9.2/10

Episodenkritik: Better Call Saul – Staffel 5

FOLGE 10: ALLE LIEBEN LALO

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Genres: Drama, Krimi, Startdatum: 24.02.2020

Wir mussten lange warten – nun meldet sich ‘Better Call Saul’ endlich zurück. Jede Woche bewerten wir die neueste Folge mit unseren Episodenkritiken und versorgen dich mit unseren interaktiven Livetalks sowie detaillierten Podcasts!

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#PotterUltra #SchwerMetaller #Storyteller

Kritik: Folge 1 ‘Der Magier’

Original-Titel: Magic Man
Erscheinungsdatum: 24. Februar 2020 (DE)

Bewertung Kritik Better Call Saul Staffel 5 Folge 1 Der Magier

Jimmy McGill (Bob Odenkirk) ist nun offiziell Saul Goodman. Kim (Rhea Seehorn) gefällt die Entwicklung nicht. Saul versucht, seine Handy-Kunden in Klienten zu verwandeln. Währenddessen buddelt Lalo Salamanca (Tony Dalton) weiter in den Geheimnissen von Gus Fring.

Wie bereits gewohnt beginnt die erste Folge der neuen Staffel mit einer Schwarz-Weiß-Vorblende, die uns Eindrücke aus “Genes” Leben im Versteck vermittelt. So ausführlich und so spannend wie dieses Jahr war die Gene-Story noch nie. Genes Entlarvung als Saul Goodman von einem Passanten verursacht Herzklopfen und lässt hoffen, dass wir in dieser Staffel vielleicht noch mehr Versatzstücke aus diesem Handlungsstrang erzählt bekommen.

Mit rasantem Tempo (zumindest für Better Call Saul-Verhältnisse) kommt die Haupthandlung um Jimmy/Saul ins Rollen und setzt nahtlos dort an, wo Staffel 4 aufgehört hat. Die tatkräftige Energie, die Saul durchdringt, hat sich auch auf die Serie überschlagen. Hier wird keine Zeit verschwendet.

Saul ist viel mehr ein Gaukler als ein Magier, und das beweist er in dieser Episode mit zwei hinterlistigen Coups, die den moralischen Verfall des Charakters ankündigen. Wer als Anwalt seinen kleinkriminellen Schützlingen Rabatt auf Strafverteidigung verkauft, und das alles noch in einem Zirkuszelt, der hat den Boden der Seriosität verlassen. Noch genialer ist Sauls Manipulation zweier Klienten von Kim einen Deal anzunehmen, ohne, dass sich Kim gegen die Schwindlerei wehren kann.

Doch tatsächlich dreht sich Der Magier viel mehr um den zweiten Handlungstrang der Serie: die Drogenwelt. Giancarlo Esposito als versteinerter Gus Fring überzeugt wie eh und je mit seinen toten Blicken, während Tony Dalton als Lalo Salamanca mit seinem Testosteron einen starken Kontrast bildet. Intellektuell sind sich beide Player ebenbürtig, deswegen macht die Storyline Gus vs. Lalo Lust auf mehr.

Fazit: Folge 1 ‘Der Magier’

Spannung, Witz, Drama und Tempo: Der Staffelauftakt ist nahezu perfekt. Von vorne bis hinten meisterhaft geschrieben und subtil wie eh und je, befindet sich Better Call Saul auf dem besten Weg, die bisher beste Staffel der Prequel-Serie zu liefern. Vielleicht wird Staffel 5 sogar dem großen Bruder Breaking Bad zur Konkurrenz. Wir werden es die nächsten Wochen herausfinden!

  • Unser Livetalk zu dieser Folge erschien am Donnerstag, den 27. Februar ab 20:15 auf unserem YouTube-Kanal.
  • Unser Podcast zu dieser Folge erschien am Samstag, den 01. März auf YouTube, Spotify, Spotify und iTunes.

Kritik: Folge 2 ’50 Prozent Rabatt’

Original-Titel: 50 Percent Off
Erscheinungsdatum: 25. Februar 2020 (DE)

Bewertung Kritik Better Call Saul Staffel 5 Folge 2 50 Prozent Rabatt

Jimmy organisiert seine vielen neuen Mandanten. Mike lässt seinen Gewissenskonflikt an seiner Enkeltochter aus. Nacho und Lalo kümmern sich um eine brenzlige Situation bezüglich Krazy-8.

Vince Gilligan, der Meister des Slow Burns, hat seinen Fuß tatsächlich auf dem Gaspedal. 50 Prozent Rabatt steigert das Tempo der Serie um mindestens 200 Prozent und das genau zur richtigen Zeit.

Die Eröffnungsszene, eine wilde Montage zweier Drogenjunkies, die Sauls Rabattaktion dankend annehmen, erinnert an alte Breaking Bad-Zeiten. Die wuselige Bildsprache ist beinahe schon ein Stilbruch mit der sonst ruhigen und bedächtigen Inszenierung aus Better Call Saul.

Selbst Mikes Privatleben, das sonst die Geschichte eher ausgebremst als ausgebaut hat, überzeugt mit einem kleinen Highlight. Enkeltochter Kaylee drückt den Finger in die Wunde und fragt nach ihrem Vater. Mike befindet sich in einer Dissonanz mit sich selbst, indem er bemerkt, dass er zu eben dem Bösen geworden ist, das seinem Sohn das Leben kostete.

Die Metamorphose von Jimmy zu Saul Goodman sorgt dieses Mal für mehr Schmunzler als für Schlucker. Ein listiger Fahrstuhl-Coup, der Staatsanwältin Ericsen in einen Käfig mit Slippin’ Jimmy wirft, unterstreicht die komödiantische Seite von Bob Odenkirk.

