9.2/10

Kritik: House of the Dragon – Staffel 1

Jede Woche eine neue Episodenkritik

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Genres: Drama, Fantasy, Startdatum: 22.08.2022

Interessante Fakten für…

  • Der Eiserne Thron wurde seit Game of Thrones stark umgestaltet: Er ist jetzt größer und asymmetrisch, um der Beschreibung in den Romanen von George R. R. Martin besser zu entsprechen.
  • Die Serie spielt 172 Jahre vor der Geburt von Daenerys Targaryen.

Prequels können sehr wohl begeistern. Das hat kürzlich erst Better Call Saul bewiesen und nun möchte auch HBO mit einer Vorgeschichte neue Maßstäbe setzen. In dieser Episodenkritik für House of the Dragon Staffel 1 finden wir heraus, ob die Serie die (zugegeben) durchwachsenen Erwartungen sprengen kann!

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#PotterUltra #SchwerMetaller #Storyteller

Jede Woche die neue Folge in der Kritik

In dieser Episodenkritik bewerten wir jede Folge der ersten Staffel House of the Dragon gesondert. Die Gesamtbewertung der Staffel ergibt sich aus der Durchschnittswertung aller bisher veröffentlichten Folgen.

Episode 1: Das Erbe der Drachen (Original: The Heirs of the Dragon)

200 Jahre vor ‘Game of Thrones’: Die Familie der Targaryen regiert Westeros.

Die Familie der Targaryen in Episodenkritik für Episode 1 Das Erbe der Drachen der Serie House of The Dragon Staffel 1

Darum geht’s: 

200 Jahre vor den Ereignissen aus Game of Thrones herrscht das Geschlecht der Targaryens über Westeros. König Viserys (Paddy Considine) betet für einen männlichen Erben, der die Thronfolge sichern und ein Machtvakuum verhindern soll. Dabei wären da noch seine erstgeborene Tochter Rhaenyra (Emma D’Arcy) oder sein jüngerer Bruder Daemon (Matt Smith), der wiederum das Potential zum Tyrannen in sich trägt. 

Wer wird den Thron erben? Eine Frau, ein Wahnsinniger oder ein noch ungeborenes Kind? König Viserys muss sich entscheiden. 

Kritik: 

Nach der berüchtigten achten Staffel Game of Thrones, die als die größte globale Enttäuschung der Film- und Serienwelt angesehen werden kann, waren die Erwartungen an House of The Dragon nicht sonderlich hoch. Der “Hype” wollte, trotz epischer Trailer, nicht so recht zünden. Doch schon nach der Pilotfolge entpuppt sich die Qualität der Serie erstaunlich eindeutig. 

House of The Dragon segelt ohne Rückenwind. Niemand hat nach dieser Serie gefragt und somit besteht auch keine Gunst und auch kein Wohlwollen, sich dieses Format schön zu reden. Fans und Kritiker drücken den Play-Button mit gerunzelter Stirn und hochgezogener Augenbraue. Dann zeig mal, was du kannst. 

Eine Stimme aus dem Off leitet den Prolog ein; ein Stilmittel, das Game of Thrones so gut wie nie eingesetzt hatte. Vielmehr fühlt man sich an Der Herr der Ringe erinnert. Doch spätestens mit Ramin Djawadis ikonischem Score stellt sich die Atmosphäre ein, die man insgeheim vermisst hat, ohne es wirklich bemerkt zu haben. 

Das Bild sieht fantastisch aus und die Kostüme sogar noch besser als in der Mutter-Serie. Doch während wir gebannt auf ein neues Serien-Intro warten, das über die Landkarte von Westeros fliegt, bekommen wir lediglich das Wappen der Targaryens zu sehen, das sich langsam und bedrohlich von einem schwarzen Hintergrund abhebt. Ist das tatsächlich das neue Intro oder spart man es sich für die nächste Folge auf? So oder so. Die Serienmacher werden sich vermutlich dagegen entscheiden, Game of Thrones in dieser Hinsicht zu kopieren. 

Königsmund, das Haupt-Setting der Serie, entfaltet sich mit cinematischer Wucht: Großartige Drachenflüge über die Firsten der Stadt wechseln sich ab mit renovierten CGI-Fassaden und altbekannten Häuserschluchten aus der Stadt Dubrovnik. Im Gegensatz zu Game of Thrones gibt es – zumindest bis jetzt – keinen Wechsel des Settings, wodurch House of The Dragon komprimierter und kompakter erscheint. 

Ebenso kompakt ist der Umgang mit Exposition: Elegant manövriert sich das Skript durch die ersten Dialoge, ohne mit sinnlosem Name-Dropping zu langweilen. Zwar fällt eine ganze Liste bekannter Namen, doch werden alle Referenzen gekonnt in die Handlung verwoben. Der Plot wird so schnell aufgestellt wie ein Schachbrett in der Profi-Liga. 

In Minutenschnelle beginnt die Geschichte zu packen. Woran das liegt? Nun, das lässt sich mit nur einem einzigen Wort beschreiben, ein dramaturgisches Zauberwort, das die ersten Staffeln von Game of Thrones bereits ausgezeichnet hat: Konflikt. 

Überall herrscht Konflikt. Das schlimmste Dilemma erfährt Köing Viserys, der sich zwischen Mutter und Kind während der Geburt seines Thronerben entscheiden muss. Darauf folgt eine Schockszene, die einen – trotz Prägung durch Game of Thrones – kalt und unvorbereitet erwischt. Bereits in der ersten Folge kommt House of The Dragon so kompromisslos daher, als hätte George R.R. Martin beim Schreiben einen schlechten Tag gehabt. 

Während also der Härtegrad erhalten bleibt, unterscheidet sich House of The Dragon durch eine objektivere Erzählweise, die keinen klaren Point-of-View-Charakter zu haben scheint. Die neuen Charaktere faszinieren, doch traut man noch keinem so richtig. Man beschnuppert sich noch. Die bisher charismatischsten Personen am Königshof sind unter anderem Otto Hohenturm (Rhys Ifans), eine Art Kleinfinger mit größerer Vernunft, oder Prinzessin Rhaenyra, eine Daenerys ohne narzisstischen Touch. 

