Kritik: Die Tribute von Panem – The Ballad of Songbirds and Snakes
ZWISCHEN HUNGER UND HORMONEN
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64 Jahre vor den Ereignissen des ersten Films: Die zehnten Hungerspiele stehen in Panem bevor. Doch das Interesse der Zuschauer:innen an den Spielen nimmt stetig ab. Als Mentor:innen für die Tribute fungieren dieses Mal die Absolventen der Akademie des Kapitols, unter ihnen auch der ehrgeizige Coriolanus Snow (Tom Blyth), dessen Familie ihr Vermögen im Krieg verloren hat. Dieser sieht seine Chance auf ein begehrtes Stipendium, wenn er seinem Tribut Lucy Gray (Rachel Zegler) hilft, in der Arena zu überzeugen. Doch hat die Außenseiterin aus Distrikt 12 überhaupt eine Chance auf den Sieg?
Acht Jahre ist es her, als mit Tribute von Panem: Mockingjay- Teil 2 der letzte Teil der erfolgreichen Filmreihe in den Kinos lief. Nun kehren wir zurück nach Panem, einem dystopischen Land, das nach einem Bürgerkrieg seiner Bevölkerung mithilfe der sogenannten Hungerspiele seine Macht demonstrieren will. Doch es ist ein anderes Land, noch weit entfernt von dem modernen Panem, das wir aus der Originalreihe kennen. Eine imposante Statue steht in der Mitte eines großen Platzes, umringt von alten Gebäuden. Im Hintergrund sind die ersten moderneren Bauten zu sehen – der Umbruch in Panem steht bevor.
Doch die Stimmung vor den zehnten Hungerspielen ist angespannt. Die Quote ist schlecht, das Spiel, in dem jeweils zwei Kinder aus den zwölf Distrikten von Panem in einer Arena um das nackte Überleben kämpfen, kann bei den Zuschauern nicht mehr punkten. Als die Tribute das Kapitol, die Hauptstadt Panems, erreichen, wird deutlich, wie sehr sich die Spiele von den Spielen unterscheiden, an denen Katniss Everdeen in der Originalreihe teilnahm. Statt in einem Hochgeschwindigkeitszug kommen die Teilnehmer in einem klapprigen, alten Güterzug an.
In die Vergangenheit Panems einzutauchen und die Anfänge der Hungerspiele zu verfolgen, ist durchaus interessant. Doch leider bekommt man als Zuschauer:in vom damaligen Panem wortwörtlich zu wenig zu sehen. Die Kamera schwenkt immer wieder auf den imposanten bereits erwähnten Platz und zeigt Innenaufnahmen von Gebäuden. Das Kapitol und seine Einwohner:innen bleiben unsichtbar, auch den Präsidenten von Panem bekommen wir nie zu Gesicht.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht der junge Snow. Ein Mann, der ehrgeizig ist und seinem verstorbenen Vater nacheifert. Doch die Hungerspiele sieht er durchaus kritisch und für sein Tribut, Lucy Gray, entwickelt er Gefühle. Wie wurde aus diesem Mann, der auch den Weg eines Rebellen hätte einschlagen können, der grausame Diktator, den wir aus der Originalreihe kennen? Der Film liefert uns eine plumpe und wenig überzeugende Antwort, die an die Geschichte des jungen Anakin Skywalker aus den Star Wars-Filmen erinnert. Es ist wieder eine tragische Liebe für die Wandlung des Charakters verantwortlich.
Kommen wir zur Handlung. Diese ist verwirrend und macht auch vor Logikfehlern keinen Halt. So macht Snow, der eigentlich als intelligenter Charakter eingeführt wird, blöde und unnötige Fehler. Gerade das Ende lässt einen mit einem großen Fragezeichen auf der Stirn zurück.
Auch die angeblichen Gefühle zwischen Snow und Lucy Gray kommen beim Publikum nicht an. Die belanglosen Dialoge zwischen den beiden erinnern an die Gespräche zwischen Anakin und Padmé aus den Star Wars-Prequels. Apropos Lucy – Sie hat eine tolle Stimme und kann singen, aber das war’s dann auch schon. So viel zu starken Frauenfiguren.
Wimmelte es in der Originalreihe noch von interessanten Nebencharakteren, wie zum Beispiel Katniss Mentor Haymitch, der einen eigenen Film verdient hätte, kann im Prequel keine Nebenfigur richtig überzeugen. Viola Davis als Antagonistin Dr. Gaul hat zwei verschiedene Augenfarben und mag Schlangen, aber sie besitzt nicht die Ausstrahlung, die Donald Sutherland als Snow in der Originalreihe hatte. Peter Dinklage läuft wie seine Paraderolle Tyrion Lennister betrunken herum, bekommt gegen Ende des Films einen starken Moment, aber mehr war leider nicht drin. Und genau wie in Star Wars macht der Film leider auch vor billigem Fanservice nicht halt.
Die wenigen starken Momente, die der Film hat, sind die in der Arena und die, die Parallelen zur Originalreihe aufweisen. Als einer der Tribute in der Arena seine verstorbene Mitspielerin liebevoll beerdigt und die Flagge des Kapitols runterreißt, um ihren toten Körper damit zu bedecken, sehen wir Katniss vor uns, wie sie im ersten Film ihre Mitspielerin Rue beerdigt. Da weckt der Film Emotionen beim Zuschauer – doch das reicht nicht aus, um über den insgesamt enttäuschenden Auftritt hinweg zu kommen.
Die Tribute von Panem – The Ballad of Songbirds and Snakes liefert uns leider keine befriedigende Antwort auf die Frage, wie aus einem hoffnungsvollen Mann der spätere Bösewicht Snow geworden ist. Stattdessen sehen wir eine wenig überzeugende Liebesgeschichte und Nebenfiguren ohne Tiefe. Sobald es in die Arena geht, erzeugt der Film durchaus Spannung und Emotionen, doch das ist zu wenig, um den Zuschauer zu überzeugen. Da schaut man sich lieber die Originalreihe an – mit einer starken Frauenrolle, interessanten Figuren und einer wichtigen, politischen Botschaft.
Artikel vom 26. November 2023
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