Episodenguide: Love, Death & Robots – Staffel 1
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Kleine Anmerkung: Genauso vielfältig wie die Serie, ist auch dieser Artikel, zudem fast alle Autoren der 4001Redaktion Episodenkritiken beigesteuert haben. Wir hoffen, ihr habt soviel Spaß, wie wir ihn hatten.
Originaltitel: ‘Sonnie’s Edge
Visueller Stil: CGI im Computerspiel-Look
Themen: Gedankenkontrolle, Machtmissbrauch, Sexismus, Biogenetik
In der Zukunft sind Untergrund-Monsterkämpfe an der Tagesordnung. Die hartgesottene Sonnie ist fest entschlossen, ihren männlichen Rivalen eins auszuwischen. Doch ein korrupter Geschäftsmann rechnet fest mit ihrer Niederlage.
Man nehme hochstilisierte Pokémonkämpfe und schon hat man eine mehr als vielversprechende Vorlage für eine Episode. Der Animationsstil von Sonnies Vorteil, der an die Videospielgrafik der Next Gen-Konsolen erinnert, passt perfekt zu dem Szenario und der, von lumineszierender Graffiti beleuchteten Untergrundszene, die die Monsterkämpfe veranstaltet. Der Kampf von Sonnie und ihrem biogenetisch optimierten Monster, mit dem sie mental verbunden ist, ist das klare Highlight: Der Kampf ist aufwendig animiert, erstaunlich einfallsreich und legt eine solche Brutalität an den Tag, dass nicht nur PETA vom Fernsehsofa fallen dürfte.
Doch so ausschweifend Sonnies Kämpfe auch sind, sie selbst ist ein Geheimnis, das während der ganzen Episode undurchsichtig bleibt. Was ist den nun der Vorteil, über den Sonnie verfügt? Welches Verhältnis hat sie mit ihrem Monster? Wie sehr hat sie ihre tragische Vergangenheit verändert? Diese Fragen erzeugen ein wahres Mysterium, dessen Auflösung in befriedigende Plot Twists mündet. Die Prämisse dieser Folge lautet voll und ganz: “Love, Death & wütende Kampfmonster”.
– Illia Zavelskyi
Originaltitel: ‘Three Robots’
Visueller Stil: CGI
Themen: Apokalpyse, Robotik, blinder Fortschrittswillen
In einer (hoffentlich) weit entfernten Zukunft gehen drei Roboter auf Sightseeing-Tour durch eine postapokalyptische Stadt.
Mit Drei Roboter gönnt sich die überwiegend düstere Anthalogieserie einen charmant sarkastischen Aufatmer, dessen intelligenter Humor dennoch eine der stärksten Botschaften bereit hält: Mit Blinder Fortschrittswillen schaufeln wir Mensch uns unser Grab selbst. Für den homo sapiens mag das tragisch sein, für die drei knuddeligen Roboter jedoch Grund für eine Ausflugstour, die uns (jetzt noch) köstlich amüsiert.
Großartig aufeinander abgestimmte Animationen, Charaktere und Dialoge machen aus Drei Roboter der konsistentesten Folgen der Serie. Obendrauf sorgt die bissig-freche Situationskomik, in der schon mal Menschenleichen als Backdrop für ein Robo-Selfie herhalten müssen, für einen spritzigen Pepp, der Drei Roboter zu einer der herausstechendsten Folgen der Serie machen.
Achja, Cat-Content gibt’s außerdem auch noch. Mega.
– Nono Weinzierl
Originaltitel: ‘The Witness’
Visueller Stil:CGI, comichafte Handzeichnungen
Themen: Time-Loop, Verfolgungsjagd, Mord
Als eine junge Frau (Emily O’Brien) Zeugin eines brutalen Mordes wird, flüchtet sie vor dem Täter durch eine futuristische Großstadt.
