So gut wie das Marketing?
Mein Hauptkritikpunkt ist aber das fehlende Überraschungsmoment. Jack Ryan rollt auf ausgetretenen und altbekannten Pfaden dahin, wie eine olle Straßenbahn und wir kennen schon jede Haltestelle, jedes bekannte Spion-, Terroristen- und Superheldenklischee, als dass uns das hier noch vom Hocker reißt. Noch nicht einmal ein good guy, der sich dann plötzlich als Verräter herausstellt, das wäre doch der geringste Twist, den man erwarten könnte.
Jack Ryan wurde als die neue Thriller-Serie angekündigt, mit unzähligen Werbespots und größenwahnsinnigen Plakatkampagnen. Aber das hat für mich nicht funktioniert und zwar aus dem einfachen Grund, dass Jack Ryan nichts bietet, was nicht schon so oder so ähnlich und viel besser anderswo dargestellt wurde. Ich denke da nur an Homeland, The Looming Tower und die sträflich unterschätzte deutsch-amerikanische Serie Berlin Station.
Thema: Drohnenkrieg
Genau wie in den Büchern werden hier letztendlich Klischées bedient, wenn man sich auch sehr bemüht, nicht in den altmodischen amerikanischen Patriotismus zu verfallen, der heute sicher nicht mehr funktionieren würde. Da ist z.B. die völlig ohne Zusammenhang da stehende Geschichte des Drohnenpilots Viktor, der an seinem Job verzweifelt. Positiv zu vermerken ist, dass hier schonungslos die kaltschnäuzige Brutalität dieser Art Kriegsführung kritisiert wird. Viktor erklärt es seiner Kollegin: Sie sind zwar auch Soldaten, aber sie sind sicher in ihrer Station, ihnen kann nichts passieren und deshalb ist der Kampf unfair und unmenschlich. Mir gefiel die Idee, dass Viktor sich aufmacht, um den Vater eines seiner (unschuldigen) Opfer zu besuchen und sich bei ihm zu entschuldigen. Diese Szene, in der keiner den anderen wegen der Sprache versteht, aber die Augen alles sagen, war ungemein stark. Da kann man auch über den Aspekt der Unwahrscheinlichkeit hinwegsehen.
Blutleere Charaktere
Aber der Rest hat mich leider nicht berührt. Kein Charakter erfährt eine Entwicklung, die Hintergrundgeschichten sind eher spärlich und das emotionale Eingebundensein ist einfach nicht da, da hilft auch nicht die halb ausgegorene Liebesgeschichte von Jack zu einer Ärztin weiter. Der Beziehung fehlt es an Drama und Leidenschaft und ist deshalb einfach nur langweilig.
Eigentlich mag ich intelligente Helden, die auch noch ein gewisses Maß an Badassqualitäten mitbringen, aber es muss auch die Zwischentöne geben, die Grauzonen, die uns an dem Helden zweifeln lassen. Er sollte unter vergangenen Taten leiden und weiter auf einem Pfad der Reue und des Leidens unterwegs sein. Das erzeugt Emotionen, die uns mit einem Charakter verbinden. Das was uns Jack Ryan hier präsentiert, reicht einfach nicht, auch nicht die Erklärung für den Helikopterabsturz ganz am Ende.
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