50% Rabatt brilliert jedoch in erster Linie durch fantastisch unterhaltsame Szenen mit Lalo und Nacho. Während der charismatische und respekteinflößende Lalo immer mehr zum heimlichen Fan-Liebling der Serie wird, macht Nacho einen auf Superheld und rettet eine scheinbar ausweglose Situation im Handumdrehen. Nacho muss sich diesem “Schwanzvergleich” hingeben, um Lalos Vertrauen zu gewinnen. Das Duo vitalisiert die Serie ungemein und macht die Salamanca-Storyline um einiges interessanter.

Letztendlich ist 50% Rabatt die lang ersehnte Folge, die scheinbar parallele Handlungsstränge zusammenlaufen lässt. Jimmy und Nacho kreuzen nach drei Staffeln endlich wieder ihre Wege. Nun könnte sich die Spannung beider Storylines potenzieren. Die “Ignacio-Prophezeiung” wird vermutlich schon sehr bald rückwirkend erfüllt werden.

Fazit: Folge 2 ’50 Prozent Rabatt’

Better Call Saul scheint in Staffel 5 sehr viel vor zu haben. Nach einem starken Auftakt, erhöht 50 Prozent Rabatt weiterhin das Erzähltempo und bietet viele kleine Highlights. Ein großes Highlight ist Tony Dalton als Lalo Salamanca, der das Energie-Level der Serie ansteigen lässt. Der potente Cliffhanger macht das Warten unerträglich – doch immerhin können wir jetzt schon mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass Staffel 5 ein ganz starkes Ding wird.

  • Unser Livetalk zu dieser Folge erschien am Donnerstag, den 27. Februar ab 20:15 auf unserem YouTube-Kanal.
  • Unser Podcast zu dieser Folge erschien am Samstag, den 01. März auf YouTube, Spotify, Spotify und iTunes.

Kritik: Folge 3 ‘Der Mann dafür’

Original-Titel: The Guy for this
Erscheinungsdatum: 03. März 2020 (DE)

Lalo beauftragt Jimmy als Anwalt für Krazy-8. Kim muss sich für MesaVerde einer neuen Herausforderung stellen. Nacho verliert die Kontrolle über das Leben seines Vaters. Mike ertränkt sich in Alkohol.

Der Mann dafür startet mit der wohl großartigsten Intro-Sequenz der Serie: Jimmys zu Boden gefallenes Eis wird von einer Ameisenkolonie zelebriert und gefressen. Die mikroskopische Ästhetik dieser Szene ist umwerfend. Wie lange wird es noch dauern, bis Saul von seinen kleinkriminellen Mandanten ebenfalls verschlungen wird? Seine Unschuld ist zumindest schon mit dem Kopf auf dem Straßenrand gelandet.

Schnell erkennt der geneigte Cineast, dass die dritte Folge der Staffel eine eigene Filmsprache benutzt. Alles wirkt ominös, potentiell bedrohlich und bei genauerer Betrachtungsweise ausweglos. Der Mann dafür ist außerdem eine “symmetrische” Folge – doch was heißt das genau?

Am Anfang und am Ende der Folge sehen wir die Ameisen, die sich auf Jimmys Eis stürzen. Zwei Mal sehen wir die selbe Szene vor und auf dem Balkon von Jimmy und Kims Wohnung. Zwei Senioren wollen ihr Zuhause nicht aufgeben. Die Story ist perfekt gespiegelt.

Der einzige Spiegel, in dem sich Mike noch selbst in die Augen schauen kann, ist der Boden seines Glases. Im melancholischen Suff verlangt Mike vom Barkeeper, ein Bild der Oper von Sidney abzuhängen. Der Geist von Werner Ziegler verfolgt ihn auf Schritt und Tritt und flüstert ihm erinnernd ins Ohr, dass sein Vater die Halle gebaut hat.

Umso weniger geplagt von Schuldgefühlen ist Jimmy, der seinen ertragreichsten Tag als Saul feiert, indem er die Salamancas als treu zahlende Kunden gewonnen hat. Der Handlungsstrang eröffnet den alten Breaking Bad-Hasen Hank Schrader (Dean Norris) und Steve Gomez (Steven Michael Quezada) die Türen für ein gelungenes Cameo, das sich dennoch perfekt in die Story integriert. Besonders perfekt: Wie Hank als erstes seinen Bierbauch durch das Bild schiebt und damit sein Comeback ankündigt. Darauf ein Schrader-Bräu!

Das Highlight der Folge ist vollkommen unerwartet ein Nebenplot von Kim, die für MesaVerde einen Senioren von seinem Grundstück scheuchen muss, damit dieser Platz für ein Bauprojekt macht. Nach einem unkontrollierten Wutausbruch aufgrund der Sturheit des Rentners, versucht es Kim mit Vernunft, doch absolut erfolglos. Ein guter Mensch zu sein, ist eben nicht für jeden gut genug.

Sobald sich Kim nachts alleine auf den Weg macht, noch einmal mit dem Verweigerer zu sprechen, wurden meine Hände ganz schwitzig. Wird er sein Grundstück mit einer Shotgun verteidigen? Nimmt er Kim als Geisel? Die Paranoia waren letztendlich unbegründet, doch umso genialer, dass wir sie als Zuschauer überhaupt haben. Kim ist und bleibt das Fragezeichen der Serie.

Wie genial ein Dialog ohne Worte “geschrieben” werden kann, zeigt uns Vince Gilligan mit der letzten Szene auf dem Balkon. Kim zündet sich eine Fluppe an (“Ich kann das Geschehene nicht verarbeiten”), Jimmy jongliert mit seiner Bierflasche (“Ich spiele mit meiner Zukunft”) bis Kim eine Bierflasche auf den Boden schmeißt (“Scheiß auf mein moralisches Denken”) und Jimmy hellbegeistert darauf anspringt (“Wenn du deine Moral weg wirfst, werde ich dir sofort dabei helfen”).