Keiner der Charaktere wirkt wie ein echter Doppelgänger aus der Mutter-Serie. Weiterhin ist es den Serienmachern gelungen nach nur einer Folge jedem einzelnen Schauspieler genug Bühnenzeit zu geben, um im Gedächtnis zu bleiben. 

Die letzten Minuten der Pilotfolge lassen jedes Fan-Herz höher schlagen. Die Sorgenfalten auf der Stirn lösen sich und man nickt seinem Bildschirm anerkennend zu, sobald die Endcredits rollen. Das war in der Tat so viel besser als erwartet.

Fazit: 

Die Pilotfolge Die Erben der Drachen ist ein Kraftpaket. Mit eiserner Hand navigiert das Skript durch die Komplexität der Intrigen am Königshof, ohne die Zuschauer unnötig zu verwirren. Charaktere mit großem Potential stehen in noch größeren Konflikten zueinander, wodurch die Spannung auf die nächsten Folgen innerhalb einer Stunde in den Himmel katapultiert wird. Tatsächlich vereint House of The Dragon alles, was Game of Thrones großartig gemacht hat und liefert dabei sogar etwas stilistische Eigenständigkeit. Vergleicht man die ersten Folgen beider Serien, so hinterlässt jene von House of the Dragon sogar einen größeren Eindruck. Das Franchise scheint auf dem Weg der Rehabilitierung zu sein. 

 Bewertung: 9.2

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Episode 2: Der Prinzrebell (Original: The Rogue Prince)

Darum geht’s:

König Viserys plant eine neue Eheschließung mit Haus Velaryon, um seine Macht zu stärken. Währenddessen stiehlt Prinz Daemon ein Drachenei und provoziert damit seinen älteren Bruder. Es kommt zu einer Konfrontation auf Drachenstein. 

Kritik: 

Letzte Woche habe ich noch prognostiziert, dass sich die Serienmacher gegen ein Game of Thrones-Intro entscheiden werden. Da lag ich wohl komplett falsch. Der Prinzrebell startet mit altbekannter Melodie und verschraubten Kameraflügen über einen blutigen Stammbaum der Targaryens. 

Dank des Intros fühlt es sich so an, als hätte Game of Thrones niemals aufgehört. Will man mit dieser Nahtlosigkeit vielleicht das befleckte Image der Mutterserie wieder aufwerten?

Doch dank der bisherigen Qualität der Serie könnte das sogar gelingen. House of the Dragon begeistert auch in Episode 2 mit scharfen Dialogen und robustem Plot. Zwar gibt es keinen Schocker wie in der vorherigen Folge, doch dafür einen kleinen Höhepunkt, der gleich mehrere Charaktere zu Favoriten machen könnte. 

Doch bevor es zu diesem “Mexican Standoff” auf der Wallmauer von Drachenstein kommt, behält die Serie ihr tragendes Erzähltempo bei, ohne den Fokus zu verlieren. Die Dialoge haben einen regelrechten Sog, nicht nur dank der vielen Konflikte, die bei Tisch ausgefochten werden, sondern auch dank der eleganten Inszenierung und der großartigen Darsteller. 

Paddy Considine als König Viserys und Emma D’Arcy als Prinzessin Rhaenyra teilen sich ruhige Momente, die jedoch so authentisch und ungezwungen wirken, als würden sie tatsächlich auf geschriebenen Dialog von George R.R. Martin basieren. So vibrant waren die Konversationen hinter Burgmauern nicht mehr seit der vierten Staffel Game of Thrones

Eine Kinderkrankheit der letzten Staffeln der Mutterserie hat sich House of the Dragon dann doch eingefangen: Das Teleporting innerhalb von Westeros scheint immer noch das beliebteste Reisemittel zu sein. Auch wenn die Entfernung zwischen Königsmund und Drachenstein nicht allzu groß ist, verwässern durch dieses Stilmittel dennoch die Distanzen in einer mittelalterlichen Welt. 

Doch immerhin hatte Otto Hohenthurm wohl genug Zeit auf See, um sich die richtigen Beleidigungen zurecht zu legen, die er Prinz Daemon wenig später an den Kopf wirft. Rhys Ifans als Hand des Königs ist spätestens seit diesem Wortgefecht ein Highlight der Serie. 

Daemons Rechtfertigungen für sein diebisches Verhalten sind beinahe überzeugend, was auch seinen Schurken-Charakter etwas mehr in die moralische Mitte führt. Ich halte es für unwahrscheinlich, dass man Daemon zu einem neuen Joffrey oder Ramsey machen wird; eine Hassfigur, die durch und durch böse ist.

Der Standoff wird schließlich gelöst durch das Eintreffen von Rhaenyra samt Drache. Der theatralische Auftritt erinnert stark an Daenerys’ Handschrift, doch ist Rhaenyras Ross – oder Drache – nicht ganz so hoch wie das ihrer Nachfahrin, was Rhaenyra im direkten Vergleich sympathischer und mystischer macht. 

Fazit: 

Der Prinzrebell baut Konflikte weiter aus und hält die Spannung. Das Schichten und Verdichten von Intrigen und Motivationen gelingt der Serie sogar besser als stellenweise Game of Thrones. Ob man wirklich dieselbe Titelmelodie für das Intro gebraucht hätte, stelle ich einmal in Frage, doch sehe ich nach zwei Folgen eine rosige – und blutige – Zukunft für das Prequel

Bewertung: 9.0

Episode 3: Der Zweite seines Namens (Original: The Second of His Name)

Darum geht’s:

Zwei Jahre sind vergangen und das Königreich feiert Prinz Aegons zweiten Namenstag. Rhaenyra fürchtet, dass ihr Bruder sie ersetzen wird und flüchtet vor den strategischen Heiratsanträgen adliger Buhler. Währenddessen kämpfen Daemon und die Seeschlange gegen die Streitmacht des Krabbenspeisers bei den Trittsteinen. 