Während die Storyline von Die Augenzeugin sicherlich nicht vor Innovation strotzt (seit vielen Jahrzehnten ist der Time-Loop Gegenstand von Film und Literatur), sind es vor allem die herausragende Animationen, die die Folge so sehenswert macht. Es ist in vielen Szenen fast nicht zu glauben, dass die Effekte handgemacht und nicht mit Motion-Capturing oder Rotoscoping entstanden sind. Die vergleichsweise knackige Laufzeit erweist sich gerade angesichts der rudimentären (obgleich auslegungswürdigen) Storyline als Plus: hier dürfen wir uns einfach mal visuell aus den Latschen hauen lassen.
Allerdings stößt hier erstmals das in der Anthologie omnipräsente “sex sells” sauer auf. Ist es für die Erzählung wirklich notwendig, dass sich die Protagonistin lasziv vor der Kamera räkelt und in fast jeder Szene nackt ist? Es wirkt bisweilen so, als würde die hauchzarte Story einfach mit Nacktheit gewürzt werden, um den Zuschauer bei Laune zu halten. Klar, die Macher dürfen sich bei einem FSK:18-Original natürlich austoben. Doch ebenso wie Gewalt sollte auch Sex nur dann vorkommen, wenn es die Protagonisten und die Handlung nach vorne bringt. Bei Die Augenzeugin wirkt das eher wie ein voyeuristisches Add-on. Ein Vorwurf, den sich auch einige andere Episoden gefallen lassen müssen. Visuell eine der aufregenderen, erzählerisch eine der eher mäßigen Folgen von Love, Death & Robots.
– Micha Kunze
Originaltitel: ‘Suits’
Visueller Stil: Cartoon
Themen: Aliens, Landleben, Invasion
Gelegentliche Angriffe von übermächtigen Monster-Insekten-Aliens sind für eine Siedlung von Farmern fast Routine. Mit ihren selbstgebauten, motorisierten Exoskeletten rücken sie dann cool zur Ungeziefervernichtung aus. Doch eines Tages ist alles anders …
Die Folge Schutzanzüge hat es mir von Anfang an schwer gemacht, die Augen vom Bildschirm abzuwenden. Im Gegensatz zu den Figuren, die mit dem Angriff der Monster super lässig umgehen, hatte ich vor Anspannung schweißnasse Hände. Super spannend.
Aber was zum Lachen gab’s auch, denn die Charaktere, die zwar etwas klischeehaft, aber dennoch sympathisch dargestellt sind, haben angesichts der drohenden Gefahr neben viel Mut auch immer einen lustigen Spruch auf Lager.
Die Animation ist eher klassisch und erinnert ein wenig an den Stil von frühen Pixar-Filmen. Die etwas verträumt-idyllische Optik lockt uns zudem schnell auf die falsche Fährte, was ein weiterer Pluspunkt ist. Zwar sind die Geschichten um Alien-Invasionen altbekannt, trotzdem wird der Episode durch liebenswerte Charaktere, coole Sprüche und Monster-Insekten-Aliens eine neue Dimension geschenkt. Alles in allem eine spannende, unterhaltende Folge.
– Lea Bednorz
Originaltitel: ‘Sucker of Souls’
Visueller Stil: Cartoon
Thema: Vampirismus
Eine seltsam zusammengewürfelte Gruppe von Soldaten, Forschern und Katzen stößt bei Ausgrabungen in einer Höhle nicht nur auf jede Menge Staub, sondern auch auf ein Grab. In diesem erwacht niemand geringeres als Vlad der Pfähler, besser bekannt als Dracula. Dieser hat eine sehr lange Zeit geschlafen – und ist verdammt hungrig.
Wer denkt, ein Mensch hätte nur bis zu 6 Liter Blut im Körper, sollte sich von dieser Folge eines besseren belehren lassen. Fans von Schießereien, Blutvergießen und derben Sprüchen kommen hier auf jeden Fall auf ihre Kosten.
Auch ein hoher Gruselfaktor wird angestrebt, kommt aber etwas zu kurz. Die Lücke füllt dafür die Spannung. Die Frage, ob die Forscher dem “Kinderfresser” wohl lebend entkommen können, hält uns von Anfang bis zum Ende in Atem hält.
