Kritik: ES (2017)
‘ES’ gibt nichts zum Fürchten
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‘ES’ gibt nichts zum Fürchten
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Derry, Maine 1988: In der Postkarten-Kleinstadt verschwinden ungewöhnlich viele Menschen – vor allem Kinder sind betroffen. Seitdem er das Elternhaus verließ um im Regen zu spielen, wird auch der sechsjährige Georgie Denbrough vermisst. Noch Monate später will sein Bruder Bill (Jaeden Lieberherr) den Tod nicht wahrhaben und macht sich auf die Suche. Unterstützt wird er dabei von seinen Freunden Richie (Finn Wolfhard: Stranger Things), Eddie (Jack Dylan Grazer) und Stanley (Wyatt Oleff). Als dann noch Ben (Jeremy Ray Taylor) und Beverly (Sophia Lillis) dazu stoßen, begeben sich die Kids auf eine Mission. Dem gruseligen Clown Pennywise (Bill Skarsgård) ist das nur Recht.
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Was Es ebenfalls gut einfängt, ist der Flair der 80er-Filme, der aktuell wieder in Mode kommt (so z.B.: Stranger Things). In einer klassischen Coming-of-Age-Rahmenhandlung schneidet der Streifen elegant Themen wie die erste Liebe, Mobbing und häusliche Gewalt an. Allein das Desinteresse und die Lieblosigkeit der portraitierten Elternteile hätte genug Potenzial, um einen eigenen Film zu erzählen. Aber da ja „Horror“ auf der Packung steht, bekommen wir das:
Stephen King gilt als Meister des Horrors. So zeichnet seine bunte Phantasie die dunkelsten Schreckensbilder, die wir uns vorzustellen vermögen. Viel wichtiger ist jedoch die psychologische Komponente seiner Arbeit, die die plakativen Gruselelemente erst richtig unter die Haut impft.
Mit Psychoterror hat Andy Muschiettis Neuverfilmung jedoch wenig gemein. Statt auf die Psycho-Liege verfrachtet er sein Publikum in die Geisterbahn: Hinter jeder Ecke lauert ein Horror-Schocker. Diese äußerst offensichtlichen „Attraktionen“ mögen solide inszeniert sein, lassen jedoch einen kräftig anziehenden Spannungsbogen vermissen. De facto fühlt sich Es an, wie die Bestandsaufnahme des Horror-Genres: Säuberlich archiviert zeigt der Horrorstreifen, was andere bereits vorgemacht haben. So z.B. …
Gerechterweise muss gesagt werden, dass dieses Horror-Sammelsurium nicht ganz aus der Luft gegriffen ist: Denn der Grusel-Clown Pennywise nimmt stets die Gestalt an, die sein Opfer besonders fürchtet. Dabei erinnert er an einen Irrwicht aus Harry Potter. Während man das Zauberwesen am besten mit dem Fluch „Riddikulus“ lächerlich macht, besorgt Pennywise das schon von alleine: Nicht selten ist der Clown mehr lächerlich als gruselig. Zwar macht Darsteller Bill Skarsgård seine Sache gut, doch fehlt es der Figur – wie dem ganzen Film – an einer tieferen Ebene. Nachdem schon in den ersten Minuten klar wird, was das beschauliche Derry heimsucht, passiert… nichts mehr. Eine wirklich überraschende Wendung oder das Auftauchen eines unerwarteten Antagonisten bleibt aus.
In moderner Manier und angereichert mit überbordendem CGI zollt Es (2017) dem Klassiker aus dem Jahr 1991 Tribut. Auf der Strecke bleiben jedoch eigene Ideen, sodass sich der Film von Andy Muschietti wie eine Geisterbahnfahrt durch die Annalen des Horror-Genres anfühlt. Zwar ist Es unterhaltend und überraschend lustig, doch fehlt es an psychologischer Spannung, durch die sich die Romanvorlage von Legende Stephen King gerade auszeichnet. Ein zweiter Teil, der am Ende des Films angekündigt wird, muss auf jeden Fall einiges besser machen.
Artikel vom 5. Oktober 2017
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