Eine kurze Szene zwischen Nacho und seinem Vater, der seinen Sohn vollkommen auf Grund laufen lässt, bestätigt das übergeordnete Thema der Folge: Du kannst schlechte Taten nicht mit Guten Taten reinwaschen. Nacho verliert komplett die Kontrolle und wird seinen Vater vermutlich noch in dieser Staffel verlieren.

Fazit: Folge 3 ‘Der Mann dafür’

Vince Gilligan ist der Mann für großartiges Kino auf kleinen Bildschirmen. Der Mann dafür ist ein kleines Kunstwerk geworden, das sowohl visuell als auch inhaltlich leise begeistert. Die Episode ist eine Abfolge von unkontrollierbaren Situationen, welche die Charaktere zu neuen Handlungen zwingen, die wiederum in spannende, neue Charakter-Pfade resultieren. Staffel 5 ist weiterhin on track und on fire!

  • Unser Livetalk zu dieser Folge erschien am Donnerstag, den 27. Februar ab 20:15 auf unserem YouTube-Kanal.
  • Unser Podcast zu dieser Folge erschien am Samstag, den 01. März auf YouTube, Spotify, Spotify und iTunes.

Kritik: Folge 4 ‘Namaste’

Original-Titel: Namaste
Erscheinungsdatum: 10. März 2020 (DE)

Howard bittet Jimmy, für HHM zu arbeiten, während Kim Jimmy um Hilfe in ihrem MesaVerde-Fall bittet. Mike darf seine Enkeltochter nicht mehr sehen. Hank und Steve nehmen die toten Briefkästen von Gus hoch.

Die Folge beginnt mit einer skurrilen Szene in einem Krämerladen. Saul testet das Gewicht verschiedener Gegenstände und kauft schließlich drei Bowling-Kugeln. Der Kontext dieser Szene ist bis jetzt noch nicht vorhanden und es ist mittlerweile ein typisches Gilligan-Stilmittel, Kontext erst im Nachhinein zu erschaffen. Damit hat Namaste als Folge einen Rahmen.

Während wir uns fragen, was Saul mit den Bowling-Kugeln vor hat, passiert in Namaste so einiges. Kim kehrt wortwörtlich die Scherben ihrer nächtlichen Eskapade auf. Wir verstehen: Im Gegensatz zu Jimmy ist Kim nicht bereit zu “slippen”, auch wenn sie sich immer wieder mit Jimmy gehen lässt, um aus ihrem korrekten Alltag zu fliehen. Das wird auf Dauer nicht gut gehen.

Mindestens dreimal in dieser Folge lässt Jimmy den dicken Saul raushängen. Unsere “50 Prozent Rabatt”-Junkies aus der gleichnamigen Folge liefern sich ein Sprüche-Duell mit Saul Goodman höchstpersönlich, das sie nicht gewinnen. Sein ultra-frecher “Zaubertrick” mit einem Zwilling im Gerichtssaal oder die “visuelle Hilfestellung”, die Mr. Acker dann doch weich werden lässt, sind kleine aber jetzt schon klassische Saul Goodman-Momente, die ihn überhaupt erst zu einem Fan-Favorit aus Breaking Bad gemacht haben.

Sauls Schlagfertigkeit macht Namaste zu einer lustigeren Folge als der nachdenkliche Vorgänger Der Mann dafür. Auch Hank Schrader und Steven Gomez liefern coolen “Buddy-Talk” über die Wortherkunft von Düker (Englisch: culvert). Die anschließende Verfolgungsjagd ist keine Actionszene, die einen bezüglich der Spannung vom Hocker haut, doch die Zwischenschnitte zu Gus, der währenddessen einen Mitarbeiter von Los Pollos Hermanos den Feierabend raubt, nur um ein Alibi zu haben, sind wirkungsvoll.

So grandios grimmig Giancarlo Esposito seinen Charakter Gus auch darstellen mag, mir fehlt etwas das “gute Gesicht” des Hähnchen-Bosses. Gerade diese Ambivalenz zwischen Freund und Psychopath hat ihn in Breaking Bad zu so einem großartigen Schurken gemacht. In Better Call Saul ist Gus aber fast nur ausschließlich grimmig, gemein und kühl – und damit etwas eindimensionaler.

Überhaupt nicht eindimensional ist Howard Hamlin (Patrick Fabian), der offensichtlich immer noch von Schuldgefühlen geplagt ist. Wie ernsthaft Howard das Jobangebot für Jimmy wirklich meint, muss jeder selbst interpretieren. Doch Howard zeigt sich naiv und ihm fällt zu keiner Sekunde auf, das Jimmy kurz davor ist vor Wut zu platzen. Nach all den Jahren, in denen Jimmy um einen Platz bei HHM gekämpft hat, ist es für Saul ein Leichtes, den Job abzulehnen.

Howards Nummernschild “Namast3”, eine Dankesform aus dem Hinduismus, ist für Jimmy die letzte Provokation, die dazu führt, dass es für Howards Karre Bowling-Kugeln hageln wird. Jimmys Vergeltungstat, obwohl sie pubertär und banal erscheint, wirkt genau deshalb so roh und brutal.