Die Animationen sind sorgfältig ausgearbeitet und erinnern an Comics im Stil der 90er-Jahre. Auch, wenn das nicht enden wollende Blutvergießen leicht übertrieben ist, und die Dialoge eher oberflächlich ausfallen, ist Seelenfänger trotzdem unterhaltsam und sehenswert. Denn für Auflockerung sorgen ein paar lustige Szenen, die uns zeigen, dass die Folge sich selbst nicht so ganz ernst nimmt.
Alles in allem ist Seelenfänger ist durchdacht, spannend inszeniert und in sich ziemlich innovativ.
– Lea Bednorz
Originaltitel: ‘When the Yogurt Took Over’
Visueller Stil: computeranimiert
Themen: Biogenetik, Weltherrschaft, Joghurt, Schöpfung
Was wäre, wenn an der Spitze der amerikanischen Regierung plötzlich jemand stünde, der nicht nur intelligent ist, sondern auch strategisch clever mit Politik, Gesellschaft und Wirtschaft umgehen kann? Willkommen in der sechsten Folge der Anthologie-Serie von Netflix. Starring: eine genmanipulierte Joghurt-Kultur, die in der Welt mal so ordentlich aufräumt. Doch kann man einer solch undurchsichtigen Herrschaftsklasse überhaupt trauen?
Ein Joghurt als Retter der Menschheit? Das ist nicht nur lustig, absurd und kreativ, sondern regt auch zum Nachdenken an: Sollten unsere Forscher an Biogenetik arbeiten? Was, wenn wir eine Gattung züchten, die uns überlegen ist? Hier geht es nicht nur um pure Unterhaltung, sondern auch um subtil verpackte Kritik an Politik und Gesellschaft.
Subtil verpackt wird die kritische Prämisse in einem niedlich-flauschigen und hellweißem Animationsstil, der tatsächlich etwas an Joghurt erinnert. Die Erzählung von Sprecher Wolfgang Wagner (im Englischen Maurice LaMarche) sorgt obendrauf für eine köstliche Ironie, die die Folge erst so richtig rund macht.
Kurz und knackig dreht sich die Episode um eine unerwartet neue Welt – wahnsinnig humorvoll, mit einem Augenzwinkern und einem Hang zur Absurdität.
– Lea Bednorz
Originaltitel: ‘Beyond the Aquila Rift’
Visueller Stil: realitätsnahe CGI
Themen: Raumfahrt, Simulation, Weltraum-Horror
Eine Weltraum-Crew erwacht nach langer Zeit aus ihrem Tiefschlaf – nur um zu erfahren, dass ihr Schiff Lichtjahre entfernt von ihrem eigentlichen Ziel ist. Doch dann naht unverhoffte Hilfe …
Jenseits des Aquila-Rifts ist zweifelsohne die handlungsstärkste Folge der Anthologie. Die 16-minütige Geschichte wartet mit unerwartet vielen Twists und einer ausgeklügelten Dramaturgie auf. Dabei werden so viele subtile Hinweise gegeben, dass sich die Zuschauer noch lange darüber unterhalten können: Wo befindet sich die Crew nun tatsächlich? Wer steuert die Simulation? Ist das Schicksal der Crew schon lange zuvor besiegelt worden? Im düsteren Höhepunkt der Folge kommt dann noch mal Weltraum-Horror par excellence zum Einsatz, der niemanden kalt lassen dürfte. Spannend, gruselig, komplex: Jenseits des Aquila-Rifts spielt in den obersten Rängen mit.
– Micha Kunze
Originaltitel: ‘Good Hunting’
Visueller Stil:Anime, Steampunk
Themen: Kolonialisierung, Rache, Magie, technologischer Fortschritt
Obwohl Liang der Sohn eines Geisterjägers ist, freundet er sich mit der Huli jing (Fuchsfee) Yan an. Nachdem die Heimat der zwei Freunde zusehends durch britische Kolonisten verändert wurde, treffen sie unerwartet wieder aufeinander.
