8.9/10

Kritik: Hannibal – Staffel 3

Die Reise in die menschliche Psyche geht in die dritte Runde!

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Genres: Drama, Krimi, Startdatum: 05.09.2015

Interessante Fakten für…

  • Mads Mikkelsen verbesserte sein kulinarisches Wissen als Vorbereitung auf die Rolle und performte alle Kochszenen selbst.
  • Um die blutige Grundstimmung zu unterstreichen, ist die Farbe Rot in fast allen Szenen sichtbar vertreten.

Hannibal, der Underdog von Bryan Fuller, muss sich zwischen den ganzen anderen großen und populären Serien durchkämpfen. Er ist der Geheimtipp, der unter dem Radar fliegt und den zu wenige Leute auf dem Schirm haben. Staffel 1 hat total überrascht und war richtig klasse, Staffel 2 war sogar noch einen Tick besser und hatte ein aufwühlendes Finale, an das man sich noch sehr lange zurückerinnern wird. Doch was kann die vorerst letzte und dritte Staffel? In dieser Review gehe ich auf wichtige Ereignisse der vorangegangenen Staffeln ein und auch bestimmte Begebenheiten der 3. Staffel werden angesprochen. Ich spreche eine Spoilerwarnung an alle aus, die Staffel 1 und 2 nicht gesehen haben oder von der dritten Staffel wirklich überhaupt nichts wissen wollen. Euch empfehle ich nur das Fazit zu lesen und zu einem späteren Zeitpunkt auf die vollständige Review zurückzukommen. Allen anderen viel Spaß!

#HannibalHuldiger #IndieLiebhaber #GameGeek

Darum geht’s

Nach dem sehr emotionalen Finale der 2. Staffel und den damit verbundenem Cliffhanger, kam einem die Wartezeit auf die 3. Staffel unendlich lange vor. Zum Schluss war meine Geduld aufgebraucht und meine Erwartung und Vorfreude hatten enorme Ausmaße angenommen. Umso mehr war es eine Erleichterung und ein Gefühl des Nach-Hause-Kommens als die erste Folge im stockdunklen Zimmer über den Bildschirm flackerte.

Serienmörder Dr. Hannibal Lecter (Mads Mikkelsen) und seine ehemalige Psychiaterin Dr. Bedelia Du Maurier (Gillian Anderson) sind in Europa angekommen und haben begonnen, sich in der italienischen Stadt Florenz ein neues Leben aufzubauen. Auf der anderen Seite des Atlantischen Ozeans stellt sich derweil heraus, wer das Massaker im Hause Hannibal überlebt hat. Sowohl Will Graham (Hugh Dancy), Special Agent Jack Crawford (Laurence Fishburne), Dr. Alana Bloom (Caroline Dhavernas) als auch diverse andere Parteien haben großes Interesse an der Person Hannibal und seiner Ergreifung. Ab diesem Zeitpunkt geht das Katz-und-Maus-Spiel erneut los: Es entsteht ein Wirrwarr an Bündnissen, Verschwörungen, Gefühlen und Gedanken. Es wird wieder gekocht und auch der ein oder andere Blutspritzer findet seinen Weg auf den heimischen Bildschirm.

Neues Setting mit italienischem Flair

Die Staffel lässt sich in Bezug auf die Handlung Zeit und startet mit einem langsamen und ruhigem Erzähltempo. Im Mittelpunkt stehen anfangs vor allem Hannibal und Du Maurier und deren Beziehung sowie die Auflösung des Cliffhanger der zweiten Staffel. Ebenfalls Hannibals ehemalige Opfer sowie seine eigene Vergangenheit und Jugend spielen eine wichtige Rolle. Aufgrund des Wechsels des Settings und des italienischen Flairs, stellt sich außerdem eine ungewohnte Atmosphäre ein. Dieses Tempo wird bis zur vierten Episode gehalten, dann beginnen sich die Ereignisse zu überschlagen.