Kritik: 

Der Zweite Seines Namens beginnt mit einem großen Zeitsprung, der so beiläufig erzählt wird, dass man den Unterschied zu Game of Thrones sofort zu spüren bekommt: House of the Dragon orientiert sich vielmehr an einer Chronik als an einem Epos. Damit nehme ich auch meinen Kritikpunkt aus der letzten Folge, der das Teleporting über Westeros betrifft, wieder zurück. Es handelt sich hierbei schlichtweg um ein anderes Storytelling-System. 

Eingerahmt wird die Episode in zwei feuerlastige Actionszenen. Ihre Wertigkeit schwebt zwar noch deutlich über dem Marktdurchschnitt, doch sahen die Schlachten ab Game of Thrones – Staffel 6 deutlich teurer aus. Doch bis jetzt ist die Action nur ein Nice-to-have. Wie die Episoden zuvor, ist Der Zweite seines Namens dialoglastig, vielschichtig und subtil. 

Herzstück der Episode ist die königliche Wildjagd zu Ehren des Namenstages von Aegon. Die Adligen der allseits bekannten Häuser kreisen um König Viserys wie Geier über einem Leichenschmaus. Dieser ist bis dato der faszinierendste Charakter der Serie, denn er lässt sich in keine Schublade stecken. Ist er nun ein schwacher oder starker König? Ist sein Handeln moralisch oder naiv? Hat er ein Herz oder ist er lediglich geplagt von Reue? Sein alkoholisierter Zusammenbruch am Lagerfeuer ist ein Beweis für die Stärke des Skripts der Serie. 

Rhaenyra zeigt sich in dieser Episode mit einem pubertären Trotz, der im Laufe der Szenen aber erklärt wird. Nichts ist Rhaenyra wichtiger als Unabhängigkeit. Ihr Liebäugeln mit dem hübschen Ritter der Königsgarde, Ser Kriston Kraut, unterstreicht ihren Wunsch nach Selbstbestimmtheit. 

Eine gelungene Metapher zieht sich durch die Episode: Während es König Viserys nur unter Anleitung seiner Untergebenen gelingt, einen braunen Hirsch zu erlegen, begegnet Rhaenyra einem weißen, königlichen Hirsch, den sie unversehrt gehen lässt und stattdessen ein Wildschwein erlegt. 

Die Serienmacher wollen uns sagen, dass Rhaenyra die richtige Königin ist, doch nicht diesen Titel begehrt. Sie begehrt die Unabhängigkeit und deshalb lässt sie den weißen Hirsch auch ziehen. Doch durch das Erlegen des Wildschweins macht sie den Männern deutlich, dass sie sich nicht jagen lässt und sich nicht fürchtet, mit Blut zu antworten. 

In den letzten Minuten wird das ruhige Erzähltempo der Episode angezogen. Wir bekommen die erste, große Action-Szene der Serie zu sehen, die darüber hinaus auf starken Charakter-Motivationen fußt. Daemon möchte den Kampf gegen den Krabbenspeiser alleine gewinnen, ohne die Hilfe des Königs, koste es was es wolle. Diese Motivation verwandelt Daemon in einen Terminator auf dem Schlachtfeld, doch macht sie ihn nicht unverwundbar. Dadurch bleibt die Spannung hoch und das typische Gefühl erhalten, das wir aus den frühen Staffeln von Game of Thrones nur zu gut kennen: Alles ist möglich. Zu jeder Zeit.

Fazit: 

Der Zweite Seines Namens ist die bisher aufregendste Folge der ersten Staffel. Neben weiterhin hervorragenden Dialogen und Charakter-Motivationen gesellen sich die ersten physischen Konfliktlösungen hinzu, die zwar noch nicht ganz so epochal aussehen wie in den letzten Staffel Game of Thrones, aber immer noch weit über dem Genre-Durchschnitt stehen. Es ist absolut umwerfend, wie schnell es House of the Dragon gelingt, durch großartiges Storytelling zu fesseln. 

Bewertung: 9.3

Episode 4: Der König der Meerenge (Original: The King of the Narrow Sea)

Darum geht’s:

Rhaenyra lernt, ihre inneren Ketten zu sprengen und ihrer Begierde nachzugehen. Dieses anzügliche Verhalten führt schnell zu Gerüchten am Königshof, die unaussprechbar sind. König Viserys möchte einen möglichen Skandal verhindern und wendet sich dafür gegen seine treuesten Diener.

Kritik: 

Der König der Meerenge ist dialoglastig und arm an Action. Dafür kehrt ein weiteres Attribut der Mutterserie in House of the Dragon zurück: die Pornographie. 

Während Rhaenyras als Junge verkleideter Ausflug durch Königsmund erst noch an Aladin erinnert, bekommen wir schnell Dinge zu sehen, die mit Disney absolut nichts am Hut haben.  

Rhaenyra ist in einem regelrechten Sexrausch, nachdem Daemon ihr ein Bordell von innen gezeigt hat. Der Inzest zwischen Rhaenyra und Daemon kommt unerwartet und war dennoch zu erwarten. Er ist schockierend und dennoch in der Tradition der Targaryens. Die Szene verleiht der bisherigen Hauptdarstellerin einen ungemein tieferen Charakter,  er wird ambivalenter und undurchdringbarer. Das subtile Machtspiel zwischen ihr und ihrem Bruder lässt die Spannung weiter aufkochen.

Ihr Techtelmechtel mit dem schönen Ser Kriston lenkt uns von der verstörenden Bordell-Szene ab und lässt erotische Funken sprühen. Der Befehl “Ausziehen” wird für Kriston komplett neu definiert, der sich vor dem Bett erst einmal aus seiner tausend teiligen Ritterrüstung schälen muss. Es wird kein Wort gesprochen und es ist vermutlich die romantischste Sexszene seit Jon Snows glorreicher Entjungferung. 

Doch der Star der Folge ist wieder einmal Paddy Considine als von allen Seiten umzingelter König Viserys. Sein Charakter ist in so vielen Dimensionen geformt, dass nur die Stringtheorie ihn beschreiben könnte. Er brilliert in jeder einzelnen Szene, in seinen starken Motivationen und seinen schmerzhaft nachvollziehbaren Fehlentscheidungen. 