Tradition gegen technischen Fortschritt. Ein bekanntes Thema, das Menschen nachwievor zum Grübeln bringt. Auch Gute Jagdgründe setzt auf diesen klassischen Konflikt und stellt uns die Frage, ob und wie Tradition im Einklang mit ständigem technischem Fortschritt existieren kann. Dank dieser Thematik und der Anime-Optik erinnert die Folge leicht an die Werke aus dem weltbekannten Animationsstudio Ghibli, das sich in seinen Filmen auch stets mit dieser oder ähnlichen Fragen auseinandersetzt. Gute Jagdgründe schafft es, den Grundkonflikt auf eine spannende Art zu ergründen und liefert auf diesem Weg eine interessante Antwort auf die zentrale Frage, ob denn nun Tradition und Fortschritt koexistieren können.
Mit Yan und Liang wird der Konflikt aus der Perspektive zweier Protagonisten erforscht, die trotz ihrer Unterschiede einen ähnlichen Kampf kämpfen. Beide sind gezwungen, sich der Veränderung ihrer Heimat aufgrund der Kolonialisierung anzupassen und gegen die Ausbeutung ihrer selbst anzukämpfen, die teils erschreckende Ausmaße annimmt. Trotz der kurzen Laufzeit ist es den Machern gelungen, zwei sympathische Protagonisten zu schaffen, denen man mit Spannung und Schrecken bei ihrem Überlebenskampf zusieht.
In Puncto visuelle Umsetzung kann Gute Jagdgründe leider nicht immer überzeugen. Für die Episode spricht der Mix aus Steampunk und Anime. Insbesondere die Bilder der leuchtenden Großstadt und der verschiedenen Maschinen sind die visuellen Pluspunkte der Folge. Doch stellenweise fallen einige etwas schlampig animierte Charaktere auf, die mich beim Schauen doch etwas gestört haben.
Trotz kleiner optischer Makel ist Gute Jagdgründe dank des spannenden Grundkonfliktes und der interessanten Auflösung eine der besseren Episoden der Anthologie-Serie, von der man gerne mehr sehen würde.
– Enos Rakumo
Originaltitel: ‘The Dump’
Visueller Stil: CGI
Themen:Müll und Monster
Der Bewohner einer Müllhalde will sich nicht umsiedeln lassen, und ruft daher sein “Haustier” zu Hilfe.
Die Müllhalde ist wie Seemansgarn auf Landgang: Schrullig-schmudellige Charaktere, die mehr als einmal über den Durst getrunken haben, frönen zwischen Müllbergen eisgekühltem Bier und Pornoheftchen und erleben dabei Übernatürliches.
Diese überspitzte Milieustudie wird durch einen liebevollen Animationstil umgesetzt, der den Charakteren markantige Gesichtszüge verpasst, die ein wenig an Puppentheater erinnern und stilistisch besonders hochwertig sind.
Dramatisch ist die Handlung zwar nicht, eine vorfreudige Erwartung darauf, was denn da jetzt sein Unwesen treibt, sorgt jedoch für unterhaltende Spannung. Die absurde Auflösung ist dann auch Anlass genug, um zufrieden schmunzelnd in die nächste Folge einzusteigen.
Alles in allem ist Die Müllhalde ein besonders sympathisches, stilsicheres Kleinod, das sich vor seinen CGI-strotzenden Staffelgefährten nicht zu verstecken braucht.
– Nono Weinzierl
Originaltitel: ‘Shape-Shifters’
Visueller Stil:Real-CGI
Themen:Krieg, Soldatendasein, USA, Orient, Werwolf
Bei der US-Marine sind zwei Werwölfe in Menschengestalt tätig, die mit übermenschlichen Fähigkeiten ausgestattet sind. Doch auch der Gegner bedient sich übernatürlicher Elemente …
Auch der American Werewolf kommt an der Wehrpflicht nicht vorbei und so setzen auch die US-Streikräfte zwei dieser Gestaltwandler ein. Ihr Einsatz und ihre Blutsbrüderschaft sind unbestreitbar, doch von den anderen Soldaten werden sie alles andere als willkommen geheißen. Als dann auch weitere Werwölfe ins Spiel kommen, geht es richtig los, wobei die Action und die Animationen wieder mal beeindruckend sind.
