3.8/10

Kritik: The Umbrella Academy – Staffel 4

EINE ECHTE APOKALYPSE

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Genres: Comic, Drama, Mystery, Startdatum: 08.08.2024

Interessante Fakten für…

  • Jean (Megan Mullally) und Gene (Nick Offerman) aus der vierten Staffel sind im wirklichen Leben verheiratet Sie spielen das getrennte Paar Tammy 2 und Ron in Parks and Recreation.

Netflix hat für die vierte Staffel der “The Umbrella Academy” sechs Episoden zur Verfügung gestellt, damit die Hargreeves Geschwister die Welt ein endgültiges Mal retten können. Warum das definitiv nicht ausreicht, verrate ich in dieser Kritik.

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#FantasyFanatic #Comicserien #AfterCredit

Darum geht’s

Nach der Zurücksetzung des Weltuntergangs fanden sich die Hargreeves Geschwister in einer neuen Realität wieder – ohne ihre Kräfte und mit Reginald Hargreeves (Colm Feore) und seiner wiederbelebten Frau Abigail (Liisa Repo-Martell) als neue Regenten der Welt. Nun da die Geschwister normale Menschen sind, können sie endlich ihr Leben leben. Das könnte man zumindest meinen…

Sechs Jahre später läuft das Leben für sie nicht wirklich berauschend: Luther (Tom Hopper) ist ein mittelmäßiger Stripper, Diego (David Castañeda) arbeitet als Paketzusteller, um Lila (Ritu Arya) und ihre drei Kinder zu versorgen, Allison (Emmy Raver-Lampman) kommt als Schauspielerin nicht über eine Werberolle hinaus und Klaus (Robert Sheehan) ist zwar nun trocken, doch er hat daraufhin eine Keimphobie entwickelt. Und auch der Neuzugang Ben (Justin H. Min) saß wegen Kryptobetrug im Knast. Die einzigen, mit halbwegs erfolgreichen Leben, sind Viktor (Elliot Page), der eine Bar führt und Fünf (Aidan Gallagher), der für die CIA arbeitet. Gerade Letzterer hat einiges zu tun, denn er ist einer Organisation namens “Die Hüter” auf der Spur, die dahinter gekommen sind, dass dies nur eine alternative Realität ist. Diese sammeln Gegenstände, die aus der vorherigen Zeitlinie durchgesickert sind und eines dieser Gegenstände ist dieselbe Substanz, die für die Geburt der Geschwister verantwortlich ist und die ihnen ihre Fähigkeiten zurückgeben könnte.

Die Netflix-Apokalypse

Seit Netflix zum vollständigen Streaming-Dienst wurde, hatten sich diese das Geschäftsmodell aufgebaut, sich durch Originalserien von der Konkurrenz abzuheben. Daher haben sie auch sehr vielen neuen Serien grünes Licht gegeben. Ganz gleich ob schräg, experimentell oder sonst was, Netflix brachte sie groß raus. Doch wenn es darum ging, diese weiter fortzusetzen, greift Netflix sehr schnell zum Cancel-Hammer.

Dasselbe dachte man auch über The Umbrella Academy. Zwar schaffte es die Adaption des Comics von Dark Horse auf drei Staffeln zu kommen, doch der Hype der ersten Staffel lässt sich lange nicht mehr duplizieren. So waren die Fans begeistert als eine vierte Staffel angekündigt wurde – bis sie herausfanden, dass diese auf nur sechs Episoden gekürzt wurde. Ein schlechtes Zeichen für einen soliden Abschluss!

Dabei wirkten die ersten zwei Episoden ziemlich vertraut: Die Truppe kommt nach Jahren wieder zusammen und ein unvorhergesehenes Ereignis, in diesem Fall eine Rettungsaktion, schweißt sie zusammen.