Schon jetzt fällt es mir schwer, mich irgendwann von Viserys verabschieden zu müssen, ein wenig wie eine vorweggenommene Trauer. Mit jeder weiteren Folge wird nämlich klar, dass ein weiterer Nagel in seinen Sarg gehauen wurde. Die Kündigung von Otto Hohenthurm als seine Hand ist so unangenehm mit anzusehen, da Viserys mit seinen Annahmen gleichermaßen richtig und falsch liegt. Das Konstrukt aus Wahrheit, Lügen und Motivationen ist in vier Folgen derart komplex geworden, dass Game of Thrones im direkten Vergleich wirkt wie ein einfaches Märchen.  

Fazit: 

Der König der Meerenge ist das bisherige Highlight der Serie, denn das Erzähltempo war noch nie so straff, die Dialoge noch nie so scharf und die Twists noch nie so spannend. House of the Dragon macht Game of Thrones wirklich ernsthafte Konkurrenz bezüglich komplexem Storytelling. Der Star ist weiterhin Paddy Considine als Viserys, der sich tapfer und dennoch tollpatschig immer weiter in den königlichen Ruin treibt. In einigen Momenten fühlt sich die Serie an wie ein Der PateEpos mit Drachen, eine Familientragödie über Macht und Verrat.  

Bewertung: 9.4

Episode 5: Wir erleuchten den Weg (Original: We Light The Way)

Darum geht’s:

Daemon tötet seine Gemahlin Lady Rhea Royce (Rachel Redford). König Viserys unterbreitet Corlys Velaryon das Angebot, Rhaenyra mit seinem Sohn Laenor (Theo Nate) zu verheiraten. Rhaenyra und Laenor treffen jedoch früh die Abmachung, sich gegenseitig Freiheiten in der politischen Ehe zu erlauben. Eine große Hochzeit steht bevor.

Kritik: 

Wir erleuchten den Weg bildet das Ende des großen Prologes. Nach dieser Folge wird die Serie ihren ersten, großen Zeitsprung hinlegen und den wahren “Tanz der Drachen” erzählen. Das bedeutet jedoch auch, dass wir uns von zwei Hauptdarstellerinnen für immer verabschieden müssen.

Milly Alcock als Rhaenyra und Emily Carey als Alicient werden ab der nächsten Folge durch ihre älteren Double ersetzt. Doch dürfen beide Schauspielerinnen stolz auf sich sein, denn ihre Leistung über die letzten fünf Episoden hat dazu beigetragen, dass sich dieses Franchise nach dem Staffel 8-Debakel wieder Respekt verdient hat.

Tatsächlich schließt auch Episode 5 an die Qualität der letzten Folgen an und serviert uns tatsächlich eine weitere Hochzeit, die darüber hinaus auch noch mit einer Farbe assoziiert werden darf: Die “Grüne” Hochzeit.

Wie auch die “Rote” und die “Violette” Hochzeit, nimmt die Grüne Hochzeit das letzte Drittel ihrer Folge ein und läuft gegen Ende gewaltig aus dem Ruder. Doch bevor wir das Highlight vorweg nehmen, dürfen wir nicht die großartigen Szenen übersehen, die sich davor abspielen.

Die Begegnung zwischen Viserys und Corlys ist, wie jede Szene mit Paddy Considine, ein Paradebeispiel für Subtext in Storytelling. Dank Skript, Kameraarbeit und Schauspielleistung spüren wir den Machtzerfall von König Viserys und seine Unfähigkeit, sich gegen die Kontrollnahme seiner Umgebenen zu wehren.

Doch gerade durch diese “versöhnliche” Qualität ist Viserys nicht unbedingt ein schlechter König, zumindest nicht für Zeiten des Friedens. Seine neue Hand, Lory Lyonel Strong, bringt diese Tatsache sehr gut auf den Punkt. Nicht jeder König muss so extrem in seinem Handeln sein, um es in Balladen der Zukunft zu schaffen. Was für ein großartiger Charakter König Viserys doch ist; man kann es nicht oft genug betonen.

Auch Otto Hightower überzeugt in seiner (vermeintlich) letzten Szene und spricht eine Warnung an seine Tochter aus, die uns das Blut in den Adern gefrieren lässt und die Spannung auf das, was noch kommen mag, immens erhöht. Muss sich Königin Alicient gegen ihre alte Freundin Rhaenyra stellen, um das Überleben ihrer Kinder zu sichern?

Viel Zeit bekommt Ser Kriston Kraut, der nach der letzten Folge relativ schnell zu der Überzeugung gekommen ist, gemeinsam mit Rhaenyra durchzubrennen. Ihre zukunftslose Liebesgeschichte wird elegant synchronisiert mit dem Geplänkel zwischen Laenor und Joffrey (ein schlechter Name für eine Hochzeit im GoT-Universum).

Das Missverständnis zwischen Königin Alicient und Ser Kriston mag etwas konstruiert sein, bewegt sich aber noch im Rahmen des Glaubhaften.

Doch kommen wir nun zur Hochzeit. Neben fantastischer Kostüme bekommen wir auch atmosphärische Musik geboten, die uns in einer illusorischen Nostalgie für das Mittelalter schwelgen lässt. Es kommt echte Game of Thrones-Stimmung auf, denn neben dem üppigen Name-Dropping und verbotenem Getuschel befinden wir uns auf einer Hochzeit. Allein diese Tatsache vermittelt uns eine Art Meta-Spannung, denn wir wissen, dass auf Hochzeiten in diesem Universum nichts Gutes passiert.

Zwar ist die Katastrophe am Ende der Grünen Hochzeit nicht so groß (oder so befriedigend) wie in den vergangenen Hochzeiten, doch formt sie dennoch das perfekte Ende für den fünfteiligen Prolog der Serie. Die Ehe scheint in Unglück und Unzufriedenheit geboren zu sein, Kriston steht in Alicients Lebensschuld und eine Ratte labt sich am Blut des Opfers. Auch wenn die letzte Metapher etwas “on-the-nose” erscheint, unterstreicht sie die Sorgfalt, mit der das Drehbuch der Serie geschrieben wurde.