Doch so interessant die Prämisse auch ist, so blass bleibt sie in in ihrer Umsetzung. Die Episode weiß nicht wirklich, worauf sie sich fokussieren will. Geht es um Rassismus? Um Patriotismus? Um die Treue gegenüber der eigenen Art? Um Vergeltung? – Oder geht es schlichtweg nur um Werwolf-Fights? Die Episode deutet viele Themen an, verirrt sich in dem komplexen Geflecht jedoch, sodass nicht viel mehr in Erinnerung bleibt, als stylische Werwolf-Verwandlungen.
Das reicht leider nicht, um sich von anderen starken Episoden abzuheben – sorgt aber dennoch für ein kurzweiliges Erlebnis. Naja, immerhin geht’s um Werwölfe – das ist doch schon mal was.
– Illia Zavelskyi
Originaltitel: ‘Helping Hand’
Visueller Stil: Reality-CGI
Themen: Weltraum, Raumfahrt, Überleben, Isolation
Eine Weltraummission wird lebensbedrohend, als die Astronautin Alex von ihrem Raumgefährt weggeschleudert wird. Als auch noch der Sauerstoff schwindet, scheinen die Chancen aussichtslos …
Helfende Hand ist zweifellos die minimalistischste Episode von Love, Death & Robots. Während der 10-minütigen Episode gibt es nur die Protagonistin Alex, die Stimme am Kommunikator – und die unendlichen Weiten des Weltalls. Viel mehr braucht es aber auch nicht, um die intensive Geschichte einer Astronautin zu erzählen, die um ihr Leben kämpft. Die Episode ist spannend bis zur letzten Minute und scheut auch nicht vor heftigeren Szenen in all ihrem Detailreichtum zurück.
In seiner Gesamtheit ist Helfende Hand eine Kurzepisode selbst unter Kurzepisoden und will auch nicht mehr sein. Die Animationen sind zwar beeindruckend realistisch gehalten, überwinden vielleicht sogar das Uncanny Valley, wirken in ihrem Fotorealismus aber schon wieder nahezu gewöhnlich. Auch die Handlung präsentiert nur das Notwendigste und zeichnet sich nicht durch Überraschungen aus. Es bleibt relativ klar, wie es vorangeht und bereits die Überschrift sagt schon vieles über den Handlungsablauf aus. Kurzweilige Spannung und eine intensive Atmosphäre drücken der Folge dennoch einen Stempel auf.
Schlussendlich ist die Episode ein kurzes aber intensives Ergebnis, das schnell auf den Punkt kommt. Zudem wird bewiesen, dass es keinen abendfüllenden Film wie Gravity braucht, um den Horror des Weltraums eindrucksvoll darzustellen.
– Illia Zavelskyi
Originaltitel: ‘Fish Night’
Visueller Stil: Rotoscope
Themen: Halluzination, Spuk, Evolution
Zwei Vertriebler erleiden mitten in der Wüste eine Autopanne. Nachts werden sie Zeuge übernatürlicher Geschehnisse …
Schön anzusehen, doch nicht wirklich etwas dahinter. So einfach kann man Nacht der Fische zusammenfassen. Die wunderschöne Rotoscope-Technik kommt vor allem im “Finale” der Folge voll zur Geltung und sieht einfach nur fantastisch aus. Inhaltlich hingegen passiert faktisch nichts. Die Idee, dass ausgestorbene Urechsen ihren früheren Lebensraum heimsuchen, ist zwar ganz nett – sie fügt der Geschichte um unsere Protagonisten leider überhaupt nichts hinzu. In dieser Episode wird “style over substance” zum großen Problem. Schade drum … Potenzial hätte sie gehabt.
