7.7/10

Kritik: Hazbin Hotel – Staffel 1

EINE HÖLLISCH GUTE ZEIT!

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Genres: Animation, Fantasy, Komödie, Startdatum: 19.01.2024

Interessante Fakten für…

  • Bevor “Hazbin Hotel” der offizielle Name der Serie wurde, war der Arbeitstitel der Serie “People Like Us”.
  • Nach Aussagen der Showrunner war Alastor ein Südstaaten-Radiomoderator und ein Serienmörder aus New Orleans. Er starb 1933 als er von einem Jäger erschossen wurde, der ihn versehentlich für einen Reh hielt. Das erklärt seine visuellen Reh-Motive, wenn er seine dämonische Form annimmt.

Von einer Youtube-Animatorin zu einer Showrunnerin auf Amazon Prime – Vivienne Medrano lebt mit Hazbin Hotel den Traum zahlreicher Content Creators. Kann die Serie über das Hotel in der Hölle den Erwartungen standhalten, oder heißt es: Zurück zum Anfang auf Youtube?

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#FantasyFanatic #Comicserien #AfterCredit

Darum geht’s

Die Hölle wird immer voller. So voll, dass sich der Himmel Sorgen macht, dass die Sünder rebellieren könnten. Also entsendet man einmal jährlich Engel in die Hölle, um deren Einwohnerzahl zu dezimieren. Doch Charlotte “Charlie” Morningstar (Erika Henningsen), Tochter von Luzifer und Lilith, kann die Auslöschung ihres Volkes nicht mit ansehen. Also schmiedet sie einen verrückten Plan: Die Sünder sollen rehabilitiert werden, damit sie in den Himmel aufsteigen können. Dafür gründet sie mit ihrer Freundin Vaggie (Stephanie Beatriz) das “Hazbin Hotel” worin Sünder einchecken können, wo sie zu besseren Menschen werden und Wiedergutmachung leisten können. In der Theorie klingt es gut.

Doch wie zu erwarten war, haben die nihilistischen Verdammten kein Interesse daran, erlöst zu werden. So ist der einzige Einwohner der Pornodarsteller Angel Dust (Blake Roman), der keinerlei Entwicklungen macht. Doch frischer Wind kommt auf, als der mysteriöse Dämon Alastor (Amir Talai) sich als Wohltäter präsentiert und mit seiner Crew das Hotel auf Vordermann bringt. Gleich schon tun sich Möglichkeiten auf.

Doch sie müssen sich beeilen. Denn die Engel unter der Leitung von Adam (Alex Brightman), wollen die nächste Auslöschung bereits in einem halben Jahr durchführen…

Wenn Youtuber-Träume in Erfüllung gehen

Es war im Jahr 2019 als Vivienne Medrano unter dem Künstlernamen Vivziepop den Piloten zu Hazbin Hotel auf Youtube veröffentlichte. Die eingängige Prämisse, gepaart mit catchiger Musikeinlagen und kreativen Animationen, die für ein Indie-Projekt fantastisch aussahen, schlug ein, wie eine Bombe. Schnell bildete sich eine treue (wenn in Teilen auch sehr obsessive) Fanbase und das obwohl es gerade mal nur ein halbstündiges Video zu dieser Handlung gab. Während der Wartezeit fokussierte sich Vivziepop auf die Spin-Off Serie Helluva Boss, die im selben Universum spielt, in der eine Gruppe von Teufelchen (“Imp’s”) eine Auftragskiller-Agentur gegründet haben, mit der sie Jagd auf (noch) Lebende auf der Erde machen. Und während diese Serie mittlerweile bei ihrer zweiten Staffel ist, ist es um Hazbin Hotel ziemlich ruhig geworden.

Doch nach langem Warten ist es nun soweit: Hazbin Hotel wurde von Amazon übernommen. Vivziepop lebt somit den Traum zahlreicher Content Creator. Nun muss sie zeigen, dass sie auch mit den großen Seriengiganten mithalten kann.

Der Weg zur Hölle ist mit guten Animationen gepflastert

Eine satirische Interpretation von Himmel und Hölle? Das hatten wir noch nie

Doch Sarkasmus lassen wir mal beiseite, denn Hazbin Hotel weiß sich eine eigene Identität aufzubauen. Als allererstes sticht nämlich der markante Zeichenstil der Serie ins Auge. Gerade das simple, doch stilistische und abwechslungsreiche Charakterdesign strotzt nur so vor Kreativität. Seien es nun animalische Motive, übertriebene Proportionen oder eine abweichende Anzahl an Augen – kein Dämon sieht aus wie der andere. Hinzu kommen noch die Animationen, die ausdrucksstärker und energetischer kaum sein könnten. Gerade, wenn es um Erwachsenenanimationen geht, sind solche aufwendigen Animationen noch eher die Ausnahme als die Regel.

Hinzu kommen noch die teuflischen Aspekte die mit dem Wesen der Hölle mit einhergehen. An jeder Ecke lauert das Böse und die Animation tut einen guten Job darin, diesen zu betonen. Und bei keinem sieht man es so erfolgreich, wie bei Alastor:

Der mysteriöse Höllenbaron mit der markanten Radio-Stimme und dem charmanten Lächeln versucht gar nicht ernst, seine bösartige Natur zu verschleiern, was die Animationen hervorragend widerspiegeln. Schnell wird das Grinsen zu einer dämonischen Fratze, tiefe Schatten breiten sich aus und Videoaufnahmen haben plötzlich Signalstörungen. Das alles, nur um dann wieder in seinen “gelassenen” Zustand zu verfallen, so als ob nichts gewesen wäre. Die Animationsspielereien gehören klar zu den Highlights der Serie.

