Shi Sha Shyamalan
Vom zweiten Spielberg zu einem schlechten Witz. So konnte man die Filmkarriere des ehemaligen “Twistmasters” am besten beschreiben. Während Shyamalans The Sixth Sense ein fantastischer Kultklassiker ist, der durch seine unerwartete Wendung brilliert, waren seine neueren Errungenschaften, wie The Happening, eher eine schlechte Parodie seiner früheren Werke. Doch obwohl Shyamalan die Erwartungen deutlich herabgesenkt hat, können wir einfach nicht anders, als zu hoffen, dass der nächste Versuch tatsächlich überraschen wird. Bereits mit The Visit zeigte Shyamalan, dass er noch nicht aufgegeben hat. Doch es ist gerade Split, der Shyamalan wieder zu einem gefragten Regisseur machen soll. Und die Karten stehen gut…
Nervenaufreibendes Kammerspiel
Die Handlung des Films lässt nicht auf sich warten. Bereits in den ersten Minuten werden die Mädchen aus ihrem gewohnten Leben gerissen und müssen sich im unbekannten und beengten Gebiet zurechtfinden, was der klaustrophobischen Atmosphäre eines Kammerspiels ähnelt. Was jedoch Split von einem gewöhnlichem Entführungsthriller abhebt, ist das stetige Gefühl des Unbekannten, nicht zuletzt durch den gespaltenen Täter, der genauso gut als Opfer empfunden werden kann. Shyamalan will Verwirrung stiften und erreicht dies durch einen festen erzählerischen Aufbau, bei dem die Darsteller immer mehr Facetten von sich offenbaren. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis etwas passiert…
Psychothriller oder Dokumentation?
Neben dem Psychohorror zeigt Split die psychische Krankheit auch von einer anderen Seite: Hierfür lernen wir Dr. Karen Fletcher kennen. Als kluge und mitfühlende Therapeutin betreut sie den psychisch Kranken und verbirgt dabei ihr Interesse und ihre Faszination nicht, die sie für diese Menschen empfindet. Bei diesen Stellen ähnelt der Film einer Dokumenation über geistige Störungen, statt einem eindringlichen Psychothriller, vor allem wenn Fletcher mit wissenschaftlicher Hingabe über ihren Fall bei einer Videokonferenz berichtet. Es ist vor allem der Kontrast zwischen der Schönmalerei, mit welcher Fletcher diese Menschen beschreibt und den tatsächlichen Ausmaßen des Wahnsinns, zu dem diese fähig sind, nicht zuletzt dadurch, dass McAvoy’s Figur eine enorme Tiefe verbirgt.
Everyman McAvoy
Überspringen wir die ganze Interpretation und kommen gleich zum Kernstück des Films: James McAvoy. Mit einer fast schon unheimlich gelungenen Leitung schafft er es, zwischen gänzlich unterschiedlichen Persönlichkeiten hin und her zu springen. Das faszinierende dabei ist, dass er alleine durch seine Mimik und Gestik in der Lage ist, jeder der Persönlichkeiten komplett individuelles Leben einzuhauchen. Egal ob er den zwangsneurotischen Entführer, oder einen neunjährigen Jungen spielt, sie alle wirken wie eine eigenständige Person.
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!