Background-Check: Blade Runner 2049

ZEIGT ‘BLADE RUNNER 2049’ UNSERE ZUKUNFT?

In ‘Blade Runner 2049’ ist die Erde am Ende. Das Bild, das der Dystopie-Thriller zeichnet ist nicht nur deprimierend, sondern ziemlich wahrscheinlich. Warum das so ist, haben wir in unserem Background-Check zusammengetragen.

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#storysüchtig #strangerthings #schwarztee

1. Zerstörte Umwelt

Der Smog, der den Himmel bedeckt, ist der Kern allen Übels.

Officer K (Ryan Gosling) in einer nebligen Stadt in Blade Runner 2049

Sowohl der Klassiker von 1982 als auch das Sequel von 2017 werden von ungesund-gelbem Smog beherrscht. Der dichte Staubnebel lichtet sich nie, sodass lediglich fahles Tageslicht auf die Erde fällt. Wie diese Smog-Suppe zu Stande kommt, bleibt – wie so vieles in der Filmreihe – im Dunkeln. Wahrscheinlich ist jedoch, dass der Klimawandel, den wir bereits heute zu spüren bekommen, schuld ist. Aktuell rechnen Wissenschaftler mit einem globalen Temperaturanstieg von 1,5 bis 4,0 Grad Celsius bis zum Ende des Jahrhunderts.

Das klingt vielleicht wenig, würde aber jede sechste Spezies Aussterben lassen. In der Blade Runner-Reihe ist genau das geschehen. Hunde, Katzen, Schlangen, alle Arten von Haustieren sind überwiegend künstlich. Replikanten-Tiere, wenn man so will. Wenn nicht sogar schlimmer betroffen, ist die Flora: Der tote Baum am Anfang von Blade Runner 2049 ist Indiz und Mahnung zugleich. Besonders krass: Von einem Handwerker erfährt Officer K, dass er reich ist: Er besitzt ein Spielzeugpferd aus echtem Holz. Mit dem Mangeln an Natur, beginnt der Teufelskreis erst richtig: Wenn keine Pflanzen da sind, die das überschüssige Kohlenstoffdioxid verarbeiten, dann wird unsere Erde immer schneller unbewohnbar – und der Staubnebel immer dichter.

2. Lebensmittelknappheit

Maden-Farmer wie Sapper Morton (Dave Bautista) sorgen für den Proteinnachschub der Gesellschaft.

Dave Bautista in Blade Runner 2049

Das Artensterben bringt uns zu einem weiteren Problem: Ohne Pflanzen erodiert und versandet der Boden. Das ruft Staub- und Sandstürme hervor, die wiederum die Ernte vernichten, wie es bereits Interstellar von Christopher Nolananschaulich bebildert. Auch Blade Runner 2049 spielt auf dieses Horrorszenario an: In den ersten Bildern des Films schwebt Officer K über ein Meer aus Gewächshäusern, die sich bis zum Horizont erstrecken. Nur, dass in den Plastiktunneln kein Gemüse oder Obst gedeiht, sondern milchig-weiße Maden.

Wenig später, im Verhör mit Officer K, gibt der Replikant Morton (Dave Bautista) an, dass er Proteinfarmer sei. Klingt nach Zukunftsmusik, ist es aber nicht: Seit August 2017 können erstklassige Proteinlieferanten wie Maden, Mehlwürmer und Co. in Schweizer Supermärkten gekauft werden. Wen die Vorstellung Insekten zu essen ekelt, sei getröstet: In Blade Runner 2049 ist zu sehen, wie ein schmackhaftes Hologram-Gericht auf den Proteinschleim projiziert wird. Das Auge isst eben mit.

3. Probleme bei der Energieversorgung

Ein gigantischer Staudamm erstreckt sich am Rand von Los Angeles.

Deckard und Officer K am Fusse eines gigantischen Staudamms in Blade Runner 2049.jpg

Eng verknüpft mit dem Klimawandel ist die Energieversorgung eine der drängendsten Fragen unserer Zeit. Minimiert sich unser heutiger Energiebedarf nicht drastisch, ist mit Engpässen zu rechnen. In Blade Runner 2049 steht außer Frage, dass fossile Brennstoffe wie Benzin, Diesel und Kohle mit Schuld am Smog sind. Es wird jedoch nicht eindeutig klar, ob diese Energieträger noch immer eingesetzt werden. Sicher ist jedoch, dass die Energieversorgung eine Herausforderung ist.