Fazit: 

Wir erleuchten den Weg besitzt nur kleine Schwächen, die spätestens im letzten Drittel der Folge mehr als wett gemacht werden. Atmosphäre, Komplexität und Spannung gipfeln in einer Tragödie, die zwar nicht ganz so gewaltig im Ausmaß ist wie eine Bluthochzeit, doch den Prolog der Serie mit Bravour abschließt. Der große Zeitsprung und der Wechsel der Darsteller:innen macht mich etwas nervös, doch ich bin zuversichtlich, dass House of the Dragon den besten Kurs beibehält.

Bewertung: 9.3

Episode 6: Die Prinzessin und die Königin (Original: The Princess and the Queen)

Darum geht’s:

Zehn Jahre später: Die Freundschaft zwischen Prinzessin Rhaenyra und Königin Alicient wird zu einer subtilen Feindschaft. Die Kinder der beiden Frauen sehen sich ebenfalls als Rivalen. Komplizierter wird die Situation zu Hofe durch Gerüchte, dass Rhaenyras Kinder Bastarde seien. Währenddessen verfolgt Daemon eigene Strategien in Pentos.

Kritik: 

Diese Episode ist die Feuertaufe der Serie. Nach fünf Folgen der Einführung erlebt die Geschichte einen großen Reset, denn zehn Jahre werden radikal übersprungen. Nach einem grandiosen Start könnte ein solcher “Gamechanger” die Serie mit Leichtigkeit vom Kurs abbringen. Ist der Zeitsprung also geglückt?

Miguel Sapochnik ist ein ganz großer Name im Game of Thrones-Universum. Er führte Regie bei den großartigsten Folgen der Serie, wie zum Beispiel Die Schlacht der Bastarde oder Die Winde des Winters. Leider ist er als Executive Producer von House of the Dragon mittlerweile ausgeschieden. Doch dürfen wir sein Handwerk immerhin in dieser und der nächsten Episode noch einmal bewundern.

Dabei ist Die Prinzessin und die Königin für Sapochniks Standard eher unterer Durchschnitt. Die Inszenierung erscheint beinahe schon schüchtern, einige Szenen wirken roh und unausgeglichen. Sapochniks feste Hand in der Realisierung des Skriptes scheint zu zittern. Eine Ausnahme bildet die beinharte Eröffnungsszene, mal wieder eine schwere Geburt, die über einen Tracking Shot so derb daher kommt wie eine Schlachtszene, insbesondere Rhaenyras Gang zur Königin, der eine Blutspur hinter sich her zieht.

Die angesprochene Schwäche in der Regie zeigt sich vor allem während der Szenen mit den Töchtern und Söhnen von Rhaenyra und Alicient. Nicht nur fällt es einem schwer, den Überblick zu behalten und die neuen Gesichter zuzuordnen, auch fühlt sich die Beziehung zwischen den Kindern noch nicht authentisch an. Das erste Mal kommen Skript und Inszenierung etwas ins Stolpern.

Ähnlich ergeht es der zweiten Geburtenszene der Folge und der Dritten der Staffel – irgendwann ist dann auch mal gut –, sowie der anschließende Selbstmord von Lady Laena. Die Grundidee dieses Twists birgt Potential: Die Ironie, dass Daemon vor demselben Dilemma wie einst sein Bruder steht, die Tragik, dass der eigene Drache zum Suizid benutzt wird. Doch wurde zu wenig Bindung zu Laena aufgebaut, als dass dieser Moment schockieren könnte.

Doch glücklicherweise behält die Serie auch nach dem Zeitsprung etablierte Stärken. Paddy Considine als gealterter König Viserys begeistert nach wie vor, und auch die Neubesetzungen von Rhaenyra und Alicient mit Emma D’Arcy und Olivia Cooke sind sehr gelungen. Zwar können die beiden Schauspielerinnen nicht verhindern, dass man sich zuerst etwas entfremdet von den Figuren fühlt, doch sollte man sich daran spätestens im Laufe der nächsten Episode gewöhnen können.

Der Plot bewegt sich schneller als je zuvor. Doch dieses Tempo ist notwendig, um den Berg an Exposition zu überwinden, den der Zeitsprung mit sich bringt. Episode 6 ist inoffiziell der zweite Pilot der Serie, ein zweiter Anlauf, vielleicht sogar der wichtigere Anlauf. Zum Glück behalten wir dabei das Interesse für die bereits aufgebauten Konflikte.

Weiterhin hochwertig bleiben Set- und Kostümdesign. Diese materiellen Produktionswerte tragen mehr zur Immersion bei als die visuellen Effekte, die zur mancher Stelle eher rückschrittlich wirken. Die Drachen haben in den letzten Staffeln von Game of Thrones deutlich echter ausgesehen.

Fazit: 

Die Prinzessin und die Königin stolpert hin und wieder während der Orchestrierung der neuen Charakter-Konstellationen. Dennoch sind die 60 Minuten prall gefüllt mit konfliktreicher Story, die unser Interesse aufrecht hält. Zwar ist es die bisher schwächste Episode der Staffel, doch hatte sie auch die größte Herausforderung zu meistern. Daher kann ich sagen, dass unterm Strich der große Zeitsprung geglückt ist und wir Großes von den nächsten Episoden erwarten dürfen.

Bewertung: 8.2

Episode 7: Driftmark

Darum geht’s:

Laenas Trauerfeier vereint die Familie der Targaryens und der Velaryons; doch unter der Oberfläche facht sie die Zwietracht der Häuser nur weiter an. Die Situation droht zu eskalieren, nachdem der junge Aemond Laenas Drachen für sich beansprucht.

Kritik: 

Während der letzten Episode habe ich noch daran, gezweifelt, ob Mastermind Miguel Sapochnik an alte Glanztaten anknüpfen könne. Doch seine Regiearbeit für Driftmark ist bemerkenswert. Mit dieser Episode schafft Sapochnik das, was ihm letzte Woche nicht gelungen ist: Ordnung in das Chaos zu bringen.