– Micha Kunze
Originaltitel: ‘Lucky 13’
Visueller Stil: Real-CGI
Themen: Künstliche Intelligenz, Raumfahrt, Mensch-Maschine-Beziehung
Das Raumschiff Lucky 13 hat bereits zwei Crews überlebt, sodass kein Pilot das scheinbar verfluchte Schiff noch fliegen möchte. Grünschnabel Lieutenant Colby (Samira Wiley) hat jedoch keine Wahl – und erlebt mit dem Unglücksschiff einige Überraschungen.
Die Idee hinter der Folge ist im Grunde genommen gut, wird jedoch eher lahm umgesetzt. Abgesehen von einem effektvollen, wenn auch unbefriedigenden Ende passiert nicht wirklich viel. Sehenswert wird Raumschiff Nr. 13 erst durch optisch fantastische Flugszenen und herausragende CGI, die vor allem beim intergalaktischen Setting gut zur Geltung kommt. Auch der schauspielerischen Leistung von Wileys kann einiges abgewonnen werden. Wie schon in Orange is the New Black, strahlt die US-Darstellerin auch in den brenzligsten Situationen eine Lässigkeit aus, die uns sofort mit ihr und der Handlung eine Verbindung aufbauen lässt. Während Lieutenant Colby also in den Bann schlägt, fällt das Raumschiff – immerhin eine Art zweiter Hauptdarsteller – jedoch enttäuschend charakterlos aus. Das ist besonders schade, da die zunächst packende Mystery-Story somit zu keinem befriedigenden Ende findet. Was wirklich mit Raumschiff Nr. 13 los war, steht somit in den Sternen. Aufgrund dieses unstimmigen Spannungsaufbaues geht diese Episode im Vergleich zu anderen eher unter. Schade.
– Lea Bednorz
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Originaltitel: ‘Zima Blue’
Visueller Stil: Abstrakt, Zeichentrick, CGI
Themen: Kunst, Philosophie, Sinn des Lebens
Als der erfolgreiche, aber zurückgezogen lebende Künstler Zima sein finales Kunstwerk ankündigt, gerät die Welt in Aufruhr. Vor der großen Enthüllung lädt er die Journalistin Claire zu sich ein und weiht sie in seine mysteriöse Vergangenheit ein.
Unter all den Exzesses in Love, Death & Robots sticht Zima Blue heraus wie ein bunter Hund. Denn die Geschichte über den zurückgezogen lebenden Künstler schaltet erstmal ein paar Gänge zurück. Das angenehm ruhige Erzähltempo wirkt fast schon wie eine Art Verschnaufpause, doch der Eindruck trügt. Zima Blue bietet zwar kein Effektgewitter, wartet aber mit einer der anspruchsvollsten Geschichten auf.
Zu entziffern, was Zima Blue dem Publikum mitteilen will, ist gar nicht so einfach. Die Entfremdung des Selbst oder die Suche nach dem Ich sind nur zwei Möglichkeiten, wie man die Geschichte deuten kann. Gerade die Vielzahl der Interpretationsmöglichkeiten ist einer der großen Pluspunkte der Folge. Aber Achtung: Auf Zima Blue muss man sich einlassen. Wenn man sich für die Thematik öffnen kann, wird man mit einer faszinierenden Geschichte belohnt, aus der man einige interessante und hochphilosophische Fragen ziehen kann.
Wer abstrakte Kunst mag, sollte mit Zima Blue glücklich werden. Anders als Episoden wie Geheimkrieg setzt das Passion Animation Studio, das einige der besten Musikvideos der Animationsband Gorillaz umsetzte, nicht auf realistische Bilder – und lässt so ein kleines abstraktes Kunstwerk entstehen. Der Stil mag auf den ersten Blick vielleicht etwas merkwürdig wirken und wird sicherlich auch nicht jedem zusagen. Aber tatsächlich funktionieren die abstrakten Bilder ziemlich gut, besonders in Verbindung mit der hochphilosophischen Thematik.