Nachdem Mike einen herben Rückschlag als liebender Großvater einstecken muss, wählt er den “Suicide by gang”-Ausstieg und steckt so viel ein, dass er vermutlich erstmal davon ausging, im Himmel aufzuwachen. Tatsächlich sieht Mikes Genesungsstätte mehr nach Mexiko aus (Gelb-Filter) und verspricht die Rückkehr eines bekannten Breaking Bad-Nebencharakters…

Fazit: Folge 4 ‘Namaste’

Namaste ist erneut eine starke Folge, die zwar nicht ganz den Impact der letzten Folge erreicht, aber dennoch durch ein hohes Erzähltempo, kluge Story-Entscheidungen und trockenen Humor überzeugt. Trotz einer Abwesenheit von Lalo und einer eindimensionalen Darstellung von Gus ist Namaste eine Fest der vielen kleinen Highlights und Details, an denen sich ein Franchise-Fan sattsehen kann.

  • Unser Livetalk zu dieser Folge erschien am Donnerstag, den 27. Februar ab 20:15 auf unserem YouTube-Kanal.
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Kritik: Folge 5 ‘Mit vollem Einsatz’

Original-Titel: Dedicado A Max
Erscheinungsdatum: 17. März 2020 (DE)

Mike erwacht in Mexiko und wird von Dr. Goodman wieder aufgepäppelt. Jimmy und Kim beschreiten gefährliche Wege im Kampf gegen MesaVerde. Gus vertraut Mike seinen großen Plan an.

Während Mike in den letzten Folgen der fünften Staffel eher sporadisch mal durchs Bild humpeln durfte, steht er in Mit vollem Einsatz erneut im Vordergrund. Die Rückkehr von Mr. Goodman (der andere Goodman) als Arzt des Kartells fühlt sich organisch, doch auch unspektakulär an. Letztendlich ist er weiterhin, wie bereits zu Breaking Bad-Zeiten, Mikes Schutzengel.

Die Szenen im mexikanischen Exil sind stimmig, wenn auch recht inhaltsarm. Erst in der letzten Szene der Folge, ein intensiver Dialog zwischen Gus und Mike über das Konzept von Rache, gibt diesem Exkurs eine Daseinsberechtigung. Ist das der Grund, weshalb Mike schließlich doch zu Gus’ Handlanger wird? Weil er in Vergangenheit ebenfalls von Rachegelüsten getrieben wurde?

Umso stärker entwickelt sich Kims Geschichte in eine gefährliche Eskalation. Getrieben von moralischen Grundprinzipien wendet sich Kim immer mehr vom “Recht” ab und wird von Jimmys unkonventionellen, gar kriminellen, Methoden gelockt.

Rhea Seehorn glänzt in einer ihrer besten Szenen überhaupt, eine Darstellung des “Side-Sitters” Kevin Wachtell. Die Chemie zusammen mit Bob Odenkirk, der wiederum Kim imitiert, kam wohl noch nie so gut zur Geltung wie in diesem Moment.

Noch besser scheint die Chemie zwischen Saul Goodman und Mr. Acker zu sein. Mit seinem neuen Partner-in-Crime jagt uns Saul durch eine Collage der abstrusesten Einfälle, nur um die Grundstücksräumung weiter aufzuschieben. So sehr diese Szenen over-the-top und manchmal auch etwas albern wirken, ebenso willkommen ist die Rückkehr des gerissenen Winkel-Advokaten, wie wir ihn aus Breaking Bad kennen.

Fazit: Folge 5 ‘Mit vollem Einsatz’

Es ist Staffel-Halbzeit und Better Call Saul ist immer noch am sprinten, auch wenn Mikes Handlungsstrang das erste Mal dazu führt, dass Staffel 5 einen leichten Spannungsknick nach unten bekommt. Umso mehr überzeugt Rhea Seehorn als Kim, deren Schicksal immer spannender wird, je mehr sie den kriminellen Weg nimmt, den Jimmy eigentlich im Alleingang nehmen sollte.

  • Unser Livetalk zu dieser Folge erschien am Donnerstag, den 27. Februar ab 20:15 auf unserem YouTube-Kanal.
  • Unser Podcast zu dieser Folge erschien am Samstag, den 01. März auf YouTube, Spotify, Spotify und iTunes.

Kritik: Folge 6 ‘Wexler v. Goodman’

Original-Titel: Wexler v. Goodman
Erscheinungsdatum: 24. März 2020 (DE)

Filmcrew und Saul in einem Szenenbild für Kritik Better Call Saul Staffel 6

Jimmy wagt einen gefährlichen Schachzug gegen Mesa Verde, doch Kim möchte einen Deal mit Mr. Acker eingehen. Es droht eine Eskalation. Mike hilft der Polizei auf die Sprünge, Lalo zu fassen.

Der verheißungsvolle Episodentitel Wexler v. McGill ließ schon lange erahnen, dass diese Folge ein absolutes Highlight der Staffel werden sollte. Wie Kevin Wachtells Vater sagen würde: “Jeeepp.”

Wir starten mit einer unerwarteten Rückblende, die einen Schlüsselmoment aus Kims Kindheit zeigt. Diese Szene erklärt eine wichtige Facette ihres Charakters: Letztendlich möchte Kim immer den richtigen Weg gehen, auch wenn dieser manchmal drei Meilen Fußweg bedeutet.

Doch welcher Weg ist für Kim der Richtige? Wir stehen wieder zwischen Recht und Moral. Mr. Acker zum Deal drängen oder Kevin in die Pfanne hauen. Das Dilemma ist fies. Letztendlich entscheidet sich Kim für einen Deal mit Mr. Acker und greift dafür sogar in die eigene Tasche. Dabei hat Jimmy doch alles so schön vorbereitet…

Sauls Filmcrew ist schon beinahe ikonisch. Der aberwitzige Filmdreh mit einem hochmotivierten Jimmy, einer schlecht gelaunten Kameracrew und einem Dutzend ambitionierter Statisten ist zum Schreien komisch.

Auch Mike als Undercover-Detektiv macht um einiges mehr Spaß als ihm dabei zuzuschauen, wie er Fenster für mexikanische Omis repariert.