Eine beinahe schon provokant langsame Eröffnungsszene verschlingt die Minuten aber nicht die Geduld der Zuschauer. Laenas Beerdigung benötigt nicht viele Worte, nur Gesichter und Gesten, Kameraeinstellungen und Schnitte. Nach dieser Szene haben wir viel mehr das Gefühl, den Stammbaum und seine Konflikte zu verstehen. Dies ohne Dialog zu meistern, ist eine großartige Leistung.

Die Spannung steigt, sobald Aemond seinen ersten, eigenen Drachen für sich beanspruchen möchte. Ausgerechnet ist es Vhagar, der älteste aller Drachen. Das erste Mal sieht die visuelle Darstellung der Drachen auch so lebendig aus, wie wir es aus den letzten Staffeln von Game of Thrones gewöhnt waren. Anscheinend hat man sich bei der Verteilung des Effekt-Budgets auf die stärksten Episoden konzentriert.

Doch wie auch schon zuvor, liegt die Stärke der Serie nicht bei der Action. Zwar ist Aemonds Drachenritt rasant inszeniert, doch steigt der Puls in den darauffolgenden Szenen ungemein: Eine hässliche Schlägerei zwischen Rhaenyras und Alicients Kindern und eine blutige Auseinandersetzung zwischen beider Frauen. Die Konflikte in dieser Serie sind gleich einem Pulverfass: explosiv und ungeheuer gefährlich.

Pacing und Dialoge wirken um einiges souveräner als in der letzten Episode. Auch die Neubesetzungen von Rhaenyra und Alicient dürfen dieses Mal mehr zeigen, um die Rollen für sich zu beanspruchen.

Ein besonderes Highlight ist der finale Twist der Episode, den man hätte kommen sehen können, aber letztendlich doch überrascht. In einer Serie wie House of The Dragon dürfte man Charakteren wie Rhaenyra und Daemon sehr wohl zutrauen, dass sie skrupellos ihre eigene Familie töten – was Daemon bereits getan hat – doch Rhaenyra zieht ihren Mann Laenor mit einem raffinierten Coup aus der Schlinge des Hofes und strickt dadurch eine Win-Win-Situation.

Fazit: 

Driftmark ist die wohl stärkste Episode der Serie bisher, denn Plot und Spannung waren niemals höher und die Regiearbeit war niemals besser. Der strikte Fokus auf eine Familiengeschichte zahlt sich voll aus und lässt House of the Dragon in einigen Momenten sogar über Game of Thrones fliegen. Ich hoffe, dass die letzten drei Episoden dieses Niveau halten können.

Bewertung: 9.5

Episode 8: Der Lord der Gezeiten (Original: The Lord of the Tides)

Darum geht’s:

Das Erbe von Driftmark steht in Frage. Während König Viserys im Sterben liegt, regieren die Hohenthurms anstatt seiner über Westeros und nehmen sich diesem Erbschaftsstreit an. Doch Viserys mobilisiert seine letzten Kräfte, um endlich die Konflikte in seiner Familie zu beenden. 

Kritik: 

Zeitsprünge sind nichts außergewöhnliches mehr. Inzwischen sind wieder sechs Jahre verstrichen und der junge Cast wurde ausgetauscht. Doch House of the Dragon schafft es mühelos, die Spannung auch über diese Lücken zu hieven, als wären sie nichts weiter als kleine Pinkelpausen. 

Die große Konstante ist weiterhin Paddy Considine als König Viserys. Seine Performance ist wortwörtlich zum Niederknien und gehört spätestens seit dieser Folge auf den Thron der Schauspielleistungen beider Serien. 

Dass Viserys nach so vielen Zeitsprüngen überhaupt noch auf den Beinen ist, beweist die Stärke seines Charakters. Ein schwacher König? Mit diesem Vorurteil macht Viserys Schluss, begleitet von einer Welle der Genugtuung und der Befreiung. Als der einzige moralische Spieler inzwischen eines Packs von machthungrigen Wölfen, lebt Viserys’ Rolle vor allem im Kontext des verdorbenen Settings.

Der große Auftritt des Königs ist ein wahrhaftiger Gänsehaut-Moment, der vor epochaler Gewalt nur so strotzt. Es braucht nicht immer nur große Schlachten oder tragische Tode, um die Epik einer Geschichte zu unterstreichen. Dieses perfekt inszenierte Comeback ist ein glänzender Moment der Serie, an den sich die TV-Historie noch lange erinnern wird. 

Doch wir werden schnell daran erinnert, dass wir hier nicht The Queen schauen, sondern Fantasy aus dem Hause Martin. Die Kopfhalbierung von Ser Vaemond durch die Hand von Daemon ist ein typischer Schocker in Game of Thrones-Manier und lässt Zuschauer zusammenzucken. 

Zwischen Versöhnung und Verprügelung hin und her pendelnd nimmt die gesamte Familie Platz für Viserys’ letztes Abendmahl. Eine angespannte, aber gleichzeitig rührende Szene entfaltet sich, die alle anwesenden Charaktere noch schärfer zeichnet. Insbesondere Aemond, der sich über die Laufzeit der Folge zurückgehalten hat, springt am Ende aus seiner Deckung hervor und weckt Vorfreude auf seine kommende Rolle im Geschehen. 

Gekrönt wird diese Episode mit einer herzzerreißenden Schlussszene. Viserys’ Tod ist nicht nur eine Tragödie, sondern auch schwarze Ironie: Ausgerechnet mit seinen schmerz benebelten, letzten Worten an Königin Alicient erschafft er einen Nährboden für den folgenden Bürgerkrieg um die legitime Thronfolge. Noch nie hat man so viel Mitleid für eine Person aus Westeros gehegt, noch nie war eine Charakterentwicklung in diesem Universum besser in Szene gesetzt.