Zima Blue ist wohl eine der außergewöhnlichsten Episoden aus Love, Death & Robots. Wer bereit dazu ist, sich auf den ruhigen Trip einzulassen, wird mit einer spannenden und hochphilosophischen Geschichte belohnt, die nicht zuletzt auch wegen ihres abstrakten Animationsstils überzeugen kann.
– Enos Rakumo
Originaltitel: ‘Blind Spot’
Visueller Stil: CGI
Themen: Heist, Action, Geschwindigkeit
Ein Elite-Team von Cyborg-Banditen hat es auf einen seltenen Chip abgesehen und inszeniert einen selbstmörderischen Hochgeschwindigkeitsraub. Mit Alarmierung der Sicherheitskräfte nimmt der Missionsverlauf ein unvorhergesehenes Ende.
Blindspot sieht aus und klingt wie so mancher Tarantino-Film. Gerade die Haltung und karikaturistische Gewalt der 90er-Jahre lastet schwer auf der 15. Episode von Love, Death & Robots. Der Raub eines Computerchips aus einem schwer bewachten Lastwagen geht dank des übertriebenen Selbstvertrauens der frechen Robotergang sowie einiger unerwarteter Abwehrmaßnahmen ziemlich schief.
Erwartet man puren, hektischen Actionspaß ist Blindspot wohl im oberen Viertel der Staffel zu finden. Die detaillierten und liebevoll ausgearbeiteten Charakteren machen den Eindruck, als diene die Episode nur als Auftakt für eine ganze Serie über eine Crew von Cyborg-Schurken, die es sich zur Aufgabe gemacht haben in der Post-Apokalypse Konvois zu überfallen. Viel Tiefe kann man dieser Episode allerdings nicht finden, auch wenn wenigstens das Finale etwas zum Grübeln anregt.
– Ludwig Stengelin
Originaltitel: ‘Ice Age’
Stil: CGI, Live-Action
Themen: Minizivilisation, Evolution
Gail und Rob entdecken in ihrer neuen Wohnung einen uralten Gefrierschrank, der neben Eiswürfeln und Rosenkohl auch eine verschollene Miniatur-Zivilisation beherbergt.
Fans von Die Simpsons wird Eiszeit eventuell an die Mini-Episode Der Schöpfungsnapf erinnern. Ähnlich wie Lisa finden Gail und Rob eine Minizivilisation und beobachten deren Entwicklung über die Zeit. Doch leider schafft es Eiszeitnicht, der Situation einen interessanteren Kniff zu geben. Gerade weil das Paar nur als Beobachter agiert und es nicht zur Interaktion mit der Miniaturzivilisation kommt, wird viel komödiantisches Potential liegen gelassen. Das wird auch dadurch unterstrichen, dass die lustigsten Momente diejenigen sind, in denen es zumindest ansatzweise zu einer Interaktion kommt. Mehr davon hätte der Episode sicherlich gutgetan. Im Ansatz ist die Geschichte also interessant, nur eben nicht besonders gut zu Ende gedacht. Glücklicherweise hat das Kreativteam hinter der Episode mit Mary Elizabeth Winstead (10 Cloverfield Lane) und Topher Grace (BlacKkKlansman) zwei Hauptdarsteller gefunden, die aus den rar gesäten lustigen Momenten das meiste rausholen.
Direkt im ersten Moment von Eiszeit werden Animationsfans erstmal stutzig werden. Das ist ja gar nicht animiert! Und tatsächlich ist die Folge die einzige der Anthologie-Serie, in der zwei echte Menschen in echten Sets die Hauptrollen übernehmen. Die Animationskunst beschränkt sich nur auf die Miniaturzivilisation und macht damit nur einen Bruchteil der Episode aus. Trotzdem ist die Art und Weise, wie die Entwicklung der Bewohner aus dem Eisfach dargestellt wird, schön anzusehen und erinnert an bekannte Strategiespielereihen wie Anno oder Civilization.