Schon bald erhalten sie auch ihre Kräfte wieder, wenn auch mit leichten Änderungen: Lila hat plötzlich Laseraugen, Fünf teleportiert sich immer wieder zu einem mysteriösen Bahnhof und Ben’s Tentakel kommen nun aus dem Rücken und nicht mehr aus seiner Brust. Und auch die Verfolgungs- und Actionsszenen aus der zweiten Episode sind so abgedreht, wie man es von der Serie kennt.

Doch dann…

Den Zug verpasst

Was tut man mit den Hargreeves-Geschwistern, wenn man nur sechs Episoden hat? Richtig, man teilt sie auf und lässt sie ihr eigenes Ding durchziehen!

Moment, was?

Tja, offenbar versuchte man ein Vorgehen wie in den früheren Staffeln, in denen die dysfunktionale Familie ihre eigenen Handlungsstränge hatte, die zum Schluss dann zusammengeführt wurde. Doch ich wiederhole: Es sind nur sechs Episoden! Es bleibt nicht genug Zeit, diesen Nebenhandlungen genug Bedeutung zuzuordnen, oder diese mit der Haupthandlung zu verbinden. So haben wir beispielsweise Diegos und Lilas Eheprobleme, Klaus, der in alte Muster verfällt und Luther, der sich in der CIA durchschlägt, weil die Autoren auf Teufel komm raus nicht wissen, was sie mit ihm anfangen sollen. Spoiler: Keines der genannten Handlungen läuft irgendwo hin.

Das Schlimmste jedoch ist, dass sich die ehemaligen Mitglieder der Umbrella Academy nicht so anfühlen, als haben sie Fortschritte gemacht. Stattdessen wirkt es, als würden sie in ihre alten, dysfunktionalen Verhaltensweisen verfallen. Und auch frühere Konflikte wurden nicht aufgegriffen. Hat Allison in der letzten Staffel nicht ein paar fragwürdige Entscheidungen getroffen, für die sie nie geradestehen musste? Und was wurde eigentlich aus Sloane und Raymond? Wahrscheinlich wurde hier das Motiv “Alles auf Anfang” ein wenig zu wörtlich genommen.

Und was macht Fünf?

Die schlimmste Zeitlinie

Dabei ist die Idee hinter der vierten Staffel eigentlich ganz interessant: Durch das Einmischen der Geschwister, entstanden zahlreiche Zeitlinien, die durch die Zugstationen verkörpert werden, in die Fünf reist. Umso blöder ist es, dass mit dieser Prämisse kaum etwas getan wird. Stattdessen sieht man nur ein paar alternative Zeitlinien als Gimmick und weitere Multiversum-Tropes, die man schon oft in Filmen und Serien gesehen hat. Dieselbe Enttäuschung fühlt man auch bei Fünf. Dieser ist nicht mehr so proaktiv wie früher und wirkt fast schon müde. Hier fällt einem wieder ein, dass es tatsächlich ein alter Mann im Körper eines Jungen ist.

Welche Konflikte bleiben uns noch? Ach ja, die Hüter mit Gene (Nick Offerman) und Jean (Megan Mullally), die diskreditierten Professoren, deren Verhalten selbst für diese Serie bizarr sind. Schön zu wissen…

Der Jennifer-Reinfall

Oh Ben, du hattest es nie leicht. Erst stirbst du bei dem mysteriösen “Jennifer-Vorfall”, nur um dann als Geist an einen Junkie gebunden zu sein. Und selbst die alternative Version von dir hat einfach kein Glück: Erst siehst du wie deine Familie stirbt, dann dein Universum und selbst in der neuen Zeitlinie verbringst du die meiste Zeit über im Knast. Da ist es doch kein Wunder, dass man ihm zumindest zum Schluss einen etwas größeren Fokus gibt. Leider verrennt man sich hierbei gnadenlos, denn man wusste nicht wirklich, wohin nun seine Reise gehen soll.

