Episodenguide: Westworld – Staffel 4 (Kritik)
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Originaltitel: The Auguries
Erscheinungsdatum: 26.06.2022
Darum geht’s
8 Jahre ist es her, dass Dolores (Evan Rachel Wood) ihr Leben für die Befreiung der Menschen von der AI Rehoboam gab. Nach einer Revolution gegen künstliche Intelligenzen steht die Menschheit wieder auf eigenen Beinen und die einst so dominanten Roboter unterliegen einem strengen Verbot.
Doch im Geheimen arbeitet die einstige Dolores Kopie im Körper von Charlotte Hale (Tessa Thompson) an ihrer großen Rache an der Menschheit. Mit der Host Kopie von William (Ed Harris) als mächtige rechte Hand arbeiten beide an der endgültigen Einleitung des Host-Zeitalters. Eine mögliche Gefährdung für diesen Plan sehen beide in Maeve (Thandie Newton) und Caleb (Aaron Paul), die sich gegen Charlotte und ihren Plan zusammenschließen.
Parallel dazu zeigt die Auftaktepisode den Alltag einer neuen Figur namens Chrisitina (auch Evan Rachel Wood), die Dolores zu verwechselt ähnlich sieht. Christina arbeitet als Autorin für eine Videospielfirma und lebt ein unaufgeregtes Leben. Doch ihre Welt ist alles andere als normal. Ein Passant behauptet plötzlich, dass sie sein Leben kontrollieren würde, sie entdeckt mysteriöse (alt bekannte) Symbole und wird von fremden (alt bekannten) Menschen beobachtet. Ist Christinas Welt wirklich so, wie sie auf den ersten Blick scheint?
Welcome to the future
Das Wesen von Westworld ist im ständigen Wandel und die Serie erfindet sich von Staffel zu Staffel neu. Während Staffel 3 den mutigen Schritt vom Freizeitpark in die Realität vollzog, überrascht Staffel 4 mit einem plötzlichen Zeitsprung in die 8 Jahre entfernte Zukunft. Während die vorherigen Staffeln größtenteils nahtlos aneinander anschlossen, zeigt uns Staffel 4 eine vollkommen neue Welt, mit der sich auch unsere Hauptfiguren verändert haben.
Einige dieser Veränderungen (so wie die Abschaffung von künstlicher Intelligenz) sind spannende Ansätze, doch vieles fühlt sich durch den plötzlichen Zeitsprung sehr abrupt an. Was ist in den 8 Jahren zwischen den Figuren passiert? Wie verlief der Rest der Revolution? Wo steckt der Großteil der Charaktere aus Staffel 3? Die Auftaktfolge lässt zahlreiche Fragen unbeantwortet, die in den kommenden Folgen hoffentlich mehr Beachtung finden.
Wo die alten Handlungsstränge noch an Fahrt aufnehmen müssen, etabliert Staffel 4 gleichzeitig mit Christina allerdings eine (halbwegs) neue Figur, die das gesamte Spotlight stiehlt.
Die Geschichte rund um den mysteriösen Dolores Zwilling, kryptische Türme und die guten alten Labyrinthsymbole verknotet uns das Gehirn auf die beste Weise und erinnert an die besten Geheimnisse der früheren Staffeln. Dabei reizt die Folge das Rätsel rund um Christina zu keinem Zeitpunkt aus, sondern gibt die genau richtige Menge an kleinen Hinweisen und Brotkrumen. So entsteht augenblicklich eine packende neue Westworld-Facette, die ihr wahres Gesicht noch geheim hält, ohne dabei allzu verwirrend zu sein.
So ist die Auftaktfolge der brandneuen Westworld Staffel vor allem eine Stunde voller neuer Fragen, Settings und Geheimnisse. Einige dieser neuen Handlungsansätze fühlen sich dabei noch etwas holprig an, während andere bereits von der ersten Sekunde an begeistern. Im Gesamtbild gelingt Westworld jedoch ein spannender Neustart, von dem man direkt mehr sehen möchte.
PS: Ohren auf für Westworld-Soundtrack Fans. Die Auftaktfolge hält wieder mal ein fantastisches Musik-Cover für euch bereit!