Anti-Disney

Wo die Animationen ihren Höhepunkt erfahren, sind die Musikeinlagen. Richtig gehört – Hazbin Hotel ist ein Musical! In jeder Episode werden uns zwei Songs präsentiert, die entweder die Charaktere, ihre Motivationen oder ihre inneren Konflikte beleuchten. Durch die begleiteten Animationen wird man da schon an Disney aus der alten Ära erinnert, abgesehen davon natürlich, dass wir uns hier am wahrscheinlich kinder-unfreundlichsten Ort befinden, denn man sich denken kann – also eher wie modernes Disney.

Dieser Widerspruch zwischen energetischen Gesangseinlagen und dem düsteren Umfeld zeigt sich vor allem durch die Protagonistin Charlie selbst. Mit ihrer skurrilen und optimistischen Art, sieht man sofort, wie sehr sie in dieser höllischen Umgebung fehl am Platz ist. Vor allem ihr Einführungssong, wo sie im Stil einer Disney-Prinzessin singend durch die Straßen der Hölle spaziert, während um sie herum gefoltert, gemordet und kannibalisiert wird, zeigt sehr gut, mit was für eines Serie man es hier zu tun hat. Das gerade diese naive Prinzessin die Sünder zu rehabilitieren versucht, eignet sich für eine saukomische Prämisse.

Doch schauen wir mal, wie sehr “Anti-Disney” diese Serie sein kann…

Ein FUCK für alle Fälle

Es gibt nicht genug Seifen auf der Welt, um all den Drecksschleudern in der Serie, für die Fluchen so einfach ist wie atmen, den Mund auszuwaschen. Dass man sich in der Hölle befindet, wird schnell an den entsprechenden Umgangsformen klar (obwohl auch der Himmel in diesem Fall nicht viel besser ist). Dasselbe darf man auch von den Hauptcharakteren erwarten. Selbst die naive Charlie lässt sich zu regelmäßigen “Shits” verleiten.

„Was ich noch sagen mag: Das wird verfickt-nochmal ein höllisch guter Tag!“

Charlie Morningstar in Hazbin Hotel

Wieso erzähle ich euch das? Damit ihr trotz allem keinen falschen Eindruck bekommt. Viele Erwachsenenanimationen haben immer noch das Vorurteil, dass man mit Gewalt, Sexwitzen und Gefluche eine “erwachsene Handlung” simulieren will. Und Hazbin Hotel scheint auf den ersten Blick in diese Richtung abzudriften. Doch schnell erweist sich die Serie als deutlich cleverer als das. Zwar wird viel geflucht und man ist hier auch sehr gewaltbereit, doch gleichzeitig ist die Serie auch sauwitzig, auf ihre eigene Weise charmant und hat ihre emotionalen Höhepunkte. Gleichzeitig traut man sich hier auch sehr düsterere Themen anzusprechen wie sexuelle Misshandlung und das auf eine Art, die man von so einem Format sonst nicht erwartet.

Hinter all den “Fucks” und den bunten Animationen erkennt man durchaus erwachsene Elemente.

Jetzt braucht es nur noch eine schlüssige Handlung…

Im Eiltempo durch die Hölle

Acht Episoden pro Staffel hat sich auf den aktuellen Streaming-Diensten nun mal durchgesetzt, zum Guten wie zum Schlechten. Bei Hazbin Hotel ist es eher Zweiteres. Acht 20-minütige Episoden sind hierbei nicht genug. Die Handlung verläuft in einem rapiden Tempo, neue Charaktere werden im Eiltempo eingeführt und sie durchlaufen viel zu schnelle Entwicklungen. Tatsächlich empfehle ich an dieser Stelle, sich den halbstündigen Piloten auf Youtube anzusehen, damit man wenigstens eine bessere Einführung der Hauptcharaktere erhält.

Am deutlichsten merkt man diesen Zeitmangel, wenn es um den Himmel geht, denn dieser wirkt, als würde er nicht so ganz zur Prämisse passen. Ging es noch im Piloten darum, dass die Hölle zu voll ist und Charlie dieses Problem durch Erlösung statt durch Totschlag lösen wollte, so geht es nun offenbar um Kontrolle und Tyrannei von Seiten des Himmels aus. Vor allem ab der zweiten Hälfte macht die Serie eine steile Linkskurve und es läuft im Eiltempo auf einem möglichen Krieg zwischen Himmel und Hölle hinaus. Dieser Wechsel im Ton wirkt so, als ob man zwei Staffeln gewaltsam in eine einzige gepackt und dann noch einzelne Spoiler an den Anfang gesetzt hat, damit es mehr Sinn ergibt. Die Serie hätte hier nicht auf so solch “epische” Elemente abzielen müssen. Eine episodische Handlung um Sünder, die sich zu bessern versuchen, hätte hier schon gereicht.

Fazit

7.7/10
Gut
Community-Rating:
Handlung 6/10
Charaktere 8/10
Humor 7.5/10
Musik 8/10
Animation 9/10
Details:
Showrunner: Vivienne Medrano,
FSK: 18 Epiosden: 8
Besetzung: Alex Brightman, Amir Talai, Blake Roman, Erika Henningsen, Keith David, Stephanie Beatriz,

Von Youtube-Animation zur Amazon-Serie – Hazbin Hotel weiß sich zu behaupten. Mit energische Animationen, einprägsame Charakteren, catchigen Musikeinlagen und so viel Gefluche, dass es selbst Seemännern die Schamröte ins Gesicht treibt, ist es fast ein Himmel in der Hölle. Wenn man sich noch mit der überstürzten Handlung und dem schnellen Zuschuss an Charakteren anfreuden kann, wird das vielleicht doch noch ein höllisch guter Tag.

Artikel vom 21. Februar 2024

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