7.4/10

Kritik: Feinde – Hostiles

BLUTIGER WEG ZUR VERSÖHNUNG

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Genres: Abenteuer, Drama, Western, Startdatum: 31.05.2018

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Mit ‘Feinde – Hostiles’ weicht Regisseur Scott Cooper vom klassischen Western ab und inszeniert stattdessen einen melancholischen, düsteren und bedauernswert realen Teil der amerikanischen Geschichte. Doch wie genau geht Scott Cooper mit den Themen Freunde und Feinde in der amerikanischen Nachkriegszeit um? Mehr dazu in folgender Kritik.

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#FantasyFanatic #Comicserien #AfterCredit

Darum geht’s

Amerikas düstere Vergangenheit – Im Jahr 1892 ist Captain Joseph J. Blocker (Christian Bale) bereits ein eingesessener Kriegsveteran. Er hat gegen unzählige “Indianer” gekämpft und dabei viele treue Kameraden verloren, weshalb er einen brennenden Hass gegen eben jene verspürt. Umso erzürnter ist er, als sein letzter Befehl jener ist, den sterbenden Häuptling Yellow Hawk (Wes Studi) und dessen Familie von New Mexiko nach Montana in ihr heiliges Stammesgebiet zu eskortieren. Beide begegnen sich mit gegenseitiger Verachtung, denn beide sind bereits in blutigen Konfrontationen aneinandergeraten. Mit einem kleinen Trupp macht sich Blocker widerwillig auf die lange Reise.

Die Situation wird noch weiter erschwert, als sie auf die traumatisierte Rosalee Quaid (Rosamund Pike) treffen, deren Familie von Komantschen umgebracht wurde. Sofort macht sich die Truppe in Alarmbereitschaft doch sie stellen sehr bald fest, dass die Komantschen nicht die einzigen Feinde in diesen feindlichen Gebieten sind. Der gemeinsame Kampf ums Überleben weckt jedoch die Hoffnung auf Versöhnung innerhalb der Gruppe.

„Die amerikanische Seele ist in ihrer Essenz hart, isoliert, stoisch und mörderisch. Sie ist bisher noch niemals aufgetaut.“

David Herbert Lawrence, englischer Schriftsteller

Capt. Joseph J. Blocker (Christian Bale) ist alles andere als begeistert von der symbolischen Geste der Versöhnung.

Christian Bale als Capt. Joseph J. Blocker in Hostiles - Feinde

Geschichten des Hasses

Im Gegensatz zur damaligen Romantisierung durch klassische Western-Streifen, ist die amerikanische Geschichte geprägt von Gewalt und Rassismus. Die europäischen Einsiedler haben die Ureinwohner als Wilde betrachtet und vertrieben, was zu Jahrhunderten der blutigen Auseinandersetzungen führte. Die Handlung von Feinde – Hostiles spielt in der Zeit nach dem Bürgerkrieg als die ersten Versuche der Versöhnung stattfanden. Doch gerade die vom Krieg gezeichneten haben weniger optimistische Einstellungen gegenüber dieser Haltung. Vor allem Captain Blocker gibt seine Motive und seine Erfahrung durch seine Vergangenheit in Form von Erzählungen wieder, so auch seine Verachtung gegenüber Yellow Hawk.

Die Lage ist angespannt. Blocker und Yellow Hawk (Wes Studi) sind schon mehrfach brutal aufeinander gestoßen.

Christian Bale und Wes Studi in Hostiles - Feinde

Zum einem könnte man hier einwerfen, dass man die Konflikte erzählt, statt sie wirklich zu zeigen, was anfangs noch zu einer geringeren Charakterbindung führt. Sowieso gilt immer noch “Show, don’t tell”. Doch bei näherer Betrachtung fällt auf, das dies der richtige Ton ist, um diese Geschichte zu erzählen. Denn die Handlung ist geradlinig und folgt einem langsamen und konstanten Tempo bei dem beispielsweise Rückblenden fehl am Platz wären. Zudem erscheinen die Erzählungen wie Relikte aus vergangener Zeit, die sich in das Gedächtnis gegraben haben, aber langsam zu verfremden drohen. Eine bedachte Entscheidung, die zum Western-Stil beiträgt.