Trotz einer spannenden Idee und einiger lustiger Momente ist Eiszeit eine der schwächeren Episoden von Love, Death & Robots. In Sachen Humor kommt sie nicht an Drei Roboter ran und in einer Anthologie-Serie mit dem Ziel faszinierende Tricktechnik in den Vordergrund zu stellen fällt die Folge eher flach.
– Enos Rakumo
Originaltitel: ‘Alternate Histories’
Stil: CGI, Cartoon
Themen: Alternative Zeitachsen, Nationalsozialismus
Die App Multiversity gewährt einen Einblick in Universen, in denen ein junger Adolf Hitler auf die wohl bescheuertsten Arten ums Leben kommt.
Alternative Universen sind in der Welt der Filme und Serien ein beliebtes Thema (z.B.: The Man in the High Castle). Auch Alternative Zeitachsen bedient sich dieser beliebten Thematik und stellt folgende Frage: Wie würde die Welt aussehen, wenn ein junger Adolf Hitler auf wirklich bekloppte Art und Weise gestorben wäre? Was folgt, ist genau das: Sechs verschiedene Zeitachsen, in denen Hitler auf die merkwürdigsten Arten um die Ecke gebracht wird.
Alternative Zeitachsen würde ideal als Lückenfüller in Werbepausen oder vor Kinofilmen funktionieren. Ohne das Publikum zu sehr anzustrengen, werden schnell ein paar mehr oder weniger gute Witze rausgehauen, in denen historische Persönlichkeiten durch den Kakao gezogen werden. Dann ist es auch schon wieder vorbei und man hat die Hälfte von dem, was gerade auf dem Bildschirm lief, schon wieder vergessen. Mehr wollten die Macher hinter der Episode vermutlich auch gar nicht erreichen. Wer also nach kurzweiligem Humor sucht, der auf der einen Seite rein- und auf der anderen Seite wieder rausgeht, wird mit Alternative Zeitachsenglücklich werden. Metaebenen, die man in den anderen Love, Death & Robots-Episoden geschenkt bekommt, sucht man hier vergeblich. Die Folge nimmt sich absolut nicht ernst und das tut ihr auch sehr gut. Gepaart mit dem knuffigen und gelungenen Animationsstil, der tatsächlich ein bisschen an eine Werbung für die neuste App-Sensation erinnert (allerdings auch keinen Innovationspreis abräumen würde) ist Alternative Zeitachsen das perfekte Futter für Zwischendurch – mehr aber auch nicht.
– Enos Rakumo
Originaltitel: ‘Secret War’
Stil: Real-CGI
Themen: Krieg, Winter, Sowjetunion, Dämonen
Als eine Einheit der Roten Armee in den Wäldern Sibiriens bestialisch massakrierte Dörfer vorfindet, wird schnell klar, dass die Gefahr alles andere als menschlich ist.
Für den Abschluss hat sich Love, Death & Robots etwas Feines ausgedacht. Das bombastische Finale entpuppt sich jedoch als anders, als man vielleicht denken würde.
Statt erneut in eine futuristische Welt katapultiert zu werden, werden wir in die erste Häfte des 20. Jahrhunderts befördert. Zusammen mit der kleinen Einheit der sowjetischen Armee, angeführt von Leutnant Nikolai Zakharov, begeben wir uns auf eine Mission, die dämonisch bizarre Kriegsprojekte aus ihren eigenen Reihen aufdeckt. Schon bald findet sich die kleine Gruppe in einem höllische Kampf um Leben und Tod.
Der eigentlich Gewinner ist die Atmosphäre. Neben dem realistischen CGI zeichnet sich die Episode durch eine packende Stimmung aus, die Gefahr, Tod und erdrückender Kälte ins Wohnzimmer überschwappen lässt. Der Gegner ist stets nah und die ruhigen Momente rar. Ob der Himmel sich nun bei dem Gemetzel rot färbt, oder die Truppe durch den Klang einer Balalaika endlich aufatmen kann, die richtige Atmosphäre ist sicher.
Die Folge ist zwar nicht lang, doch als finale Episode endet die Serie glorreich.
– Illia Zavelskyi
Artikel vom 29. März 2019
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