Bewertung: 8.0
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Viel Spaß, wünscht euch euer Host
Daniel
Originaltitel: Well Enough Alone
Erscheinungsdatum: 03.07.2022
Darum geht’s
Maeve und Caleb heften sich an Williams Fersen, um den großen Plan hinter seinen Machenschaften herauszufinden. Dabei ahnen beide noch nicht, dass die wahre Strippenzieherin nicht William, sondern Charlotte ist. Williams Spuren führen das Duo zu dem abgelegenen Anwesen eines Senators und seiner Frau, die beide tief in Charlottes Pläne verwickelt wurden. Von ihnen erhält Maeve einen entscheiden Hinweis, der sie und Caleb auf einen Pfad in die Vergangenheit führt.
Gleichzeitig übt William Druck auf verschiedene politische Schlüsselfiguren aus, die Charlottes und seinen Plänen im Weg stehen könnten. Diese Pläne nehmen Schritt für Schritt Gestalt an, als wir erfahren, dass William verschiedene Strippen zieht, um die DELOS-Parks wiederzueröffnen. Wir erinnern uns: Nach der Revolution in Staffel 3 wurden Hosts aus der Gesellschaft verbannt.
Und dann ist da noch Christina, die sich nach Peters schockierendem Selbstmord auf die Spuren seiner Vergangenheit begibt. Dabei beginnt sie immer mehr an ihrem Verstand und ihrer Umwelt zu zweifeln. Wem kann Christina trauen? Wann spielt ihre Geschichte und was ist eigentlich dieser mysteriöse Tower?
Eine Folge Ruhepause
Star der neuen Folge ist der Handlungsstrang rund um William und Charlotte. Letztere taucht nach einer Folge Abwesenheit endlich selbst in Erscheinung und wirft ein wenig Licht auf ihre finsteren Machenschaften. Erneut wird deutlich, wie glücklich sich Westworld schätzen kann, eine derartig talentierte Schauspielerin wie Tessa Thompson für einer der Hauptrollen zu gewinnen. Charlottes Charakterentwicklung gehörte zu den packendsten Elementen der dritten Staffel und Thompson bringt die Wut und Tragik ihrer Figur in jeden Moment ihrer Screentime.
Doch auch William gewinnt deutlich an Tiefe. Nach Folge 1 blieb die Befürchtung, dass die Host Version der ehemaligen Figur zu einer Kopie einer alten Legende verkommt, die lediglich nach fremder Pfeife tanzt. Das mag zwar immer noch stimmen, doch Eine neue Welt enthüllt, dass der menschliche William noch lebt und sich in Charlottes Gefangenschaft befindet. Hoffen wir, dass der Man in Black bald in voller Pracht zurückschlägt.
Weniger gut funktioniert die Geschichte rund um Caleb und Maeve. Die Folge tritt hier sehr viel auf der Stelle und vermittelt das Gefühl, als würde sie bemüht versuchen, die Zeit bis zu wichtigeren Plot-Points zu überbrücken. Das wäre klein Problem, wenn die Chemie zwischen Maeve und Caleb besser funktionieren würde. Das freundschaftliche Necken zwischen den beiden Figuren fühlt sich künstlich und unverdient an. Die Serie muss hier schnell mehr Informationen über die gemeinsame Vergangenheit von Maeve und Caleb liefern, um deren Dynamik glaubhafter zu gestalten.
Auch Christinas Handlungsstrang bleibt ähnlich an der Oberfläche und treibt ihre Geschichte nur wenig weiter. Im Kontrast zu den anderen Plots der Folge, ist die Pause hier jedoch eine kluge Abwechslung. Nach einer Auftaktfolge, die uns das Gehirn ordentlich verdrehte und mit Fragezeichen zurückließ, fährt Eine neue Welt ein paar Gänge zurück und behält die großen Rätsel vorerst in der Hinterhand.
So hinterlässt Folge 2 vor allem den Eindruck, als würde Staffel 4 auf eine bedeutende Wendung hinarbeiten, die Schritt für Schritt aufgebaut werden muss. Eine neue Welt ist einer dieser Schritte und dadurch eher eine Füllfolge. Langweilig wird Westworld dadurch jedoch nicht.