Fazit: 

Der Lord der Gezeiten ist die bisherige Sternstunde der Serie und sagt Lebewohl zu einem der besten Charaktere des Franchises. Doch schafft es die Folge, die Spannung immer weiter vor sich herzuschieben, sodass man als Zuschauer das Gefühl hat, das Größte werde erst noch kommen. Und damit freuen wir uns gemeinsam auf die berühmt berüchtigte neunte Folge und danken Paddy Considine für diese meisterhafte Schauspielleistung.

Bewertung: 9.7

Episode 9: Der Grüne Rat (Original: The Green Council)

Der König ist tot – lang lebe welcher König denn jetzt?

Königin Alicient in einem Szenenbild aus House of the Dragon Episode 9 Der Grüne Rat

Darum geht’s:

Der König ist tot. Alicient ergreift radikale Maßnahmen, um Viserys’ (mutmaßlichen) letzten Wunsch in die Tat umzusetzen: Aegon die Krone zu geben. Hierfür muss sie jedoch Rhaenerys’ Fürsprecher aushebeln.

Kritik: 

Die berühmte neunte Folge. Game of Thrones war dafür bekannt, die vorletzte Episode einer Staffel in ein Highlight zu verwandeln. Glückt das auch House of the Dragon mit Der Grüne Rat?

Ja und nein. Einerseits schaltet Der Grüne Rat in einen höheren Gang, indem das Erzähltempo angezogen und die Größe der Ereignisse aufgepustet wird, doch andererseits erreicht diese Folge nicht die dramaturgische Perfektion einiger vorherigen Folgen. Grund dafür ist sicherlich der Ausstieg von Paddy Considine als König Viserys.

Was diese Folge besonders macht, ist die gleichzeitig klaustrophobische und agoraphobische Inszenierung des Roten Bergfrieds und der Drachengrube. Schattige Korridore, tiefe Innenhöfe, überirdische Hallen: So stimmungsvoll haben wir den Hof noch nie erlebt.

Das Erzähltempo bleibt hoch, aber relativ konstant. Man widmet sich hauptsächlich der Suche nach Prinz Aegon. Mysaria, aka “Der Weiße Wurm”, bekommt dabei mehr Macht im Gesamtgefüge des Charakterstabs zugesprochen. Ihre Präsenz und ihr Akzent bringt eine ähnliche Mystik in die Geschichte wie die roten Priesterinnen aus Game of Thrones; eine willkommene Abwechslung in den sonst sehr scharf gezeichneten Charakteren der Adelsfamilien.

Aegons Krönung zum neuen König wird mit Größe inszeniert. Ihr Widerspruch zu Aegons kleiner Motivation, überhaupt König zu werden, erschafft einen spannenden Widerspruch; quasi ein Gegenentwurf zum typischen Klischee des Fantasy-Franchises, dass eine großzeremonielle Krönung eines neuen Königs auch große Intentionen hervorbringt.

Zum Ende erwartet uns ein seichter Schocker: Prinzessin Rhaenys crasht die Party so wortwörtlich wie vielleicht noch nie zuvor in der Film- und Seriengeschichte. Nach außen ist es der größte und dramatischste Moment der Staffel; nach innen haben mich jedoch die letzten Szenen mit König Viserys mehr berührt.

Fazit: 

Der Grüne Rat erfüllt seinen Zweck als neunte Episode und erhöht den Einsatz seiner Charaktere. Zwar erreicht das Spektakel nicht ganz die dramaturgischen Höhen vorheriger Folgen, doch eröffnet diese Folge mit einem Paukenschlag den Tanz der Drachen. Vielleicht kann das Finale noch einmal ein echtes Ausrufezeichen setzen.

Bewertung: 9.0

Episode 10: Die Schwarze Königin (Original: The Black Queen)

Darum geht’s:

Rhaenyra plant sorgfältig ihre nächsten Schritte, um auf die Krönung von König Aegon zu antworten, während Daemon bereits einen Krieg plant und Verbündete in Westeros sichern möchte.

Kritik: 

Der erste Eindruck, der sich bei mir nach dem Vollenden der letzten Episode gelegt hat, war, dass der Rahmen der Geschichte für die erste Staffel perfekt gezogen wurde. Trotz einiger Zeitsprünge wirkt die Staffel wie ein stringenter, straff erzählter Prolog, der aber nichts mit einem langsam Anrollen zu tun hat, sondern Schub gibt wie eine Rakete und uns in die Flughöhe der Drachen befördert. Der Tanz kann beginnen!

Mal wieder sehen wir eine Horror-Geburt – dieses Mal eine Fehlgeburt von Rhaenyra – und sie wird sogar noch drastischer dargestellt als die Vorherigen. Geburten sind ein Leitthema dieser Geschichte und scheinen parallel zum blutigen Kriegsgeschehen zu passieren.

Während sich die letzte Folge ausschließlich in Königsmund bewegte, wandeln wir nun durch die Gemäuer von Drachenstein, das eindrucksvoller und düsterer als zuvor inszeniert wurde. Besonders das Erleuchten der großen Tafel kitzelt einen kleinen Wow-Effekt aus jedem Thrones-Fan heraus.

Die Stimmung ist weiterhin klaustrophobisch und wie Damokles’ Schwert droht in jedem Moment ein Unglück. Diese dichte Spannung ist die große Stärke von House of the Dragon und sie sticht in dieser Disziplin sogar ihre Mutterserie aus. In einigen Momenten wirkt das Spin-Off sogar wie eine Verfilmung historischer Ereignisse, bis die Drachen einen daran erinnren, dass wir uns im High-Fantasy-Segment bewegen.

Die visuellen Effekte – also hauptsächlich die Drachen  – sehen in Die Schwarze Königin besonders gut aus. Ein großartiges Beispiel ist Daemons Konfrontation mit Vermithor, die durch Kameraarbeit, Beleuchtung und viel Feuer die wahre Übermacht der Drachen für uns Zuschauer spürbar macht.

Höhepunkt der Folge ist die Verfolgungsjagd zwischen Aemond und Luke auf Drachenrücken. Bisher wurden in beiden Serien die Drachenflüge etwas romantisiert dargestellt, ähnlich wie Harrys Flug auf dem Hippogreif aus Harry Potter, doch in dieser Folge sehen wir, was es wirklich bedeutet, mit einem fliegenden Monstrum durch Wind und Wetter zu fliegen.