Ein kurzes Cameo von Polizeichef Tim Roberts (Nigel Gibbs) leitet ein noch viel besseres, verstecktes Cameo ein: Er telefoniert mit einem besorgten Mann, der sich über einen fauligen Gestank in seiner Wohnung beklagt, worauf Roberts sagt, dass es wohl ein totes Opossum sein muss. Wer sich noch an die Folge “Die Fliege” aus Breaking Bad erinnert, der weiß, das Jesse Pinkman diesen Anruf für seine Großmutter getätigt hat.

Der echte Höhepunkt spielt sich aber während des Meetings zwischen Mesa Verde, Kim und Jimmy ab. Die gedrehten Werbespots entpuppen sich als oscarreifes Erpresservideo. Bob Odenkirk und Rhea Seehorn liefern Bestleistungen, indem sie Kims Kontrollverlust und Jimmys manischen Kreuzzug der Genugtuung schauspielerisch bis an die Spitze treiben.

Die ganze Szene ist ungeheuer dynamisch, explosiv und erinnert stark an den großen Klimax aus Staffel 3: Chucks Bloßstellung durch Jimmy vor Gericht. Jimmy weiß einfach, wie man gestandenen Männern die Hosen runterzieht, und es scheint ihn vor Glück zu erfüllen.

Weniger begeistert zeigt sich Kim, die Jimmy am Feierabend erstmal eine Standpauke hält. Völlig zurecht wirft sie ihrem Freund vor, sie belogen und in eine missliche Situation gebracht zu haben. Doch Jimmy tat alles nur aus Liebe. Um sie zu schützen. Nehmen wir ihm das ab? Letztendlich hat sich Walter White auch hinter dem Motiv versteckt, Drogengeld für seine Familie zu produzieren.

Dennoch scheint Kim immer noch angeturnt zu sein. Jimmys Plan war so frech und gleichzeitig so genial, dass sie sich nun vor einer Weggabelung sieht: Anständige Zukunft ohne Jimmy, oder “Bonnie & Clyde” mit Jimmy. Dazu würde eine Heirat natürlich dazu führen, dass beide vor Gericht nicht gegeneinander antreten dürfen. Ein Cliffhanger, der es unerträglich macht, auf die nächste Folge zu warten.

Fazit: Folge 6 ‘Wexler v. Goodman’

Vince Gilligan manifestiert sein Geschick für intelligentes und unvorhersehbares Storytelling, das sich dennoch menschlich und nachvollziehbar anfühlt, und liefert mit Kims “Heiratsantrag” einen echten Hammer, der nicht besser hätte platziert werden können. Wexler v. Goodman ist saukomisch, spannend und herzergreifend. Better Call Saul in absoluter Topform!

  • Unser Livetalk zu dieser Folge erschien am Donnerstag, den 26. März ab 20:15 auf unserem YouTube-Kanal.
  • Unser Podcast zu dieser Folge erschien am Freitag, den 27. März auf YouTube, Spotify, Spotify und iTunes.

Kritik: Folge 7 ‘JMM’

Original-Titel: JMM
Erscheinungsdatum: 31. März 2020 (DE)

Jimmy und Kim arrangieren eine Heirat, um sich im Gericht nicht gegenübertreten zu müssen. Gus nimmt an einem Konzerntreffen von Madrigal teil. Lalo pokert vor Gericht und möchte eine Kaution, um den Handschellen zu entkommen.

Die wohl unspektakulärste Hochzeit der Film- und Seriengeschichte ist gleich das erste Highlight in der nun schon siebten Folge der Staffel JMM. Jimmy und Kim vergewissern sich mehrmals, dass die Heirat ja nur aus beruflichen Gründen stattfinden müsse. Und dennoch scheint die Chemie zwischen den beiden überzukochen. Ein weiteres Cameo von Huell als Trauzeuge veredelt diese Intro-Sequenz mit herrlicher Situationskomik. Das Sahnehäubchen: “Keine Ringe? Okey-Dokey…”

Gus’ treffen mit den Führungspositionen des Madrgial-Konzerns, zeigt endlich wieder die “Nette-Onkel”-Seite des Superschurken, die ich in Better Call Saul lange vermisst hatte. Dass Madrigal ein deutsches Unternehmen ist, wird uns nicht bloß durch ein Wiedersehen mit Konzernchef Peter Schuler ins Gedächtnis gerufen – das Franchise “Luftwaffle” ist ja wohl ein adäquater Name für einen deutschen Waffel-Imbiss.

Es wundert mich, wie spannend es doch ist, Gus Fring beim Wohnen zuzuschauen. Wie lange Giancarlo Esposito wohl geprobt hat, seine Schuhe genau so auszuziehen, sodass es möglich psychopathisch wirkt? Dagegen fällt Lydias Comeback eher blass aus.

Ähnlich korrekt zerlegt Gus eine seiner Los Pollos Hermanos-Filialen. Während Nacho die Sau raus lässt, sprengt Gus sein Restaurant mit einem Hühnchen. Dass er sich während der Explosion nicht umdreht, ist selbstverständlich. Die Szene erinnert an den glorreichen Exit von Walter White und Jesse Pinkman aus Gus’ Drogenlabor im Finale der vierten Staffel Breaking Bad.

Nicht weniger badass verhält sich Kevin Wachtell, der das Psychoduell mit Kim Schachmatt gesetzt hat. Während Kim und Schweikart versuchen, Mesa Verde als Mandant zu vergraulen, lässt Kevin sie aus Prinzip nicht gehen. Wie wird Kim also aus der Mesa Verde Misère entkommen? Womöglich braucht es dafür eine noch größere Explosion als das Rufmord-Video von Jimmy.