Feinde, Feinde, überall Feinde

Es geht um Feindschaften – das weiß man schon, ohne den Film gesehen zu haben. Und tatsächlich geht der Film die Extrameile, um zu verdeutlichen, dass die Feinde von allem Seiten kommen. Bereits die ersten zwei Szenen zeigen jeweils die Brutalität von Indianern und Weißen gegen jeweils den anderen. Und tatsächlich wird die Truppe von allen möglichen Feinden konfrontiert, ohne dass die Story sich auf eine Seite stellt. Komantschen, weiße Wilde, Kriegsverbrecher – auf alle Überbleibsel der blutigen Vergangenheit Amerikas wird Bezug genommen, um zu zeigen: Ja, auf beiden Seiten gibt es Monster, unabhängig der Herkunft und der Motivation. Feinde – Hostiles versucht, so objektiv wie möglich zu sein.

Dass sich Regisseur Cooper nach Versöhnung sehnt und ein Statement gegen Hass und Engstirnigkeit macht ist klar ersichtlich. Dennoch muss man einwerfen, dass er den Fokus zu sehr auf den Feinde-Aspekt legt – als würde allein der “gemeinsame Feind” die Zusammenarbeit zwischen Blocker und Yellow Hawk initiieren, statt dass sich die beiden auch ohne einen neuen Bösewicht näher kommen. Der Versöhnungsprozess wirkt zu schnell und zu plötzlich. Dabei ist die Story fokussiert und stellenweise arg langgezogen – man verschenkt jedoch zu oft die Möglichkeit, interessante Dialoge und Interaktion zwischen Militär und Ureinwohnern zu entwickeln. Auch ein paar mehr Konfrontationen hätten da nicht geschadet. Stattdessen sieht man die Charaktere zu oft einfach durch die Prärie reiten.

Emotionaler Western

Zurecht erwartet man bei einem modernden Western eine ordentliche Menge Stoizismus und Gefasstheit. Und tatsächlich bekommen wir diese (weniger überraschend) vor allem von Wes Studi als Yellow Hawk, der als stolzer Häuptling eine zurückhaltende, aber nicht minder eindrucksvolle Performance darbietet. Deutlich ausdrucksstärker sind da schon die anderen Hauptcharaktere: Christian Bale als verbitterter aber vernünftiger Kriegsheld überzeugt mit einer gefassten und dennoch wilden Darstellung, dessen intensivere Momente durch die vielen ruhigeren Dialoge noch stärker wirken. Die meisten Emotionen investiert jedoch Rosamund Pike, die als traumatisierte Witwe den extremen Wechsel zwischen Schock, Trauer und Wut verkörpert, dabei allerdings nicht ins Overacting abdriftet.

Grundsätzlich hat Feinde – Hostiles für das Genreverhältnis einen überraschend emotionalen Ton. Die Reisenden verbringen viele ruhige Momente miteinander und machen meist in Monologen ihre Ansichten und Motivationen den anderen klar, statt alles der Deutung zu überlassen. Allerdings hätte man sich auch hier an ein paar Stellen mehr Subtilität gewünscht, an denen die Charaktere durch Schweigen oder durch entsprechende Handlungen ihre Standpunkte darstellen, geschweige denn aus dem Subtext von Dialogen, statt sie offen auszusprechen.

Präriemarsch

Kommen wir gleich zum Punkt – dieser Western sieht einfach bemerkenswert aus. Es geht über Täler und Wälder während die Truppe entschlossen ihre Mission fortsetzt. Hier ist das langsame Tempo klar als Vorteil zu werten, denn wir bekommen sehr atmosphärische Einblicke in die Prärie.

Das Geleit durch die wilde Prärie.

Reiter vor untergehender Sonne in Hostiles Feinde

Vor allem bemerkenswert ist es, wenn sich Tag und Nacht von einem Augenblick in den nächsten abwechseln und die Reise dynamisch in all ihren Facetten demonstriert. Ein lebendiger Road-Trip durch die amerikanische Wildnis.

Fazit

7.4/10
Ordentlich
Community-Rating:
Handlung 6.5/10
Spannung 6.5/10
Schauspiel 8/10
Emotionen 7.5/10
Atmosphäre 8.5/10

‘Feinde – Hostiles’ präsentiert die Kehrseite des Nachkriegs-Westerns

Mit Feinde – Hostiles schafft es Regisseur Cooper, die Handlung eines modernen Westerns mit den Stilmitteln eines klassischen Westerns zu kombinieren. Statt mit dem Western-Genre auf neue und unkonventionelle Weise zu experimentieren, bleibt Cooper der klassischen Erzählweise treu und präsentiert eine langsame und erstaunlich emotionale Geschichte. Trotz gelegentlicher Spannungseinbrüche und der unterentwickelten, vorhersehbaren Prämisse, versprüht der Film ein kleines Fünkchen Kino-Nostalgie.

Artikel vom 2. Juni 2018

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