Bewertung: 7.4
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Viel Spaß, wünscht euch euer Host
Daniel
Originaltitel: Années Folles
Erscheinungsdatum: 10.07.2022
Darum geht’s
Nach einer richtungsweisenden Begegnung mit Aketcheta im Valley Beyond erwacht Bernard nach einer unbestimmten (aber langen) Zeit wieder in dem völlig eingestaubten Hotelzimmer, indem er Stubbs am Ende von Staffel 3 zurückließ.
Doch als er wieder in die Realität zurückkehrt, ist Bernard nicht mehr derselbe. Denn der Ausflug ins Valley Beyond führte ihn nicht nur in seine eigene Vergangenheit, sondern zeigte ihm auch alle möglichen Zukünfte der gesamten Menschheit.
Mit dem Wissen über zahllose Zukunftsmöglichkeiten auf seinen Schultern und Stubbs an seiner Seite begibt sich Bernard auf eine zunächst kryptisch erscheinende Mission, die ihn zu neuen (alten?) Bekannten führt und nichts Geringeres als die Rettung der Menschheit als Ziel hat.
Anderenorts tauchen Maeve und Caleb immer tiefer in den neuen Park ein, der erschreckende Ähnlichkeiten zu Westworld aufzeigt. Ob kopierte Handlungsstränge, bekannte Orte oder sogar Nachahmungen von Figuren wie Dolores oder Maeve selbst, die goldenen Zwanziger sind weniger innovativ, als sie auf den ersten Blick erscheinen.
Als sich beide schließlich in den Untergrund des Parks kämpfen, kommen sie der düsteren Wahrheit hinter Charlottes Machenschaften immer näher. Was ist der Tower? Was hat es mit den Fliegen auf sich und ist Caleb ein Schlüsselelement in Charlottes Plan?
Eine neue (alte) Welt
Welcome back to the Park! Nach einer gesamten Staffel außerhalb der titelgebenden Themenparks entführt uns Die goldenen Zwanziger endlich wieder in eine völlig neue Welt. Und diese Welt hat es in sich.
Der neue Park steckt voller kleiner Details und Querverweise auf die Vorgängerstaffeln. Das Mariposa, Hectors legendärer Banküberfall und sogar neue Versionen geliebter Figuren: Die goldenen Zwanziger sind eine sprichwörtliche Reise in die Vergangenheit, die jedoch nie in eindimensionalen Fanservice abrutscht.
Doch auch die frischen Ideen innerhalb des Parks funktionieren auf ganzer Linie. So gehört die Rekreation des Westworld Massakers gleichzeitig zu den bittersten und witzigsten Momenten der neuen Staffel. Hier gelingt der Serie die perfekte Brücke zwischen alter Nostalgie und neuen Inhalten, die die Handlung vorantreiben. Leider fällt hier jedoch auf, dass Westworld von 10 auf 8 Episoden gekürzt wurde. Denn so schön die Zeit in den goldenen Zwanzigern ist, so schnell ist sie auch schon wieder vorbei.
Ebenfalls schnell vorbei ist Bernards Ausflug in das Valley Beyond. Nach dem Post-Credit-Cliffhanger von Staffel 3 haben wir uns alle gefragt, welche Geheimnisse Bernard im künstlichen Host-Paradies entdecken würde. Die Antwort auf diese Frage bekommen wir in typischer Westworld-Manier: rätselhaft und kryptisch. Ausgestattet mit der Gabe in die Zukunft sehen zu können, ist Bernard nun die nächste Westworld-Figur, die mit gottgleichen Superkräften ausgestattet ist.
Dennoch schafft die Serie es, dass sich seine Kräfte weder übermächtig noch unnatürlich anfühlen. Im Kontrast mit dem frisch etablierten apokalyptischen Setting wirkt Bernards Fähigkeit wie ein fairer Ausgleich gegen einen übermächtigen Gegner, dessen Natur wir noch nicht genau verstehen.