Nicht nur sieht diese Actionszene verdammt gut aus, sie ist auch mit einer packenden Endzeit-Spannung ausgestattet. Das Ende des Friedens naht und dieses dramatische Ereignis wird der Auslöser sein. Der Umstand, dass Lukes Tötung auf einem Unfall basiert, macht die ganze Situation noch dramatischer und uneindeutiger. So, wie es sich eben für das Franchise gehört.

Fazit: 

Die Schwarze Königin ist ein mehr als gelungenes Finale für eine großartige erste Staffel. Das Verlangen nach Staffel 2 erscheint untragbar. Im Gegensatz zu Die Ringe der Macht hat dieses Finale also alles geleistet, was eine letzte Folge leisten muss und gleichzeitig die Dramatik auf ein nächstes Level gehievt. Die letzten Momente der Folge sind Gänsehaut pur und verabschieden uns in die große Staffelpause mit Adrenalin und Herzklopfen.

Bewertung: 9.5

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Fazit

9.2/10
Meisterwerk
Community-Rating: (25 Votes)
Die Erben der Drachen 9.2/10
Der Prinzrebell 9/10
Der Zweite Seines Namens 9.3/10
Der König der Meerenge 9.4/10
Wir erleuchten den Weg 9.3/10
Die Prinzessin und die Königin 8.2/10
Der Lord der Gezeiten 9.7/10
Der Grüne Rat 9/10
Die Schwarze Königin 9.5/10
Details:

House of the Dragon ist wohl die größte Rehabilitierung eines Franchises in der Film- und Seriengeschichte. Staffel 1 ist mehr als eine perfekte Einführung in das Prequel, es ist eine potente Show voller großartiger Charaktere und Dialoge, emotionaler Pay-Offs und bewegenden Momenten. Die Staffel ist aus qualitativer Sicht den besten Staffeln aus Game of Thrones ebenbürtig, in einigen Disziplinen sogar überlegen, wie zum Beispiel der brennende Fokus auf das Wesentliche. Staffel 2 kann nicht schnell genug kommen.

Artikel vom 26. Oktober 2022

7 Kommentare
  1. Claudie
    Claudie sagte:

    Schwache Charaktere, übereilte Handlungen und prinzipiell keine Sympathieträger. Mit GoT absolut nicht zu vergleichen und qualitativ Meilen dahinter.

    Antworten
  2. Yanuncay
    Yanuncay sagte:

    Beeindruckend und für GOT Fans sicher ein must see, definitiv besser als die finale Staffel der Hauptserie. Mich haben allerdings die inflationären Geburtsszenen gestört, das ist Effekthascherei und muss nicht 3 Mal so explizit dargestellt werden.

    Antworten
  3. NPC
    NPC sagte:

    Auch wenn ich ein Freund des Feminismus bin, man kann hier sehr schön verfolgen, wie zwanghaft herbeigeführte Fokussierung auf Geburt, gleich danach ´´die starke Frau vor versammeltem Rat´´ + quälendes Geburtengeschrei untermalend in gefühlt mind 1/8 der Serie, weist hier auf die Weiblichen Hürden hin, die ´´Man sich nicht vorstellen kann. Gedanke ja, Umsetzung: ej cringe! Zusätzlich enttäuscht von permanenter CGI Augenwischerei, dass man alles so “kompakt“und “nich ablenkend“ benennt; ist nur ein schönerer Ausdruck um mager, hintergrundslos, unfähig einen soliden Aufbau zu schaffen ohne die Charakterentwicklung nachvollziehbar und familiär zum miterleben zu gestalten, hier wird stumpf frontal erzählt. Ca 10 Jahre steht zwischen den Zeitsprüngen hier alles still und man presst aufs äusserste jedes Detail lieblos in den Zeitabschnitt der verfilmt wird. Somit verlieren die entscheidenden Punkte und Szenen an Gewicht, keine Gänsehaut, kein Ahaeffekt, kein mitfiebern.. weil jeder hier angst hat nicht hyped zu sein und damit schlechte Presse zu ernten.. mal ehrlich… GOT das ist miterLEBEN, got ist. n stumpfes jump n run.

    Antworten
    • Keyvan Azh
      Keyvan Azh sagte:

      Ich stimme dir zu, dass das Thema Geburt zu oft ausgetreten wird; es hätte auch die erste Geburt gereicht, um das Problem darzustellen. Dass die Zeitsprünge das Erlebnis der Serie so stark einschränken sollen, kann ich jedoch nicht nachvollziehen. Es ist eine völlig andere Erzählweise als GoT sie verfolgt hat und erinnert mehr an eine Chronik als an eine Romanadaption. Das wertet die Serie nicht prinzipiell ab. Viele große und gute Serien erzählen ihre Geschichte auf diese Weise. Dass die meisten Fans dennoch mitfiebern konnten, beweist viel mehr, dass es wohl schlicht und einfach Geschmackssache ist. Angst davor, schlechte Presse zu ernten, haben wir als Kritiken-Seite absolut nicht.

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  4. Tuttberg
    Tuttberg sagte:

    Was für eine schwache Serie. 6 Folgen habe ich mich durchgequält, aber ich halte es nicht mehr aus. Obwohl ich ein großer GOT Fan bin und mich sehr auf das Prequel gefreut habe, wurden meine Hoffnungen zerstört. In dieser ursprünglich so politisch unkorrekten Serie, steht dieses Machwerk voll im Dienste der gegenderten, people of colour Ideologie. Starke Frauen, die scheinbar ständig gebären, schwache Männer oder dumpfe Prügelknaben, die sich scheinbar sinnlos, ganz nebenbei immer wieder Mal den Schädel einschlagen. Zeit- Ort- und Charaktersprünge scheinen die Serie zu prägen und aus ihr eine langweilige und trotzdem wirre Fantasy- Telenovela zu machen. Schade, das war nix!

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