8.1/10

Kritik: Die Eiskönigin 2

Ein Lied von Eis und Natur

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Genres: Animation, Startdatum: 20.11.2019

Interessante Fakten für…

  • Wie fast immer in neueren Disney-Filmen lassen sich kleine Querverweise an andere Filme finden. Wenn am Anfang die junge Anna und Elsa mit Schneefiguren spielen, solltet ihr genau hinsehen, vielleicht entdeckt ihr bekannte Charaktere.
  • Im 1. Teil war Elsa niemals Barfuß zu sehen, das Animationsstudio musste sich also keine Gedanken um ihre Zehen machen. Für diesen Film mussten sich nun auch Zehen animieren, eine völlig neue Aufgabe für einen eigentlich fertig animierten Charakter.

Nach ganzen sechs Jahren hat der Disney Hit ‘Die Eiskönigin’ sein verdientes Sequel bekommen.  Wieder leihen Yvonne Greitzke, Dina Kürten, Hape Kerkeling und Leonhard Mahlich ihre Stimmen und hauchen den Charakteren, zusammen mit aufwendiger Computeranimation, Leben ein. Doch ist ‘Die Eiskönigin 2’ dem Erfolg seines Vorgängers gewachsen und verdient einen Platz in den Reihen der gefeierten Disney-Filme?

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#Marvelgeek #Genießerin #Trash

Darum geht’s

Drei Jahre sind vergangen und das Leben in Arendelle hat sich langsam normalisiert. Elsa hat ihre Kräfte im Griff, Anna und Kristoff lieben sich weiterhin und Olaf, naiv und aufgedreht wie gewohnt, nimmt schon fast eine kindliche Rolle ein. Elsa fühlt sich jedoch nicht ganz zugehörig und hört eine Stimme, die sie zu rufen scheint. Gemeinsam mit den üblichen Verdächtigen, macht sie sich auf die Suche nach den Ursprüngen ihrer Fähigkeiten und sich selbst. Schnell findet sie heraus, dass sie mit ihrer Magie nicht allein auf der Welt ist.

Roter Faden mal drei

Für 103 Minuten bekommt man sehr viel auf der Leinwand zu sehen. Einige Ortswechsel, Charaktere gehen verschiedene Wege, Beziehungen werden auf die Probe gestellt. Es reicht aus, um nach dem Film den Eindruck zu haben, den Anfang nochmal schauen zu müssen. Trotz dieser Handlungsfülle ist ein klarer roter Faden zu erkennen. Visuell wurde dieser sehr clever dargestellt und der Haupthandlungsstrang mit Elsa, die versucht der Stimme zu folgen, die sie ruft, bleibt im Vordergrund und ist dadurch sehr gut mitzuverfolgen. Auch musikalisch wiederholt sich das Thema, sodass der ganze Film auf drei Ebenen, also inhaltlich, visuell und musikalisch, abgerundet wirkt.

Spannend ist an der Stelle das Wiederaufgreifen einiger Elemente aus dem ersten Teil, wodurch ein Bogen zum Vorgänger gespannt wird. Dadurch werden vom ersten Teil Fragen beantwortet, selbst diejenigen, von denen man nicht wusste, dass man sie überhaupt hatte. Nennenswert sind dabei die Ursprünge der Kräfte Elsas oder die Herkunft der Anfangsmelodie des ersten Teils. Auch bekommen die Eltern von Anna und Elsa mehr Screentime, was die Tragik ihres Todes stärker unterstreicht, als das im ersten Film der Fall war.

Mehr Rückblicke und Hintergründe der verstorbenen Eltern von Anna und Elsa.