Zweigeteilter Inhalt

Erwähnenswert ist außerdem noch, dass die Story-Struktur im Vergleich zu den vorangegangenen Staffeln verändert wurde: Bisher hatte jede Staffel ein übergeordnetes Thema: In der ersten weiß nur der Zuschauer, wer sich hinter der Identität Hannibals wirklich verbirgt und die Akteure versuchen die Morde des Chesapeake Ripper aufzuklären. In der zweiten Staffel weiß nur Will, wer sich hinter Hannibals Identität wirklich verbirgt. Sein Ziel ist es, von nun an diese an das Licht der Öffentlichkeit zu bringen und seine Unschuld gegenüber Jack Crawford zu beweisen. In der dritten Staffel gibt es zum ersten Mal zwei übergeordnete Themen: In der ersten Hälfte wissen alle, wer sich hinter der Identität des Hannibal wirklich verbirgt und alle Akteure der Serie haben Interesse an ihm. In der zweiten Hälfte tritt ein neuer Killer – der große Rote Drache –  auf den Plan, den es zu fassen gilt.

Beide Themen und Inhalte sind sehr gut umgesetzt, doch gilt es trotzdem zu sagen, dass die erste Hälfte deutlich mehr Zugkraft besitzt. Den großen roten Drachen hat Richard Armitage zwar sehr gut zum Leben erweckt, doch dass dafür Hannibal häufiger in den Hintergrund tritt, ist sehr schade. Aufgrund dieser strukturellen Spaltung gibt es in der dritten Staffel auch zwei große Höhepunkte, einmal in der Mitte und einmal am Ende. Beide sind absolut stark in ihrer Wirkung, reichen aber auch hier nicht an Staffel 1 oder 2 heran. Insgesamt kommt das Gefühl auf, dass krampfhaft versucht wurde – möglicherweise aufgrund der drohenden Absetzung – zwei Staffeln in eine zu pressen. Das ist zwar durchaus gut gelungen, aber dafür muss vor allem der Ausbau der Nebencharaktere Einbußen in Kauf nehmen.

Mads Mikkelsen in der Rolle seines Lebens

Die Charakterbesetzung und schauspielerische Leistung ist in dieser Staffel jedoch genauso stark wie gewohnt. Der Däne Mads Mikkelsen (Casino Royale, Adams Äpfel, Die Jagd) war ja schon immer ein Schauspieler, dem man bei seiner Arbeit gerne zuschaut. Doch mit Hannibal Lecter hat er die Rolle seines Lebens gefunden und vermutlich auch die bisher beste Leistung seiner Karriere abgegeben. Seine Darstellung des Kannibalen von nebenan, wird vermutlich auch sein Markenzeichen sein und diese Kombination wird man auch nicht mehr aus dem Gedächtnis streichen können. Er verkörpert Dr. Lecter mit jeder seiner Poren und in jeder noch so kleinen Einstellung. Mikkelsen verströmt in jedem seiner Auftritte eine Präsenz, die ihresgleichen sucht: Er ist kalt, berechnend, hoch intelligent, präzise, abstoßend und widerwärtig. Zugleich aber auch anziehend, geheimnisvoll, behutsam und er verbreitet eine vertraute Aura. Er spielt schlichtweg alle anderen an die Wand! Hugh Dancy (Martha Marcy May Marlene, King Arthur), Laurence Fishburne (Matrix, Batman v Superman) und Caroline Dhavernas (Wonderfalls, Off the Map) sind weiterhin von der Partie und machen ihren virtuellen Charakteren weiterhin alle Ehre, sowie auch ebenfalls alle neuen und alten Nebendarsteller. Eine Nebenrolle der vorangegangen Staffeln wurde in den Stand einer Hauptrolle aufgewertet: Gillian Anderson (New York für Anfänger, Johnny English – Jetzt erst recht!) als Dr. Bedelia Du Maurier. Bei ihr fragt man sich von Anfang an, welche Bedeutung sie noch spielen wird. Eine neue und größere Rolle bekleidet Richard Armitage (Der Hobbit, Captain America: The First Avenger) als Francis Dolarhyde auch bekannt als der große rote Drache. Auch er gibt als Bösewicht eine makellose Performance zum Besten, muss sich jedoch Mikkelsens Serienmörder Hannibal in allen Belangen geschlagen geben.

Dialoglastige Therapiesitzung

Neben den Charakteren sind die Dialoge ein weiterer essentieller Punkt. Sie sind intelligent und fordern den Zuschauer zu jeder Zeit. Jede gesprochene Zeile strotzt nur so vor Bedeutung und tiefgehender Message, die dem unaufmerksamen Zuschauer nur zu leicht entgehen können. Das Wichtige liegt häufig nicht in den oberflächlichen Dingen, sondern in den Nuancen und Details. Bildliche Metaphern sind allgegenwärtig und laden zum Interpretieren ein.