Doch die größte Stärke der neuen Episode ist ihr richtungsweisender Charakter. Nach zwei Folgen, die sich hauptsächlich wie eine Orientierungsphase in einer neuen Umgebung anfühlten, gibt uns Episode 3 endlich genug Hinweise, um ein konkretes Ziel der Handlung zu erahnen. Die eindeutigen Antworten liefert Die goldenen Zwanziger noch nicht, doch es wird immer deutlicher, dass Westworld Staffel 4 auf ein großes Ziel hinarbeitet, welches alle Handlungsstränge gleichermaßen einspannt.
Nach einer dritten Staffel, die mit wirren Charaktermotivationen und einem kaum verständlichen Plot jonglierte, fühlt sich Westworld nach langer Zeit endlich wieder fokussiert, scharfsinnig und mehr als sehenswert an.
Bewertung: 8.4
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Viel Spaß, wünscht euch euer Host
Daniel
Originaltitel: Generation loss
Erscheinungsdatum: 17.07.2022
Darum geht’s
Nach einer verhängnisvollen Konfrontation mit Charlotte und ihrem Virus kämpft Caleb verzweifelt um die Kontrolle über seinen eigenen Verstand. Doch während er versucht sich Charlottes Befehlen zu widersetzend, verschwimmt die Grenze zwischen Freund und Feind immer weiter.
Dennoch gelingt es Maeve und Caleb Charlotte unter ihre Kontrolle zu bringen. Doch um sie endgültig aufzuhalten, muss sich das Duo zunächst mit Charlotte im Schlepptau aus dem Park der goldenen Zwanziger herauskämpfen. Und als wäre ein herkömmlicher Themenpark nicht schon gefährlich genug, beginnt der gesamte Park sich allmählich gegen Maeve und Caleb zu richten. Gelingt den beiden die Flucht aus den goldenen Zwanzigern oder bleiben sie in der Vergangenheit stecken?
Währenddessen lernt Bernard seine neuen Verbündeten im Widerstand genauer kennen und schaufelt so manche Geheimnisse frei, die die gesamte Staffel in eine neue Richtung lenken.
Der Vorhang fällt
Pünktlich zur Staffelmitte liefert uns Westworld die gigantische Wendung, die uns die letzten Wochen angedeutet und versprochen hatten. In spektakulärer Art und Weise zieht uns die Folge den Teppich unter den Füßen weg und präsentiert einen Twist nach dem anderen. Maeve’s und Calebs Scheitern, Charlottes Sieg und die wahre Natur von Christinas Welt: Generationsverlust ist die Antwort auf all unsere Fragen aus den letzten Wochen.
Einige dieser Antworten waren durchaus schon abzusehen, doch die Art und Weise, wie die Episode ihre Karten nach und nach ausspielt, erinnert fast schon an die Höhepunkte aus den früheren Staffeln. Besonders faszinierend ist dabei, wie es die neue Staffel schafft, alle Figuren und Handlungsstränge hinter einem gemeinsamen Ziel zu vereinen, welches nun höchstwahrscheinlich den Rest der Staffel bestimmen wird.
Über 3 Episoden hinweg haben wir die unterschiedlichsten Handlungen in den unterschiedlichsten Zeitebenen verfolgt, die nun auf überraschende und fantastische Weise zusammengewoben werden. Zugegen, in der Retrospektive hätte Westworld diese 3 Folgen mit Sicherheit fokussierter erzählen können, doch für eine derartig brillante Zusammenführung, wie sie uns Generationsverlust präsentiert, hat sich der langsame Start allemal gelohnt.
Nach 4 Folgen stehen die Sterne für Westworld so gut, wie schon lange nicht mehr. Die Geschichte der vierten Staffel steht in den Startlöchern, um uns in den nächsten Wochen durch ein spannendes Setting und gemeinsame Charaktermotivationen vom Hocker zu reißen. Der Grundstein für eine packende Westworld-Staffel ist gelegt. Hoffen wir, dass die zweite Hälfte der Staffel liefert, was die erste verspricht.
Bewertung: 8.8
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Daniel
Originaltitel: Zhuangzi
Erscheinungsdatum: 24.07.2022
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Charlotte’s Rache an der Menschheit ist ihr fehlerfrei gelungen: als gottgleiche Wesen herrschen die Hosts endlich über die versklavten Menschen. Der Spieß hat sich umgedreht, und doch scheint Charlotte sich mit bloßer Rache nicht zufriedenzugeben. In ihren Augen sind die Hosts eine erhabene Spezies, die über das Gefägnis eines menschlichen Körpers herauswachsen und in ein anderes Dasein aufsteigen sollten.