Keine Lösung des Problems ist Solarenergie, wie schon in den ersten Einstellungen des Films klar wird: Wie eine Nekropolis erstrecken sich abgewrackte Solarthermie-Kraftwerke bis zum Horizont. Schließlich dringen kaum Sonnenstrahlen durch die Staubglocke zur Erde. Auf den ersten Blick scheint also Atomenergie die wahrscheinlichste Energiequelle in Blade Runner 2049 zu sein. Tatsächlich ist aber auch Kalifornien nicht von dessen schlummernden Risikopotenzial verschont geblieben: Die Zone in der sich Deckard aufhält, ist ein modernes Tschernobyl der Superlative. Eine verlassene Millionenstadt voll radioaktiver Strahlung.

Was bleibt, ist Wasserkraft. Schon 2015 beschloss der Staat Kalifornien, dass bis 2030 die Hälfte seiner Energie aus regenerativen Quellen wie Wasserkraft stammen soll. In Blade Runner 2049 scheint das umgesetzt zu sein: Ks fliegendes Fahrzeug passiert einen kilometerlangen Wasserdamm, der den Moloch Los Angeles wie ein kleines Gebirge flankiert.

4. Kaum Fortschritt

In den letzten 30 Jahren hat sich die Welt technologsich kaum weiterentwickelt – die Röhrenbildschirme im Hintergrund des Bildes sind noch immer in Gebrauch.

Ana De Armas ist als Replikantin Joi in einem staubigem Raum mit alten TV-Geräten.jpg

Blade Runner 2049 spielt 30 Jahre nach den Ereignissen von Blade Runner. Interessant ist, dass sich die Welt in besagter Zeitspanne kaum weiterentwickelt hat. Zwar hat Unternehmer Wallace die aufmüpfigen Nexus-8-Replikanten überarbeitet. Raumgreifende Innovation lässt sich diesbezüglich jedoch nicht erkennen. Dasselbe gilt für das Alltagsleben: Im ersten Teil der Reihe bedient Deckard (Harrison Ford) eine Art Computer, dem er via Sprachsteuerung den Befehl gibt, ein Foto zu vergrößern. Im Sequel fordert Officer K ein identisch operierendes Mikroskop auf dieselbe Weise auf, die Aufnahme eines Knochens zu vergrößern. Auch sonst lassen sich wenige Neuerungen ausmachen: So werden die fliegenden Autos des LAPD nach wie vor manuell gesteuert. In unserer Welt ist autonomes Fahren jedoch zumindest im Kern serienreif, wie Tesla bereits unter Beweis stellt.

5. Überbevölkerung in Millionenstädten

Ein Concept Artwork zum Film malt ein düsteres Bild der Megacity Los Angeles.

Concept Art der Megacity Los Angeles für den Film Blade Runner 2049.jpg

Während du die oberen Abschnitte dieses Artikels gelesen hast, sind weltweit circa 500 Kinder geboren. Insgesamt werden es heute fast eine Viertel Millionen sein. Überbevölkerung ist eine Bedrohung, die unmittelbar bevorsteht – schon heute. Zwar verursachten Versorgungskrisen, die die Welt von Blade Runner zweifelslos verheerend mitgenommen haben müssen, Millionen Tode. Jedoch drängen die Überlebenden in Megacities wie Los Angeles. Ein Phänomen, das bereits heute zu erheblichen Problemen führt. Aktuell gibt es 20 Megacities – Städte also, die über 10 Millionen Einwohner zählen. Zum Vergleich: 1950 waren es nur zwei.

Ebenfalls wahrscheinlich ist die ethnische Zusammensetzung, die Blade Runner illustriert. Der überwiegende Anteil der Einwohner von Los Angeles scheint chinesische Wurzeln zu haben. Mit über 1,3 Milliarden Einwohnern stellt die Volksrepublik schon heute den größten Anteil der Weltbevölkerung. Keine schlechten Aussichten in 2049 auch in Los Angeles die Nummer eins zu sein.

Artikel vom 7. Oktober 2017

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