Die Geschichte zwischen Jimmy und Howard wurde mit dieser Folge nun endgültig zu Grabe getragen. Bob Odenkirk liefert den epischsten Wutausbruch seiner Schauspielkarriere und schmetter Darsteller Patrick Fabian in Grund und Boden. Seine letzten Worte, in denen sich Saul als Blitze schießender Imperator beschreibt, sind dann beinahe schon traurig. Letztendlich läuft Saul gedemütigt in das Nichts, während Howard seinen stolzen Abgang gerade noch so geschafft hat.

Fazit: Folge 7 ‘JMM’

JMM ist eine Folge der vielen kleinen Highlights. Tatsächlich ist es keine Schlüsselfolge, die Ereignisse maßgebend in neue Richtungen drängt. Doch aufgrund der Fülle an kleinen aber feinen Momenten ist JMM eine der stärksten Folgen der Staffel. Mindestens drei Zitate werden wir in Zukunft auf Postern und Fan-Visuals zu lesen bekommen. Mein Favorit: “I am a god in human clothing, lighting bolts shoot out of my fingers!”

  • Unser Livetalk zu dieser Folge erschien am Donnerstag, den 03. April ab 20:15 auf unserem YouTube-Kanal.
  • Unser Podcast zu dieser Folge erschien am Freitag, den 04. April auf YouTube, Spotify, Spotify und iTunes.

Kritik: Folge 8 ‘Mittelsmann’

Original-Titel: Bagman
Erscheinungsdatum: 7. April 2020 (DE)

Lalo beauftragt Jimmy mit der Aufgabe, das Geld für seine sieben Millionen Dollar teure Kaution an einem Wechselpunkt mitten in der Wüste abzuholen. Kim fürchtet um Jimmys Leben.

Mittelsmann ist wohl das, was man in Game of Thrones die “berüchtigte neunte Folge” nannte. Nur, dass Mittelsmannnicht einmal die vorletzte Folge der Staffel ist und ziemlich unerwartet den bisherigen dramatischen Höhepunkt darstellt.

Noch besser kann man diese Folge, die von Vince Gilligan höchstpersönlich inszeniert wurde, mit dem Kammerspiel 4 Days Out aus der zweiten Staffel Breaking Bad vergleichen. In jener Folge sitzen Walt und Jesse mit ihrem mobilen Drogenlabor in der Wüste von Albuquerque fest. Der nackte Überlebensdrang schweißt das Duo zusammen. In Mittelsmann sind es Jimmy und Mike, die gemeinsam dem trockenen Tod ins Auge blicken müssen und nach diesen Ereignissen mit Sicherheit in einem anderen Verhältnis zueinander stehen.

Ziemlich schnell wird uns klar gemacht, dass Mittelsmann so etwas wie eine “Flaschenepisode” ist. Statt mehrerer kleiner Subplots, die für Better Call Saul eigentlich typisch sind, bekommt Saul zu Beginn der Folge einen großen Auftrag. Alles darauf Folgende widmet sich dieser Quest. Mittelsmann kann man schon beinahe als eigenen Breaking Bad-Kurzfilm betrachten, ähnlich wie El Camino.

Die Rückkehr der karikaturartigen Salamanca-Zwillinge verkündet Unheil. Tatsächlich erwartet Jimmy kurze Zeit später eine Schießerei, die es von der Intensität und Blutrünstigkeit mit dem Shootout zwischen der DEA und den Neonazis aus Breaking Bad aufnehmen kann. Der Unterschied zur Mutterserie ist jedoch, dass wir in Better Call Saulderart viel Gewalt überhaupt nicht gewohnt sind. Jimmy innerhalb eines Feuergefechts zu sehen stellt einen klaren Wendepunkt der Serie dar.

Mal wieder ist Mike Schutz- und Todesengel zugleich. Trotz Durst und Hitze wirkt er in dieser Folge vitaler als sonst. Die Chemie zwischen Survival-Experte Mike und dem hysterischen Saul ist ebenso begeisternd wie die zwischen Walt und Jesse, als sie versuchen, aus Schwämmen Strom zu erzeugen, um den alten Caravan wieder zum laufen zu bringen. Auch wenn Mike nicht ganz so viel technisches Know-How besitzt wie Heisenberg, will man mit keinem anderen Typen in der Wüste gestrandet sein.

Ein weiteres Highlight der Folge ist Kims intensive Konfrontation mit Lalo, die sie endgültig aus der sicheren Zone katapultiert. Ihre Hauptcharakter-Rüstung scheint langsam zu rosten. Das bestätigt spätestens der verschmitzt grinsende Lalo, der gleichzeitig empört und fasziniert darüber ist, dass Jimmy seine Frau in illegale Geschäfte des Kartells einweiht. Goodbye, Mrs. Goodman?

Die Intensität der Folge ist nicht nur physisch, sondern auch psychisch. Sei es eine dicke Kaktusnadel, die sich Jimmy aus dem Fuß zieht, oder sein überlebenswichtiger Eigenurin, provokativ abgefüllt in einer Flasche von Davis & Main. Eine unerträglich spannende Schlussszene inklusive eines sich wild überschlagenden Geländewagens macht endgültig klar, dass Mittelsmann ein Gamechanger für die Serie ist.

Fazit: Folge 8 ‘Mittelsmann’

Vince Gilligan hat mit dieser Folge Better Call Saul auf die nächste Stufe der Dramaturgie gehievt. Mittelsmann ist nicht zwingend die dramatischste Folge der Serie, doch mit Sicherheit die mit den meisten Toten und der meisten Action. Wer sich einmal auf dieses “Level” begeben hat, der kann schlecht wieder runterkommen. Was uns die fünfte Staffel für die letzten beiden Folgen bereit hält, bleibt eine sehr spannende Frage.

