love-Interest (kein Scherz) sind leider nur Randnotizen. Umso mehr zu tun bekommt dafür unser Lieblings-Wookie Chewie, der in Solo so viel gutturale Laute von sich gibt wie in keinem anderen Star Wars-Film. Natürlich funktioniert die Chemie zwischen ihm und Han einwandfrei – muss ich das überhaupt noch sagen?

Ein Finale gibt es auch nicht

Von Solo: A Star Wars Story würde man eigentlich ein wohlgerundetes, weitgehend in sich geschlossenes Abenteuer in der Manier von Rogue One erwarten. Doch das Spin-Off ist viel mehr der Prolog einer neuen Geschichte. Solo fühlt sich so an wie der typische erste Teil einer gesplitteten Romanverfilmung (Mockingjay Part 1, Harry Potter 7.1, diverse andere Jugendbuch-Verfilmungen) und teasert am Ende die Fortsetzung an, statt einen rasanten Schlussakt zu liefern.

Das Skript ist schon beinahe ein Negativbild zum grandiosen Crescendo in Rogue One oder Star Wars 8. Tatsächlich kann man als Zuschauer kaum voraussagen, wann der Film zu Ende sein wird, bis man schließlich zehn Sekunden vor den Endcredits steht. Das ist enttäuschend. Es gibt noch nicht mal eine abschließende, große Actionszene. Da sich Solo weitgehend auf die Struktur eines üblichen Heist-Movies wie Mission Impossible verlässt, wirkt der Spannungsbogen durchaus antiklimatisch.

Fazit

78% Gut
Community-Rating:
Handlung – 60%
Spannung – 75%
Schauspiel – 85%
Visuelle Umsetzung – 90%
Action – 80%
Details:
Regisseur: Ron Howard,
FSK: 12 Filmlänge: 135 Min.
Besetzung: Alden Ehrenreich, Donald Glover, Emilia Clarke, Paul Bettany, Thandie Newton, Woody Harrelson,

Dieser Star Wars-Film bietet wenig bis keine Kontroverse und selbst der festgefahrenste Fan wird keine Angriffsfläche für großes Gemecker haben. Lasst euch deshalb bloß nicht einreden, dass Solo der beste Film der vier Franchise-Einträge von Disney wäre. In einem Ranking wäre Solo das vertretbare Schlusslicht, da es dem Abenteuer einfach an Story, Biss und Impact fehlt. Trotzdem: Die bösen Omen bezüglich des Films haben sich nicht bewahrheitet. Im Gegenteil, Cast und Regie sind die größten Stärken des Films, die Solo zu einem charmanten und sympathischen Ausflug machen, ganz ohne Fremdschämfaktor. Hätte der Film ein anständiges Finale und einen größeren Bösewicht, wäre Solo vielleicht ein neuer Klassiker geworden.

Artikel vom 18. Mai 2018

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