Fargo ist ein Meisterwerk. Regisseur Joel Coen schafft es jedem Darsteller, egal ob Kleinst- oder Hauptdarsteller Leben einzuhauchen. Selbst Nebenrollen oder gar Komparsen sind einzigartig und oft unterhaltender als viele Hauptdarsteller in anderen Filmen.
Vorwerfen ließe sich Fargo, dass seine Handlung nur wenig echte Spannung bietet. Doch beabsichtigen die Coen Brothers genau das. Die träge Geschwindigkeit der Handlung und die chronologische Folge der Ereignisse passt zu den lethargischen Charakteren, die der Film so hervorragend portraitiert. Schritt für Schritt entwickeln sich die Ereignisse und reiten deren Charaktere mehr und mehr ins Fiasko. Fargo ist komisch aber nicht albern doch platt ist der Film allemal nicht und transportiert einen Appell an unsere westliche Gesellschaft.
Die Menschen in Fargo sind genauso kalt wie der eisige Winter, der sie umgibt. Denn die meisten Charaktere des Films denken nur an sich und an Dollars. Es geht andauernd nur um das Geld. Das Entführungsopfer, Miss Lundegaard, spielt keine Rolle. Die Coen Brothers setzen dieses egoistische Feilschen und Gezeter konsequent um und würdigen der Entführten nahezu keine eigene Szene. Den größten Teil des Films hat Miss Lundegaard einen Sack auf dem Kopf. Niemand schert sich um ihr Wohlergehen.
Verstörend daran ist auch, dass Hauptdarsteller Jerry Lundegaard, sein Stiefvater und sogar die zwei Entführer alle menschliche Seiten haben und keine grundsätzlichen Monster sind. In ihrer Ignoranz scheinen alle Parteien schlichtweg zu vergessen, dass es hier um Menschenleben geht. Jerry vergisst sogar seinem Sohn von der Entführung seiner Mutter zu erzählen. Als er es doch tut, schafft er es nicht einmal den armen Jungen in den Arm zu nehmen.
Fargo hält der amerikanischen im Besonderen, und der westlichen Gesellschaft im Allgemeinen, einen Spiegel vor. Darin sehen wir unsere Augen gierig starren. Kalte Dollars spiegeln sich darin.
Nur Sherriff Gunderson gibt uns Hoffnung. Die Schwangere ist der moralische Anker des Films. Gegen Ende des Films scheint sie das Publikum, also uns, direkt anzusprechen und trifft voll ins Schwarze: „Es gibt mehr im Leben, als ein bisschen Geld, wissen Sie? Wissen Sie das etwa nicht?“ Und nach einer langen Pause: „Ich verstehe es einfach nicht.“ In zwei Monaten bekommt Marge ihr Baby. Wenigstens ihr Kind, wird mit der richtigen Überzeugung aufwachsen.
Ob die gleichnamige Spin-Off-Serie mit Fargo, dem Film, mithalten kann steht in einer eigenen Review zur ersten Staffel von Fargo.
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