Eines muss man den Autoren jedoch lassen: Man hat das Rätsel des Jennifer-Zwischenfalls rund um Bens Tod aufgedeckt, wenn auch kurzgefasst. Dies hätte eine um einiges größere Wirkung gehabt, wenn man der namengebende Jennifer, die Ben eventuell trifft, zumindest etwas mehr Persönlichkeit gegeben hätte. Stattdessen ist das Interessanteste an ihr, dass sie als Kind in einem Riesentintenfisch gefunden wurde (für die Comicverhältnisse ist das noch ziemlich normal). Aber ich nehme mal an, ich sollte froh sein, dass zumindest ein angedeutetes Mysterium erklärt wurde. Nicht alle hatten das Vergnügen.

Ganz genau! Ich erinnere mich noch an die Post-Credit Szene aus dem Ende der dritten Staffel mit dem alternativen Ben im koreanischen Zug! Es war kein Traum, er war da! Die Hüter haben Recht!

Nicht mit einem Knall, sondern mit einem Hargreeves

Man konnte die Verzweiflung der Autoren fast schon riechen als diese versuchten, die wirre Handlung in der wenigen Zeit zu einem Abschluss zu führen. Das merkt man sehr gut an der lächerlichen Erklärung für die aktuelle Apokalypse. Dabei waren die bisherigen Weltuntergänge relativ einfach und selbsterklärend: Mal stürzte der Mond auf die Erde, mal war es ein nuklearer Krieg und mal wurde das Universum durch einen Zeitparadox zerstört. Simpel! Doch diesmal wirkt die Erklärung für die Apokalypse lächerlich konstruiert, absolut nicht nachvollziehbar und schnell abgefrühstückt.

Genauso schnell abgefrühstückt ist auch die Geschichte rund um Reginalds Frau. Wir erinnern uns: Abigail, die auf einem fremden Planeten verstarb und die einzig lebende Person, für die Reginald etwas empfand. Nun ist sie lebendig – Doch einen großen Unterschied macht es nicht. Stattdessen hat man noch irgendwie versucht, sie als wichtigen Charakter in die Handlung und als Zentralfigur für die anstehende Apokalypse einzufügen. Dass das in der kurzen Zeit nicht funktioniert und ihre Handlung während des Serienverlaufs keinen Sinn macht, muss ich hoffentlich nicht extra erwähnen. Und was ihre Vorgeschichte angeht, wird ebenfalls so gut wie gar nichts erklärt.

Und dann das Finale. Grundgütiger… das Finale! Ich frage mich wirklich, wie man so sehr die Haupthandlung ignorieren kann, nur um dann zum Schluss zu so einer radikalen Schlussfolgerung zu kommen. Es gab weder einen Aufbau noch nachvollziehbare Beweggründe, man wusste sich einfach nicht weiter zu helfen.

Das Ende lässt dich sprachlos zurück – doch nicht aus guten Gründen!

Fazit

3.8/10
Mies
Community-Rating:
Handlung 2.5/10
Emotionen 3/10
Charaktere 3/10
Action 5.5/10
Visuelle Umsetzung 5/10

The Umbrella Academy Staffel 4 ist der Beweis dafür, dass es was Schlimmeres gibt, als eine vorzeitige Absetzung.

Sechs Episoden waren nicht ausreichend, um diesen Comicepos ehrenhaft abzuschließen. Doch man kann nicht alles auf die geringe Laufzeit schieben. Dafür gab es viel zu viele Nebenhandlungen, die nirgendwo hinführen und eine Verhalten von Charakteren, von denen man mittlerweile Besseres erwartet hätte. Auf eine anfänglich vielversprechende Prämisse kommen fragwürdige Entscheidung, unausgereifte Nebencharaktere und ein so desaströses Finale hinzu, dass man sich mit dem offenen Ende der dritten Staffel zufrieden gegeben hätte.

So wie es aktuell ist, steht eines fest: Bei so einem Finale kann die Apokalypse nicht schnell genug kommen!

Artikel vom 22. August 2024

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