8.2/10

Kritik: Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben

ROLL AUF ERFOLG!

Jetzt direkt streamen auf:

[jw_add_widget-sc]

Genres: Abenteuer, Action, Fantasy, Startdatum: 31.03.2023

Interessante Fakten für…

  • Wizards of the Coast hat für die Hauptcharaktere Statistikblöcke im D&D-Stil erstellt, die ihre Fähigkeiten und Eigenschaften zeigen.
  • Alle im Film verwendeten Zaubersprüche stammen aus dem Pen-and-Paper-Rollenspiel Dungeons & Dragons.
  • Was die Klassen der Hauptcharaktere angeht, wurden einige Änderungen durchgeführt. So können Druiden sich nach den offiziellen D&D-Regeln nicht in Owlbears verwandeln und Barden können normalerweise zaubern.

Mit “Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben” versuchen John Francis Daley und Jonathan Goldstein das Pen & Paper – Spiel Dungeons & Dragons auf die große Leinwand zu bringen? Mit Erfolg, oder kann sie da kein Rettungswurf mehr retten?

Avatar-Foto
#FantasyFanatic #Comicserien #AfterCredit

Darum geht’s

Da geht einmal ein kleiner Einbruch schief und schon landen der Barde Edgin (Chris Pine) und die Barbarin Holga (Michelle Rodriguez) in einer eingeschneiten Gefängnisfestung. Doch nach zwei Jahren können sie entkommen und ihr erstes Ziel ist klar: Edgins Tochter Kira (Chloe Coleman) abholen. Forge (Hugh Grant) aus Edgins ehemaliger Diebestruppe sollte sich um Kira während ihrer Abwesenheit kümmern.

Doch nach zwei Jahren hat sich die Lage grundlegend verändert: Forge hat sich die Rolle des Herrschers von Niewinter erschlichen und Kira durch Lügen gegen ihren Vater aufgebracht. Schnell wird klar, dass er die Truppe zwei Jahre zuvor hintergangen hat. Um Kira wieder auf ihre Seite zu ziehen, macht sich Edgin nochmal auf, um das zu finden, weswegen er den verhängnisvollen Einbruch überhaupt durchgeführt hat: Eine antike Reliquie, mit der er hoffte, Kiras verstorbene Mutter wiederzubeleben. Als Unterstützung schließt sich ihnen der nervöse Zauberer und ehemalige Verbündeter Simon (Justice Smith) an, ebenso wie die gestaltwandlerische Druidin (Sophia Lillis), deren elfische Adoptiveltern noch ein Hühnchen mit dem neuen Herrscher zu rupfen haben.

Doch die Situation erweist sich gravierender als gedacht. Um an die Macht zu kommen, hat sich Forge mit Sofina (Daisy Head) verbündet, einem Mitglied der berüchtigten roten Magier von Thay. Und diese sind an mehr interessiert als nur an Gold…

Was macht eine D&D-Adaption aus?

Ein Pen-&-Paper-Rollenspiel wie Dungeons & Dragons von Wizards of the Coast zieht eine ganz eigene Faszination mit sich. Das Spiel, bei dem der Dungeon Master (kurz DM) die Fantasy-Geschichte beschreibt und die Spieler mit ihren Charakteren daraufhin Entscheidungen treffen, hat seinen Charm. Verständlich, zumal Würfelglück, Improvisation und verrückte Einfälle bei abweichenden Plänen zentrale Elemente des Spielerlebnisses sind.

Doch leider ließen sich diese Elemente nicht auf die große Leinwand übertragen, was zur grauenvollen Filmadaption im Jahr 2000 führte und danach nur 2 Direct-to-DVD’s zur Folge hatte. Nach diesem Misserfolg traute sich niemand mehr, einen weiteren Versuch eines D&D-Filmes zu wagen. Erst mithilfe von Critical Role und anderen populären Streamern wurde D&D wieder stärker für eine breitere Masse zugänglich. Als dann die populäre Netflix-Serie Stranger Things rauskam, war D&D endgültig im Mainstream angekommen. Da konnte man endlich mal riskieren, nach über zwanzig Jahren mit Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben (eng. Honor Among Thieves) wieder einen vollständigen D&D-Film zu drehen – und diesmal hoffentlich mit der Magie, die eine gewöhnliche Spielpartie auszeichnet.

#DnDSoHuman

Doch sehen wir uns erst die “Spieler”-Charaktere an: Auf den ersten Blick hebt sich die vierköpfige Heldentruppe nicht sonderlich hervor. Abgesehen von Edgin machen sie vor allem am Anfang einen recht generischen Eindruck, so als hätte man spontan ein paar Character Sheets zusammengeschustert. Das wird zudem dadurch betont, dass die Truppe größtenteils menschlich ist. Gerade bei der massiven Auswahl an fiktiven Rassen, wie Zwergen, Gnomen, Drachenblütigen, Aasimar und Genasis hätte man etwas einfallsreicher sein können. Klar hat der Film in diesem Fall nicht die Vorzüge einer Animationsserie wie The Legend of Vox Machina, dennoch fühlt es sich wie eine verpasste Chance an.

Doch genug der billigen Nörgelei. Mit der Zeit macht die Heldengruppe einen erstaunlich guten Eindruck. Da wäre zum Beispiel die recht simpel gestrickte Holga, die sich hervorragend als Ersatzmutter für Kira gemacht hat und auch mit ihrer Vorliebe für kleinwüchsige Halbling-Männer eine sentimentalere Seite zeigt. Als nicht weniger interessant entpuppt sich Simon, der scheinbar untalentierte Nachfahre des legendären Magiers Elminster Aumar, der seine bescheidenen Zauberkräfte der Truppe so gut es geht zur Verfügung stellen will. Die einzige, die bei der Charakterdurchleuchtung etwas zu kurz kommt, ist Doric. Als Tiefling-Teufelsbrut, die von ihren Menscheneltern verstoßen und von Waldelfen adoptiert wurde, bietet ihre Geschichte Potenzial, das nicht wirklich erfüllt wird. Ihre Stärke zeigt sie stattdessen während den Missionen, indem sie ihre tierische Wandelbarkeit präsentiert.