Ein Plan, der bei den Hosts allerdings auf wenig Anklang trifft. Wie die Menschen im damaligen Westworld vergnügen sich Charlottes Anhänger:innen lieber mit den einfachen Freuden im Park, als dass sie an eine gottgleiche Auferstehung denken würden. Sind Host und Mensch am Ende des Tages doch nicht so verschieden und stürzt Charlottes perfekter Plan bald gemeinsam mit ihrer neuen Welt in den Abgrund?
Während Charlotte mit der Erhaltung ihrer Welt kämpft, erkennt Christina immer mehr die Falschheit eben dieser Welt. Teddy öffnet der verstörten Dolores-Kopie allmählich die Augen für die riesige Illusion, in der sie gefangen und Christina erkennt die wahre Natur ihrer eigenen Rolle. Denn in dieser trügerischen Kopie einer echten Welt ist Christina eine Göttin.
Westworld ist zurück
Über die letzten Jahre wurde es immer schwieriger zu erkennen, was Westworld als Serie überhaupt ausmacht. Sind es verschachtelte Zeitebenen und komplizierte Story-Konstruktue? Ist es der Action-lastige Ansatz von Staffel 3? Oder doch ein nachdenklicher Slowburn? Auch für Westworld-Fans wurde es immer schwieriger zu sagen, was sie überhaupt von der Serie erwarten.
Doch die neue Folge Zhuangzhi bringt für mich endlich wieder alles auf den Punkt, was ich an dieser Serie seit der ersten Minute liebe. Die Frage nach der eigenen Identität, die Falschheit der Welt und faszinierende Dialoge gepaart mit aufreibenden Spannungsmomenten.
Das Highlight der Folge ist dabei fraglos der Handlungsstrang rund um Charlotte, William und die sogenannten Outliers. Charlotte spricht von einem Virus, der die Hosts infiziert und zum Selbstmord treibt, doch als Zuschauer:in versteht man schnell, wo der wahre Kern dieses Virus liegt: Die Hosts erkennen die falsche Natur ihrer Existenz in Charlottes Facaden-Welt und nehmen sich aus Verzweiflung das Leben.
Das Konzept der Sinnsuche in einer falschen Welt macht die Serie dabei in einem genialen Schachzug exemplarisch an William fest. Seine Dialoge mit dem menschlichen William und dem Outlier sind das Herz der Folge und spannen einen brillanten Bogen über Williams gesamte Figurenentwicklung. Anfangs dachte ich noch, dass Williams Figur zu einer armen Host-Kopie verkommt, doch ich hätte nicht falscher sein können. Zhuangzi beweist, dass der Man in Black immer doch zu den faszinierendsten Figuren der gesamten Serie gehört, und dass Staffel 4 noch einiges mit ihm vorzuhaben scheint.
Doch auch der Handlungsstrang rund um Christina nimmt endlich an Fahrt auf. Die ganzen letzten Wochen über habe ich mir gewünscht mehr von der geheimnisvollen Dolores Kopie zu sehen und nun liefert die Serie endlich Antworten – auch wenn sich gleich etliche neue Fragen auftürmen.
Eine der überraschendsten Wendungen ihrer Handlung ist dabei der hoch spannende Dialog zwischen Christina und Charlotte. Auf der Oberfläche passiert hier zwar nicht viel, doch zwischen den Zeilen liegt das Gewicht einer Unterhaltung zwischen zwei riesigen Göttinnen in einer kleinen Welt. Hier erinnert Staffel 4 sogar an brillante Dialoge aus Staffel 1 wie zwischen William und dem großartigen Dr. Ford.
Westworld Staffel 4 Folge 5 fühlt sich so sehr nach Westworld an, wie keine Folge aus der gesamten dritten oder der bisherigen vierten Staffel. Die Folge führt unerwartete neue Konzepte wie die Outliers und den mysteriösen Virus ein, die sich jedoch perfekt in das Westworld-Gefüge einreihen. Gleichzeitig knüpft sie an alte Figurenentwicklungen an und bringt diese durch geniale Twists zurück in die Gegenwart. Zhuangzi gehört für mich zu den besten Episoden der gesamten Serie, die sich selbst mit der großartigen Staffel 1 messen kann.