  • Unser Livetalk zu dieser Folge erschien am Donnerstag, den 9. April ab 20:15 auf unserem YouTube-Kanal.
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Kritik: Folge 9 ‘Miese Entscheidungen’

Original-Titel: Bad Choice Road
Erscheinungsdatum: 14. April 2020 (DE)

Bewertung Kritik Better Call Saul Staffel 5 Bad Choice Road Miese Entscheidungen

Die Kaution für Lalo wird bezahlt. Jimmy erholt sich von den vergangenen Ereignissen, ist aber schwer traumatisiert. Kim trifft eine große Entscheidung.

Miese Entscheidungen ist erneut eine ziemlich miese Übersetzung des originalen Episodentitels Bad Choice Road, der alles über die Entwicklung unserer Hauptcharaktere aussagt. In der neunten Episode durchläuft vor allem Kim einen entscheidenden Wendepunkt – und ist mit großem Abstand der Star der Woche.

Im Gegensatz zur letzten Episode Mittelsmann beginnt Miese Entscheidungen langsam, doch keineswegs schleppend. Das Intro ist eine schöne Referenz zur Folge Something Stupid aus Staffel 4, die nach dem gleichnamigen Song benannt wurde. Damals lebten Jimmy und Kim noch peinlich berührt nebeneinander, Angst davor, sich die Liebe wirklich einzustehen. Dargestellt wurde diese Distanz mit intelligent geschnittenen Split-Screens. In dieser Folge sehen wir eine besorgte Kim und einen dehydrierten, Urin saufenden Jimmy, gefolgt von einem Gefühlsausbruch von Kim, den wir so noch nie in Better Call Saul gesehen haben.

Jimmys Rückkehr erinnert stark an die Szenen aus Breaking Bad, in welchen ein mit Wunden und Blutergüssen überzogener Walter White nachhause kommt und sich von Skyler versorgen lässt. Besonders intensiv ist Jimmys eindringliche Warnung an Kim, sich aus seinen Geschäften rauszuhalten. Im Gegensatz zu Walter meint es Jimmy jedoch nicht als Bedrohung, sondern als ehrliche Warnung.

Tony Dalton als Lalo übertrifft sich wieder selbst. Jede eindringliche Pause während seinen Dialogen mit Jimmy und Nacho lässt die Intensität der Szene überkochen. Lalo scheint unbesiegbar. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Kim ihm die Stirn bieten wird?

Die symbolische Kündigung bei Mesa Verde, verfeinert mit einem Cameo des Tequila-Deckels “Zafiro Anejo”, sagt alles über Kims Konflikt: Ihre Arbeit soll Sinn ergeben, Menschen zur Hilfe kommen – doch die kriminelle Ader pulsiert weiterhin, wenn auch leise und versteckt.

Hat Kim die richtige Entscheidung getroffen? Wir als Zuschauer zweifeln, denn kurz darauf gibt Mike einen unheilvollen Monolog über schlechte Entscheidungen, und wie sie uns auf einen Weg schicken, von dem es kein zurück mehr gibt.

Zweimal “klaut” Jimmy die Phrasen von Mike, um sie Kim vorzutragen, als wären sie seine eigenen. Neben der “Bad Choice Road” erklärt Jimmy Kim, dass ihn nur der Gedanke an sie motiviert hat, in der Wüste nicht zu sterben. In der Wüste lag Jimmy am Boden, bis Mike seine Motivationsrede hielt, weshalb es sich lohne, noch nicht aufzugeben.

Lalos Überraschungsbesuch gehört wohl zu den spannendsten zehn Minuten der Serie. Der Spannungsfaktor ist Kim. Ihre Präsenz macht die Szene unangenehm gefährlich. Wird sich Kim in die Schusslinie von Mike begeben und zum “Kausalschaden” werden, wodurch Jimmys Seele endgültig stirbt und der Weg für Saul Goodman als herzloser Anwalt geebnet ist? Noch einmal Glück gehabt, wieder kommt Kim davon. Dafür nimmt die Szene eine unerwartete Wendung.

Rhea Seehorn liefert ihre bisher beste Leistung ab, die derart überzeugend und knallhart daherkommt, dass man Lalos Rückzieher tatsächlich für glaubwürdig abstempelt. Diese Szene hätte schnell gestellt und peinlich wirken können, doch Kims Wortprügel gegen Lalo gehört zu den stärksten Szenen, die Vince Gilligan als Showrunner jemals hervorgebracht hat.

Fazit: Folge 9 ‘Miese Entscheidungen’

Better Call Saul sorgt für schwitzige Hände und einen ungesunden Puls. Miese Entscheidungen besitzt alle Zutaten, die Breaking Bad so fesselnd gemacht haben, und noch mehr. Grandiose Leistungen von Tony Dalton als Lalo und Rhea Seehorn als Kim machen diese neunte Episode zur Besten der Staffel und zu der fesselndsten der gesamten Serie. Kann das im Staffelfinale noch überboten werden? Wenn ja, hat Better Call Saul vielleicht endgültig Breaking Bad eingeholt.

  • Unser Livetalk zu dieser Folge erschien am Donnerstag, den 16. April ab 20:15 auf unserem YouTube-Kanal.
  • Unser Podcast zu dieser Folge erschien am Freitag, den 17. April auf YouTube, Spotify, Spotify und iTunes.

Kritik: Folge 10 ‘Etwas Unentschuldbares’

Original-Titel: Something unforgivable
Erscheinungsdatum: 21. April 2020 (DE)

Jimmy und Kim verstecken sich vor einem möglichen Rückschlag von Lalo. Dieser kehrt wiederum zurück nach Mexiko und stattet Don Eladio einen Besuch ab. Gus plant einen Mordanschlag an Lalo und Nacho soll ihm dabei helfen.