Trotz allem beweisen sie sich als eine buntgewürfelte Truppe – Auch wenn man Doric zumindest rot hätte anmalen können…

Deus Ex DM-Ina

Kein Dungeons & Dragons ohne einen Dungeon Master – Obwohl Ehre unter Dieben als selbstständiger Fantasyfilm ohne Meta-Wendungen keinen DM hat, wird man das Gefühl nicht los, dass irgendwo im Verborgenen der DM lauert und den Ton angibt. Dies ist einer der interessanteren Elemente des Filmes, denn dieser zeigt, wie es sich anfühlt, mit einem DM an einem Spiel-Tisch zu sitzen. So kann er als Troll den Ablauf in die Länge ziehen, wie etwa bei der Friedhof-Szene (die zu einer der witzigsten Momente des Filmes gehört). Gleichzeitig jedoch wirft er den Helden schnelle Lösungen nach, wenn es nötig ist. Was normalerweise ein Deus Ex Machina wäre, passt hier einfach, denn wenn die Spielertruppe bei einer Mission riesigen Mist baut, dann hilft der DM eben nach.

Ein NPC für alle Fälle

Das beste Beispiel für so eine Hilfe ist Xenk (Regé-Jean Page), der das absolute Bilderbuch-Beispiel eines rechtschaffen-guten (Lawful Good) Paladins verkörpert, der mit seriösem Gesichtsausdruck die Hintergrundgeschichte erläutert, die Truppe unbeirrt durch einen Dungeon führt, und eine absolut übertriebene Show als Kämpfernatur darbietet. Man merkt, Xenk ist genau die NPC-Figur (Nichtspieler-Charakter), die ein DM einführen würde, wenn die Spieler hoffnungslos aufgeschmissen wären.

In einer witzigen Szene wird sogar auf seinen NPC-Status hingewiesen, ohne dabei die vierte Wand zu brechen.

Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben ist eines der wenigen Filme, bei denen Handlungslücken und konstruierte Situationen dem Filmerlebnis tatsächlich zugute kommen.

Da schlägt das D&D-Herz höher

Bereits als man die Trailer von Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben gesehen hat, hatte man immer wieder das ungute Gefühl, wie authentisch das Endprodukt sein wird. Haben sie tatsächlich recherchiert, oder kurz gegoogelt, welches Element ein schwarzer Drache speit? Doch umso erfreulicher ist es, dass die Drehbuchautoren tatsächlich ihre Hausaufgaben gemacht haben (mit bestimmten künstlerischen Freiheiten, versteht sich). Die Städte, die Kreaturen, die Zauber, die unerwarteten Cameos – Sie alle basieren auf der Welt von Dungeons & Dragons. So bricht man mal in die Stadt Niewinter ein, versteckt sich vor einer Gruppe Intellektverschlinger und findet auf die harte Tour heraus, wieso man seine Hand nicht in einen Gelatinous Cube stecken sollte.

Nicht nur D&D-Geeks werden hier ihre Freude haben. Die bunte Welt und ihre kleinen Besonderheiten sind so gestaltet, dass sie in Erinnerung bleiben. Das merkt man auch an den Spezialeffekten, wie beispielsweise den Zaubersprüchen, die sich nicht durch ihre realistische Darstellung hervorheben, sondern durch ihre Einfachheit, die dem Film ihren spielerischen Charm verleihen. Denn so ausgeklügelt der Weltenaufbau auch ist, allzu ernst sollte man die verrückte D&D-Welt auch nicht nehmen.

Doch die wahrscheinlich herausragendsten D&D-Elemente zeigen sich in den verrückten Einfällen der Charaktere, wobei man auch an die chaotische Truppe aus Guardians of the Galaxy erinnert wird. Meist ist es Edgin, der als selbsternannter Anführer und Stratege des Teams häufig auf verrückte Pläne zurückgreift, die eigentlich nicht funktionieren dürften. Dennoch strotzen sie nur so vor Kreativität, dass selbst der verbittertste DM nach dem zehnten Facepalm nachgibt und den Wahnsinn einfach zulässt.

Endlich wird mal auf die Essenz von D&D stärker eingegangen.

Fazit

8.2/10
Stark
Community-Rating:
Handlung 8/10
Charaktere 8/10
Action 7.5/10
Humor 9/10
Visuelle Umsetzung 8.5/10
Details:

Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben hat ganz klar die Erwartungen übertroffen. Mit einer abgedrehten Truppe, einer bunten und erstaunlich authentischen D&D-Welt und unerwarteten Einfällen zeigt der Film, dass Tabletop-Welten sich sehr wohl zur Adaption auf die große Leinwand eignen.

Zwar hat der Film einige erzählerische Schwächen und einige Charaktere heben sich nicht so hervor wie andere, doch Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben schafft es wie kaum ein anderer Film Handlungslücken zu ihrem Vorteil zu nutzen. Mit cleveren Ideen hat man die Magie von D&D eingebracht, ohne ins Metafiktionale abzudriften.

Doch jetzt kommt es zur größten Herausforderung: Der Termin für eine zweite Spielsitzung, bei der alle Spieler Zeit haben…

Artikel vom 5. April 2023

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

4001Reviews.de (V4) – Seit 2015