Ein Theaterstück
Wer die Trailer bereits gesehen hat, der wird natürlich sofort Assoziationen zu Django Unchained im Kopf haben. Doch weit gefehlt. Hierbei handelt es sich nicht um eine durch Rachsucht getriebene Abenteuerreise durch den wilden Westen. Vielmehr ist es ein Kammerspiel, dass mit minimalen Schauplätzen schon dem Theater sehr nahe kommt.
Denn tatsächlich spielen sich zwei Drittel des Streifens einzig und allein in einer kleinen Holzhütte ab. Und das ist sehr lange. Ein sehr wichtiger Hintergrundgedanke, den man vor einem Kinobesuch haben sollte, um die Erwartungshaltung anzupassen. Hier gibt es kaum Action, keine großen Bilder… hier gibt es nur Dialoge. Allerdings eingefangen von nicht digitalen Kameras und untermalt mit einem tollen Retro-Score von Altmeister Ennio Morricone.
Sehr lang, sehr talky
Quentin Tarantino zeichnet sich schon seit eh und je durch meisterhaft geschriebene Dialoge aus. Egal über was und wie lange gesprochen wird, es ist unterhaltsam. Ein halbstündiger Dialog zwischen Hausfrauen, die sich über die besten Geschirrspüler austauschen wäre interessant, wenn er aus der Feder von Tarantino stammen würde. Und so langweilt auch The Hateful Eight über seine unglaublich lange Laufzeit nicht wirklich… obwohl zum Großteil überhaupt nichts passiert.
Vielleicht hat sich der Star Regisseur mit seinem achten Film auch etwas zu viel in den Mund genommen. Die Unterhaltungen sind elegant und intelligent, aber in der Substanz leer und belanglos. Während man mit Django und Inglorious Basterds eine packende Handlung geboten bekam, die über große Dialogbarrikaden erzählt wurde, bekommt man in The Hateful Eight nur eine Story zugunsten der Dialoge. Das alles erinnert dabei etwas an das Spiel Cluedo (Wer ist der Verräter?), baut für kurze Zeit auch ein Spannungsgefühl auf, das jedoch viel zu spät eintritt, und nicht sehr lange hält. Selten gab es so einen expositionslastigen Film zu sehen.
Schauspielkino
Der Film wird dabei von seinem Cast über Wasser gehalten. Durch die Bank Top. Neben Samuel L. Jackson, der hier eine seiner stärksten Performances zeigt, überzeugt vor allem Walton Goggins als schleimiger Sheriff. Es gibt im Laufe des Films auch einen Überraschungsauftritt, der aus den Trailern nicht ersichtlich wurde. Der wird hier für Unwissende natürlich nicht verraten.
Wo bleibt das Blutbad?
Dialoge schön und gut. Bei Tarantino muss irgendwann auch rot gesehen werden. Und tatsächlich, das Gemetzel kommt. Wenn auch sehr spät, es fließen literweise Blut. Das wirkt in The Hateful Eight jedoch erzwungen und unnatürlich (Okay, ist das für Tarantino Filme nicht Standard?). Doch in diesem Fall wirkt es deplatziert, als ob es einfach dem Selbstzweck dient. The Hateful Eight hätte auch gut darauf verzichten können, schon gar nicht wertet es den Film auf irgend eine Weise auf. Der rote Tarantino Stempel musste eben noch auf das Gesamtpaket draufgeklatscht werden.
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