Trotz des anfänglich noch gemächlichen Tempos ist die dritte eine hoch spannende Staffel, die zumindest mich des oft dazu gebracht hat, dass ich mich, vor Spannung, an meinem Sessel festkrallen musste. Die Suspense ist häufig bis zum Zerreißen gespannt und man ertappt sich nur zu häufig dabei, dass man nach einer Episode über das Gesehene nachdenkt. Höhepunkte stellen dabei meist die Interaktionen von Dr. Lecter und Will Graham dar. Diese Szenen gehen wirklich unter die Haut. The bromance is real!

Technisches Beinahe-Kunstwerk

Technisch zeigt sich Hannibal unter der Leitung von Bryan Fuller ebenfalls von seiner Schokoladenseite. Seien es einzigartige und unübliche Aufnahmen, Kameraperspektiven und Bildkompositionen, die häufig Realität und Fiktion sowie Kunst und Inhalt verschmelzen lassen. Oder aber der Sound, der zwischen aufreibend – mit atonalen, schrillen Klängen – und ruhig – mit warmen und melancholischen Musikstücken – wechselt. Er macht einen großen Teil der Spannung aus und lässt einem mehr als einmal das Blut in den Adern gefrieren.

Doch diese technische Raffinesse dient nicht nur dem Selbstzweck, sondern spiegelt sich auch in Lecters Kunst- und Weltverständnis sowie in der Art und Weise, wie er seine Opfer tötet, wieder. Auch das Spiel von Licht und Schatten ist ein Element, dass sehr prägnant eingesetzt wird und seine Existenzberechtigung in den Charakteren hat, die selten nur schwarz und weiß oder gut und böse sind. Hier ist aber auch ein kleiner Kritikpunkt anzubringen: Das Bild ist an vielen Stellen schon sehr, sehr dunkel, was dazu führt, dass es zuweilen die stilistische Schärfe der ersten beiden Staffeln verliert. Ich habe mich des Öfteren gefragt: „Ist es so beabsichtigt, dass ich jetzt nur diesen Bildausschnitt klar und deutlich sehe?“. Würde man sich nicht im professionellen Bereich befinden, könnte man fast meinen die Sets seien falsch und schlecht ausgeleuchtet worden. Doch bestimmt ist das alles so gewollt und auch im Kontext der Serie und der Settings als logisch und durchdacht zu Betrachten, was trotzdem nichts daran ändert, dass es mir mehr als einmal negativ aufgefallen ist.

Fazit

8.9/10
Sehr Gut
Community-Rating: (3 Votes)
Handlung 8.5/10
Schauspieler 9/10
Spannung 9/10
Dialoge 9/10
Visuelle Umsetzung 9/10

Da sich leider kein neuer Sender nach dem Aus bei NBC für die Fortsetzung gefunden hat, ist Hannibal vorerst beendet und auch die Chancen auf eine Weiterführung sind verschwindend gering. Schade? Definitiv: Ja! Doch unter Umständen auch besser so. So wird immerhin einer „Ausschlachtung“ vorgebeugt. Und die drei qualitativ absolut hochwertigen Staffeln laden ja auch zum erneuten Schauen ein. Und wer dann von Hannibal immer noch nicht genug hat, für den gibt es ja immerhin noch Das Schweigen der Lämmer und Roter Drache.

Die dritte Staffel überzeugt durch einen starken Cast, viele interessante Charaktere, einen wendungsreichen Plot und viel Spannung. Sie fällt im Vergleich zu Staffel 1 und zwei 2 jedoch etwas ab. Insgesamt wird die Serie gebührend abgeschlossen, das Finale lässt jedoch ein offenes Ende und einige unbeantwortete Handlungsstränge zurück, was etwas schade ist. Abschließend gilt es  nur noch Folgendes zu sagen: Schaut euch Hannibal an und verbreitet die Kunde dieser Serie, die es verdient mehr Beachtung zu bekommen. Ob Breaking Bad, Game of Thrones oder The Walking DeadHannibal spielt in derselben Liga. Und tut bitte allen einen Gefallen: Schaut es euch legal bei einem der diversen Streaminganbieter oder gleich auf Blu-Ray/DVD an. Ein Grund für die Absetzung war nämlich auch das große Aufkommen an Piraterie!

Artikel vom 27. März 2016

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