Bewertung: 9.4
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Daniel
Originaltitel: Fidelity
Erscheinungsdatum: 31.07.2022
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Während Charlotte versucht hinter den Grund des Host-tötenden Virus zu kommen, versucht Caleb (inzwischen als Host-Version seiner selbst) aus ihrer Gefangenschaft zu entkommen. Der Grund seines Fluchtversuches ist dabei nicht die eigene Freiheit, sondern Caleb setzt alles daran, um eine letzte Nachricht an seine Tochter Frankie zu schicken, bevor sein Host-Körper wieder nachgibt.
Eben diese Frankie arbeitet währenddessen gemeinsam mit Bernard daran, Maeve wieder zum Leben zu erwecken. Doch obwohl beide am selben Strang ziehen herrscht Misstrauen innerhalb der Rebellengruppe, denn Bernard vermutet einen Maulwurf in ihren Reihen. So beginnt ein Katz und Maus Spiel zwischen den Rebellen, bei dem nicht jede:r unbeschadet davonkommen wird.
Zu wenig Neues
Der Titel der neuen Folge ließ die Herzen der Westworld-Fans schon im Vorhinein höher schlagen: Fidelity oder Genauigkeit im Deutschen. Ein Begriff, der eine lange Geschichte innerhalb der Serie besitzt und schon einige der besten Folgen kennzeichnete (hier denke ich vor allem an Staffel 2, Folge 4 The Riddle of the Sphinx). Große Fußstapfen, die die neue Folge leider nicht komplett ausfüllen kann.
Doch bleiben wir zunächst beim Positiven, denn das neue Kapitel Westworld ist keinesfalls eine schlechte Episode. Calebs Fluchtversuch durch das Olympiad Gebäude ist spannend und verstörend-schockierend zugleich. Die ausgestorben, kalten Flure und die teilweise entstellen Versionen von Caleb erzeugen eine unglaublich dichte Atmosphäre, die der Flucht eine unangenehme Intensität verleiht. Das Bild von Charlottes Welt zeichnet sich immer mehr als trauriger und steriler Ort, in dem “Menschlichkeit” in all ihren Bedeutungsebenen keinen Platz hat.
Aaron Paul bekommt in Staffel 4 endlich mehr Gelegenheiten, um Caleb eine emotionale Tiefe zu verleihen, die man bei seiner Figur bisher vermisst hat. Die Nachricht, die er auf dem Dach aussendet und der darauffolgende Dialog mit Charlotte ist ein schöner Moment und eine wichtige Szene für Calebs Figur.
Doch wirft man einen Blick auf die Folge als Ganzes, fällt auf, dass die meisten Handlungsstränge viel mehr auf der Stelle treten, als dass sie die gesamte Staffel vorantreiben. So sorgt das kleine Rätsel rund um einen Maulwurf innerhalb der Rebellengruppe zwar für kurze Spannungsmomente, doch im Gesamtbild der Serie fühlt es sich größtenteils unbedeutend an. Calebs Fluchtversuch hat zwar etwas mehr Gewicht, doch die Relevanz dieser Handlung liegt fast ausschließlich gegen Ende der Folge im Dialog mit Charlotte. Hier wird die wahre Natur des Virus enthüllt, doch wer letzte Woche bereits aufgepasst hat, konnte sich diese Wendung wahrscheinlich bereits denken.
Fidelity ist immer noch eine packende Stunde Westworld, doch auch im Vergleich mit den vorherigen Folgen fährt die Episode ein bis zwei Gänge zurück. Außerdem fällt auf, dass Christinas Handlungsstrang erneut für eine Woche aussetzt und sich dadurch immer mehr vom Rest der Serie ablöst. Ein bisschen weniger Screentime für die Rebellen und mehr bedeutende Momente für Christina und Teddy hätten der Folge durchaus gutgetan.
Bewertung: 8.3
Oder höre dir den Podcast hier an:
Viel Spaß, wünscht euch euer Host
Daniel
Artikel vom 26. Juli 2022
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