Kritik: Sophia, der Tod und ich
SENSENMANN AM STEUER
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Schlechte Nachrichten für Reiner (Dimitrij Schaad) – der Tod (Marc Hosemann) steht vor der Tür um ihn abzuholen. Dieser kommt immer pünktlich, für die Betroffenen jedoch immer unpassend. Reiner hat noch viel zu erledigen, der Geburtstag seiner Mutter steht an und dann will er noch einmal seinen Sohn treffen. Gemeinsam mit seiner Ex Sophia (Anna Maria Mühe) begibt sich das Trio auf einen letzten Road Trip.
Es herrscht Inflation, doch nicht überall scheint das angekommen zu sein. Für Sophia, der Tod und ich machten diverse Filmförderungen ein paar Scheine locker. Das Projekt klang auch zu sehr nach einer sicheren Bank – ein beachtlich erfolgreicher Roman, verfilmt von einer der sympathischsten aber auch unleugbar erfahrenen Figur der heimischen Leinwand. Charly Hübner durfte sich in seinem ersten Spielfilm als Regisseur endlich einen Wunsch erfüllen und debütiert in einem Stoff der wie für ihn gemacht ist.
Die Prämisse des liebevollen Versagers, der im Angesicht des Todes sein Leben überdenkt, ist die Art von filmischer Kost, die gleichzeitig schwer und leicht ist und Raum für melancholische Momente und Situationskomik bietet. In den Händen von jemand anderem als Schweiger/Schweighöfer hätte die Geschichte Spaß machen können, doch die Hoffnung auf Qualität allein hat noch keinen Kinoabend gerettet – Sophia, der Tod und ich ist sterbenslangweilig.
Denn schon nach wenigen Momenten verbreitet sich ein unangenehmer Duft im Kinosaal: der Geruch von alten Schinken und ollen Kamellen. Vieles wirkt altbekannt, von Charles Dickens‘ A Christmas Carol bis zu Coco, die Idee vom personalisierten Tod ist nicht neu und hunderte Male besser erzählt worden. Binsenweisheiten der Art „Das letzte Hemd hat keine Taschen“ gibt es am laufenden Band, Erstsemester-Lyrik aus der Feder von Thees Uhlmann, Autor der Romanvorlage. Sätze, die im Duktus der Popliteratur-Vorlage vielleicht noch Spaß machen, werden gefühlt eins zu eins ins Drehbuch übertragen. In der Hand eines Regie-Anfängers wirkt manche Szene regelrecht unbeholfen.
Die Schauspieler sind gut gecastet, Dimitrij Schaad steht als liebenswerter Slacker unaufdringlich im Zentrum, Marc Hosemann mimt einen ordentlichen Gevatter Tod, der jedoch manchmal nicht weiß, ob er grantig oder trottelig sein möchte. Um die beiden herum wanken Figuren wie Zombies, die wohl selbst mit bestem Willen nicht als „Charaktere“ bezeichnet werden können. Sophia ist ein dreister Papp-Aufsteller, eine Frauenfigur wie es sie gar nicht mehr geben dürfte. Ohne Meinung, Geschichte, oder Ambitionen gibt sie den anderen Stichworte.
Dem Cast fehlt es an einem wirklich starken Drehbuch, aber noch viel mehr an professioneller Regie. In wenigen Szenen springt der Funke wirklich über, häufig scheinen klare Anweisungen, Interpretationen des Stoffs oder, was auch immer das sein mag, eine „Vision“ zu fehlen. Abarbeiten von Stoff ohne Mehrwert.
Einstellungen, die völlig aus dem Szenenbild fallen, stören den Fluss und lassen uns fragen, was die Filmemacher:innen sagen wollen. Irgendetwas bestimmt, wenn Sensenmann Morten plötzlich aufs Auto steigt, Gott höchstpersönlich an die Tanke kommt und sich das Bild eines Hais in Reiners Tagtraum schummelt. Doch was?
Die Beleuchtung soll hier noch einmal negativ hervorgehoben werden – selbst in Kaffee-Werbespots der 1990er knallten weniger Watt durch die Fensterscheibe auf den Frühstückstisch.
Diese Romanverfilmung riskiert nichts und langweilt. Mit den undefinierten Figuren, den wenig lebendigen Dialogen und der kitschigen, schlecht fließenden Handlung muss sich der Film gefallen lassen, mit den notorisch schlechten deutschen Komödien verglichen zu werden. Der Regisseur scheitert daran, das Ernste und Komische respektvoll zu vermengen, die Story über den Tod verkommt zur Rahmenhandlung für ein ausgelutschtes Roadmovie.
Artikel vom 30. November 2023
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