Elsa und Anna als Kinder mit ihrer Mutter

Dennoch zieht die Fülle an Informationen Nachteile mit sich. So werden beispielsweise Nebenhandlungen teils angerissen, doch gegen Ende eher unbefriedigend aufgelöst, Beziehungsdramen sind dabei zu entstehen, werden aber am Ende übergangen, Wut ist vorhanden, wird aber zwischenmenschlich nicht zur Sprache gebracht. Durch fehlende Reibungen zwischen den Hauptcharakteren, schien alles sehr harmonisch, was durch das Fehlen eines aktiven Antagonisten nur noch unterstrichen wurde. Auch fehlten Ausbrüche starker Emotionen, bzw. eine vollständige Ausführung dieser. Im ersten Teil war das am Anfang der Fall, als Elsa und Anna sich heftig streiten und Elsa schließlich fliehen muss.

Mehr oder weniger erwachsen

Dass Charaktere im Laufe einer Geschichte erwachsen werden und Attribute wie Naivität ablegen, ist klar. Dabei sollte man jedoch darauf achten nicht den Witz der jeweiligen Personen zu verlieren. In ‘Die Eiskönigin’ von 2013 fängt Annas Leben erst richtig an. Sie kommt das erste Mal mit anderen Menschen in Berührung und begeht Fehler, auf die sie nie vorbereitet wurde. Ihre Spontanität und lockere Art mit Menschen umzugehen und auf sie zu zugehen hat im Sequel abgenommen. Von Verlustängsten geleitet, klammert sie sich sehr an Elsa, was an sich schon sehr anstrengend ist. Konversationen sind nicht mehr locker und es fehlen die kleinen Momente, in denen Anna unbedacht handelt, ohne sich Sorgen um Konsequenzen zu machen. Erwachsenwerden trägt somit nicht zwangsläufig zu einer Verbesserung des Charakters bei. Dennoch macht ihre reifere Art gegen Ende durchaus Sinn, wodurch man den Wandel etwas verzeihen kann.

Doch der Fokus ist ohnehin nicht mehr auf Anna, sondern auf Elsa. Das ist einer der Hauptunterschiede zwischen den beiden Teilen der Franchise, weshalb man die Filme gut separat voneinander betrachten kann. Magie spielt hier eine größere Rolle. Zuvor war Elsa der Fremdkörper. Sie hatte Kräfte, die niemand verstand und die nicht eingeordnet werden konnten. Die Fortsetzung setzt Elsa in einen größeren Zusammenhang und zeigt eine Welt in der Magie ihren Platz hat, eine Welt, in der es Fabelwesen gibt und Kräfte wirken, die über Elsas hinausgehen.

Elsa geht den Ursprüngen ihrer Magie auf den Grund.

Elsa nutzt ihre Magie auf einem Felsen

Bei Olaf wurde alles richtig gemacht. Oft neigen Filmemacher dazu, Publikumslieblingen plötzlich sehr viel Screentime zu geben, wodurch der Witz verloren geht, da sich der Zuschauer zu sehr an den Charakter gewöhnt. Das ist beim süßen Schneemann nicht passiert. Charakterdesign, Stimme und Text tragen zu dem Olaf bei, den man im ersten Teil zu lieben gelernt hat.

Allgemein sind Gruppendynamik und der familiäre Umgang miteinander gut dargestellt, wodurch dem Zuschauer die Möglichkeit gegeben wird, sich in die Situation einzufinden und Aktionen der verschiedenen Figuren nachzuvollziehen und mitzufühlen. Auch Elsas Andersartigkeit wird sehr dezent und doch klar wahrnehmbar in den Kontext gesetzt, sodass man genau versteht, warum Elsa aus ihrem gewohnten Umfeld ausbrechen muss, obwohl sie ihre Familie liebt und ihr Leben perfekt scheint.

Das Leben scheint perfekt, aber Elsa ist mit dem Kopf woanders.

Alle spielen Scharade, als Elsa eine Stimme hört

Mehr als nur eine hübsche Landschaft

Grafik und Animation halten was sie versprechen. Die Darstellung der Natur und ihrer Landschaften ist überwältigend und lädt dazu ein, den Film im Kino anzuschauen. Es wurden viele weitwinklige Einstellungsgrößen gewählt und durch die vielen Ortswechsel bekommt man viele verschiedene Landschaften zu sehen. Die Farben leuchten und geben das Herbstthema vor, was dann im starken Kontrast zu den Szenen im Eis steht.

