Kritik: Winchester: Das Haus der Verdammten
Verfluchte Waffenhersteller!
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USA, 1906: Psychologe Dr. Eric Price (Jason Clarke) bekommt vom Waffenhersteller „Winchester Repeating Arms“ den Auftrag, die Erbin des Konzerns Sarah Winchester (Helen Mirren) für unzurechnungsfähig zu erklären. Sie glaubt nämlich, von den Geistern, die durch eine Winchester-Waffe getötet wurden, heimgesucht zu werden. Während ihres Wahns lässt die alte Dame das wohl spektakulärste Horror-Haus aller Zeiten erbauen: Das „Winchester Mansion“ ist ein Labyrinth aus 160 Räumen, versteckten Geheimgängen und gefährlichen Türen, die ins Nirgendwo führen. Was will Lady Winchester damit erreichen?
Das echte “Winchester House”
Dabei hätte das Zusammenspiel von Clarke und Winchester ziemlich interessant sein können. Der Film wird immer wieder durch Therapiesitzungen der Beiden unterbrochen – doch statt psychologische Einblicke in die Charaktere zu geben, bleiben die Gespräche beim Seelenklemptner oberflächlich und nichtsaussagend. Dabei ist Winchester als Gesamtwerk gar nicht mal so nichtsaussagend.
In Winchester dreht sich alles um Waffen. Ohne zu viel zu verraten, doch der dunkle Fluch der alten Dame ist eng verbunden mit harscher Kritik an der aktuellen Waffen-Politik der USA. Das hört sich unglaublich überinterpretiert an, doch das Statement wird vor allem gegen Ende des Films ziemlich offensichtlich. Die Metapher ist noch nichtmal besonders feinfühlig und dennoch wird sie von einem Großteil des Stammpublikums vermutlich nicht wahrgenommen werden, da sie im Horror-Genre einfach nicht erwartet wird. Für Helen Mirren war dieser Subtext der ausschlaggebende Punkt, Teil des Films zu werden, wie sie in einem Interview mit io9 erklärte:
„Da gab es eine Drehbuchzeile – eigentlich sollte ich mich an die Zeile erinnern, denn sie war der Grund, weshalb ich mich für den Film entschieden habe […] eine Zeile, die besagt ‘Es ist böse vom Verkauf von Waffen zu profitieren’. Ich spürte da eine große Resonanz.“
Helen Mirren, 2018, ia9
Kann man sich dadurch die miesen 13 Prozent auf Rotten Tomatoes erklären? Hat die Waffenkritik den ein oder anderen konservativen Amerikaner verärgert? Klar wäre das eine Unterstellung. So oder so ist Winchester nicht viel mehr als Durchschnittskost. Dennoch gibt es keine Zweifel daran, dass das Horror-Genre in den letzten Jahren deutlich schlechtere Vertreter rausgehauen hat. Winchester braucht sich vor nichts zu schämen.
Mit einem Kinobesuch kann man nichts falsch machen. Winchester ist eine routinierte Geisterbahn-Fahrt, die man nicht bereut und schnell wieder vergisst. Jason Clarke und Helen Mirren sind (für Horrorfilm-Verhältnisse) interessante Hauptcharaktere, die aber hinter ihrem Potential zurückbleiben. Immerhin ist die Geistergeschichte unterhaltsam genug und es gibt sogar einen passablen Twist zum Schluss. Aus der „wahren Geschichte“ hätte man dennoch wesentlich mehr Saft auspressen können als eine Metapher für die Verkommenheit des US-Waffengesetzes.
Artikel vom 7. Februar 2018
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