Nach der Hochspannung aus Folge 9, trägt das Finale eine schwere Bürde. Kann Vince Gilligan die ohnehin schon grandiose fünfte Staffel würdig abschließen, ohne sich einen Fehltritt zu erlauben?

Das Spannungslevel setzt auch zu Beginn von Etwas Unentschuldbares nicht ab. Jimmy und Kim sehen sich immer noch in Gefahr, denn Lalo ist immer noch auf freiem Fuß. Doch vor allem Kim überrascht mit ihrer Gerissenheit. Während Jimmy die Situation ganz und gar nicht gefällt und Kim am liebsten zurück in die heile Welt schicken möchte, scheint ihr der Nervenkitzel beinahe schon zu gefallen.

Vince Gilligan hat uns ordentlich reingelegt: Nicht Jimmy ist es, der in Better Call Saul eine Charakterwandlung durchzieht, sondern Kim. Letztendlich hatte Jimmy schon immer eine kriminelle Ader, die im Laufe der Serie von Kim abgedrückt wurde. In Staffel 5 wird nun ersichtlich, dass sich Kim dem abenteuerlichen Sog eines Saul Goodman nicht entziehen kann. Damit nimmt das Staffelfinale eine unerwartete Wendung, die eigentlich gar nicht so unerwartet sein sollte – doch wir Zuschauer denken wohl immer noch in TV-Stereotypen und gehen davon aus, dass Kim die Reißleine ziehen muss.

Stattdessen wird die Beziehung zwischen den beiden endgültig zu einer Bonnie & Clyde Romanze. Kim tauscht ihren professionellen Ruf gegen eine kindliche Naivität ein und möchte mit Jimmy zusammen Howard Hamlin das Handwerk zu legen, um endlich die Provision des Sandpiper-Falls einzukassieren. Wir sehen Kim entfremdet, manchmal wild kichernd, und einen Jimmy, der nicht so recht weiß, ob er deswegen heulen oder triumphieren sollte. Ist das die Kim, die er sich gewünscht hat? Jimmy wird klar, dass er die letzte Stütze verloren hat, die ihn zu einem “anständigen” Mann hätte machen können.

Bob Odenkirk und Rhea Seehorn begeistern erneut mit ihrer vielschichtigen Darstellung, doch auch Patrick Fabian als Howard gehört ein Highlight der Folge. Sein scharf-geschliffener Dialog mit Kim über die Verkommenheit von Jimmy McGill lässt uns als Zuschauer keine andere Wahl, als Howard Recht zu geben – und damit auch in gewisser Weise Chuck.

Showman Lalo beweist in dieser Folge endgültig, dass er mindestens in die Top Drei der besten Schurken des Breaking Bad-Universums gehört. Vielleicht sogar auf Platz Eins. Tony Dalton vermischt Brutalität, Charisma und Intelligenz zu einer explosiven Performance, die jeden Augenblick mit seiner Bildpräsenz spannend macht.

Die Rückkehr von Steven Bauer als Don Eladio, der zwar sichtlich gealtert aber kein Stück weniger energetisch ist, gehört zu den bisher besten Breaking Bad-Cameos der Serie. Ich habe schon beinahe vergessen, dass Hank Schrader auch eines dieser Cameos inne hatte. Rückblickend war es die einzige Enttäuschung der fünften Staffel, da es keine großen Konsequenzen für die Handlung hatte und nicht mehr aufgegriffen wurde.

Die letzten 20 Minuten erinnern stark an die Serie Narcos: Killer-Kommandos, Schießereien in der Residenz eines Drogenbarons und geheime Fluchtwege. Die Zwickmühle, in der sich Nacho befindet, sorgt auch bei uns Zuschauern für Bluthochdruck. Doch bevor wir denken, Nacho hätte den Weg aus der Hölle gefunden, erhebt sich Lalo Salamanca aus dem Kugelhagel und stapft wutentbrannt in den Fade-Out des letzten Szenenbilds. Staffel 5 endet mit einem Cliffhanger, der sich dennoch nicht so konstruiert und unfair anfühlt wie die vielen Köder-Fallen aus z.B. The Walking Dead.

Better Call Saul 5×10 ‘Etwas Unentschuldbares’ mit “Kai”-Darsteller Ben Bela Böhm | Podcast #72

Fazit: Folge 10 ‘Etwas Unentschuldbares’

Wie auch schon die vorherige Folge Miese Entscheidungen endet das Staffelfinale mit einer Spannungs-Kaskade. Vince Gilligan hält die Intensität der Geschichte konstant hoch und pflegt diese mit ausgefeilten Charaktermomenten. Die Geschichte um Jimmy und Kim entwickelt sich in eine unerwartete, wenn auch organische und nachvollziehbare Richtung, die Darstellerin Rhea Seehorn immer mehr zum Star der Serie macht – wäre da nicht Lalo, der wohl charismatischste Schurke der aktuellen Serienlandschaft, der uns Gott sei Dank für eine sechste Staffel noch erhalten bleibt. Ich vertraue Gilligan, dass er die durchweg grandiose fünfte Staffel noch einmal toppen kann.

  • Unser Livetalk zu dieser Folge erschien am Donnerstag, den 16. April ab 20:15 auf unserem YouTube-Kanal.
  • Unser Podcast zu dieser Folge erschien am Freitag, den 17. April auf YouTube, Spotify, Spotify und iTunes.

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Fazit

9.2/10
Meisterwerk
Community-Rating: (6 Votes)
Episode 1 8.9/10
Episode 2 9/10
Episode 3 9.2/10
Episode 4 8.9/10
Episode 5 8.9/10
Episode 6 9.4/10
Episode 7 9.3/10
Episode 8 9.4/10
Episode 9 9.6/10
Episode 10 9.6/10
Details:

Artikel vom 1. Mai 2020

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