So vielfältig wie die Darstellung der Natur sind auch die Designs der Kleider. Normalerweise ist man es gewohnt, dass Disney-Prinzessinnen höchstens zwei bis drei Outfits tragen. Man hat wieder einen Cinderella-Verwandlungs-Moment und das Auge wird sich durch den Film hinweg an keinem Design, sei es Naturdarstellungen oder Kleidung, sattsehen.

Strahlende Landschaften zeigen Norwegen von seiner schönsten Seite.

Norwegische Landschaft

Hallo, Ohrwurm

Am Soundtrack gibt es nur weniges auszusetzen. Der Titelsong, um die Radiowerbung mal zu zitieren, „geht ins Ohr, bleibt im Kopf“. Man merkt, dass die Lieder von Bobby und Kirsten Anderson Lopez Teil der Handlung sind und kein Extra. Dadurch hat der ganze Film einen Musical Charakter und die Texte erlauben einem ein tieferes Verständnis für die Gefühle und Motive der Figuren. Schön ist auch, dass Kristoff, gesprochen und gesungen von Leonhard Mahlich, diesmal ein umfangreiches und, dem Charakter gerecht, ironisch witziges Lied bekommen hat. (siehe Verlassen im Wald)

Auch an epischen Momenten und einem großen Finale mangelt es nicht. Man kann anfügen, dass die Lieder allgemein etwas anspruchsvoller geworden sind, sodass teilweise Tonlagen gefordert werden, an die Normalsterbliche vielleicht nach einem Ballon voll Helium rankommen. Die ersten beiden Songs folgen sehr schnell nacheinander, was ich persönlich als störend empfunden habe und es fehlt das Duett á la Disney, der Aladdin-Jasmin, oder „Liebe öffnet Tür‘n“- Moment. Doch diese Dinge außer Acht gelassen, ist der Soundtrack gelungen und durchaus mehrmals genießbar, außer man hat Angst vor einem Ohrwurm.

Fazit

8.1/10
Stark
Community-Rating: (2 Votes)
Handlung 7.5/10
Humor 8/10
Atmosphäre 7.5/10
Animation 9/10
Soundtrack 8.5/10
Details:
Regisseur: Chris Buck, Jennifer Lee,
FSK: 0 Filmlänge: 103 Min.
Besetzung: Dina Kürten, Hape Kerkeling, Leonhard Mahlich, Pia Allgaier, Willemijn Verkaik, Yvonne Greitzke,

Die Eiskönigin hat 2013 die Erwartungen an die Fortsetzung sehr hoch gesetzt. Mit der Masse an Handlung und Informationen, die der Film vermittelt, wurde weitestgehend gut umgegangen, obwohl einige Nebenhandlungen dadurch weniger gut gelöst werden konnten. Dennoch ist Elsas Reise gut nachzuvollziehen und man verliert den Faden nicht. Annas Charakter hat seine Spontanität etwas verloren, doch das machen witzige Einwürfe von Olaf wieder wett. Visuell werden Themen wie Magie und Natur schön umgesetzt, wodurch es Spaß macht den Film anzusehen. Der Soundtrack ist sehr gut eingebettet und unterstützt das Storytelling. Bis auf die Tatsache, dass das geliebte Disney-Duett fehlt, bleiben die Lieder im Kopf.

Alles in allem ein süßer Film, passend zu Disney leichte Kost mit witzigen Momenten und aufwendigen Musical Einlagen. Es werden offene Fragen aus dem ersten Teil beantwortet, sodass die Story hier ihren Abschluss finden kann. Am besten zu genießen mit einem Heißgetränk, Kuscheldecke und einer Prise Familie.

Artikel vom 26. November 2019

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