Folge 3 präsentiert sich gnadenlos und spannungsgeladen, und macht unter anderem so manchen Patzer wett.[/caption]
In Episode 3 der vierten Staffel ist der Name Programm: Denn nach einer Reihe von Patzern zum Staffelauftakt gelingt Better Call Saul mit der neuen Folge tatsächlich nicht nur „was Gutes“, sondern „einiges Gutes“, wie meine Episodenkritik erklärt. In unserem Better Talk About Saul Podcast zur Staffel 4 gehen wir noch weiter ins Detail:
Gutes geschieht vor allem in Jimmys Handlungsstrang, in dem die langatmige erzählerischere Flaute der letzten Folge zwar noch nicht vollends überwunden ist, aber immerhin nimmt die Geschichte unseres Titelhelden langsam wieder Fahrt auf: Das zeigt sich zunächst an den Einbruchsszenen bei Neff Copiers, die gekonnt Slapstick und Spannung verbinden, was gute Unterhaltung garantiert.
Umso wichtiger sind jedoch die potentiellen Auswirkungen auf den Fortgang der Staffel: Denn wie sich spätestens jetzt abzeichnet, hegt Jimmy McGill (Bob Odenkirk) keine großen Ambitionen mehr einen legalen Job anzunehmen. Dass der neue „Karriereweg“ des aktuell suspendierten Anwalts auf kurz oder lang auch seiner Partnerin Kim (Rhea Seehorn) auffallen muss, steht außer Frage. Ebenfalls sicher ist, dass die rechtschaffene und gewissenhafte Kim Jimmys illegalen Machenschaften nicht mittragen wird.
Ein Konflikt scheint also vorprogrammiert. Sollte dieser ausbrechen, dürfen wir auf eine Handlung mit enormer Sprengkraft hoffen – eine Entwicklung, die Jimmys Storyline, die nach Chucks Ableben an Zug verloren hat, wieder zu neuer Spannung verhelfen würde. Denn ohne Kim, die Jimmy sowohl beruflich, freundschaftlich als auch privat Halt gibt, wird aus dem empathischen Jimmy McGill schneller als gedacht der gerissene Saul Goodman.
Auch für Kim gibt es Positives zu vermelden: Nachdem Rhea Seehorn schon in Folge 2 mit einer emotionalen Szene überzeugen durfte, setzt die Darstellerin von Kim Wexler diese Woche noch eins oben drauf. In einer der bewegendsten Szenen der bisherigen Staffel überreicht Kim Jimmy Chucks Abschiedsbrief, der entgegen aller (besonders Kims) Erwartungen versöhnliche Töne anschlägt.
Unterstützt von einem besonders feinfühligen Filmschnitt, sehen wir wie Kims Emotionen einen Chorus von Sorge, Zweifel, Schuld und Mitleid anstimmen, der schließlich in einem Crescendo gipfelt, in dem Erleichterung und Trauer die Tränen heraustreiben. Einsame Spitze!
Dass die Serienmacher in dieser Staffel mit Kim offensichtlich einiges vorhaben, freut mich umso mehr, da komplexe weibliche Charaktere in der Männer-dominierten Serie de facto nicht zu finden sind. Ein Manko, dass Seehorn, wie sie gerade eindrucksvoll bewiesen hat, berichtigen kann – wenn man sie lässt.
Während Jimmys Story noch am Warmlaufen ist, ist Nachos (Michael Mando) Schicksal in voller Fahrt – Richtung Endstation. Als Bauernopfer in Frings perfidem Spiel, scheint er seinem Ziel auszusteigen so weit entfernt wie je. In der letzten Folge von Gus Fring (Giancarlo Esposito) als „Doppelagent“ zwangsrekrutiert, inszenieren seine Handlanger nun einen Vorwand, damit die Organisation des Fast-Food-Managers ein eigenes Drogenlabor aufbauen kann.
Diese virtuos inszenierte Eröffnungsszene, erzeugt sowohl durch die visuelle Gestaltung als auch durch die schockierende Gewalt einen düsteren Sog, der sich bereits in der letzten Folge abzeichnete. Spannung und Drama werden hier greifbar, wie nur selten bisher in Better Call Saul. Weiter so!
Zudem wird das übergeordnete Storytelling der Staffel vielschichtiger, was ebenfalls zu begrüßen ist. Denn durch Frings strategisches Händchen, in dem er Juan Bolsa, den Mittelsmann zum mexikanischen Kartell, die Entscheidung treffen lässt, die sich Fring selbst wünscht, ergeben sich vielfältige neue dramaturgische Optionen, die für weitere Spannung sorgen werden.
Ebenfalls erfreulich ist, dass es der Folge trotz zunehmender Dramatik gelingt die absurde Einzigartigkeit, sozusagen den Spleen, von Better Call Saul beizubehalten, was sich besonders in der Laborszene zwischen Gus und Gale Boetticher zeigt, den wir bereits als Frings Meth-Koch aus Breaking Bad kennen.
Fazit: Folge 3 “Was Gutes”
Episode 3 Was Gutes stellt die Weichen für die restliche Staffel, die in allen Handlungssträngen eine ordentliche Portion an Drama zulegen kann. Besonders hervorstechend ist Rhea Seehorns vielfältiges Schauspiel und eine einfallsreiche und virtuos inszenierte Eröffnungsszene, die eindeutig die Handschrift von Breaking Bad trägt.
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